Freitag, 31. August 2012

Klassiker der Woche Nr. 30

Calexico wandeln zwischen Tradition und Moderne. Ihre Musik verbindet auf einzigartige Weise, Elemente volkstümlicher Genres, wie dem amerikanischen Folk und dem mexikanischen Mariachi, mit modernen Independent-Rock-Klängen. 
Im Jahre 1996 gründete sich die Formation, um die beiden Musiker Joey Burns und John Convertino, die zuvor bereits in anderen Projekten gemeinsam Erfahrungen gesammelt hatten. Als Spoke wurden erste Songs geschrieben. Doch leider fand sich in den Vereinigten Staaten niemand, der diese veröffentlichen wollte. So suchte die Band in Europa nach dankbaren Abnehmern und fanden tatsächlich eine Plattenfirma, die die aus Arizona stammenden Musiker und Vertrag nahm. Mit Hilfe des deutschen Labels Hausmusik, gelang es ihnen so viel Staub aufzuwirbeln, dass dieser wie ein Hurrikan zurück in ihre Heimat stürmte und endlich die gewünschte Aufmerksamkeit heraufbeschwor. Als verlorene Söhne kehrten die Musiker wieder heim und benannten sich in Calexico um. Dabei handelt es sich um eine Wortneuschöpfung aus den Begriffen "California" und "Mexico". Das Grenzland zwischen den USA und Mexico und das damit verbundene Aufeinanderprallen der verschiedenen Kulturen, die sich im besten Fall so anstoßen, das etwas Neues daraus erwachsen kann, lieferte der Band stets die nötige Inspiration. Bis heute haben Calexico mit allem zusammengearbeitet, was in der Folk-Branche Rang und Namen hat. Ob Charlotte Gainsbourg, Bon Iver, die mexikanische Band Luz de Luna, Neko Case oder Willie Nelson, kaum einer konnte sich dem Bann der Kombo entziehen. Nun gehören sie selbst zu den wirklich Großen und werden vielerorts gefeiert.
Einen Eindruck ihrer Schaffenskraft eröffnet der heutige "Klassiker der Woche". "Sunken Waltz" vom Album "Feat Of Wire" animiert durch Akkordeon und Co. zum gemeinsamen Schunkeln, verbindet was zusammen gehört und hinterlässt ein Lächeln auf jedem Gesicht.


Donnerstag, 30. August 2012

Gold & Youth - Time To Kill

Kanada spart dieses Jahr absolut nicht, wenn es darum geht exzellente NewComer hervorzubringen. Eins der jüngeren Beispiele aus Vancouver und Toronto: Gold & Youth. Ihr "Time To Kill" bewegt sich mit sanften Electro-Synthies stetig auf und ab, wie eine Feder im Wind. Wer das Lied gerne auf seinem heimischen Abspielgerät verewigen möchte, bekommt den Song im Gegenzug zu seiner Mail-Adresse auf der Internetseite der Band.


Mittwoch, 29. August 2012

Vernetzt 23

Zwei Schwestern aus Malmö rüttelten gemeinsam die Musikwelt auf. Vernetzt wirft dieses Mal einen Blick auf die Familie Wilson.


Noch bevor Jenny Wilson allein auf der Bühne stand, gründete sie zusammen mit ihrer Schwester Sara und zwei weiteren Musikern, die Band First Floor Power. Das Quartett schaffte es schnell, sich in Schweden einen Namen zu machen, da ihr Sound Anfang der 00er Jahre neu, unverbraucht und innovativ daherkam. Als Leadsängerin avancierte Jenny Wilsons Stimme schnell zum charismatischen Wiedererkennungsmerkmal der Truppe.


Nach einiger Zeit verließ Jenny jedoch die Band, um sich ausgiebig ihrer Solo-Karriere und dem Familienleben zu widmen. Ihre Schwester trat an ihre Stelle und singt seitdem einen Großteil aller Songs. Aufgrund der gemeinsamen Gene muss man jedoch doppelt hinhören, um überhaupt einen Unterschied zu bemerken. Saras Stimme ähnelt der ihrer Schwester enorm. So konnten First Floor Power trotz geschrumpfter Formation, ihren einmaligen Klang beibehalten.

 

Neben Sara treten auch die männlichen Teile der Gruppe ab und zu hinter das Mikrofon. Und sofern es die Zeit erlaubt, gibt sich auch Jenny Wilson gern die Ehre für den ein oder anderen kleinen Gastauftritt.

