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Mittwoch, 8. April 2015

Gewinnspiel: Stealing Sheep "Not Real"

Eins der am heißesten diskutierten Themen innerhalb der Musikbrache dürfte aktuell wohl die Rolle der Frau in eben dieser darstellen – nicht zuletzt ausgelöst durch Björks Interview mit Pitchfork, in dem die Isländerin kritisierte, dass ihren Geschlechtsgenossinnen kaum zugetraut werde, die Regler eines Mischpults bedienen, geschweige denn ein Album produzieren zu können. Umso spannender ist es, im Rahmen dieser Debatte Bands wie das britische Trio Stealing Sheep zu beobachten, das sein neues Album „Not Real“ nahezu im Alleingang auf die Beine gestellt hat. Selbstbewusst, klangvernarrt und absolut professionell. Nachdem ihnen ihr Debüt „Into The Diamond Sun“ allerlei Aufwind verschaffen konnte, nutzten die drei Damen diesen, um zum den Flug über die Menge an Newcomerkollegen anzusetzen, die nach einem erfolgreichen Erstlingswerk schnell wieder in der Versenkung verschwunden sind. Doch verließen sich Stealing Sheep dabei keineswegs auf das altbewährte Erfolgsrezept, Krautrockelemente mit Indiepop und Folk zu kombinieren. Nein, die Britinnen hatte die Experimentierwut gepackt, wovon „Not Real“ in jedweder Hinsicht profitieren konnte.


Synthiepop aus den Achtzigern und Exotika aus den Fünfzigern sind die Grundzutaten für die zehn Songs auf der neuen Platte von Stealing Sheep. Mit einer nahezu beeindruckenden Konsequenz bewegen sich die Ladies, die schon im Vorprogramm von alt-J und St. Vincent zu bewundern waren, innerhalb jener selbst gesteckten Grenzen und schaffen es doch gleichzeitig, einen extrem originellen Gesamteindruck zu hinterlassen. Sei es der von Drumbeats angeheizte Opener „Sequence“, das wirklich grandiose „Apparition“ oder das fiebrige „This Time“ – Stealing Sheep kreieren auf „Not Real“ einen phänomenalen Sound, der von der ersten bis zur letzten Note funktioniert. Es hat schon fast etwas von postmodernen, Lippenstift und Rouge tragenden Squaws, wenn Becky Hawley, Emily Lansley und Lucy Mercer, mit ihren Gesängen durch Stücke wie „Greed“ und „Love“ jagen oder ihre Gedanken in dem zum Ende hin tonal völlig verwässerten „Evolve And Expand“ ertränken. „Not Real“ zeigt, was Pop kann, wenn er mit Freude und Passion betrieben wird. Selten hat eine derart bunte Platte, das künstlerische Niveau auf ganzer Linie so hoch halten können.



Um abschließend ein CD-Exemplar von Stealing Sheeps "Not Real", das uns Cooperative Music (PIAS) zur Verfügung gestellt hat, zu ergattern, könnt ihr wie folgt an der entsprechenden Verlosung teilnehmen.

Möglichkeit 1: Liket unsere Facebookseite und das dort befindliche Gewinnspielfoto. Jede weitere Auseinandersetzung mit dem Foto (Öffentliches Teilen oder Kommentieren) führt dazu, dass euer Name ein weiteres Mal in die entsprechende Lostrommel gelangt.

Möglichkeit 2: Schickt uns eine Mail mit dem Betreff "Stealing Sheep" an kontakt.ehin@gmail.com. (Dies dürft ihr auch tun, wenn ihr bereits über Facebook mitgemacht habt.)

Teilnahmeschluss ist der kommende Montag, der 13.04.2015.
Die Ermittlung des Gewinners erfolgt per Zufall.
Wir verschicken die Preise nur innerhalb Deutschlands und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Viel Erfolg!

