Freitag, 27. Februar 2015

Album-Vorstellung: Sizarr "Nurture"

© by Klein & West / Four Music
Katapultartig überflogen drei Jungs aus Landau in den letzten Jahren die Hürden, an denen manch andere Nachwuchsmusiker oft scheitern. Fabian, Philipp und Marc haben als Sizarr das geschafft, wovon viele ihrer Kollegen kaum zu träumen wagen: Ihr Debütalbum "Psycho Boy Happy" fand gleichermaßen Anklang bei Publikum und Kritikerschaft, es folgten Supportshows für Acts wie die Editors, Vampire Weekend oder Woodkid und auch die eigenen Auftritte wurden zunehmend von größeren Besucherströmen frequentiert. Zudem schwappte der Erfolg des Trios auch über die Grenzen unser Bundesrepublik hinaus, sorgte für Begeisterungswellen in ganz Europa und hinterließ selbst in Übersee Eindruck. Mit ihrem internationalen Sound, einer nahezu unbändigen Energie auf ihren Konzerten und einem gewissen Lausbubencharme konnten Sizarr einen stabilen Grundstein für ihre Karriere legen, auf den sie nun mit ihrem Zweitwerk "Nurture" aufzubauen versuchen.

Es hätte keinen besseren Titel als "Nuture" für Sizarrs zweites Album geben können - bedeutet der Begriff im Englischen doch so viel wie aufziehen, fördern oder entwickeln. Nachdem das Trio noch ganz unbedarft und frei an sein Debüt herangetreten ist, sich bei dessen Entstehung viel Luft zum Atmen ließ und seine Grenzen ausgiebig erkundete, führten Plattenvertrag und der kollektive Druck von außen dazu, dass die Tracks für die neue Platte in wesentlich kürzer Zeit und auch innerhalb eines etwas abgesteckteren Rahmens entstehen mussten. Sobald sich ein gewisser Erfolg einstellt, treten zudem auch gern zahlreiche Versuchungen, meist in Form von opulenten Angeboten, auf den Plan. Sizarr entschieden sich jedoch, ihrer bisherigen Linie treuzubleiben und wenig an der eigenen Arbeitsweise und der Wahl ihrer Kooperationspartner zu ändern. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellt. Hört man die aktuelle Single "Timesick", das von den Achtzigern angehauchte "Slender Gender" oder das fast schon kreischende "Scooter Accident", lässt sich eine neue Vielschichtigkeit und Härte im Schaffen Sizarrs entdecken. Ein satter und mächtiger Sound durchzieht auch die anderen sieben Stücke auf "Nurture". Die naive Leichtigkeit, welche "Psycho Boy Happy" zu einer außergewöhnlichen Platte machte, weicht einer eleganten und pathoslastigen Massivität. Tatsächlich verstärkt sich auch der Eindruck, dass die grinsenden Abiturienten etwas gezähmt worden und zu echten Männern herangewachsen seien. Behutsam und mit dem nötigen Respekt in Bezug auf die eigenen Stärken und Schwächen haben Sizarr ein reifes und nachdenkliches Album erschaffen, welches darüber hinaus einen nicht unwesentlichen Entwicklungsschritt der Band dokumentiert. Erstmals gibt es auf "Nurture" zudem auch ein paar deutsche Wortfetzen zu hören und Songtitel, die mit ihren Lyrics korrespondieren, anstatt vollkommen willkürlich gewählt zu sein, wie es noch bei "Psycho Boy Happy" der Fall war.



Mittwoch, 25. Februar 2015

Gewinnspiel: Sea Change "Breakage"

© by Sibilla Calzolari
Mal rau, mal sanft, mal stürmisch und dann doch wieder ruhig und glatt - das Meer kann vieles sein, nur nicht beherrschbar. Die Faszination des Menschen für das kühle Nass reicht bis in dessen früheste Vergangenheit zurück und lässt sich auch in einer Zeit, die von Technologie und stetigem Fortschritt gekennzeichnet ist, kaum verleugnen. Ein Blick auf die weite See hat einfach etwas Magisches. Das musste auch Ellen A. W. Sunde feststellen, die unter dem Pseudonym Sea Change Musik macht. Bereits lange bevor ein Releasedatum für ihr Debütalbum "Breakage" gefunden war, hatte es die junge Norwegerin schon geschafft, zahlreiche Blogs, Radiosender und Magazine von sich und ihren knisternden, kühlen Synthie-Sounds zu überzeugen.