Dienstag, 28. August 2012

Rumspringa - Can't Seem To Make You Mine

Dass eine Band mit dem Namen Rumspringa die Hymne "Can't Seem To Make You Mine" von den Sixties-Ikonen The Seeds covern, hat schon eine besondere Aussagekraft. 
"Rumspringa" bezeichnet in der religiösen Gemeinschaft der Amisch, den Zeitraum zwischen Beendigung der Schule und dem Eintritt in die Gemeinde. Die sonst streng konservative Glaubensgemeinschaft erlaubt in dieser Phase verschiedenste Exzesse, damit die Heranwachsenden sich darüber klar werden können, ob sie ein Leben als Amisch eingehen und damit verschiedenste Gelüste für den Rest ihres Lebens aufgeben wollen. Nicht selten erinnern die entstehenden Auschweifungen dabei an die Hippiebewegung, bei der Drogen, Sex und Freidenkertum  im Fokus standen. 
Heute sind nur noch wenige Hippies übrig geblieben. Die meisten unter ihnen haben sich für einen recht unspektakulären und wenig glanzvollen Alltag entschieden und auch bei den Amisch kehrt zum Ende der "Rumspringa" der Großteil der jungen Erwachsenen zur Gemeinde zurück und bindet sich an deren Regeln und Auffassungen.
Als Soundtrack für einen kurzen Ausbruch aus der eigenen Sozialisation scheint "Can't Seem To Make You Mine" auch 2012 noch eine perfekte Wahl zu sein.


Montag, 27. August 2012

Sonntag, 26. August 2012

Album-Vorstellung: Get Well Soon "The Scarlet Beast O'Seven Heads"

Er stammt aus einem kleinen Baden-Württembergischen Dorf an der Grenze zu Bayern. Erolzheim kann mit seinen ca. 3000 Einwohnern wahrlich nicht zur Kulturhauptstadt erklärt werden. Und dennoch erblickte in dessen Landkreis Biberach vor fast genau 30 Jahren ein Junge das Licht der Welt, der in Deutschlands Independent-Musikszene zu einer Art Gott avancierte. Kaum einer wurde dort in den letzten Jahren so gefeiert wie Konstantin Gropper. 
Seine ersten musikalischen Erfahrungen sammelte Gropper in einer Schülerband, die sich dem Grunge und Punk verschrieben hatte. Nach erfolgreich bestandenem Abitur studierte er an der Mannheimer Popakademie, die Künstler wie Frida Gold und Revolverheld hervorbrachte. Zum Glück suchte Gropper in den Hallen der Hochschule aber nicht nach dem Rampenlicht, wie eben erwähnte Pop-Ikonen, die heutzutage von den grölenden Mengen bejubelt werden. Er hätte mit seinem eher düsteren Aussehen wohl eh nicht auf das Cover einer Jugendzeitschrift wie der Bravo gepasst. Nein, Gropper entwickelte ein ernsteres und leiseres Projekt: Get Well Soon.
Seine ersten beiden Studio-Alben "Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon" und "Vexations" zeigten darüber hinaus Groppers Liebe zur Philospohie, der er in einem weiteren Studium huldigte. Keine einzige Zeile der Songtexte von Get Well Soon ist einfach dahin geschrieben, nur um etwas gesagt zu haben. Alles hat stets eine tiefere Bedeutung und auch die instrumelntalen Arrangements seiner Songs sind stets mit einem Hang zum Perfektionismus zusammengestellt worden.
Nun erscheint das neue Album "The Scarlet Beast O'Seven Heads", welches erneut verdeutlicht, wieso sich Get Well Soon locker an internationalen Maßstäben messen kann und keinerlei Vergleiche scheuen muss.

Mit "The Scarlet Beast O'Seven Heads" scheint Get Well Soon akustisch in die Welt des frühen Films eingetaucht zu sein. Bei fast jedem Song werden Bilder an alte Klassiker wachgerufen, die sich so gleich vor dem inneren Auge abspielen. So wirken zum Beispiel "Let Me Check My Mayan Calander", "Roland, I Feel You" oder "Oh My! Good Heart" wie einem der ersten Italo-Western entsprungen. Der Track "Disney" wiederum trägt nicht nur in seinem Namen eine cineastische Anspielung, sondern klingt auch als wäre er gerade erst aus Schneewittchens Schlafzimmer zusammen mit einem Schwarm kleiner, bunter Vögelchen geflogen. "The World's Worst Shrink" widerum erinnert mit seiner Bossa-Nova-Attitüde an frühe Tanz-Filme. Man kann diese Liste ewig weiterspinnen und wird von Track zu Track erneut überrascht von aufkommenden Assoziationen. Darüber hinaus hat man insgesamt oft das Gefühl, man würde einem Andrew Butler (Arcade Fire) oder Damon Albarn (Blur, Gorrilaz, The Good The Bad And The Queen) lauschen. Und das nicht nur aufgrund Groppers Stimme. Auch die Aufmachung der insgesamt 13 Titel der Platte wandelt stetig zwischen Baroque Pop, Alternative und Psychedelic Rock hin und her.
"The Scarlet Beast O'Seven Heads" ist ein Album fernab des Mainstreams. Es bietet interessante Stimmungen, tolle Texte und eine gewisse Schwere, die sich an die eigenen Gedanken haftet, ihnen jedoch genug Raum zum Schwingen lässt.

