Mittwoch, 31. Juli 2013

Gewinnspiel: Color Dolor "Cuckoo In A Clock"

Color Dolor
"Einen hab ich noch..." ist begeistert. Begeistert von einer Platte, die uns auf Anhieb derartig berührt und fasziniert hat, wie es schon lange nicht mehr der Fall war. Die Rede ist von Color Dolors "Cuckoo In A Clock". Am Freitag stellten wir euch die Platte bereits ausgiebig vor (hier geht es zur Review), nun möchten wir euch die Chance geben, eins von zwei handsignierten Exemplaren der CD-Version zu ergattern, die uns die Band zur Verfügung gestellt hat. Bevor wir jedoch zur passenden Gewinnspielfrage kommen, präsentieren wir euch mit "Measures" einen weiteren grandiosen Track aus dem Debütalbum der finnischen Band.


Wir baten Stina Koistinen, die Sängerin des musikalischen Quartetts, sich höchstpersönlich zu überlegen, was sie gern von unseren Lesern erfahren würde, damit diese in die Lostrommel gelangen, aus der am kommenden Wochenende zwei Gewinner gezogen werden. Als Synästhetikerin entschied sich die charismatische Künstlerin für folgende Frage: Kennt ihr einen Song, der euch an eine Farbe erinnert? Und wenn ja, an welche?
Eure Antworten könnt ihr bis einschließlich kommenden Freitag, den 02.08.2013, über eine der beiden folgenden Möglichkeiten mitteilen. 

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite  liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 31.07.2013 mit eurer Antwort kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Color Dolor" und eurer Antwort an blogfrog87@googlemail.com.

Wir wünschen euch viel Spaß und Erfolg!

Weitere Infos zu Color Dolor gibt es unter:
Offizielle Website | Facebookseite

Montag, 29. Juli 2013

Klassiker der Woche Nr. 63

Jason Swinscoe / The Cinematic Orchestra
Elegant. 
Verführerisch.
Sensibel.
Cineastisch.
Rau.
Sanft.
Schmiegsam.
Filigran.
Fulminant.
Sorglos.
Vielschichtig.
Verträumt.
Leichtfüßig.
Grazil.
Geistreich.
Frisch.
Anmutig.
Beschwingt.
Erotisch. 
Begnadet.
Makellos.
Sehnsüchtig.
Leuchtend.
Musisch.
Zart.
Exquisit.
Beeindruckend.

All das und definitiv noch umso vieles mehr ist unser heutiger Klassiker der Woche, die "Channel 1 Suite" von The Cinematic Orchestra.

Freitag, 26. Juli 2013

Album-Vorstellung: Color Dolor "Cuckoo In A Clock"

Color Dolor
Color Dolor sind ein bunter Haufen unterschiedlichster Paradiesvögel. Sängerin Stina Koistinen, sozusagen die Henne im Korb, und ihre drei Begleiter kommen aus Finnlands Hauptstadt Helsinki. Wer nun aber erwartet, dass sie sich somit auch der großen, allgegenwärtigen nordischen Schwermut anschließen würden, der liegt hier komplett falsch. Zusammen breiten die vier Musiker unerschrocken ihre Flügel aus und fliegen der großen strahlenden Sonne entgegen, die von glänzenden Klangfarben umgeben wird. Anmutig, eindrucksvoll, faszinierend. Mithilfe ihres Debüts erhält nun ein jeder die Chance, ihnen auf jener Reise zu folgen.