Insgesamt neun Songs versammeln sich auf "Breakage", dem Erstlingswerk von Sea Change. Auch wenn die Tracks alle demselben akustischen Farbspektrum zu entstammen scheinen, gibt es viele feine Unterschiede, die Stücke wie das von Nebel verhangene "Wooden House", das düstere "Let's Dance" oder das stechende "Knives" akzentuieren und voneinander unabhängig zu machen wissen. Die Tatsache, ein homogenes Album erschaffen zu haben, das gleichzeitig aber auch eine interessante Palette verschiedener Klangfacetten offeriert, stellt sich als die große Stärke Sea Changes heraus. Hinzukommt der markerschütternde Gesang der jungen Songwriterin, der sirenenartig den Verstand des Hörers befällt und ihm in ein süßes Delirium beschert. Jeder Drumbeat, jede Percussion und all die vielen Soundtexturen auf "Breakage" harmonisieren derweil auf geheimnisvolle Art und Weise. "Breakage" ist eine Platte, die im Gedächtnis bleibt und die sehr davon profitiert, wenn man sie aufmerksam, statt nur nebenbei, genießt.



Um abschließend ein CD-Exemplar von Sea Changes "Breakage", das uns Nordic By Nature zur Verfügung gestellt hat, zu ergattern, könnt ihr wie folgt an der entsprechenden Verlosung teilnehmen.

Möglichkeit 1: Liket unsere Facebookseite und das dort befindliche Gewinnspielfoto. Jede weitere Auseinandersetzung mit dem Foto (Öffentliches Teilen oder Kommentieren) führt dazu, dass euer Name ein weiteres Mal in die entsprechende Lostrommel gelangt.

Möglichkeit 2: Schickt uns eine Mail mit dem Betreff "Sea Change" an kontakt.ehin@gmail.com. (Dies dürft ihr auch tun, wenn ihr bereits über Facebook mitgemacht habt.)

Teilnahmeschluss ist der kommende Sonntag, der 01.03.2015.
Die Ermittlung des Gewinners erfolgt per Zufall.
Wir verschicken die Preise nur innerhalb Deutschlands und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Viel Erfolg!

Weitere Infos zu Sea Change und "Breakage" gibt es hier:
Offizielle Website | Facebookseite | Youtube-Channel | Soundcloud-Account
 

Freitag, 20. Februar 2015

Album-Vorstellung: Susanne Sundfør "Ten Love Songs"

©  by Sofia Fredricks Sprung
Auch Redaktionen wie die unsere können sich von einer gewissen Subjektivität nicht gänzlich freisprechen. Da kann es schon mal vorkommen, dass Alben von Künstlern angekündigt werden, auf die wir uns wesentlich mehr freuen, als auf andere. Zuletzt war dies der Fall, als gegen Ende 2014 eine Pressemitteilung mit dem Betreff "Susanne Sundfør veröffentlicht 'Ten Love Songs'" in unser Mailpostfach flatterte. Was haben uns die bisherigen Platten der Norwegerin, allem voran "The Brothel" (2010) und "The Silicone Veil" (2012), sowie ihre Kooperation mit Röyksopp, M83, Susanna oder Kleerup begeistert? In den letzten Jahren ist Susanne Sundfør zu einer wahren Ikone der nordischen Musikszene aufgestiegen - und das völlig zurecht. Kein Wunder also, dass unsere Erwartungen wie eine Rakete auf Erkundungstour in die Höhe schossen, als wir schließlich "Ten Love Songs" in den Händen halten durften.