Hier nun ein kleiner Eindruck des ganzen Theaters: "Roland, I Feel You"


Samstag, 25. August 2012

Sucré - When We Were Young

Süß wie Zucker ist diese Musik nur dem ersten Anschein nach. Stacy King alias Sucré inszeniert ihre Musik zu großen, fast theatralisch wirkenden Stücken. Schwermut, Feingefühl und Kreativität sind dabei die Farben, mit denen sie ihre akustischen Bilder malt. So kommt es ganz auf den Blickwinkel an, um einen Track wie "When We Were Young" in seiner Gänze zu erfassen und begreifen.

Freitag, 24. August 2012

Klassiker der Woche Nr. 29

Wir leben in einer zunehmend technisierten Welt. Mittlerweile ist es wahrscheinlicher Menschen mit Smartphones als mit Büchern in der Hand, bei einer U-Bahn-Fahrt anzutreffen. Die Social-Networke boomen. Zu jeder Zeit besteht die Möglichkeit mit Freunden und Bekannten in Verbindung zu treten, ohne  diesen dabei in das Gesicht blicken oder deren Stimme hören zu müssen. Computer und Bildschirme verschiedenster Art erhellen permanent unsere Augen, auch wenn diese gerne aufgrund nahender Dunkelheit zufallen möchten. Mit dem Millennium erhob sich eine neue Gesellschaft, die mehr und mehr auf virtueller Ebene funktioniert und sich auch darüber definiert. Was passiert in jenen Tagen mit der Liebe? Wird auch diese irgendwann zu einem maschinellen Vorgang verkommen, der kaum noch etwas Natürliches an sich hat?
Die isländische Sängerin Björk und der Videokünstler Chris Cunningham haben mit "All Is Full Of Love" ihren Zukunftsentwurf für das liebevolle Miteinander abgeliefert. Egal welche Zeiten auch herrschen, die Liebe wird immer da sein und selbst zwischen humanoiden Robotern findet  Anziehung statt.
Man mag von Björk halten, was man will. Manch einer sieht in ihr gern nur eine Durchgeknallte, die im Schwanenkostüm zur Oscar-Verleihung rennt. Feststeht aber, dass die 44-Jährige es wie kaum eine zweite schafft, gesellschaftliche Themen aufzugreifen und künstlerisch in Szene zu setzen. "All Is Full Of Love" geht unter die Haut. TripHop par excellence, welcher tiefschürfender nicht sein könnte.



Donnerstag, 23. August 2012

Canon Blue - Indian Summer

Die Bäume färben sich in den kräftigsten Farben, von strahlendem Gelb bishin zu sattem und vollem Rot. Ein Naturschauspiel wie der Indian Summer, der im Herbst große Teile Nordamerikas auf wundersame Weise verzaubert, ist wohl mit das Eindrucksvollste, was das Auge zu erblicken mag. Die Band Canon Blue aus Nashville widmet diesem Phänomen einen Track, bei der es ihr gelingt, ein wohlig warmes Gefühl einzufangen und an den Hörer weiterzugeben.


Mittwoch, 22. August 2012

Vernetzt 22

Erneuter Ausflug nach Schweden und zurück zum schummrig schaurigen Duo The Knife.
Einst raubte ihnen eine Frau den Atem...
Im Duett neben einer Stimme wie der von Karin Dreijer-Anderson nicht komplett unterzugehen, ist schon eine Leistung für sich. Wer es darüber hinaus sogar schafft, mit dieser doch eher gewöhnungsbedürftigen, wenn auch sehr interessanten Klangfarbe gut zu harmonisieren, der verdient Applaus. Jenny Wilson nahm sich für den Song "You Take My Breath Away" dieser Aufgabe an und schaffte damit eins der absoluten Highlights auf The Knifes Album "Deep Cuts". Schmeißen wir die Discolichter an und stellen die beiden Damen ins Rampenlicht.