Cuckoo In A Clock
Eröffnet wird "Cuckoo In A Clock" von dem sanft dahingleitenden "The Angel". Bläserchöre und die wunderbar reiche Stimme von Koistinen, die mal an Björk und dann wieder an Sängerin Skin von Skunk Anansie erinnert, fusionieren zu einem satten, beeindruckenden Stück, das von der ersten Note an zu begeistern weiß und umgehend Lust auf mehr macht. Besser als am Anfang der Platte hätte "The Angel" nicht platziert werden können und so schiebt es behutsam einen schweren, mystischen Vorhang zurück und gibt den Blick auf das weitere Schauspiel frei. Und das hält einiges für den Hörer bereit. Arabisch angehauchte E-Gitarrenriffs lassen im nächsten Track den Boden erbeben. Mächtig und gewaltig ertönt "Ones In The Woods" und schon tanzt man exzessiv durch tausendundeine Nacht. Erst mit "What Is Left?" kommen die geschundenen Füße wieder für einen Moment zur Ruhe. Dafür geraten nun die Hüften zum charmanten Big-Band-Sound des Songs ins Kreisen. Tief schürft "Measures" in den Weiten der Melancholie, berührt die Seele und ergreift das Gemüt. Auch "Beasts" schließt sich dem zurückhaltend, desolaten Charakter seines Vorgängers an. Jedoch nicht, ohne ihn um eine infantile, aus der Ferne rufende Erinnerung zu bereichern. In "A House" findet anschließend jeder ein Zuhause, der sich nicht scheut, des Nachts auf knarrenden Dielen durch ein vom Mondlicht beschienenes Zimmer zu taumeln. Schlaftrunken und orientierungslos. "Silent" ist es dann schließlich, das dem Suchenden eine neue Richtung vorgibt. Sanft und beinahe akustisch bildet der Song die Brücke zum lauteren und verspielten "Heavy Lifting". "Heart In Ambush" hingegen versprüht fast ein magisches Flair. Legt sich wie eine feine, glänzende Staubschicht auf den Verstand und verwischt die Grenze zwischen Traum und Realität. Nicht nur der gesangliche Gastauftritt von Jonathan Hilli wird dabei zum Highlight, sondern auch die völlig unerwarte musikalische Wendung innerhalb des Stückes, hin zu einer sich mehr und mehr auftürmenden Hymne von gigantischem Ausmaß. Zum Ausklang schenken Color Dolor dem Zuhörer den unaufgeregten Walzer "The Letter", der wie ein drehender Kreisel, langsam an Schwung verliert und schließlich zum Stillstand kommt. In sich ruhend und glückselig.
Die Vielfalt, die "Cuckoo In A Clock" zu bieten vermag, ist einfach nur unglaublich. Als hätte die Band die Energie und den Ideenreichtum eines ganzen Lebens auf einen einzigen Rohling gepresst. In diesem Fall möchten wir euch eine mehr als klare Kaufempfehlung aussprechen, denn dieses Album sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.



Freitag, 19. Juli 2013

Album-Vorstellung: Rückblick auf Juni & Juli

In den letzten beiden Monaten haben zahlreiche neue Veröffentlichungen versucht, das sich auftuende musikalische Sommerloch zu stopfen. Wir werfen heute im Schnelldurchlauf einen Blick zurück auf einige der prominentesten und vielleicht auch interessantesten Releases, anstatt uns wie sonst üblich nur einer Neuerscheinung zu widmen.


Anna Von Hausswolff "Ceremony"

Beginnen wollen wir mit Anna Von Hausswolff und ihrem "Ceremony" (VÖ: 14.06.2013). Wie bereits der Titel des zweiten Studioalbums der aus Göteborg stammenden Musikerin andeutet, befinden sich auf "Ceremony" insgesamt 13 schwermütige Stücke, die perfekt eine jedwede Mitternachtsstunde zu vertonen vermögen, innerhalb derer sich Geister, Schattenwesen und Zwielichtsgestalten im Schein des Mondlichts treffen, um eine rätselhafte Zeremonie abzuhalten. Vielschichtige Orgelkompositionen, in einem Moment sakral anmutend und ehrfurchtsvoll, im nächsten schon wieder elektrifizierend esoterisch, umhüllen die markerschütternde Stimme des jungen Ausnahmetalents. Ein echtes Meisterwerk von einer mystischen Anmut, wie man sie nur selten zu bestaunen bekommt.