Innovationsgeist trifft auf unbändiges Talent - "Ten Love Songs" bietet all das, was man sich von einem großartigen Album erhofft. Auch wenn der Zugang zu den zehn darauf befindlichen Liebesliedern anfangs etwas versperrt zu sein scheint, schätzt man mit jedem neuen Hördurchlauf zunehmend eben diese Eigenschaft an der Platte. Susanne Sundfør fordert ihr Publikum und überrascht es immer dann, wenn es sich in Sicherheit glaubt. Badet das Eröffnungsstück "Darlings" beispielsweise noch ausgiebig im Pathos - begleitet von schweren Synthiemelodien, die an ein Schifferklavier erinnern - hat sich bereits das Folgestück "Accelerate", ganz seinem Titel entsprechend, der unabdingbaren Beschleunigung verschrieben. So geht es mit reißenden Beats und in rasendem Tempo in Richtung der Achtziger, denen auch die Soundästhetik der Vorabsingle "Fade Away" entstammt und die generell sehr federführend auf "Ten Love Songs" zu sein scheinen. Zeit für einen weiteren Bruch. Dieser kommt in Form von "Silencer", einer Nummer wie aus einem Märchen, so romantisch und verspielt stellt sie sich dar. Ganz im Stil ihres Synthie-Melodrams "A Night At Salle Pleyel" beginnt hingegen "Kamikaze", das sich dann aber umgehend auf die Tanzfläche stürzt, im Stroboskoplicht ein paar Runden dreht und schließlich in einem cemalboartigem Nachspiel mündet. Die größte Entwicklung durchläuft allerdings das zehnminütige "Memorial". Von der Ballade hin zur Eighties-Hymne, durchzogen von einem orchestralen Part, der hier und da auch von Philip Glass hätte sein können. Im weiteren Verlauf gibt es dann mit "Delirious" noch ein zündelndes Klangfeuerwerk und "Slowly" entpuppt sich als das absolute Glanzstück auf "Ten Love Songs". Nachdem Susanne Sunfør mit diesen Songs erneut in die neonfarbene Disco-Ära gewandert ist, kehrt "Trust Me" zum Begin der Platte zurück - wirkt schwer und sentimental - und wäre ein perfektes Finale gewesen, wenn da nicht noch das psychedelische "Insects" wäre. Mit diesem auditiven Fiebertraum endet eine Platte, die schon jetzt zu den Hoffnungsträgern dieses Jahres gezählt werden darf.



Mittwoch, 18. Februar 2015

Gewinnspiel: Champs "Vamala"

© by Josh Shiner
Champs als Bandnamen zu wählen, hat auf den ersten Blick etwas Großspuriges - doch was will man machen, wenn der eigene Nachname nun mal Champion lautet? Die Brüder Michael und David Champion fackelten jedenfalls nicht lange, entledigten sich einiger störender Buchstaben, um eine gewisse Knackigkeit auf den Plan zu rufen, und stellten sich auch auf akustischer Ebene ihrem unausweichlichen Schicksal, nämlich Gewinnertypen zu sein. Nachdem ihnen ihr Debütalbum "Down Like Gold" bereits 2014 einen sicheren Stand innerhalb der europäischen Independentszene verschaffen konnte, legen Camps nur wenige Monate später mit "Vamala" ihr Zweitwerk vor. Leidenschaft und eine nicht abebben wollende Kreativwelle müssen dafür verantwortlich gewesen sein, dass Michael und David Champion schon kurz nach Fertigstellung von "Down Like Gold" erneut zu Instrumenten, Papier und Stiften griffen und zwölf Songs eingängige Stücke erschufen, die durch den Produzenten Dimitri Tikovoi ihren letzten Schliff erhielten.

Der seit Wochen nicht mehr aus der Radiolandschaft wegzudenkende Track "Desire" eröffnet "Vamala" und besticht durch eine leichtfüßige Melancholie, die man sonst nur von Bands wie Hot Chip kennt. Nicht zuletzt aufgrund des androgynen Falsettgesangs passen Champs generell recht gut in das Klischee maskuliner britischer Exportschlager, das von Acts wie alt-J oder den Glass Animals kreiert wurde. Was Champs jedoch von ihren Kollegen unterscheidet, ist der Wille, ihr akustisches Spektrum nicht nur in Gegenwart und Zukunft, sondern auch ganz bewusst in der Vergangenheit, wurzeln zu lassen. Da reihen sich dann plötzlich Lagerfeuersongs namens "Forever Upstanding At The Door" oder ""Send Me Down", das ein Backvocal-Gastspiel der wundervollen Karin Park enthält, an modernere Soundexperimente wie "3000 Miles" oder das synthielastige "Down (Alone On The Avenue)". Textlich wandert "Vamala" derweil von Herzschmerzgefühlen und der Fragilität zwischenmenschlicher Beziehungen bis hin zur Liebe für die vor der Südküste Englands gelegene Isle Of Wight, der Heimat der Champions-Brüder ("Blood", "The Balfron Tower").
Als eins der ungewöhnlichsten Songwriter-Alben seit Langem wird "Vamala" zu einer Art Missing Link zwischen der rauen Ehrlichkeit eines Bob Dylan und der sanften Eleganz von Beach House.