Und auch im Alleingang macht Frau Wilson eine gute Figur. Ihre experimentelle Musik lässt sich schwer einordnen und verwischt mit Leichtigkeit die Grenzen zwischen Indie, Soul und Pop, ohne dass man es auch nur gemerkt hat. Ungläubig? Hier kommt mit "Like A Fading Rainbow" der Beweis.


Dienstag, 21. August 2012

Lord Huron - Time To Run

Banjos sind die Gitarren der Neuzeit, wo es an jeder zweiten Ecke nach Folk und Country schreit. Auch Lord Huron greift zu diesem Zupfinstrument, um sein "Time To Run" möglichst schwungvoll in Szene zu setzen. Gelungen! Schon wippen die Cowboystiefel auf und ab und Röcke schwingen durch die Luft, während sandiger Wind durch ihren Stoff rauscht.



Montag, 20. August 2012

Sonntag, 19. August 2012

Album-Vorstellung: Bonaparte "Sorry, We're Open"

"Entschuldigen Sie bitte, Bonaparte öffnen dieser Tage erneut ihre Türen und laden zur Vorstellung ihres neuen Albums ein. Das könnte lauter werden."

Als "Visual Trash Punk" bezeichnet der Schweizer Tobias Jundt das, was er und seine Compañeros seit ungefähr sechs Jahren fabrizieren. Und das trifft den Nagel ziemlich genau auf den Kopf. Wer die Jungs auf eine Bühne entlässt, öffnet damit sprichwörtlich die Zellen einer geschlossenen Anstalt. Plötzlich hüpfen Menschen mit riesigen Tierköpfen über die Bühne, feminine Bildschirmköpfe tanzen in Reih und Glied und hier und da rennt auch eine Dame in Anzug und mit Gasmaske über die Bretter, die die Welt bedeuten. Dazu der doch recht gewöhnungsbedürftige Quitsch-Quatsch-Sound der mittlerweile in Berlin ansässigen Band. Ganz nach der Devise "Hauptsache, alle haben Spaß", funktioniert diese Mischung jedoch perfekt. Es ist schier unmöglich, bei Songs wie "Computer In Love", "Anti Anti" oder "Too Much" nicht in Extase zu verfallen. Am Freitag erschien nun das dritte Studioalbum von Bonaparte mit dem Titel "Sorry, We're Open".

Was kommt mit dieser Scheibe auf einen zugerollt? Nun ja, eine Menge. Kratzende Synthies eröffnen das neuste Werk, welches aus insgesamt 15 Tracks besteht, bei denen einer verrückter als der nächste ist. Wer Ritalin nimmt, sollte dies provisorisch absetzen, bevor er diese Platte konsumiert. Der Schabernack nimmt darauf nämlich kein Ende. Auch wenn die einzelnen Songs sich in ihrer Grundidee nicht wirklich unterscheiden, nämlich aufzumischen, wo Stille herrscht, können Bonaparte durch ihren Experimentierwillen überzeugen. Der Punk ist "Sorry, We're Open" nicht abzusprechen. Jedoch zeigt er sich in verschiedenen Facetten. Klingt "A Little Braindead" fast wie eine, aus der Mottenkiste geholte Clash-Nummer, überzeugen Tracks wie "Quarantine" oder "Mañana Forever" durch einen avantgardistischen Charakter, irgendwo zwischen Rockgitarren-Sounds und Spielzeugklängen. Auch Deichkind geben sich die Ehre und verpassen "Alles Schon Gesehen" einen für sie so typischen Anstrich. Ein wenig stereotypes Französisch-Geschmachte ist gewünscht? "C'est À Moi Que Tu Parles" schafft da Abhilfe. Zudem werden dann noch der New Yorker Williamsburg Bridge, dem Hamburger Honorarkonsulat der Kirgisischen Republik und einem Punkt auf der Datumsgrenze, insgesamt drei Koordinaten-Tracks gewidmet. Ganz ehrlich... diese Jungs haben nicht alle Tassen im Schrank und man braucht wirklich eine kleine Verschnaufpause, nachdem der letzte Song "Bonahula" gelaufen ist. Wer Glück hat, findet dabei seine gelockerten Schrauben wieder, alle anderen begeben sich am besten direkt in die nächste Gruppentherapie. "Sorry, We're Open" ist verrückt anders und dadurch wirklich interessant.
Kleiner Einblick gefällig? Hissen wir den Anker... THIS SHIP IS IN QUARANTINE!!!!! WHUAAAA!!!


