Samstag, 30. Juni 2012

Anika - I Go To Sleep

Wieder einmal ein Song, der sich mit dem Zubettgehen beschäftigt. Nur dass Anika bzw. The Kinks, die den Originalsong schrieben, wohl weniger ans Schlafen gedacht haben dürften. Es geht bei "I Go To Sleep" um eine verlorene Liebe. Das Gefühl alleine im Bett zu sitzen und eigentlich jemanden an seiner Seite haben zu wollen.  Und man hört dem Track auch an, dass er keine sanfte Atmosphäre zum Dahingleiten in die Traumwelt heraufbeschwören möchte. Produziert wurde die karge Kulisse von Portishead-Mitglied Geoff Barrow. Ein rundum sehr einzigartiges, fast nostalgisch anmutendes musikalisches Glanzstück.


Freitag, 29. Juni 2012

Klassiker der Woche Nr. 22

Nicht jeder Song vermag es, einen gewissen Esprit zu versprühen. Besonders dann nicht, wenn zu gezwungen an ihm herum gewerkelt wurde, damit er in diese oder jene Schublade passt.

Als die Französin Isabelle Antena von der Neuen Deutschen Welle der 1980er Jahre erfasst wurde, trieb sie im Rausch der Musik von Bands wie Kraftwerk oder Grauzone hinaus aufs offene Meer der Klänge. Zwischen elektrisierten Quallen, rauschenden Muscheln und dem synthieartigen Gesang großer Meeressäuger, verdichtete sich bei der in Paris geborenen Künstlerin der Wille, selbst Musik machen zu wollen. Sie nutzte die Flutwelle, die sie einst erfasst hatte und schwamm ein wenig mit im Strom der neu aufkeimenden NewWave-Bewegung, welche sich allmählich in Europa etablieren konnte. Anders als viele ihrer Zeitgenossen hielt sie sich dabei jedoch von punkigen oder gar rockigen Elementen fern. BossaNova, Jazz und Samba, das waren die Einflüsse, die sie sich zu eigen machte und die sie zu einer Avantgarde-Figur eines ganzen Genres werden ließen. Die Lounge-Musik war mehr oder weniger geboren. Noch heute gilt ihre Band Antena als eine der wichtigsten Referenzen in diesem Bereich. Und ohne, dass sie es je gewollt hat, landete Isabelle Antena an einer Küste, an der man bis heute ihre Songs spielt. Das sagenumwobene Café Del Mar auf Ibiza wäre ohne Antenas musikalischen Anstoß und alle davon inspirierten Bands wohl nur ein kleines, nettes Etablissement, von dem der Rest der Welt wenig Notiz genommen hätte. Was also Esprit nun schlussendlich heißt, verdeutlicht der heutige Klassiker der Woche: Antena mit ihrem Song "Camino Del Sol".

Mittwoch, 27. Juni 2012

Lucia - Silence

Musik aus Rumänien hört man hierzulande eher selten. Die junge Musikerin Lucia versucht die bestehende Stille zu brechen und zeigt damit zugleich, dass auch Osteuropa mit moderner und gut gemachter Musik auwarten kann.

Vernetzt 14

Zeit, ein paar "Lücken" auf unserer Vernetzt-Karte zu füllen und damit gleichsam weitere noch ungeahnte Kollaborationen zu enthüllen, die das entstehende Bild in seiner Vollständigkeit ergänzen.


Bereits kurz nach dem Erscheinen ihres Debuts "Youth Novels", avancierte die junge Schwedin Lykke Li zu einer der gefragtesten Kollaborationspartnerinnen in der skandinavischen Musikszene. Ihr zuckersüßes und zugleich recht widerspenstiges Stimmchen tat es schnell Künstlern wie dem Musikproduzenten Andreas Kleerup an, der Lyke Li einen maßgeschneiderten Song mit Namen "Until We Bleed" anbot. Diese daraufhin völlig begeistert, zögerte nicht lang und verzauberte die Hörer mit einem der genialsten Down-Tempo-Tracks, die man je gehört hat.


Der Gastauftritt bei Kleerup verbindet Lykke Li mit ihrer Landsmännin Robyn. Darüber hinaus sind auch beide auf dem 2009er Album "Junior" von Röyksopp zu hören. War Robyns Song "The Girl And The Robot" recht erwachsen, so hat "Miss It So Much", dem Lykke ihre Stimme lieh, etwas eher infantiles an sich.


Weitere Anmerkungen: Neben "Miss It So Much" kollaborierten Röyksopp und Lykke Li ein weiteres Mal bei dem Track "Were You Ever Wanted?". Darüber hinaus finden sich verschiedenste Auftritte auf Youtube und Co., bei denen Lykke Li mit Robyn und/ oder Sarah Assbring (El Perro Del Mar) gemeinsam musiziert. Wenn wundert das noch? Die "Sweden-Connection" ist eine riesige vernetzte Familie, in der scheinbar jeder jeden kennt.

Montag, 25. Juni 2012

Sonntag, 24. Juni 2012

Album-Vorstellung: Hot Chip "In Our Heads"

Sie machten sich auf, die Tanzfläche zu erobern. Mit ihren funkigen Grooves läuteten Hot Chip eine neue Ära in Sachen Discomusik ein und sind bis heute zwar oft kopiert, jedoch niemals erreicht worden.
Nun werfen die fünfen Londoner ihr fünftes Studioalbum auf die Plattenteller der breitgefächerten Discolandschaft und versuchen erneut zu überzeugen.
Da Hot Chip nie an Opulenz gespart haben, was das Design ihrer Songs angeht, haben sie sich das ein oder andere Mal mit dem sprichwörtlichen Overkill auf ein Tänzchen eingelassen, das auch in einem kompletten Zusammenbruch hätte enden können.
Wie sieht es denn nun mit "In Our Heads" aus? Erfolg oder Niederlage??