 
Um abschließend ein CD-Exemplar von Champs "Vamala", das uns PIAS Germany zur Verfügung gestellt hat, zu ergattern, könnt ihr wie folgt an der entsprechenden Verlosung teilnehmen.

Möglichkeit 1: Liket unsere Facebookseite und das dort befindliche Gewinnspielfoto. Jede weitere Auseinandersetzung mit dem Foto (Öffentliches Teilen oder Kommentieren) führt dazu, dass euer Name ein weiteres Mal in die entsprechende Lostrommel gelangt.

Möglichkeit 2: Schickt uns eine Mail mit dem Betreff "Champs" an kontakt.ehin@gmail.com. (Dies dürft ihr auch tun, wenn ihr bereits über Facebook mitgemacht habt.)

Teilnahmeschluss ist der kommende Sonntag, der 22.02.2015.
Die Ermittlung des Gewinners erfolgt per Zufall.
Wir verschicken die Preise nur innerhalb Deutschlands und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Viel Erfolg!

Weitere Infos zu Champs und "Vamala" gibt es hier:
Offizielle Website | Facebookseite | Youtube-Channel  
 

Freitag, 13. Februar 2015

Album-Vorstellung + Gewinnspiel: Carnival Youth "No Clouds Allowed"

© by Karklina
Nachdem wir schon am Mittwoch das Thema unpopuläre Musiknationen, mit der Vorstellung von KEjNUs "Centillion", gestreift haben, wandern wir mit dem lettischen Quartett Carnival Youth nun erneut in ein nur selten vom öffentlichen Interesse begutachtetes Land - vor allem, wenn es um dessen akustischen Output geht. Die Brüder Edgars und Emīls Kaupers sowie ihre Schulkameraden Roberts Vanags und Aleksis Luriņš gehören zu Lettlands junger Independentelite. Von Riga aus versuchen die vier Jungs, die Welt mit ihren energetischen Melodien zu erobern. Dass ihnen das ganz gut gelingen könnte, haben Carnival Youth bereits mit Auftritten auf dem Reeperbahn Festival, dem Waves Vienna oder einer kleinen Deutschlandtour im November des letzten Jahres bewiesen. Zeit für ein erstes Album und das trägt passenderweise den Namen "No Clouds Allowed".

Zuallererst gilt es, die Gardienen zur Seite zu schieben, das Fenster weit aufzumachen und frische Luft und Licht ins Zimmer zu lassen, denn das sind die Grundlagen, die Carnival Youths Debüt "No Clods Allowed" braucht, um wirken zu können. Des Weiteren hilft es, den Volume-Regler der Anlage bis zum Anschlag nach rechts zu drehen. "Never Have Enough" schreit das Eröffnungsstück der Platte und genau das denkt man sich auch nach den ersten paar Takten dieses vergnüglichen Openers. Was ist das nur für ein unglaublich verheißungsvolles Gefühl, das sich im Magen breitmacht, während innerhalb des Songs folkige Strukturen von rockigeren Elementen angespitzt und zu neuen Höhen geführt werden? Ob im Folgenden das verspielte "Octopus", das mit scheppernden Klavierarrangements und an die Cold War Kids erinnernde "Moonboy" oder das mit Trommelrhythmen und Mundharmonikapassagen aufgeladene "Tree by Tree" - "No Clouds Allowed" zelebriert eine liebevolle Freiheit und bricht mit vielen Konventionen, denen sich Newcomeracts sonst gerne einmal fügen. Carnival Youth sind die Produktion ihrer ersten LP langsam angegangen, haben sich selbst von etlichen Zwängen und Ideologien losgesagt und sind stattdessen bedingungslos ihrem Instinkt gefolgt. Das lässt "No Clouds Allowed" nicht nur unheimlich reif daherkommen, sondern macht Stücke wie "Brown Eyes And All The Rest" oder "Words Like Birds" zu echten Hits.



Um abschließend ein CD-Exemplar von Carnival Youths "No Clouds Allowed", das uns Popup Records zur Verfügung gestellt hat, zu ergattern, könnt ihr wie folgt an der entsprechenden Verlosung teilnehmen.