Samstag, 18. August 2012

Phebe Starr - Alone With You

Es ist die Zeit der Diven, die noch keine sind. Große Stimmen in noch unverbrauchten, frischen Geistern. Auch Phebe Starr reiht sich ein, in jenes Kabinett bestehend aus dem Pathos verschriebenen, jungfräulich wirkenden Porzellanpuppen à la Lana Del Rey. Was sie eint, ist die Tatsache, dass sie es allesamt verstehen, interessante Musik zu machen. Ein zeitloser Charakter führt dazu, dass man von ihren Sirengesängen angezogen wird, jedoch ohne dabei zwangsweise zum Kentern verurteilt zu sein.

Freitag, 17. August 2012

Klassiker der Woche Nr. 28

Als Kind hat man die Möglichkeit, frei von Werten und Normen, die verschiedensten Rollen auszuprobieren und zu erforschen. Vor allem das Reich der Tiere bietet dabei einen unendlichen Schatz an verschieden Charakteren, denen allen unterschiedliche Attribute zugeschrieben werden. Ohne groß darüber nachzudenken, rennt man schon als mutiger Löwe brüllend durch das eigene Zimmer, klettert als verspielter Affe aufs Bett oder schwimmt wie ein großer, träger Wal durch die Weiten der Badewanne. Auf spielerische Art und Weise entdeckt man Seiten an sich, die einem gut gefallen, merkt aber auch, wenn Dinge unangebracht und nicht zum eigenen Wesen passend sind.
Wird man älter, legt man Fell oder Haut ab und wird zu einem moralischen Erwachsenen, von dem stets erwartet wird, dass er sich adäquat in sämtlichen Situationen verhalten kann. Dabei verleugnen wir gerne, dass etwas Animalisches in uns stecken könnte.
Die ElektroPop-Gruppe Miike Snow aus Stockholm weckt das Tier in sich und beweist hingegen mit dem heutigen Klassiker der Woche, dass Gefühle und Gedanken auch im fortgeschrittenen Alter noch impulsiv und instinktiv entstehen und sich äußern können.
"Nobody knows it but me when I slip, yeah I slip, I'm still an animal."



Donnerstag, 16. August 2012

Tailor - Wolf

Ein weiteres Talent heult dieser Tage nach Aufmerksamkeit. Ihre Stimme klingt in einem Moment zerbrechlich wie die einer Julia Stone und schon im nächsten verwandelt sie sich in eine düstere und kräftige Version von Oh Land. Es handelt sich hier um Tailor und ihren vierbeinigen Freund "Wolf".


Mittwoch, 15. August 2012

Vernetzt 21

Was kann Künstler stärker miteinander vernetzten als die Liebe? Andrea und Rasmus Kellermann sind seit über zehn Jahren verheiratet und glücklich wie eh und je.


Das Stockholmer Paar hat seine Zuneigung auch auf musikalischer Ebene manifestiert. Sowohl auf dem Erstlingswerk (Madame, Madame) von Andreas Projekt Firefox AK, als auch auf dem Nachfolger (If I Were A Melody) befinden sich Songs, bei denen Rasmus, unter seinem Künstlernamen Tiger Lou, mit seiner Frau im Duett singt. Wie wunderbar die beiden harmonieren, zeigt exemplarisch der Track "The Draft":


Rasmus veröffentlichte als Tiger Lou mittlerweile vier Alben, die sich durch intensiven Independent-Rock kennzeichnen, der aufschürft und wenig von der Süße besitzt, die die Musik von Firefox AK charakterisiert. "The Loyal" stammt vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 2005:
  

Dienstag, 14. August 2012

Justine Electra - Around & Around

"Einen hab ich noch..." liebt Justine Electras Musik, weswegen es heute an der Zeit ist, ihren neusten Song zu teilen. "Around & Around" verdichtet sich wie Nebelschwaden in der Nacht und verklärt die Sinne. Aus einem Dickicht an elektronischen Klängen, verdichtet sich die wunderschöne Stimme der Berliner Künstlerin und bahnt sich ihren Weg in das Ohr des Hörers. Dort elektrisiert und hypnotisiert der Track den Verstand. Unglaublich gut!



Montag, 13. August 2012

Samstag, 11. August 2012

Labyrinth Ear - Amber

Als Labyrinth wird ein Teil des Innenohrs bezeichnet, der maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass wir als Menschen unser Gleichgewicht halten können. Labyrinth Ear versetzen mit ihrem Song "Amber" die daran beteiligten organischen Strukturen in heftige Schwingungen, so dass ein jeder schnell seine Standhaftigkeit verliert und in rhythmischen Bewegungen über die Tanzfläche taumelt.