Sigur Rós "Kveikur"

Nicht minder imposant ist "Kveikur" (VÖ: 14.06.2013), das neue Werk von Sigur Rós. Nur ein Jahr nach der Veröffentlichung von "Valtari" meldet sich das isländische Musikphänomen mit einem Sturm aus Post-Rock und eklektischem Ambient zurück. Wesentlich aufwühlender und verstreuter als sein Vorgänger präsentiert sich "Kveikur" von einer ungestümen Seite und schickt den Hörer geradezu unausweichlich auf einen mentalen Marathon durch das akustische Unterholz. Dort stolpert jener über die unebenen Wogen des Openers "Brennisteinn", verfängt sich in den kargen Auswüchsen von "Ísjaki" und verliert sich in der Düsternis von "Bláþráður". Auch wenn die Band im Vergleich zum letzten Album geschrumpft sein mag, aktuell sind Sigur Rós wieder als Trio unterwegs, tut das dem Einfallsreichtum und der Kreativität scheinbar keinen Abbruch. Im Gegenteil. Haben sie uns einst mit Licht überflutet, drängen uns Jón Þór „Jónsi“ Birgisson und sein Gefolge nun in den Schatten, wo wir die Bedeutung von Gegensätzlichkeit aus einer neuen Perspektive kennenlernen dürfen. Großartig!




Editors "The Weight Of Your Love"

Auch die britischen Erfolgsgaranten Editors fällten im Zuge der Produktion ihrer neuen Platte "The Weight Of Your Love" (VÖ: 28.06.2013) eine schwerwiegende Personalentscheidung und trennten sich nach ausgiebigen Überlegungen von ihrem Gitarristen und langjährigen Weggefährten Chris Urbanowicz. Dieser wurde schließlich durch Justin Lockey ersetzt, der nun zusammen mit einem weiteren Neuzugang, Eliott Williams an den Keyboards, das musikalische Quintett komplettiert. Der neue Wind, der seitdem durch das Zusammenspiel der Indierocker weht, ist nun auch auf "The Weight Of Your Love" zu vernehmen. Frischer, aber auch etwas massiver und dem allgemeinen Geschmack entsprechender klingen die Editors in den 11 neuen Tracks ihres vierten Studioalbums. Und doch schaffen sie es bisweilen noch, den Absturz in das Schlundloch des Stadionrocks, das schon Kollegen wie The Killers oder die Kings Of Leon verschlungen hat, zu umgehen. Zu Tracks mit Namen "A Ton Of Love" oder "Hyena" tanzen Tom Smith und Co. auf dem Rand des brodelnden Pop-Vulkans, haben sich von den synthielastigen Electrosounds des 2009er "In This Light And On This Evening" befreit und warten auf das, was die Zukunft bereithält. Ob die Fans dabei weiterhin mit ihnen gehen werden, wird sich zeigen. Einen Probelauf ist "The Weight Of Your Love" auf jeden Fall wert.




Kakkmaddafakka "Six Months Is A Long Time"

Das wunderschöne Portrait einer attraktiven, jungen Dame ziert das Cover des neuen Albums "Six Months Is A Long Time" (VÖ: 28.06.2013) der Norweger von Kakkmaddafakka. Mit Songs wie "Restless" und "Your Girl" stürmte die Band aus Bergen vor einigen Jahren die Tanzflächen unserer Republik und ist seitdem nicht mehr aus der Clublandschaft hierzulande wegzudenken. Umso größer sind da natürlich auch die Fußstapfen, in die nun Tracks wie "Someone New" oder "No Song" treten müssen. Und da wird es problematisch. "Six Months Is A Long Time" beherbergt 11 handgemachte und auch durchaus solide Indiepop-Nummern, nur fehlt es diesen auch nach mehrmaligem Hören leider an jener Griffigkeit, die man sich als Hörer gewünscht hätte. Austauschbar, leicht trivial und auch mit deutlich weniger Rotzigkeit als man es von Kakkmaddafakka einst gewohnt war, dümpelt die Scheibe so vor sich hin und verschwindet wahrscheinlich schneller wieder aus dem Fokus der Aufmerksamkeit, als es sich die Truppe erhofft hätte. Und so verwundert es auch nicht, dass die Radiostationen weiterhin die Hits vom letzten Album spielen und sich nur wenig für "Six Months Is A Long Time" interessieren.




