Freitag, 27. Februar 2015

Album-Vorstellung: Sizarr "Nurture"

© by Klein & West / Four Music
Katapultartig überflogen drei Jungs aus Landau in den letzten Jahren die Hürden, an denen manch andere Nachwuchsmusiker oft scheitern. Fabian, Philipp und Marc haben als Sizarr das geschafft, wovon viele ihrer Kollegen kaum zu träumen wagen: Ihr Debütalbum "Psycho Boy Happy" fand gleichermaßen Anklang bei Publikum und Kritikerschaft, es folgten Supportshows für Acts wie die Editors, Vampire Weekend oder Woodkid und auch die eigenen Auftritte wurden zunehmend von größeren Besucherströmen frequentiert. Zudem schwappte der Erfolg des Trios auch über die Grenzen unser Bundesrepublik hinaus, sorgte für Begeisterungswellen in ganz Europa und hinterließ selbst in Übersee Eindruck. Mit ihrem internationalen Sound, einer nahezu unbändigen Energie auf ihren Konzerten und einem gewissen Lausbubencharme konnten Sizarr einen stabilen Grundstein für ihre Karriere legen, auf den sie nun mit ihrem Zweitwerk "Nurture" aufzubauen versuchen.

Es hätte keinen besseren Titel als "Nuture" für Sizarrs zweites Album geben können - bedeutet der Begriff im Englischen doch so viel wie aufziehen, fördern oder entwickeln. Nachdem das Trio noch ganz unbedarft und frei an sein Debüt herangetreten ist, sich bei dessen Entstehung viel Luft zum Atmen ließ und seine Grenzen ausgiebig erkundete, führten Plattenvertrag und der kollektive Druck von außen dazu, dass die Tracks für die neue Platte in wesentlich kürzer Zeit und auch innerhalb eines etwas abgesteckteren Rahmens entstehen mussten. Sobald sich ein gewisser Erfolg einstellt, treten zudem auch gern zahlreiche Versuchungen, meist in Form von opulenten Angeboten, auf den Plan. Sizarr entschieden sich jedoch, ihrer bisherigen Linie treuzubleiben und wenig an der eigenen Arbeitsweise und der Wahl ihrer Kooperationspartner zu ändern. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellt. Hört man die aktuelle Single "Timesick", das von den Achtzigern angehauchte "Slender Gender" oder das fast schon kreischende "Scooter Accident", lässt sich eine neue Vielschichtigkeit und Härte im Schaffen Sizarrs entdecken. Ein satter und mächtiger Sound durchzieht auch die anderen sieben Stücke auf "Nurture". Die naive Leichtigkeit, welche "Psycho Boy Happy" zu einer außergewöhnlichen Platte machte, weicht einer eleganten und pathoslastigen Massivität. Tatsächlich verstärkt sich auch der Eindruck, dass die grinsenden Abiturienten etwas gezähmt worden und zu echten Männern herangewachsen seien. Behutsam und mit dem nötigen Respekt in Bezug auf die eigenen Stärken und Schwächen haben Sizarr ein reifes und nachdenkliches Album erschaffen, welches darüber hinaus einen nicht unwesentlichen Entwicklungsschritt der Band dokumentiert. Erstmals gibt es auf "Nurture" zudem auch ein paar deutsche Wortfetzen zu hören und Songtitel, die mit ihren Lyrics korrespondieren, anstatt vollkommen willkürlich gewählt zu sein, wie es noch bei "Psycho Boy Happy" der Fall war.



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