Weitere Infos zu Steeling Sheep gibt es hier:
Offizielle Website | Facebookseite | SoundcloudYoutube-Channel

Mittwoch, 18. März 2015

Gewinnspiel: Lovebyrd "Lovebyrd EP"

Durch ein Kaleidoskop betrachtet, erscheinen viele sperrige Angelegenheiten oft wesentlich klarer, als man zuvor vielleicht vermutet hätte. Chaos weicht da schnell einem Rausch von Symmetrie, verquere Gedanken indes einer strukturierten Gelassenheit. Wer nun aber keins dieser skurrilen optischen Geräte zur Hand hat, der sollte es stattdessen eventuell mal mit der Musik des saarländischen Duos Lovebyrd probieren. Nicht minder psychedelisch und von bunten Farben durchzogen wirkt nämlich das, was Stefanie Krauth und Mark Wernet in ihren heimischen vier Wänden zusammenschustern und auf Kassette - ja, richtig gelesen - bringen. Noch bevor dieses Jahr ihr erstes Album erscheinen wird, zelebrieren Lovebyrd die nun schon etwas zurückliegende Veröffentlichung ihrer ersten EP.

Es ist ein Soundtrack zum Mandalasmalen, einer, mit dem es sich ganz hervorragend durch den heimischen Vorgarten tanzen lässt, während die nackten Füße den Rasen berühren und einem die Sonne auf den Kopf scheint. Die fünf Stücke der Lovebyrd EP sind unbeschwert, authentisch und handgemacht. Hier und da knarren die Gitarren vielleicht einen Mü zu laut oder droht sich die markante Stimme von Sängerin Stefanie in einem dichten Nebel aus klimpernden Klangmustern zu verlieren - doch genau davon leben die Stücke, die Namen wie "Spinning Around" oder "Shot From The Sun" tragen. Als kratzige Gegenentwürfe zu den sonst oft glatten Produktionen vieler anderer Künstler können Lovebyrds Songs durch kleine Makel glänzen. Und ein wenig Reibung hat ja bekanntlich noch nie geschadet.



Um abschließend eine von zwei Kassetten der "Lovebyrd EP", die uns Ongakubaka Records zur Verfügung gestellt hat, sowie ein Button-Set zu ergattern, könnt ihr wie folgt an der entsprechenden Verlosung teilnehmen.

Möglichkeit 1: Liket unsere Facebookseite und das dort befindliche Gewinnspielfoto. Jede weitere Auseinandersetzung mit dem Foto (Öffentliches Teilen oder Kommentieren) führt dazu, dass euer Name ein weiteres Mal in die entsprechende Lostrommel gelangt.

Möglichkeit 2: Schickt uns eine Mail mit dem Betreff "Lovebyrd" an kontakt.ehin@gmail.com. (Dies dürft ihr auch tun, wenn ihr bereits über Facebook mitgemacht habt.)

Teilnahmeschluss ist der kommende Sonntag, der 22.03.2015.
Die Ermittlung des Gewinners erfolgt per Zufall.
Wir verschicken die Preise nur innerhalb Deutschlands und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Viel Erfolg!

Weitere Infos zu Lovebyrd gibt es hier:
Offizielle Website | Facebookseite | Bandcamp

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Gewinnspiel: Alex Highton "Nobody Knows Anything"

© by Frank Van Delft
Vor einigen Tagen stellte "Einen hab ich noch..." das neue Album von Alex Highton vor. Auf diesem geht der bärtige Brite neue und sehr imposante akustische Wege. Heute verlosen wir "Nobody Knows Anything".

Um eins von zwei handsignierten CD-Exemplaren der Platte zu ergattern, könnt ihr wie folgt an der entsprechenden Verlosung teilnehmen.

Möglichkeit 1: Liket unsere Facebookseite und das dort befindliche Gewinnspielfoto. Jede weitere Auseinandersetzung mit dem Foto (Öffentliches Teilen oder Kommentieren) führt dazu, dass euer Name ein weiteres Mal in die entsprechende Lostrommel gelangt.
 

Möglichkeit 2: Schickt uns eine Mail mit dem Betreff "Alex Highton" an kontakt.ehin@gmail.com. (Dies dürft ihr auch tun, wenn ihr bereits über Facebook mitgemacht habt.)
 

Teilnahmeschluss ist der kommende Sonntag, der 27.10.2014. Die Ermittlung des Gewinners erfolgt per Zufall. Wir verschicken die Preise nur innerhalb Deutschlands und der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Erfolg!
 