Die elf Songs vom Opener "Motion Sickness" bis hin zum Abschluss mit Namen "Always Been Your Love" bieten keine bahnbrechend neuen Sounds, wie man sie noch nie von Hot Chip gehört hat. Es sind solide Discosongs, die man so oder so ähnlich aus den Händen der Electro-Popper gewohnt ist. Alex Taylors und Joe Goddards Kopfstimmchen vermischen sich erneut mit 80er Loops zu einem Wirrwarr aus Klimbim und Plemplem. Besonders die Up-Tempo-Nummern folgen einem Prinzip, das schon die Vorgänger-Alben erfolgreich gemacht hat. Man kann diesen Tracks nicht wiederstehen. Kein Fuß bleibt da still, sondern beginnt schnell hin und her zu wackeln. Wie Discolights flimmert die Scheibe vor sich hin und erzeugt ein wohliges Gefühl beim Hörer. Die Stärke Hot Chips liegt dabei wie so oft, dennoch vielleicht auch unvermutet, in den Baladen. "Look At Where We Are", "Now There Is Nothing" und "Always Been Your Love" sind die deutlichen Siegern im Wettkampf um die Nachhaltigkeit. Sie wirken nicht ganz so universell, wie die zahlreichen Up-Tempo-Nummern auf "In Our Heads".
Was ist festzuhalten? Es handelt sich hier definitiv nicht um eine schlechte Platte. "In Our Heads" kann durchaus überzeugen und wird viele Leute glücklich machen, wenn sie ihre Körper in den Clubs dieser Welt aneinander reiben. Weiterhin liegen Hot Chip mit ihrem jüngsten Streich über dem sonst eher lahmen Durchschnitt. Aber es ist eben auch keine wirkliche Überraschung für das Stammpublikum geworden. Die Liebe zu dem Mann mit den bunten Brillen und dem Rest seiner Truppe verweist den Overkill erneut in seine Schranken. Dabei bleibt jedoch die Frage, ob ein wenig mehr Zeit und neue Konzepte nicht hilfreich sein könnten, wenn es darum geht einen Nachfolger für "In Our Heads" zu produzieren.

Als Hilfe zur Meinungsbildung:

Samstag, 23. Juni 2012

It's A Bird! It's A Plane! - Crow Hill

Was ist das da am Himmel? Ein Vogel, ein Flugzeug? Nein! Es ist ein Papierflieger, auf dem sich die Lyrics zum Song "Crow Hill" der Band "It's A Bird! It's A Plane!" befinden. Die Schweden haben ihn in der Hoffnung abgeschossen, dass er im Rest Europas auf fruchtbaren Boden fällt. Und das tut er wahrhaftig, zumindest bei "Einen hab ich noch...". Eine Mischung aus Friska Viljor und Kula Shaker, tanztauglich und für sehr gut befunden!


Freitag, 22. Juni 2012

Klassiker der Woche Nr. 21

Nicht mehr als ein Schnipsen ist nötig, um bereits am Anfang dieses Songs eine Gänsehaut zu erzeugen, die sich während der darauf folgenden vier Minuten über den ganzen Körper ausbreitet.
Mit "Pocketful Of Money" ist dem schwedischen Independent-Musiker Jens Lekman ein unglaublicher Song gelungen. Ein Stück Musik, das von seiner Unperfektheit, seiner gebrochenen Schönheit und einem Hauch Melancholie lebt. Lekman beschreibt eine Liebesgeschichte, die fern von Sissi-Schmalz und "L.O.V.E"-Kitsch liegt. Eine ehrliche, wahrhafte Anziehung, die sich der Betroffene nicht aussuchte, die ihn jedoch überfiel und letzten Endes in die Verzweiflung stürzte. Und nicht nur der Text macht diesen Song so ergreifend. Es ist eben auch der gezielte Einsatz von perfekt harmonisierenden Stilelementen. Die Anfangs erwähnte Schnips-Baseline, das getragene Klavierspiel und letzten Endes die starke Stimme Lekmans, die während der Bridge ihrer eigenen Verzerrung gegenübergestellt wird, all das macht aus wenig viel.
So ist es nicht verwunderlich, dass auch die junge Berlinerin Dillon diesen Song als Sample für ihren großen Erfolg "Thirteen Thirtyfive" nutze.

"Pocketful Of Money", ein Stück wie kaum ein anderes:


Donnerstag, 21. Juni 2012

Nachtrag zur Album-Vorstellung: Metric "Synthetica"


Stell dir vor, du stehst vor einem Spiegel. Wie sieht wohl die Welt hinter der Scheibe aus? Hat unser Spiegelbild ein Eigenleben? Wo verschwindet es hin, wenn wir es nicht mehr betrachten?
Diese uns scheinbar so nahe und doch so weit entfernte Welt umgibt ein mysteriöser Schleier der Ungewissheit. Die Band Metric hat sich dem Thema "Spiegelung" auf musikalische Art und Weise genähert und mit ihren "Reflections" Gegenentwürfe zu Songs des neuen Albums abgeliefert. Wer die Special Edition von "Synthetica" sein Eigen nennen darf, der ist in der Lage insgesamt fünf Stücke ("Artificial Nocturne", "Lost Kitten", "Breathing Underwater", "The Clone" und "Nothing But Time") einmal aus einer ganz anderen und neuen Perspektive zu betrachten. Grandios schließen Metric damit den Zirkel, der sich um die neue Platte "Synthetica" gezogen hat. Ein wirklich durchdachtes und enorm talentiert umgesetztes Konzeptalbum.