Abby "Friends & Enemies"


Eine deutsche Band namens Abby wagt dieser Tage ebenalls die Fahrt auf dem langsam kenternden Indie-Pop-Kahn. Jedoch nicht, ohne dabei an ein paar Schwimmwesten gedacht zu haben. Diese bestehen aus feinsten Synthiespielereien und verleihen Songs wie "Monsters" oder "Evelyn" einen Esprit, der gehörig an Phoenixs famoses Debüt "United" erinnert. Lange hat es gedauert bis "Friends & Enemies" (VÖ: 05.07.2013) endlich vom Studio in die Plattenläden wandern durfte. Ein ursprünglicher Release war bereits für den Monat März geplant, wurde dann jedoch mehrfach nach hinten verschoben. Nun, manchmal will gut Ding eben Weile haben und in diesem Fall hat sich das lange Warten tatsächlich gelohnt. Ein Hit jagt den nächsten auf "Friends & Enemies" und das schon seit langer Zeit blutende Indie-Herz wird im Takt von "Streets", "Blood And Water" oder dem großartigen "Riddles" wiederbelebt. Wir danken den Berliner Jungs von Abby dafür, dass sie uns bewiesen haben, dass doch nicht nur Ideenlosigkeit innerhalb eines Genres herrscht, das vor einigen Jahren noch für Innovation und kreative Vielfalt stand.




Amiina "The Lighthouse Project"

Kehren wir nun abschließend erneut zurück nach Island und besuchen dabei die Küsten dieses zweitgrößten Inseltstaates Europas. Zahlreiche Leuchttürme prägen die dortigen Landschaften und beeindrucken durch ihre einzigartige Architektur. Hinzu kommen jene Lichter, die im gleichmäßigen Takt um die Spitze der eigentümlichen Bauten kreisen und sämtliche Zuschauer auf magische Weise zu hypnotisieren scheinen. Mit der EP "The Lighthouse Project" (VÖ: 05.07.2013) hat das isländische Streichkollektiv Amiina nun jene unerklärliche Anziehung für uns eingefangen und sie in ein feingeistiges Klanggerüst integriert. Amiina besinnen sich dabei gleichzeitig auf die eigenen Wurzeln und jene Zeit, als sie durch die "Lichthäuser" Islands zogen, um dort ihr Songs zu spielen. In Selbigen aufgenommen, entfalten die sechs Stücke der EP eine unglaubliche Wärme, die sich wie ein Film auf die Seele legt und einen bleibenden Eindruck hinterlässt.



Mittwoch, 17. Juli 2013

Gewinnspiel: King Kong Kicks Vol. 5

Der Ferrari unter den Indie/Electro-Kompilations ist zurück und bereit, sich einem jeden Gegner im Rennen um die Gunst der Hörer zu stellen, der es gerne mit ihm aufnehmen will. Allen mutigen Herausforderern sei jedoch vorab gesagt, dass die vier bisher erschienenen Ausgaben der "King Kong Kicks" bereits kaum einzuholen waren, was ihr Trendbewusstsein und das Gespür für wahre Perlen der Tanzmusik angeht. Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass das King Kong Kollektiv sich bei zahlreichen Partys in 20 deutschen Städten stets am Zahn der Zeit messen lassen muss. Und so sind auch die "King Kong Kicks Vol. 5" wieder bis oben hin vollgepackt mit den beliebtesten Tracks aus den Indieclubs der Republik. Einsteigen bitte, wir beschleunigen nun von null auf hundert. Der 25 Track starke Sampler startet mit Bastille's "Pompeii", einer Nummer, die direkt einmal verdeutlicht, worum es bei den "King Kong Kicks" geht. Und zwar um die Zusammenstellung von angesagten Tracks, die dabei jedoch den künstlerischen Anspruch nicht aus den Augen verlieren möchte. So schlängeln sich die "King Kong Kicks Vol. 5" gekonnt durch ein Konglomerat aus Indie Pop, Indietronics, Folk Pop und Electronia. Da wippt das Bein zu Wallas "No Time" auf und ab, schwingen die Arme im Takt von Hey Champs "Cliché" durch die Luft und kreisen die Hüften lasziv zu "You & I", dem neuen Hit der Crystal Fighters. Sogar das akustische Gedächtnis wird hier und da mal genüsslich durch den Fleischwolf gedreht, während zum Beispiel das "Video Games"-Cover von The Young Professionals aus den Lautsprechern schallt. Ob Hunter Hunted, Skip The Use, Freedom Fry, Lemaitre, Coastal Cities oder die gefeierten Herrschaften von Alt-J, sie alle sorgen dafür, dass die Tanzwut nicht zum Erliegen kommt.
Wer die perfekte Playlist für die anstehende WG-Party sucht oder gerne mal mit gutem Geschmack an der Ampel punkten will, während die Fensterscheiben des Autos weit runtergekurbelt und die Boxen der Anlage voll aufgedreht sind, der dürfte in "King Kong Kicks Vol. 5" einen treuen Partner für seine Unternehmungen finden. Und selbst die einfallslosesten DJs können mit dieser Kompilation für einen Abend zum gefeierten Plattenjongleur werden.