Weitere Infos zu Alex Highton und "Nobody Knows Anything" gibt es hier:  
Offizielle Website | Facebookseite | Soundcloud-Account

Freitag, 17. Oktober 2014

Album-Vorstellung: New Build "Pour It On"

© by Sunday Best
Etwas Neues zu erbauen bedarf Mut, Kraft und einer Vision. Al Doyle, Felix Martin und Tom Hopkins scheinen all diese Dinge bedacht zu haben, als sie sich 2011 dazu entscheiden, das Projekt New Build zu gründen. Fern dessen, was sie erfolgreich gemacht hat - und das bedeutet vor allem in Doyles und Martins Fall die Band Hot Chip - wagen sich die drei Musiker dabei auf eine ungewisse Reise, die sie schließlich zu der Produktion des Debütalbums "Yesterday Was Lived And Lost" (2012) führt. Trotz Beat-Finesse und Synthieverspieltheit will es der Platte jedoch nicht gelingen, an die Komplexität anderer Indietronica-Künstler anzuschließen und so bleibt sie im allgemeinen Wettbewerb sogar fast ein wenig auf der Strecke liegen. Was hilft da? Aufstehen, weitermachen und das Tempo anziehen! Und genau das tun New Build nun auf ihrem Zweitwerk "Pour It On".


"The Sunlight" setzt den Startpunkt für "Pour It On" und mausert sich binnen kürzester Zeit vom verträumten Electroliebelein zur psychedelisch-aufgeheizten Hymne. Im Anschluss beschleunigen Stücke wie "Look In Vain", "Your Arrival" oder "Strange Network" den Puls und bedienen sich des Erfolgsrezepts, das bereits bei Kompositionen von Acts wie Hercules and Love Affair oder John Grant zu Begeisterungsstürmen aufseiten all der musikalischen Punktrichter führen konnte. Mit zehn Titeln ist "Pour It On" deutlich kürzer als sein Vorgänger "Yesterday Was Lived And Lost" und verliert sich somit auch nicht in der Fülle der aneinandergereihten Tracks. Fokussierter und spitzer wirken Stücke wie "Luminous Freedom" oder "Different Kind", das durch einen ihm zugrunde liegenden Neunziger-Gamesound überrascht. Auf der Zielgeraden sorgt dann die wirklich schöne Ballade "Witness" noch für einen kurzen Verschnaufer, bevor das titelgebende "Pour It On" zum euphorischen Klangfeuerwerk ansetzt. New Build haben an den richtigen Reglern gedreht und mit "Pour It On" ein starkes zweites Album produziert.



Freitag, 10. Oktober 2014

Album-Vorstellung: Alex Highton "Nobody Knows Anything"

© by Frank Van Delft
Diese Briten - sie sind schon ein wahrhaft interessantes Völkchen. Und vor allem einer unter ihnen: Mr. Alex Highton. Der bärtige Musiker veröffentlichte sein Debütalbum "Woodditton Wives Club" im Alter von 37 Jahren. Ist das nun spät für ein Erstlingswerk? Es kommt halt ganz darauf an, was man von einem solchen erwartet. Soll dieses jung, vital und ungestüm sein oder darf auch eine gewisse Reflektiertheit und Erfahrung nicht fehlen? Alex Highton hat sein Leben in vollen Zügen genossen, ist Irrwegen gefolgt, gelangte auf diesen zu wichtigen Erkenntnissen und ist irgendwann genau da angekommen, wo er heute steht.
"Generell denken Leute oft, man kann nicht gut sein, wenn man es in einem gewissen Alter noch nicht an einen bestimmten Punkt geschafft hat. Nur verlief das bei mir eben anders. In meinen Zwanzigern war ich nicht in der Lage, Songs zu schreiben. Mit Anfang dreißig bekam ich dann Kinder, was wiederum nicht zu dem verrückten Alltag eines Musikers gepasst hätte. Immerhin musst du auch dafür sorgen, dass jeden Tag Essen auf den Tisch kommt. Also fing ich erst spät mit allem an. Ich hoffe nur, dass die Tatsache, dass ich jetzt 39 bin, niemanden daran hindern wird, in meine Musik zu investieren."  