An dieser Stelle spiegeln wir einmal den Song "Dreams So Real":

Original
 

Reflection

El Perro Del Mar - Innocence Is Sense

Schluss mit Fragilität, Leichtigkeit und dem Hauch von Süße. Das neue Album von El Perro Del Mar, Independent-Sensation aus Schweden, scheint in eine komplett andere Richtung zu gehen als das, was man sonst von der Schwedin Sarah Assbring gewohnt war. Zumindest wirkt die Grundstimmung des neu erschienenen Appettithappens "Innocence Is Sense" recht bizarr und unwirklich. Wo sonst Licht in ihren Songs war, schreitet Assbring nun in Richtung Schatten. Auch der Hang zur Elektronik, komplett neu. Die Inszenierung des dazugehörigen Videos kommt einer David-Lynch-Hommage nahe. Man darf mehr als gespannt sein, wie "Pale Fire" (so der Name der nächsten Platte) am Ende klingen wird. Eins ist klar, El Perro Del Mar scheut keine Experimente.


Mittwoch, 20. Juni 2012

Vernetzt 13

Zurück nach Schweden und der quirligen Robyn.
Ihren großen Durchbruch verdankt sie unter anderem Andreas Kleerup.


Zusammen mit ihm nahm sie das Duett "With Every Heartbeat" auf, das jeweils auf den selbstbetitelten Alben der beiden Künstler ("Robyn" und "Kleerup") erschien. Damit war die Bahn frei, um nicht nur Schweden, sondern auch den Rest der Welt von dem Talent dieser beiden Musiker zu überzeugen.

Sonntag, 17. Juni 2012

Album-Vorstellung: Metric "Synthetica"

Sie machen bereits seit 14 Jahren erfolgreich Musik. Die kanadische Band Metric hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1998 kontinuierlich weiterentwickelt und dabei der Welt ein grandioses Album nach dem anderen hinterlassen. Ob das leicht beschwingte Erstlingswerk "Grow Up And Blow Away", das darauffolgende, lauthals nach Revolution verlangende "Old World Underground", der Durchbruchserfolg "Live It Out" oder die letzte Scheibe "Fantasies", all diese Platten zeugen von schier unendlichem Spaß an der Musik und dem Willen immer und immer wieder die eignen klanglichen Grenzen neu auszuloten.
Auch den Ausflug auf einen der sagenumwobenen Vampir-Sampler überstand die Band ohne größere Kollateralschäden und verlor dadurch kaum alte Fans. Im Gegensatz zu vielen anderen gelang es Metric adäquat mit dem neu gewonnenen Erfolg umzugehen. Sie stürmten nicht in die riesigsten Arenen dieser Welt, um dann festzustellen, dass die meisten Teenies doch lieber die Twilight-Filme bei sich zuhause im abgedunkelten Zimmer schauen, als sich wahrhaftig ins Tageslicht hinauszuwagen, um die ein oder andere Soundtrack-Band live zu erleben. 

"Synthetica" ist das dieser Tage erscheinende, fünfte Studioalbum. Und was außen drauf steht, bekommt der Hörer bei Metric auch. Schwerwiegende Synthesizer erzeugen eine eindringliche, anders anmutende Welt, in der man sich gern verliert und die dazu veranlasst den vorbeiziehenden Tag schnell zu vergessen.
Haben viele Indie-Bands rasend von klassischer Rockmusik zu elektronischen Klängen gewechselt, als diese modern wurden, so ließen sich Metric Zeit den künstlichen Klängen Einzug auf ihre Alben zu erlauben. Zwar waren Spielereien in diese Richtung immer auch stilistische Randerscheinungen auf den Vorgänger-Scheiben, doch erst "Synthetica" stützt sich massiv auf ein Grundgerüst aus Synthie-Beats, ohne das es sonst nicht funktionieren würde. Die ersten Tracks "Artificial Nocturne", "Youth Without Youth", "Speed The Collapse" und "Breathing Underwater" docken dort an, wo "Fantasies" aufhörte. Dabei lassen die Sounds das Herz schneller schlagen und man gerät sofort in Tanzlaune.
Mit "Dreams So Real" beschreiten die vier Kanadier dann neue Pfade und werden so elektronisch, wie man es von Metric noch nicht kannte. Ein Schnarren hier, ein Zirpen dort und die alles verbindende, unglaublich einzigartige Stimme von Sängerin Emily Haines sorgen auch in den folgenden Songs für einen innovativen Anstrich. "Lost Kitten" klingt wie ein süßes Kinderliedchen auf Drogen. "The Void" katapultiert das Gehör ins Weltall, bevor "Synthetica" den Hörer zurück auf den Boden der Tatsachen holt und erstaunlicher Weise enorm an die punkigen Songs vom Album "Old World Underground" erinnert.
"Clone", "The Wanderlust" (mit Altmeister Lou Reed im Duett) und "Nothing But Time" bilden dann ein furioses, futuristisch anmutendes Ende für das aus elf Tracks bestehende Album.
Man muss an dieser Stelle wirklich den Hut ziehen. Metric haben erneut bewiesen, dass es ihnen definitiv nicht an Kreativität und Einfallsreichtum mangelt. "Synthetica" ist ein zukunftsweisendes, gut durchdachtes Konzeptalbum, wie es sicherlich auch gern andere Bands in ihren Backkatalog aufnehmen würden, die selbst jedoch viel zu rasant neue Musik produzierten, welche dann wie eine Motte im elektronischen Insektenvernichter verglühte.