Freitag, 10. August 2012

Klassiker der Woche Nr. 27

Es gab eine Zeit, in der es nicht üblich war mit der Sonnenbrille auf der Nase durch die dunkle Nacht zu treiben. In den letzten Jahren hat sich jedoch scheinbar ein Trend etabliert, bei dem es zum guten Ton gehört, immer und überall die verdunkelten Gläser vor den Augen zu haben. Fraglich, wie viel man damit in einem stockdüsteren Club noch sehen kann, aber was tut man nicht alles für den neusten Hipster-Trend.
Der sprichwörtliche Spiegel der Seele bleibt verborgen. Man ist geschützt, anonym und bietet weniger Angriffsfläche hinter dem modischsten aller Gesichtsaccessoires. 
Eine lange Tradition begleitet die Sonnenbrille. Laut Überlieferungen schaute schon Kaiser Nero seine Gladiatorenkämpfe gern durch Smaragde, um sich vor dem blendenden Tageslicht zu schützen. 
Im Jahre 1984 schrieb Corey Heart dann seine Hommage an die zwei getönten Gläser. "Sunglasses At Night" wurde in den 80ern zum gern gehörten Clubhit. 17 Jahre später versuchte sich der kanadische DJ Tiga erneut an diesem Klassiker und lieferte zusammen mit seinem Kollegen Zyntherius ein Statement an Coolness ab, das ihn zum international gefragten Remixer machte. Mit Schönheitschirurgie-Opfer Amanda Lepore im Video wurde der Song zum artifiziellen und postmodernen Übertrack. Weitere elf Jahre später hört man ihn noch beinahe in jedem Club zur Maintime. Und auch die "Lost Generation"-Kids mit ihren Sonnenbrillen auf der Nase, haben es trotz provozierter Nachtblindheit mitten auf die Tanzfläche geschafft, um dieser Hymne zu huldigen.  Ein wenig Unsterblichkeit macht sich breit...


Donnerstag, 9. August 2012

John Maus - Hey Moon

Da werden Kindheitserinnerungen wach. Peter und Anneliese machen sich mit Herrn Sumsemann auf, um eins der verlorenen Beinchen des Maikäfers vor dem Mann im Mond zu retten. "Hey Moon" von John Maus könnte der Soundtrack zu diesem wunderschönen Märchen sein. Synthies und ordentlich Hall sorgen dafür, dass die Gedanken sich in Raum und Zeit verlieren und schon reitet man auf dem großen Bären durch das All und zwischen den Sternen entlang.



Mittwoch, 8. August 2012

Vernetzt 20

Schauen wir noch einmal zurück und werfen einen genaueren Blick auf ein weiteres von Björn Yttlings Schäfchen. Nach ihren zwei ersten Alben suchte auch Andrea Kellermann alias Firefox AK Unterstützung bei dem schwedischen Hitgaranten.

  
"Boom Boom Boom" schlug ein wie eine Bombe. Der von Yttling produzierte Track, der sich auf Firefox AKs drittem Studio-Album "Color The Trees" befindet, verschaffte ihr international eine gehörige Brise an Aufmerksamkeit. Die für Yttling typischen Up-Tempo-Beats unterscheiden sich dabei deutlich von dem, was Frau Kellermann am Anfang ihrer Karriere austüftelete. Andersartig und dennoch keineswegs weniger interessant.


Dienstag, 7. August 2012

Molly Nilsson - I Hope You Die

Avantgarde-Musik, die nach vergangenen Tagen ruft. Die Schwedin Molly Nilsson reanimiert die Klänge der 80er und macht daraus ihr ganz eigenes, wundersames Gemisch. Unglaublich eingängig, jedoch kein Stück langweilig. "I Hope You Die" klingt dabei fast wie eine PopNoir-Version von Santigolds "Disparate Youth". Intelligent, vielschichtig und schwärzer als schwarz.

Sonntag, 5. August 2012

Video-Vorstellung: Magnus Renfors - One

Es ist eine Art Theaterstück geworden. Der Video-Regisseur Magnus Renfors hatte eine Vision. Inspiriert von Ane Bruns letztem Album, wollte er mit Hilfe dieser Musik eine Geschichte erzählen. Und das ist ihm auf grandiose Art und Weise gelungen.  Insgesamt vier der auf "It All Starts With One" befindlichen Songs nutzte Renfors als Grundlage, um über die Nachhaltigkeit unserer Taten, die Kraft der Erinnerungen und die Tatsache des Älterwerdens zu erzählen.