Diese Sorge darf man Alex Highton wohl getrost nehmen. Nachdem "Woodditton Wives Club" noch als feinfühlige Hommage an das Landleben fungierte, die auf liebevoll inszenierten Gitarrenarrangements gründete, überzeugt der Nachfolger "Nobody Knows Anything"  durch ein wesentlich breiteres akustisches Spektrum. "You Don't Own This Life", der Opener auf "Nobody Knows Anything", schafft es beispielsweise, an die Ästhetik älterer Tracks des Songwriters anzuknüpfen und doch gleichzeitig auch in neue auditive Richtungen zu deuten. Und genau diese lassen sich dann bei "It Falls Together", einem sehr munteren und zuversichtlichen Stück, oder dem elektrifizierten "Panic" finden. Während des Schreibens und Komponierens seiner neuen Platte scheint Alex Highton alle Ängste abgelegt zu haben, sich tonal einmal richtig auszutoben. Vielfältig, gereift und sehr auf den Punkt klingen in der Folge die 13 Tracks auf "Nobody Knows Anything". Ob das herrliche Duett "Kills", "Sunlight Burns Your Skin", das hier und da ein wenig an Sufjan Stevens erinnert, das verschmitzte "Fear" oder das von Tragik umspielte "Somebody Must Know Anything" - Alex Highton stürzt sich wagemutig in ausladende Kompositionen und zeigt, dass er diese auch zu beherrschen weiß. Erfährt man dann abschließend die Fulminanz des titelgebenden "Nobody Knows Anything" stellt sich maximal noch die Frage danach, ob ein 18-Jähriger das denn auch hinbekommen hätte.



Freitag, 26. September 2014

EP-Vorstellung: Cancer "Ragazzi"

Zum ersten Mal trafen sich Nikolaj Manuel Vonsild und Kristian Finne Kristensen am Flughafen von Oslo. Nachdem beide unabhängig voneinander auf demselben Festival performt hatten, endeten sie irgendwann in der Abflughalle des Airports, wo sie darauf warteten, zurück nach Hause fliegen zu können. Der Frontmann der Band When Saints Go Machine und das Gesicht hinter dem Projekt Chorus Grant wechselten nur wenige Worte an diesem Tag, obwohl sie Stunden lang Seite an Seite gesessen hatten. Irgendwann später führte es die Herren dann aber erneut zusammen und sie begannen, mehr und mehr Zeit miteinander zu verbringen. Wie es bei Musikern so üblich ist, blieb es dabei jedoch nicht bei einem kühlen Bier oder einem Gespräch über die Eigenheiten des Wetters. Schnell wurden Mikrofone und Instrumente hervorgekramt, um ein wenig mit Sounds herumexperimentieren zu können. Natürlich ganz unverfänglich, planlos und ohne ein genaues Ziel vor den Augen zu haben. Dass die dabei entstandenen Skizzen jedoch nicht einfach wieder verworfen werden würden, hätte Vonsild und Kristensen wohl klar sein können.