Für ein umfassendes "Einhörerlebnis" kommt hier nun ein Stream zum kompletten Album, welchen Metric selbst auf ihrer Soundcloud-Seite zur Verfügung gestellt haben:


Samstag, 16. Juni 2012

Gewinnspiel: Early Autumn Break "Swimming With Children"

Fast fünf Monate liegen hinter uns. "Einen hab ich noch..." startete am 21.01.2012 in eine ungewisse Zukunft. 157 Beiträge, über 4000 Klicks und 68 "Gefällt mir"-Angaben auf der dazugehörigen Facebook-Seite später, ist es an der Zeit, Danke zu sagen und dies tut privatedisco.blogspot.com auf seine ganz eigene Art und Weise. Hier kommt das erste Gewinnspiel auf diesem Blog, bei dem zwei Leser die Chance haben, ein wunderbares Album bald ihr Eigenen nennen zu können.

Susan Bauszat und Chris Bauer sind Early Autumn Break.


Im Jahre 2008 lief der Film "Die Helden aus der Nachbarschaft" im Rahmen des Berlinale-Filmfestivals. Die skurrile Geschichte, bei der es um eine schüchterne Bäckerin und ihren riesigen Pfannkuchen, einen Metall verspeisenden Feuerwehrmann, eine kurz vor dem beruflichen Aus stehende Fernsehmoderatorin, ihren untreuen Mann und den gemeinsamen Sohn geht, brachte viel Herzlichkeit und typischen Berliner Charme auf die Leinwand. Untermalt wurde die Szenerie dabei von zwei Düsseldorfer Musikern, die ein Gespür für schöne Harmonien und einzigartige Stimmungen mitbringen und diese in ihre Songs einweben.

Sie haben mit ihrem Bandnamen den Nagel schon ganz gut auf den Kopf getroffen. Die letzten Sonnentage im Jahr, die zwar noch Wärme in sich tragen, jedoch durch einen kühleren Nordwind darauf verweisen, dass der Herbst sich mit immer größeren Schritten nähert, diese Tage sind prädestiniert dafür, um sich gemütlich in eine Decke zu kuscheln, den CD-Player die Alben "Music When You Listen" oder "Swimming With Children" spielen zu lassen und sich wohlzufühlen.
Wie der aufziehende Nebel, durch den Chris und Susan mit ihrer Gitarre schreiten, so werden auch die Gedanken beim Lauschen der akustischen FolkRock- und Indiesongs in einen Schleier aus Tönen gehüllt, die den Zuhörer für einen Moment von der realen Welt abkapseln und seine Fantasie auf eine Reise schicken.

Das erste Album "Music When You Listen" von Early Autumn Break zeigte, dass das Ehepaar Bauszat/Bauer nicht nur im alltäglichen Leben, sondern auch musikalisch mehr als gut mit einander harmonisiert. 
Die Mischung der beiden sanften Stimmen, verbunden mit dem durchdringenden Gitarrenspiel, lässt Assoziationen zu Bands wie den Kings Of Convenience oder den Klängen von José Gonzales wach werden. Singer-Songwriter-Musik von seiner besten Seite, durchdacht und mit bewegenden Texten ausgeschmückt. Und das Ganze mal nicht aus dem Ausland, sondern aus unserer Heimat.
Insgesamt zwölf Songs vereinen sich zu einem Gesamtwerk, das es Wert ist gehört zu werden. Nicht zuletzt finden sich auch aus diesem Grund einige der Songs auf dem Soundtrack zu oben genanntem Film von Jovan Arsenic. Als kleine Hörprobe kommt an dieser Stelle eins der Hightlights von Early Autumn Breaks Debut. "Half Moon Bay" taucht einen in kühles, mondbeschienenes Wasser und lädt ein, dort einen Moment zu verweilen.

 

Mit "Swimming With Children" geht die maritime Reise zumindest in Sachen Wortspiel weiter. Waren die Songs auf "Music When You Listen" noch recht zurückgenommen und ausdrucksstark in ihrer Einfachheit, so erhielten die zehn Tracks des Nachfolgers eine deutliche Akzentuierung in Richtung Folk. Etwas sonniger und fröhlicher kommt "Swimming With Children" daher und hält alle Versprechungen, von denen man sich wünscht, dass sie ein zweites Album erfüllen kann. Es wird nicht langweilig, sondern die musikalischen Spielereien, wie der Einsatz von Banjo und Co. zeigen, dass auch Early Autumn Break noch lange nicht am Ende sind, was ihren Einfallsreichtum angeht. Das Album, welches auf dem hauseigenen Label "One Sunny Day Recordings" veröffentlicht wurde (wie es sich für richtige Independent-Künstler gehört), ist eine enorm gut produzierte und innovative Sammlung von musikalischen Glanzstücken geworden. Auch hier gibt es zur richtigen Einstimmung ein Hörbeispiel. "The Dark" dämpft die Helligkeit des Tageslichts und entzündet ein wohliges, warmes Licht. Streicher untermalen die heimelige Atmosphäre.