Möglichkeit 1: Liket unsere Facebookseite und das dort befindliche Gewinnspielfoto. Jede weitere Auseinandersetzung mit dem Foto (Öffentliches Teilen oder Kommentieren) führt dazu, dass euer Name ein weiteres Mal in die entsprechende Lostrommel gelangt.

Möglichkeit 2: Schickt uns eine Mail mit dem Betreff "Carnival Youth" an kontakt.ehin@gmail.com. (Dies dürft ihr auch tun, wenn ihr bereits über Facebook mitgemacht habt.)

Teilnahmeschluss ist der kommende Dienstag, der 17.02.2015.
Die Ermittlung des Gewinners erfolgt per Zufall.
Wir verschicken die Preise nur innerhalb Deutschlands und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Viel Erfolg!

Weitere Infos zu Carnival Youth und "No Clouds Allowed" gibt es hier:
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Mittwoch, 11. Februar 2015

Gewinnspiel: KEjNU "Centillion"

Berge, weite Landschaften, Schokolade, Schnee und ein merkwürdiger Akzent - an diese Dinge würde man vermutlich zu allererst denken, wenn es darum geht, die Schweiz näher zu beschreiben. Doch wie hört sich unser alpines Nachbarland eigentlich an? Was bietet die musikalische Szene jenes souveränen Staates im Herzen Europas wirklich? Und welche Bands und Solokünstler sind ihren Heimatstädten, auch über deren Grenzen hinaus, entwachsen? Fragen über Fragen - doch braucht es Antworten! Eine halten wir im Folgenden parat.
KEjNU aus Zürich versuchen aktuell, ihren auditiven Fußabdruck im Kollektivgedächtnis der Independentbranche zu hinterlassen. Hinter dem seltsam anmutenden Namen verbirgt sich der vielseitig talentierte Nuél Schoch, der bei Liveauftritten von den Musikern Alessandro Giannelli, Ramon Ziegler und James Varghese unterstützt wird.  Mit dem heutigen Artikel möchten wir unseren Teil dazu beitragen, KEjNU bekannter zu machen, denn selten waren wir bereits beim ersten Hören von einem Album derart gefesselt, wie es bei "Centillion", dem Zweitwerk der Schweizer, der Fall gewesen ist.

Wer veröffentlicht denn heutzutage bitte noch ein Doppelalbum? Das hat beinahe etwas Blauäugiges, in einer Zeit, in der das Format Longplayer per se schon dem Tode geweiht zu sein scheint und Bands wie Röyksopp bereits ihre Grabreden zu dem Thema verfasst haben. Nur möchten wir uns im Namen all derjenigen, die sich nicht mit ein paar wahllos aneinander gedrängten Tracks innerhalb irgendwelcher Spotify-Playlists zufrieden geben, für dieses Experiment, diesen Funken Rebellion, diesen kleinen Hoffnungsschimmer bedanken. Auf "Centillion" darf Musik noch Raum einnehmen, sich entfalten und in ihrer Gesamtheit eine Aussage formulieren. 2 Tonträger, 20 Tracks, eine Spielzeit von rund 85 Minuten und Coverausmaße, die manches CD-Regal auf die Probe stellen dürften - mit diesen Mitteln bürsten KEjNU ganz bewusst gegen den störrischen Zeitgeist und bringen ihn damit kurz zu Fall. Manchmal ist mehr eben doch mehr. Während Tracks wie "Host", das famose "Boxus / Hood" oder "Candelabra" eine massive Wall Of Sound bauen, die Kollegen wie James Blake seit Jahren zu unterwandern versuchen, ergießen sich "Handyman" oder das herzzerreißende "Inner / Outer" über eine jedwede Hörerseele, wärmen diese vollends auf und hinterlassen ein Gefühl von Glückseligkeit. Darüber hinaus besuchen KEjNU auf "Centillion" ein paar alte Helden und erinnern an frühe Gehversuche von AIR ("Mountaineers"), Radiohead ("Taciturn", "From The Bones"), Muse ("What I Deserve", "November") oder America ("Stormy Eyes"). Doch gibt es auch akustische Wegweiser wie "Silhouettes" und "Egocentrix", die in eine noch recht unberührte Zukunft führen.
"Centillion" mag vielleicht ein Geheimtipp sein und auch bleiben - vom Mainstream verschmäht und vom Underground ignoriert - allerdings kann dieses Album durch eine Qualität überzeugen, die nachdrücklich beeindruckt.