Im Dezember des letzten Jahres fanden sich die Männer folgerichtig in einem Studio in Kopenhagen ein und begannen, ihre tonalen Entwürfe weiterzuentwickeln. Die EP "Ragazzi" ist schließlich das Produkt dreier Tage, innerhalb derer sich Kristensen und Vonsild ganz auf die Neugier verließen, herausfinden zu wollen, wohin ein einzelner Riff, eine unfertige Melodie oder ein kryptischer Wortfetzen sie führen könnte. Als Cancer präsentiert das Duo die Auswüchse dessen nun erstmals digital und auf Vinyl. "Age of Pinballs", das Eröffnungsstück der "Ragazzi"-EP, vereint warme Folkeinflüsse mit starren Electroparts und stellt damit gleich zu Anfang klar, dass Cancers Klangkosmos wohl eher diffus als sternenklar sein dürfte. Desweiteren treffen Vonsilds androgyne Falsettgesänge, für die der Sänger von jeher bekannt ist, auf die etwas kräftigere Stimme Kristensens, was zu einer Art Erdung führt. "FKA IP" zelebriert derweil eine akustische Ästhetik, die man sonst vielleicht Pink Floyd hätte zuschreiben wollen. Nicht minder hartnäckig, was das Aufbrechen gängiger Liedstrukturen betrifft, zeigen sich auch "Same Color As Digital Photography", das kühle "Hunting Large Cats From Helicopter" oder "Body On The Bones". "Hot Snake Dead Boy" - man muss hir noch kurz anmerken, dass alle Titel völlig unabhängig von den Texten der jeweiligen Songs zu sein scheinen - fungiert dann als kleine Nachtmusik und beendet "Ragazzi" mit einem sanften Kuss.
Wenn man erfährt, dass Cancer anstreben, aus ihrem einmaligen Rendez-Vous eine echte Romanze zu entwickeln, stimmt das euphorisch - bietet "Ragazzi" doch einen wunderbaren Gegenentwurf zu all dem uncharismatischen Radiopop.



Freitag, 19. September 2014

Album-Vorstellung: alt-J "This Is All Yours"

© by Laura Coulson
Der Titel des Debüts von alt-J, "An Awesome Wave", darf nachträglich wohl als eine der treffsichersten Prophezeiungen der letzten Jahre verstanden werden, folgte doch auf die Veröffentlichung eben dieser Platte eine wahre Flut an Auszeichnungen und Huldigungen für das Herrenquartett aus Leeds. Nicht zuletzt durfte in diesem Zuge sogar der angesehene Mercury Prize, welcher jährlich für das beste britische Album vergeben wird, mit nach Hause genommen werden. Doch wie geht es weiter nach einem solchen Erfolgswahn? alt-J entschieden sich, nicht lange zu fackeln und den Moment der Euphorie und Erregung zu nutzen, um an einem Nachfolger für "An Awesome Wave" zu arbeiten. Dass dabei ein unheimlicher Druck auf ihren Schultern lasten würde, war der Band von Anfang an bewusst - immerhin warteten bereits Tausende Hörer sehnlichst darauf, mehr von den experimentellen Klängen vernehmen zu dürfen, die alt-J in Songs wie "Tessellate" oder "Breezeblocks" zur Schau gestellt hatten. "This Is All Yours" heißt nun das Zweitwerk des vom Quartett zum Trio geschrumpften Ensembles. Ein Geschenk an die Fans?

Anstatt sich von allerhand Schmeicheleien und Angeboten verführen zu lassen, versuchten alt-J die Bodenhaftung nicht zu verlieren und leisteten sich von ihren Einkünften einzig ein Apartment im Londoner Stadtteil Hackney, um dort an den dreizehn Songs zu tüfteln, die sich nun auf "This Is All Yours" versammeln. Alles beginnt dabei, wie auch schon auf "An Awesome Wave", mit einem recht umfangreichen Intro. Ebenso wie sein Äquivalent versteht es auch der erste Track auf "This Is All Yours", die Gewaltigkeit der ihm zugehörigen Platte einzufangen, zu filtrieren und in seiner Essenz peu à peu freizugeben - als würde man vorsichtig den Vorhang zu einer Bühne lüften, auf der Tiger durch brennende Reifen springen, exotische Tänzerinnen ihre Hüften kreisen lassen und es sich doch gleichzeitig auch jemand auf einer alten Couch gemütlich macht, um Gute-Nacht-Geschichten zu erzählen. "This Is All Yours" lebt von Kontrasten. Mal forsch und ungezügelt und dann wieder dezent und sensibel unterstreichen Stücke wie "Every Other Freckle" oder "Choice Kingdom" die akustische Vielfalt, für die alt-J vielerorts geschätzt werden. Da folgt dann auf ein leichtfüßiges "Warm Foothils", bei dem sich Conor Oberst, Lianne La Havas, Sivu und Marika Hackman als Gastsänger verantwortlich zeigen, auch schon mal ein sich zuspitzendes und von zahlreichen Beats in Szene gesetztes "The Gospel of John Hurt". Neben etlichen Metaphern und Verweisen ist es vor allem der japanische Naturpark Nara, der als Zentrum der Kreativität und Inspiration auf "This Is All Yours" dient ("Arrival In Nara", "Nara", "Leaving Nara"). Doch damit nicht genug - das vor Wochen als rotziger Appetithappen entsendete "Left Hand Free" und das mit einem Sample von Miley Cirus versehene "Hunger of the Pine" überraschen durch innovative Impulse. Wer hätte gedacht, dass alt-J es tatsächlich schaffen würden, an die Genialität ihres zu recht umjubelten Debüts derart gut anzuknüpfen. Wir sind begeistert!