 

Und dieses wirklich tolle Album, welches nicht im normalen Handel erhältlich ist, kann nun hier gewonnen werden. Mit freundlicher Unterstützung von Early Autumn Break verlost "Einen hab ich noch..." insgesamt zwei Platten als Digipack-Version.
Was muss man tun, um am Gewinnspiel teilzunehmen?

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 17.06.2012 mit "Ich nehme am Gewinnspiel teil" kommentieren.

Möglichkeit 2: Einen Kommentar unter diesen Beitrag, in dem ihr beschreibt, was die Musik von Early Autumn Break in euch auslöst, woran sie erinnert oder was euch gefällt. Zur exakten Zuordnung dann bitte noch eine Mail mit dem vollständigen Namen und dem verfassten Kommentar an blogfrog87@googlemail.com.

Bis einschließlich Samstag, den 23.06.2012, kann mitgemacht werden. In den darauf folgenden Tagen werden dann die Gewinner ausgelost und benachrichtigt.
Viel Spaß!

Wer mehr Input zu Early Autumn Break oder ihrem Label "One Sunny Day Recordings" sucht, dem seien die aufgelisteten Websites empfohlen. Dort finden sich Live-Termine, Kontaktadressen und Informationen zu den unterschiedlichen Side-Projects von Susan Bauszat und Chris Bauer.

Freitag, 15. Juni 2012

Klassiker der Woche Nr. 20

Beth Gibbons ist die Galionsfigur des TripHop. Mit ihrer Band Portishead machte sich die heute 47Jährige in den 1990er Jahren auf, um an unbekannten musikalischen Ufern zu landen. Gruppen wie Massive Attack, Lamb, Hooverphonic oder Morcheeba schlossen sich dieser Flotte von Entdeckern an und wurden zu den Erstbesiedlern eines der innovativsten und beständigsten neuen Musikgenres.
Der Vorreiter für viele Subgenres, wie zum Beispiel den Dubstep, war der Gegenentwurf zu den heiteren und teilweise vor sich hin blubbernden 80-Sounds. Massivität, Entschleunigung und vielleicht auch ein Stück mehr Ernsthaftigkeit trafen den Nerv vieler Hörer und machten den TripHop zu einem regelrechten Phänomen. Noch heute werden viele der vorrangig englischen Bands (die Bewegung des TripHop entstand um die Stadt Bristol) gefeiert wie Götter. 

Die Frau mit einer gewissen Traurigkeit in der Stimme, Beth Gibbons, machte Portishead zu einer der erfolgreichsten Acts der letzten Dekade des vorigen Jahrhunderts. Nach dem Millennium zog es die charismatische Frau aus Exeter kurzzeitig auf Solopfade. Zusammen mit Paul Webb (alias Rustin Man) von der Band Talk Talk inszenierte sie mit "Out Of Season" eine tiefgründige und sehr erwachsene Platte.
Ein Song, der einem nicht mehr aus dem Kopf geht, nachdem man ihn einmal gehört hat, ist der heutige Klassiker der Woche: Tom The Model.



Donnerstag, 14. Juni 2012

Chet Faker - No Diggity

Uhhhhh!!! Dieser Song hat es in sich. Die Mischung aus Dubstep-Elementen und der zu hörenden, Whisky verseuchten Stimme führt dazu, dass man sich sofort den Feierabend herbeisehnt. Raus auf die Terrasse, die Liebste oder den Liebsten neben sich auf die Hängematte, Wein in die eine, eine Kippe in die andere Hand und dann mit eben diesem Track im Ohr den Abend ausklingen lassen. Kein Zweifel, so lässt es sich leben! 
Bereits das Original "No Diggity" von Blackstreet überzeugte durch sein geniales Sample, das auf dem Anfang von Bill Whiters "Grandma's Hands" beruht. Nun hat die ganze Geschichte ihren Höhepunkt in Händen Chet Fakers gefunden. Großartig!


Mittwoch, 13. Juni 2012

Vernetzt 12

Vernetzt einmal anders.


Heute soll es einen kurzen Blick auf das Privatleben zweier Bands geben. Und zwar lebten die Mitglieder der Bands Metric und Yeah Yeah Yeahs eine Zeit lang gemeinsam in einer WG. Hat man sich des Öfteren gefragt, wieso Emily und ihre Jungs eine ähnliche Attitüde wie Karen und Co. mit sich bringen, so lässt sich eventuell in dieser kleinen Anekdote die Lösung finden.
Zum Nachhören und Gemeinsamkeiten entdecken hier nun zwei Hörproben zu den heutigen Protagonisten von "Vernetzt":



Dienstag, 12. Juni 2012

Electric Guest - This Head I Hold

Die Inkarnation des Grooves. Kein wirklich brandneuer Track, dafür aber einer, der sich definitiv gewaschen hat... beziehungsweise einer, der dazu ermutigt laut unter der Dusche mitzusingen und zu tanzen, während man sich selbst der Körperpflege widmet.


Montag, 11. Juni 2012

Sonntag, 10. Juni 2012

Album-Vorstellung: The Tallest Man On Earth - There's No Leaving Now

In einer Zeit, in der die elektronische Musik immer mehr an Bedeutung gewinnt und viele nicht genug von synthiartigen Soundspielerein bekommen können, sucht manch anderer gerne etwas Ruhe vor dem Trubel der neuartigen Hörgelüste in den Armen handgemachter, akustischer Musik. Musik, wie sie schon Muttern in ihrer wilden 68er-Zeit hörte und die trotz aller Trends und Vorlieben des Mainstreams immer da sein wird und auf ihre ganz eigene Art funktioniert. Wahrscheinlich liegt das zu großen Teilen an ihrer Ursprünglichkeit.