Was bleibt am Ende unseres Lebens übrig, wenn wir im Sterbebett liegen und zurückschauen auf ein gelebtes Leben? Jede Entscheidung, die wir trafen, hat uns in dem geformt, wer wir sind.
Wo einst unbeschriebene Zettel prangerten, sinnbildlich für die sogenannte Tabula Rasa, ist schlussendlich ein ganzer Roman geschrieben. Und jedes einzelne Word klingt dabei nach und findet seine Bedeutung.
So gerne wir es auch manches Mal wollen, die Zeit kann keiner zurückdrehen. Und so nutzen wir dann und wann den Mechanismus der Verdrängung, um die nicht so schönen unserer Handlungen zu "vergessen". Doch wo einmal ein Samen gepflanzt wurde, schlägt eine Pflanze Wurzeln, verankert sich und bahnt sich ihren Weg in das klare Licht, wo sie dann zum Vorschein kommt.

Der Kurzfilm "One" öffnet mit einer Szenerie, bei der ein junger, jedoch stark von seinen Erlebnissen gezeichneter Mann im Krankenbett liegt. Eifrig und schnell tippt er Worte in eine Schreibmaschine, ähnlich einem Grammophon, die von seiner Vergangenheit berichten.

Prolog: Ane Brun - Words

Plötzlich verschwinden die Wände um den erschöpften Mann und eine mit Fakel bewaffnete Person rennt durch die Dunkelheit. Wie auf einem Kriegsschauplatz werden große Geschütze aufgefahren. Alles positioniert sich und macht sich bereit für den nächsten Schlag. Doch statt Waffen haben die Beteiligten Instrumente in der Hand und sie errichten keine Gefechtsfront sondern eine Bühne.

Akt I: Ane Brun - One

Der Vorhang fällt und mit Paukenschlägen wird der mittlerweile gealterte Protagonist aus seinem tiefen Schlaf geweckt. "Do you remember?", singt Ane Brun in ihr Mikrofon und verdeutlicht damit, dass jede noch so tief versteckte Erinnerung einen einholen wird. Und das kann unbequem sein. Schon öffnet sich ein neuer Schauplatz und der alte Mann steht an einem Nebel verhangenen Strand...

Akt II: Ane Brun - Do You Remember

Das Finale beginnt. Leise, schwere Töne begleiten den Anblick eines fast gekreuzigt wirkenden und an sein Bett gefesselten Mannes. Es ist an der Zeit zurück zu gehen in die eigene Vergangenheit und sich zu versöhnen mit dem Geschehenen, so dass man in Ruhe und Frieden diese Erde verlassen kann.

Finale: Ane Brun feat. José Gonzales - Worship

Die Kombination aus der unglaublich fesselnden Musik von Ane Brun und den dazu wunderschön gewählten filmischen Einstellungen Magnus Renfors, machen "One" zu einer Metapher für das Leben. Intensiv und unter die Haut gehend, verbinden sich Bild und Ton zu einem absoluten Meisterwerk!

Samstag, 4. August 2012

Colour Coding - Perfect

Viele kleine Farbkleckse ergeben in ihrer Gesamtheit ein komplettes Bild. Colour Coding nutzen dieses Prinzip und lassen bei ihrem Song "Perfect" verschiedene Stilelemente aufeinander prallen, welche zusammengenommen gut funktionieren. Ergebnis ist eine durchdachte IndiePop-Nummer, die sich nicht nur schön anhört, sondern auch die gute Laune in einem wachkitzelt.

Donnerstag, 2. August 2012

Es war einmal... disco bohème

Statt "Klassiker der Woche" gibt es heute einen kleinen Ausflug in die Clubs unserer Republik. Die Rubrik "Es war einmal..." widmet sich der Vorstellung von Parties, Events oder einfach musikalischen Erscheinungen, die für die Leser dieses Blogs interessant sein könnten. Über das Jahr verteilt wird man hier und da, den ein oder anderen Eintrag zu eben diesen Themen finden.