Freitag, 12. September 2014

Album-Vorstellung: The Asteroids Galaxy Tour "Bring Us Together"

© by Susanne Erler
Mit ihren zwei großartigen Alben "Fruit" (2009) und "Out Of Frequency" (2012) im Gepäck zogen Mette Lindberg, Lars Iversen und ihre Kollegen von The Asteroids Galaxy Tour in den letzten Jahren rundum die Welt. Frenetisch wurden die Dänen dabei von Publikum und Kritik zugleich gefeiert, was vor allem an der unsagbaren Live-Präsenz der siebenköpfigen Gruppe liegen dürfte. Schaffen es The Asteroids Galaxy Tour bereits auf ihren Platten regelmäßig, eine unfassbare Energie zu transportieren, ist dies beinahe nichts gegen die Wucht, mit der man auf einer ihrer Shows konfrontiert wird. Sobald ihnen die Scheinwerfer ins Gesicht strahlen, laufen The Asteroids Galaxy Tour zu Hochtouren auf. Umso spannender ist es, wenn man dann erfährt, dass es hinter den Kulissen vor nicht allzu langer Zeit noch ein wenig brodelte. Mette und Lars waren einander etwas überdrüssig geworden, verbrachten sie doch fast 24 Stunden am Tag zusammen. Doch anstatt nun an dieser Schwierigkeit, die wohl viele Bands kennen, zu zerbrechen, wuchsen The Asteroids Galaxy Tour daran, was uns schlussendlich zu der Veröffentlichung von "Bring Us Together" führt.

Erste Sketches für einen Großteil der zehn Songs hatte Soundtüftler Lars noch während ihrer Konzertreisen entworfen. Nachdem er und Mette mit etwas Abstand dann zum gemeinsamen Neustart ansetzten, sprudelten die Ideen nur so aus dem Songwriter-Duo heraus. Ganz beiläufig verabschiedeten sich die beiden Musiker, während ihrer Arbeit an Tracks wie "Navigator" oder "Hurricane", zudem von der Idee fiktionaler Geschichten und Charaktere, die den Stil ihrer früheren Stücke stark beeinflusst hatten, und nahmen bewusst mehr Bezug auf das eigene Leben. Somit ist "Bring Us Together" auch das bisher persönlichste Album von The Asteroids Galaxy Tour. Darüber hinaus sorgen fast schon spacige Passagen, wie man sie zum Beispiel bei "Choke It" um die Ohren geschleudert bekommt, für spannende Akzente in dem sonst recht groovigen Gesamtbild von "Bring Us Together". Hingegen fast schon dem Reggae zugewandt, präsentiert sich die aktuelle Single "My Club". "'My Club' sollte der größte Hit sein dürfen", verrät Mette Lindberg in einem Interview mit Kultmucke und tatsächlich kämpft sich der Song, der stilistisch an Acts wie Santigold erinnert, schnell an die Favoritenspitze und überrascht mit einer hinreißenden Bridge.
Unsere Clubplatte für den Herbst heißt definitiv "Bring Us Together"!