Kristian Matsson, moderner Folkrock-Musiker aus Schweden, fühlte sich schon immer zu etwas Großem berufen. Als The Tallest Man On Earth, machte er trotz seiner geringen Köpergröße, schnell von sich reden. Denn was ihm an Zentimetern hin zum großen Mann fehlt, gleichen seine Stimme und sein Songschreiber-Talent schnell aus. Er bewahrt in seinen Liedern den Schatz und die Geheimnisse echter Gitarrenmusik. Dabei liegt ein Vergleich zum jungen Bob Dylan mehr als nah, sowohl stimmlich als auch auf das musikalische Gesamtwerk bezogen. 
Mit "There's No Leaving Now" erscheint dieser Tage bereits das dritte Studioalbum von The Tallest Man On Earth. Wie auf den beiden Vorgängern scheut Matsson dabei die große Weiterentwicklung hin zu irgendwelchen kurzweiligen Klangexperimenten und bleibt seiner Linie treu.
Gitarre und vereinzelt Klavier dominieren die Platte und machen aus ihr einen Rohdiamanten, der gar nicht erst geschliffen, sondern in seiner Natürlichkeit wahrgenommen werden will. 
Der dem Singer-Songwriter-Phänomen nichtzugewandte Hörer wird schnell von einer gewissen Langatmigkeit sprechen, was die einzelnen Stücke auf "There's No Leaving Now" und ihre Gesamtheit angeht. Für Freunde der akustischen Töne eröffnet sich jedoch schnell eine Welt voller Genüsse. Fast als würde man in die frühen 60er zurückgeworfen, sieht man sich schon im Gras liegend, ein Pfeifchen genießend und über die Komplexität des eigenen Lebens nachdenkend. Textlich bietet die Scheibe mit ihren Metaphern und Bildern auf jeden Fall viel Raum zum Sinnen und Nachdenken. Vielleicht auch bei dem Song "Criminals"? Zum Selbstversuch hier nun der hörbare Experimentalaufbau:

Samstag, 9. Juni 2012

Father John Misty - Hollywood Forever Cemetery Sings

Destruktion, Düsternis, der Hang zum Morbiden. All das vereint Ex-Fleet-Foxes-Drummer Jushua Tillman als Father John Mitchell in seinem "Hollywood Forever Cemetery Sings". Wer Musik als Projektionsfläche unserer Gesellschafft versteht, der wird hier nun mit den dunkleren Seiten, den Tabus konfrontiert, fernab von Blumenwiesen und Sommerduft. Wie ein Schlag ins Gesicht treffen die harten Gitarrensounds und intensiven Lyrics des Songs. Und nichts desto trotz liegt in all dem auch ein Stück Schönheit.

Freitag, 8. Juni 2012

Klassiker der Woche Nr. 19

"All Good Naysayers, Speak Up! Or Forever Hold Your Peace!"
"Oh God, Where Are You Now? (In Pickeral Lake? Pigeon? Marquette? Mackinaw?)"
"Let's Hear That String Part Again, Because I Don't Think They Heard It All the Way Out in Bushnell"
"In This Temple as in the Hearts of Man for Whom He Saved the Earth"  
"The Perpetual Self, or 'What Would Saul Alinsky Do?'"
... um nur ein paar zu nennen. Die Liste ist unendlich lang. Ja, "lang" trifft es im Zusammenhang mit diesem Musiker ziemlich genau. Oh, da sind ja einige Leser. Ihr sollt natürlich an dieser Stelle eingeweiht werden. Heute rankt sich der "Klassiker der Woche" um das Erzählen von Geschichten. Mit Worten und Musik natürlich.

Alles auf Anfang.

Es war einmal ein Vollblutmusiker, der es sich zur Aufgabe machte, der innovativste Musiker aller Zeiten zu werden. Als Grundausrüstung zum Erreichen dieser sehr umfassenden Zielsetzung, dachte er sich, es wäre gut, das ein oder andere Instrument zu beherrschen. Da es langweilig ist nur Gitarre spielen zu können, entschied sich unser junger Bursche darüber hinaus folgende Instrumente in ihrer Komplexität zu ergründen und sich deren Künste anzueignen: Akkordeon, Banjo, Bass, Klavier, Oboe, Orgel, Querflöte, Saxophon und Schlagzeug.
Mit diesen neu erworbenen Fähigkeiten im Gespräch machte er es sich im Getümmel der aufstrebenden Independent-Folk-Musiker gemütlich, lies den Stress von sich abfallen und schrieb Songs. Und zwar Songs, die nicht nur aus einer Zeile bestehen, die sich schleifenartig wiederholt. Nein, nein, der Junge aus dem seenreichen Michigan hatte dermaßen viele Worte im Kopf, dass schon die Titel seiner meisten Stücke jeden Rahmen sprengen. (Eine Auswahl jener, die von der Länge noch auf eine Zeile passen, finden sich am Anfang dieses Eintrags.)
Wer mit Buchstaben und Tönen jonglieren kann wie unser Freund, den erreicht der Erfolg von ganz allein. So war es nicht verwunderlich, dass sich schnell ein großes Publikum um ihn scharrte und bedächtig seinen Melodien lauschte. Eine der wohl schönsten ist der heutige Klassiker der Woche.
"All The Trees Of The Field Clap Their Hands" vom grandiosen Album "Seven Swans" lässt den Hörer davontreiben in einem Rausch von Banjoklängen und Kinderchor. Wunderbar!