Wir sagen NEIN zur Entschleunigung und JA zu der Fülle und Passion, die KEjNU uns mit "Centillion" geschenkt haben.



Um abschließend eins von zwei CD-Exemplaren des neuen KEjNU Albums "Centillion", die uns Popup Records zur Verfügung gestellt haben, zu ergattern, könnt ihr wie folgt an der entsprechenden Verlosung teilnehmen.

Möglichkeit 1: Liket unsere Facebookseite und das dort befindliche Gewinnspielfoto. Jede weitere Auseinandersetzung mit dem Foto (Öffentliches Teilen oder Kommentieren) führt dazu, dass euer Name ein weiteres Mal in die entsprechende Lostrommel gelangt.

Möglichkeit 2: Schickt uns eine Mail mit dem Betreff "KEjNU" an kontakt.ehin@gmail.com. (Dies dürft ihr auch tun, wenn ihr bereits über Facebook mitgemacht habt.)

Teilnahmeschluss ist der kommende Sonntag, der 15.02.2015.
Die Ermittlung des Gewinners erfolgt per Zufall.
Wir verschicken die Preise nur innerhalb Deutschlands und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Viel Erfolg!

Weitere Infos zu KEjNU und "Centillion" gibt es hier:
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Freitag, 6. Februar 2015

Album-Vorstellung: Father John Misty "I Love You, Honeybear"

© by Emma Tillman
Wo sind sie geblieben, die vor Theatralik nur so strotzenden, großen Hymnen? Jene, die mal schmachtend, mal stürmisch und dann doch wieder liebevoll umarmend daherkommen?
Joshua Tillman scheint ein Faible für aufgeladene Arrangements zu haben, die zwar irgendwie im Folk verankert sind, gleichzeitig aber genüsslich durch angrenzende Genres wie Rock, Indie oder gar Soul spazieren. Nachdem der in einer baptistischen Gemeinde aufgewachsene Songwriter den Gedanken Pfarrer zu werden verworfen und ihn zugunsten einer Musikerkarriere geopfert hatte, verfolgte er letztere mit einem nahezu ungebrochenen Elan. Sieben Soloalben und drei EPs als Joshua Tillman, ein Gastspiel auf dem Fleet Foxes Album "Helplessness Blues" und ein Soundtrack sind Resultat des scheinbar nicht enden wollenden kreativen Rauschs, welcher Tillman seit 2004 begleitet. Und dann war da noch die Sache mit Father John Misty. Unter diesem Alterego veröffentlichte der Amerikaner 2012 das von der Kritik hochgelobte "Fear Fun" und die EP "The Demos". Heute erscheint mit "I Love You, Honeybear" der zweite Longplayer des akustischen Predigers.

Es bedarf meist eines gewissen Abstands, um vergangene Situationen und Momente noch einmal reflektieren zu können - als Father John Misty tut Joshua Tillman dies auf "I Love You, Honeybear" in nahezu narzisstischer Art und Weise. So betrachtet der bärtige Musiker die letzten Jahre, die Beziehung zu seiner Frau Emma und die eigene Person, mit all ihren Stärken und Schwächen, durch die große lyrische Lupe. Passend dazu veröffentlichte der 33-Jährige ein kleines Manifest, das er als Höranleitung getarnt dem Booklet des Albums zur Seite stellte. Auf auditiver Ebene bietet "I Love You, Honeybear" elf Folksongs, die irgendwie dann doch wieder keine sind. Father John Misty tänzelt innerhalb dieser an den Höhen und Tiefen eines bewegten Lebens vorbei, ertränkt seinen Weltenschmerz in souligen Balladen wie "When You're Smiling" und wagt doch ebenso auch tonale Experimente wie bei dem flimmernden "True Affection". Ironie und Sarkasmus durchziehen die Platte derweil wie ein roter Faden und finden in Stücken wie dem von Publikumsgelächter begleiteten "Bored In The USA" ihre Klimax. Indes schunkelt der dem Album seinen Namen gebende Opener "I Love You, Honeybear" kraftvoll durch allerlei anstößiges und doch gleichzeitig eben recht passendes Vokabular. Großes Hörkino auf einer Platte, die nicht weniger bunt ist als ihr Cover. Freunde von Calexico, John Grant oder den besagten Fleet Foxes dürften allesamt gleich begeistert sein.