Freitag, 25. Juli 2014

Album-Vorstellung: Treefight For The Sunlight "Pizza"

Treefight For Sunlight
Als sich Morten Winther Nielsen, Mathias Sørensen, Niels Kirk und Christian Rohde Lindinger 2007 als Band im Norden Dänemarks gründeten, wählten sie mit Treefight For Sunlight gleichsam einen Namen, der die Mentalität des Musikbusiness recht gut zusammenfasst. Immerhin geht es auch im Tonträgergeschäft darum, zwischen all den akustischen Nebenbuhlern bestehen zu können, sich nicht unterkriegen zu lassen und es darüber hinaus zu schaffen, von einer breiten Hörerschaft wahrgenommen zu werden. Es ist ein Kampf ums nackte Überleben, wie ihn auch die Bäume eines Waldes bestreiten müssen, bis sie schließlich groß genug sind, um ebenfalls das Sonnenlicht, über dem Blätterdach ihrer Konkurrenten, zu absorbieren. Mit einer verheißungsvollen Mischung aus Indiepop, Psychedelic und Electronica machten Treefight For Sunlight von sich reden, wurden mit Acts wie MGMT oder Fleet Foxes verglichen, und waren doch in der Lage, einen ganz eigenen Sound zu definieren. Dieser manifestierte sich auf dem Debüt "A Collection of Vibrations for Your Skull". Etwas kürzer, was seinen Titel betrifft, präsentiert sich nun das Zweitwerk "Pizza".

"Pizza"
Nachdem "Pizza" in Skandinavien bereits dankend von den zahlreichen Fans der Truppe entgegengenommen wurde, darf sich nun auch der Rest der Welt über die Veröffentlichung von Treefight For Sunlights neuem Album freuen. Dieses erscheint sowohl in digitaler Form, als auch als farbenfrohe und streng-limitierte Picture-Disc, auf Vinyl gepresst, und enthält insgesamt neun Tracks. Vorab hatten unsere Kollegen von Kultmucke bereits die Ehre, das herrlich unkonventionelle Video zum Song "Come Closer" uraufzuführen, welches sich als wunderbarer Vorgeschmack für "Pizza" erwies und die Vorfreude unserer Redaktion auf die Scheibe ins Unermessliche stiegen ließ. Als dann ein Paket aus Kopenhagen eintraf, war das tatsächlich, als hätte da gerade der Pizzabote an der Tür geläutet und die lang ersehnte Mahlzeit vorbeigebracht. Schnell rissen wir den viereckigen Karton auf und fanden darin eine bunt-belegte Scheibe. Ab ging es damit auf den Plattenspieler. Während uns das Wasser im Mund, nein, in den Ohren, nein, an den Fingern... ach egal - während wir also der Nadel dabei zuschauten, wie sie sich langsam in die Spurrillen des schwarzen Goldes vergrub, ertönten bereits die ersten Takte des Intros "Womb Zomb". Mysteriös, fern und verwaschen. Es galt, in eine fremdartige Welt abzutauchen. Und das taten wir nur allzu gern. Treefight For Sunlight besitzen nämlich das große Talent, das Hier und Jetzt komplett vergessen zu machen und den Hörer in ein akustisches Paralleluniversum zu schicken, in dem ganz eigene Regeln gelten. "Somewhere In The Future" beispielsweise verbindet interessante Spielereien, wie an Indianerchöre erinnernde Gesangspassagen, mit blitzenden Synthie-Texturen - und das noch wesentlich ausgereifter und filigraner als bei dem von uns schon hochgelobten "Zaba" der Glass Animals. Ihre ganz persönliche Hommage an Michael Jackson sehen Treefight For Sunlight in dem schwitzig verträumten "Thought Walker", wohingegen sich "Memory Meeting" einem skurrilen Mikrokosmos widmet, in dem kleine Wesen durch die Augen schlafender Menschen kriechen, um deren Träume zu gestalten. Fantasievoll. Im weiteren Verlauf gibt es massive Trommeln bei "A Laugh On The Epitah", auditive Seifenblasen bei "Walking", tanztaugliche Beats bei "Come Closer" und psychedelische Klangteppiche bei "Blueberry Paste". Immer wieder wechseln sich dabei auch die Stimmen der beiden Sänger Morten und Christian ab, wodurch "Pizza", auch auf gesanglicher Ebene, durch eine ungeheure Bandbreite begeistern kann. Das finale "Someone Else" schließt dann, recht gediegen und sanft, ein mehr als großartiges Album, das wir euch wirklich ans Herz legen wollen.