Sufjan Stevens ist vermeintlich der Mann der vielen Worte, doch es soll erwähnt sein, dass diese auch mit Inhalt gefüllt sind. Und da unser Nimmersatt nie genug bekommen kann und sich ständig weiterentwickeln will, ist er seit seinem letzten Album "The Age Of Adz" auch endgültig in den elektronischen Gefilden gelandet, in denen er regelrechte Sinfonien erschafft. Denn wie anfangs erwähnt, hat der Mann ein Faible für Dauer und Länge und so zieht sich der ein oder andere Song gerne einmal über 15 Minuten, in denen die Inszenierung jedoch Langeweile auf Abstand hält und mit musikalischen Aufs und Abs zu überzeugen weiß.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Tallulah Rendall - Black Seagull

Ein erster Blick auf Tallulah Rendall kann schnell zu der Annahme verführen, es handle sich hier um ein junges, süßes Mädchen, das Zuckerwattemusik produziert. Allerdings ist eher das Gegenteil der Fall. Die durchaus gestandene Britin hat die Zügel des Songwritings fest in ihrer Hand und bringt dazu eine kraftvolle Stimme mit. "Black Seagull" beispielsweise wartet mit einer Art Klang-Schizophrenie auf. Hört man Strophe und Refrain losgelöst von einander, würde man kaum darauf kommen, dass es sich dabei um ein und denselben Song handelt. Der jazz-angehauchte Indiepop-Beginn des Tracks weicht schnell einem großspurig angelegten Pathos-Refrain, welcher dann wiederum durch die anfängliche Leichtigkeit relativiert wird, bevor erneut die Heiterkeit einstürzt und sich die "schwarze Möwe" zu einem finalen Sturzflug auftürmt.
Hut ab!

Mittwoch, 6. Juni 2012

Vernetzt 11

Berlin, Berlin... besonders seit Beginn des neuen Jahrtausends ein regelrechter Magnet für Musiker aus aller Welt. Neben dem 37jährigen Mocky, dem der letzte "Vernetzt"-Beitrag gewidmet war, zog es auch die schwedische Sängerin Sophie Larson-Ocklund in die pulsierende Metropole. Einige Jahre später trafen sich die beiden Immigranten und Ergebnis dessen war ein gemeinsames Album: "The Beauty Of It".


Unter Sophies Künstlernamen "Soffy O" erschien dieses Album im Jahre 2006. Mocky war dabei als Produzent und auch Duettpartner (bei dem Track "Don't Go Away") tätig. Eine grandiose Platte, die an dieser Stelle eigentlich mit einem Song gewürdigt werden sollte, nur leider findet sich kein passender im Netz. (Die Schrecken verbreitende GEMA lässt wieder einmal grüßen!)
Deswegen die Empfehlung: Scheibe kaufen, sofern sie noch nicht im CD-Regal steht. Sie ist jeden einzelnen Cent wert!

Bevor Soffy O mit Mocky eine musikalische Liaison einging, schloss sie sich 2002 den Techno-Gurus von TokTok an. Einen der Tracks, den sie zusammen fabrizierten, gibt es nun hier zu hören. Der Rest befindet sich auf dem Album "TokTok vs. Soffy O".

Dienstag, 5. Juni 2012

Kasper Bjørke - Deep Is The Breath

Ding dong, der Hit-Liferant aus Dänemark steht vor der Tür! Lassen wir ihn doch herein und schauen, was er im Gepäck hat. "Deep Is The Breath" ist eine moderne Disco-Nummer. Funkiger Elektro gepaart mit den zwei wunderbaren Stimmen der Gastsänger Jacob Bellens und Emma Acs. Ein kleiner Geniestreich, der dem DJ und Produzenten Kasper Bjørke da gelungen ist.

 

Montag, 4. Juni 2012

Gecovert (Spezial): This Must Be The Place (Naïve Melody)

Die heutige Ausgabe von "Gecovert" ist dem großartigen Song "This Must Be The Place (Naïve Melody)" von den Talking Heads gewidmet. Nicht erst seit dem gleichnamigen Film "Cheyenne - This Must Be The Place" mit einem grandiosen Sean Penn in der Rolle eines Rockmusiker-Fragments, diente der Track vielen Künstlern als Inspirationsquelle.
Hier nun Original und vier ganz unterschiedliche Coverversionen.


Original: Talking Heads - This Must Be The Place (Naïve Melody)



Cover: Arcade Fire - This Must Be The Place (Naïve Melody)

 
Cover: MGMT - This Must Be The Place (Naïve Melody)



Cover: Trevor Green - This Must Be The Place (Naïve Melody)

 


Cover: Gloria - This Must Be The Place (Naïve Melody)

 

Sonntag, 3. Juni 2012

Album-Vorstellung: Chromatics "Kill For Love"