Vor zwei Jahren knallte es plötzlich laut in der Bundesstadt Bonn. "The City that always slept" wurde am 16.04.2010 mit einem Paukenschlag ins Partyleben gerufen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Liebhaber von Indie und Indietronics stets gezwungen, sich auf die Socken zu machen, um in eine der näher gelegenen Städte, meist war es wohl das große und ausgeflippte Köln, zu gelangen, wo man auch fern von Schlagerschunkel und billig aufgemotzten Chartdudeleien, die Nacht zum Tage werden lassen konnte.
"disco bohéme" nannte sich die Veranstaltung, bei der ursprünglich zwei Herren ihre Vorstellung von ästhetischem und mit Stil verbundenem Feiern der Öffentlichkeit präsentierten. Mit dem ausgeflippten "DJ-Team dumb inc." an ihrer Seite, dessen eine Hälfte der Autor dieses Blogs bildet, zeigten die vier Herrschaften, was die Welt der guten Musik so zu bieten hat und vor allem, welche Sounds die Tanzfläche zum Beben bringen. Das Publikum nahm diese Kriegserklärung gegen Langeweile dankend an und folgte dem Ruf der Beat-Wildnis. Seit diesem Tag sind einige Parties ins Lande gezogen und viele Polaroids geschossen worden, die die Flyer der Veranstaltungen zieren und sich zu einer Art Markenzeichen ihrer entwickelten. Aus ursprünglich zwei Veranstaltern wurden mit der Zeit drei und auch das DJ-Kollektiv wuchs schneller als die Musikindustrie Songs nachproduzieren kann, die dann final gespielt werden.
Die charismatische Partyreihe ist mit der Zeit zu einem Lebensgefühl in der Stadt am Rhein avanciert und hält ihre Arme ausgestreckt, um neue Städte zu erobern. Neben Bonn gibt es seit einiger Zeit Ableger in Aachen und Wuppertal und selbst Köln steht auf der Expansionsliste.
Mit vielen innovativen Ideen, man denke nicht zuletzt an famose Bootsparties mit Namen "Indie Fluten", sorgt die "disco bohéme"-Crew dafür, dass das Publikum unterhalten wird. Manch einer wird sagen, da ist doch ein wenig Hipstertum unterwegs... und ja, vielleicht ist das auch so. Na und! Was am Ende zählt ist doch, dass die Menschen, die vor den Toren der Party-Reihe in der Schlange gewartet haben, Spaß haben. Und das schafft "disco bohème" allemal, indem es eben anders ist als die anderen und sich abhebt von der Eintönigkeit. Wo und wann man Teil des bunten Treibens werden kann, findet der Interessierte hier.

Zudem soll nicht unerwähnt bleiben, dass "Einen hab ich noch..." seit Mai mit "disco bohème" kooperiert. Als DJ Dr. Zee verschreibt das Gesicht hinter privatedisco.blogspot.com seinen Musiksüchtigen monatlich eine Ration an Songs, die die Seele beruhigen und den Verstand reinigen. Zu Risiken und Nebenwirkungen einfach hier klicken.

Samsaya - Breaking Bad

Samsaya nimmt ihre Puppen, reißt ihnen die Köpfe ab und schleudert sie aus dem Fenster. Die rosafarbene Mustertapete des Zimmers wird mit schwarzer Farbe überschmiert. Aus den ehemals hübschen Kleidchen werden mittels Schere neue Outfits zusammengepatcht. "Breaking Bad" vermittelt einem eben diese Attitüde. Ganz nach der Devise: Schluss mit lustig! Ein echt gelungener Song, der sich absolut von den flachen R'n'B-Tracks abhebt, die Samsaya früher abgeliefert hat. Anscheinend rebelliert da jemand auch gleichzeitig gegen seine eigene musikalische Vergangenheit.

Mittwoch, 1. August 2012

Vernetzt 19

Allein ist es manchmal dann doch ein wenig einsam. Sicherlich kann einem die Gitarre ein guter Begleiter auf der Bühne und beim Musizieren sein, doch nach getanem Auftritt wird sie wohl kaum mit Zigarette und Bierchen locken, um den Abend ausklingen zu lassen. Das tun dann schon eher Bandkollegen aus Fleisch und Blut.
 













Auch unser Herr Gonzales, passionierter Klampfenspieler aus Schweden, hat die Vorteile entdeckt, die das Spielen in einer mehrköpfigen Formation mit sich bringt. Nachdem sein erstes Solo-Album und die damit verbundene Tour getan waren, scharrte er im Jahre 2005 Elias Araya und Tobias Winterkorn um sich und wurde mit ihnen gemeinsam zu Junip. Auf musikalischer Ebene bedeutete das eine Fülle an Instrumenten, die dem Jungen mit seiner Gitarre beigestellt wurden und so seine markante Stimme in neue Sphären hoben. Eine erste EP wurde aufgenommen und dann pausierte die Band lange Zeit. Fünf Jahre sollte es dauern, bis wieder gemeinsam an neuen Tracks gewerkelt wurde. Eins der Stücke, das dann im zweiten Anlauf entstand, ist das wunderbare "To The Grain", das es nun hier in einer Live-Version zu hören gibt.