Möchtet auch ihr euch die perfekte Playlist in die heimischen vier Wände holen? Dann nehmt an unserem Gewinnspiel teil und nutzt eure Chance auf ein Exemplar der "King Kong Kicks Vol. 5", das uns Unter Schafen Records zur Verfügung gestellt hat. Alles, was ihr dafür tun müsst, ist uns bis spätestens kommenden Freitag, den 19.07.2013, mitzuteilen, wie partywütig ihr seid. Nutzt dafür einen der beiden folgenden Wege:

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite  liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 17.07.2013 mit "PARTY! PARTY! PARTY!" kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "King Kong Kicks" und dem Inhalt "PARTY! PARTY" PARTY!" an blogfrog87@googlemail.com.

Der Gewinner unserer Verlosung wird am darauffolgenden Montag (22.07.2013) ermittelt und anschließend auf unserer Facebookseite bekannt gegeben, beziehungsweise per Mail benachrichtigt.
Viel Erfolg!

Alle Infos zu den King Kong Kicks gibt es hier:
Offizielle Website | Facebookseite | Termine

Montag, 15. Juli 2013

Klassiker der Woche Nr. 62

Die Songwelt ist durchtränkt von Balladen, die uns die trüben Zeiten im Leben der Menschen versinnbildlichen. Liebeskummer, Verlust, Angst oder Depression. Kaum ein schwermütiges Thema ist nicht in den unzählbaren Texten unserer geliebten Musiker vertreten. Und das hat auch einen plausiblen Grund. Für viele Künstler ist das Songwriting nämlich eine Art Therapie, die ihnen hilft, ungeliebte Vorkommnisse mental auseinanderzunehmen, sie aufzuarbeiten und zu guter Letzt mit ihnen abschließen zu können. In einem Zustand von Glückseligkeit und Frohsinn hingegen verspüren nur wenige unter ihnen das Bedürfnis, sich an den Schreibtisch, die Gitarre oder das Klavier zu setzen, um jene Euphorie, jene Freude am Dasein mit den Hörern zu teilen. Schade eigentlich. Denn ist das Leben nicht allzu oft ein wahrhaftiges Geschenk, das es zu genießen gilt? Pur, ungetrübt und mit einem breiten Lächeln auf den Lippen? Vor allem jetzt, wo die Sonne sich endlich dazu entschieden hat, Massen an Endorphinen dauerhaft durch unsere Hirnwindungen zu jagen und somit jeden Anflug von Niedergeschlagenheit zu vertreiben, sollte man sich ausnahmslos wohlfühlen und jede Sekunde in vollen Zügen genießen können. Anfang der 90er Jahre entschloss sich eine der wohl bekanntesten und beliebtesten Alternative-Rockbands, eine Hymne zu veröffentlichen, die genau jene Botschaft auf eine globale Ebene zu heben versuchte. "Strahlende, glückliche Menschen halten sich die Hände", heißt es in "Shiny Happy People", jenem Stück von R.E.M., das vor Hochstimmung nur so sprudelt. Zusammen mit Kate Pierson, Sängerin der B-52's, haben sie mit jenem Track einen massiven Fels in der Brandung erschaffen, an dem sich selbst die höchste Melancholie-Welle bricht. Unser heutiger Klassiker der Woche widmet sich schonungslos der Heiterkeit, Freude und dem Gefühl endloser Zufriedenheit.