Mittwoch, 4. Februar 2015

Gewinnspiel: I'm Not A Band "Oceans"

© by Norman Gadiel
Manchen Bands darf man beim Wachsen zusehen und -hören. Als Stephan Jung vor Jahren I'm Not A Band ins Leben rief, war ihm wohl selbst noch nicht ganz klar, wohin die Reise damit eigentlich gehen würde. Angefacht von seinem unaufhaltsamen Experimentierwillen und begleitet von der Partizipation verschiedener Sängerinnen erschuf der in Berlin lebende Musiker ganz unbedarft ein mit vielen Alleinstellungsmerkmalen versehenes Violinen-Electro-Projekt, das fern von Popacts wie Lindsey Stirling oder David Garrett, jenes klassische Saiteninstrument in ein modernes Gewand zu hüllen verstand. Baute Jung dabei anfangs noch auf die vordergründige Präsenz elektronischer Beats und Sketches, vielleicht auch um Halt im aktuellen Zeitgeist zu finden, legte er diese Gewohnheit zunehmend ab und enthüllte so Stück für Stück die ungefilterte Kraft der Geige. Vorläufiger Höhepunkt ist das Album "Oceans", welches neben eines neuen akustischen Schwerpunkts auch mit ein paar personalpolitischen Änderungen aufzuwarten weiß. Erstmals in der Geschichte von I'm Not A Band gibt es mit Simon Ortmeyer (ebenfalls Frontmann bei The Perfect Pineapple) eine männliche Stimme, die den Gesangspart innerhalb des Duos übernimmt. 

Ein Sprung ins kühle Nass kann belebend sein. Wo "Bandband" noch recht zögerlich an der Klippe zum ausgedehnten Violinenexzess stand, rennt I'm Not A Bands "Oceans" jetzt mit ausgestreckten Armen an seinem Vorgänger vorbei und macht einen weiten Satz in Richtung eines bisher noch unerforschten auditiven Horizonts. Bereits das "Intro" gibt dabei der Geige genug Raum, ihre Magie vollends zu entfalten. In großen Wogen überschwemmt diese den Hörer und zieht ihn zu einem schillernden Klanggrund hinab, an dem Stücke wie "Ocean Heart", "Interlude" oder das finale "Naturae" eine neue Eleganz im Werk von I'm Not A Band beschreiben. Wer nun aber fürchtet, die Band, die laut Namen gar keine sein will, habe an Tanzbarkeit und Ausgeflipptheit verloren, dem seien beispielsweise das mit allerlei technologischem Wunderwerk und Verspieltheit aufgeladene "The Night", das clubtaugliche "Cages" oder das fauchende "Lions" empfohlen. Aber auch die aktuelle Single "Colours", seines Zeichens klares Statement gegen Rassismus, bietet genug Rhythmus, um den Körper in Aufruhr versetzen. Dieser und viele weitere Songs auf "Oceans" machen darüber hinaus deutlich, dass Simon Ortmeyer eine echte Bereicherung für I'm Not A Band darstellt. Denn ob gewollt oder nicht, mit etwas mehr Testosteron an Bord segeln I'm Not A Band zielsicher in Richtung einer vielversprechenden Zukunft. Und so bekommen die Tracks "Into Something New" und "Into Something New Pt. II" einen fast schon prophetischen Beigeschmack.



Um abschließend eins von zwei CD-Exemplaren des neuen I'm Not A Band Albums "Oceans", die uns AdP Records zur Verfügung gestellt haben, zu ergattern, könnt ihr wie folgt an der entsprechenden Verlosung teilnehmen.

Möglichkeit 1: Liket unsere Facebookseite und das dort befindliche Gewinnspielfoto. Jede weitere Auseinandersetzung mit dem Foto (Öffentliches Teilen oder Kommentieren) führt dazu, dass euer Name ein weiteres Mal in die entsprechende Lostrommel gelangt.

Möglichkeit 2: Schickt uns eine Mail mit dem Betreff "I'm Not A Band" an kontakt.ehin@gmail.com. (Dies dürft ihr auch tun, wenn ihr bereits über Facebook mitgemacht habt.)

Teilnahmeschluss ist der kommende Sonntag, der 08.02.2015.
Die Ermittlung des Gewinners erfolgt per Zufall.
Wir verschicken die Preise nur innerhalb Deutschlands und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Viel Erfolg!

Weitere Infos zu I'm Not A Band und "Oceans" gibt es hier:
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