Töten für die Liebe. Eine sehr romantische Aussage, die das neue Album der vierköpfigen Band aus Portland schmückt. Die Chromatics sind zurück! "Zurück? Sind das nicht Newcomer?", wird der ein oder andere sagen. Antwort: Nein, sind sie nicht! "Kill For Love" ist bereits das vierte Album in der Geschichte der Band.  Wieso kennt dann kaum einer diesen vermeintlichen Disco-Wirrwarr aus den Vereinigten Staaten? 
Nun ja, dies hat sicherlich viele Gründe. Zum einen sind Genres wie SynthiePop, ItaloDisco und Dreampop, denen sich die Chromatics am ehesten zuordnen lassen, erst seit kurzem wieder wirkliche Publikumsmagneten in Deutschland und zum anderen sperrt sich das hiesige Independent-Völkchen gern vor dem Gedanken, dass eventuell auch im Land der Plastik-Britneys und Schaumstoff-Rihannas gute Musik gemacht wird. Mit Erscheinen des Films "Drive" und dem dazugehörigen, grandiosen Soundtrack (für den eben auch die Chromatics einen Track beisteuerten), hatte dann auch der letzte Hipster den Knall gehört und stellte sich mit an die Kampffront, die den Electro als Massentauglichkeitsmusik aufspalten und in viele Einzelteile zerlegen wollte. Und das bis ins kleinste Detail, denn lange gab es zwar Unterschiedlichkeiten in der Welt "technischen" Musik, doch wurden diese dann oft unter den eher negativbelegten Begriffen "Techno" und "Dance" zusammengefasst.

Zur Scheibe selbst. Intensiv startet der erste Song auf "Kill For Love". Tiefgehend, akzentuiert und durchdrungen von der einzigartigen Stimme des Aushängeschilds Ruth Radelet, hinterlässt "Into The Black" einen bleibenden Eindruck und ist richtungsweisend für den Rest der Platte. "Kill For Love" vereint die hörbaren und wirklich guten Elemente von 80er-Jahre-Musik mit modernen Einschlägen aus dem After-Hour-Universum. Jeder einzelne Track entführt in eine Welt aus nebligen Sounds und Discobeats, wie man sie gerne gegen Ende einer jeden Partynacht im Lieblingsclub auf sich einprasseln lässt. Dass die Band ursprünglich aus Richtung des Post-Punks kommt, verdeutlicht sich unter anderem bei Tracks wie "Broken Mirrors" oder "Dust To Dust". Massive Klangwelten, die futuristisch und dennoch realistisch wirken, die nicht von einer fiktiven Zukunftsvision sondern eher von nahenden Ereignissen künden.
Eine wirklich grandiose Platte, die jedem nahegelegt sein soll, der der Hektik des Alltags für einen Moment entfliehen und sich auf neue musikalische Pfade begeben möchte.
Zur Einstimmung gibt es hier den fabelhaften Track "Back From The Grave":


Samstag, 2. Juni 2012

Tonia Reeh - Boykiller

Virtuoses Klavierspiel und eine echte Reibeisenstimme vereint Tonia Reeh in ihrem Song "Boykiller". Eine auf Drogen gesetzte Tori Amos würde vermutlich nicht anders klingen. Ein Experiment der besonderen Art, eben moderne Popmusik.

 

Freitag, 1. Juni 2012

Klassiker der Woche Nr. 18

Diese Frau hat definitiv einen an der Klatsche! Die Rede ist hier von Juliette Lewis. Aber man muss das Buch ihrer Lebensgeschichte auch erst einmal aufschlagen, um ein wenig hinter die Fassade der so durchgedreht wirkenden 38-jährigen Kalifornierin blicken zu können.
Als Scientologin in zweiter Generation (was schon fast Seltenheitswert hat) wuchs die Tochter eines Schauspielers und einer Graphik-Designerin in der Stadt der Engel auf. Ihr Weg führte sie recht schnell vor die Kamera, was in Los Angeles nun wirklich nicht allzu unwahrscheinlich ist. Bereits im Alter von 14 Jahren war sie in ersten Fernseh-Serien zu sehen. Es folgten etliche Engagements, nicht zuletzt an der Seite von George Clooney und Quentin Tarantino in Robert Rodriguez' Film "From Dusk Till Dawn".
Der frühe Ruhm brachte schnell seine Schattenseiten mit sich. Drogen und Alkohol wurden feste Begleiter für die noch junge Lewis, so dass es auch sie irgendwann in die, fast schon zum guten Ton im Lebenslauf gehörenden Entzugskliniken entlang der Westküste zog. Im Jahre 2004 setzte sich Miss Lewis dann eine Feder auf den Kopf und wurde zur ersten wirklichen Indi(e)anerin in Sachen Rock. Gleichsam zeigte sie, dass sie wirklich Potenzial in sich hat und nicht nur eine unter vielen singenden Schauspielerinnen ist.  Auf den drei Alben zusammen mit ihrer Band "The Licks" und den damit verbundenen Live-Shows bewies sie, dass der Rock'n'Roll durch ihre Adern fließt. Als verrücktester aller Paradiesvögel machte sie von sich reden und begeisterte ein immer größer werdendes Publikum.
Schließlich war 2009 dann Zeit für das erste Solo-Album. "Terra Incognita" klang nicht weniger rockig als die Songs aus dem Band-Backkatalog. Allerdings haftete der Platte auch ein guter Hauch Innovation an. So zum Beispiel der titelgebende Track "Terra Incognita", der mit einem Walzerrhythmus im Hintergrund die Beine in Schwingung bringt und schließlich explosionsartig zwischen den Ohren des Hörers hin- und herschwingt.

Die Frage, ob man einen Musiker und dessen Werke auch gut finden kann, wenn er einer extremen Gruppe wie den Scientologen angehört, muss jeder für sich selbst beantworten. "Einen hab ich noch..." ist tolerant genug und sagt: "Dieser Klassiker der Woche geht steil!"