Freitag, 12. Juli 2013

Album-Vorstellung: David Lynch "The Big Dream"

David Lynch
Er ist ein modernes Wunderkind. Ein Wunderkind, das die unterschiedlichsten kreativen Schaffensformen unbeeindruckt in sich vereint und sie darüber hinaus auf eine Weise zu kanalisieren weiß, die unseren vollsten Respekt verdient. Denn in der rauen Medienindustrie als kreativer Kopf langfristig und dazu noch mit einer unerschütterlichen Beständigkeit überleben zu können, ist definitiv mehr als Ausnahme denn Selbstverständlichkeit zu verstehen. Erst recht, wenn man stets klare Vorstellungen von dem eigenen Output hat und diesen bei der Verwirklichung auch ohne Rücksicht auf Verluste folgt. David Keith Lynch ist Künstler, Regisseur, Produzent, Drehbuchautor, Schauspieler, Maler, Fotograf und Musiker. Kurzum ein Multitalent. Vor zwei Jahren präsentierte der 1946 in Missoula, Montana geborene Lynch sein erstes Solo-Album, das den Namen "Crazy Clown Time" trägt und bewies damit einmal mehr, dass an seinem Können, egal in welche Richtung dessen Auswüchse auch greifen mögen, nicht zu rütteln ist. Als düsteres Skizzenbuch akustischer Parallelwelten ging "Crazy Clown Time" in die Geschichte der Musik ein. Mit dem Nachfolger "The Big Dream" schlägt Lynch nun ein neues Kapitel auf.


The Big Dream
Lynch ist und bleibt ein kaum fassbares, überirdisches Phänomen. Da verwundert es nicht, dass auch die 13 neuen Songs, die "The Big Dream" beherbergt, von einer derartig skurrilen Intensität sind, dass man sich ihnen nur sehr langsam zu nähern vermag. Es ist ein wenig, als wate man durch ein Moor aus massivem Schlamm und drohe dabei mit jedem weiteren Schritt auf ewig in diesem zu versinken. Die intellektuelle Tiefe, welche Tracks wie den titelgebenden Opener "The Big Dream" oder das famos flimmernde "The Line It Curves" beherrscht, wirkt dabei geradezu übermächtig. David Lynch mutet dem Hörer einiges zu, indem er ihm Stücke wie "Last Call", "We Rolled Together" oder "Wishin' Well" entgegenschmettert. Verzerrte, gar leicht psychotisch angehauchte Lyrics spinnen ein Netz aus klebrigen Fäden, in denen sich ein jeder Verstand schnell verfängt. Schon stürmt eine aufgedunsene Spinne aus ihrem Versteck hervor, willens sich das süße, unschuldige Gedankengut ihres Opfers einzuverleiben. Ein Vanitas-Motiv aus Melodie und Klang, das ist "The Big Dream". Und doch ist da auch Licht am Horizont. Vor allem "Are You Sure" und das in Kooperation mit Lykke Li eingespielte "I'm Waiting Here", die beiden letzten Songs des Albums, zeugen von einem wärmenden Licht und schönster Melancholie. Sie sind die Schmetterlinge, die uns in der letzten Sekunde aus den Fängen des achtbeinigen Ungetüms entreißen und mit uns in Richtung Mondlicht fliegen. Mit jedem Flügelschlag verlieren sich die zuvor erlebten, finsteren Ereignisse mehr und mehr in der Unendlichkeit des Verdrängens und werden durch Optimismus und Zufriedenheit ersetzt.