Freitag, 26. September 2014

EP-Vorstellung: Cancer "Ragazzi"

Zum ersten Mal trafen sich Nikolaj Manuel Vonsild und Kristian Finne Kristensen am Flughafen von Oslo. Nachdem beide unabhängig voneinander auf demselben Festival performt hatten, endeten sie irgendwann in der Abflughalle des Airports, wo sie darauf warteten, zurück nach Hause fliegen zu können. Der Frontmann der Band When Saints Go Machine und das Gesicht hinter dem Projekt Chorus Grant wechselten nur wenige Worte an diesem Tag, obwohl sie Stunden lang Seite an Seite gesessen hatten. Irgendwann später führte es die Herren dann aber erneut zusammen und sie begannen, mehr und mehr Zeit miteinander zu verbringen. Wie es bei Musikern so üblich ist, blieb es dabei jedoch nicht bei einem kühlen Bier oder einem Gespräch über die Eigenheiten des Wetters. Schnell wurden Mikrofone und Instrumente hervorgekramt, um ein wenig mit Sounds herumexperimentieren zu können. Natürlich ganz unverfänglich, planlos und ohne ein genaues Ziel vor den Augen zu haben. Dass die dabei entstandenen Skizzen jedoch nicht einfach wieder verworfen werden würden, hätte Vonsild und Kristensen wohl klar sein können.

Im Dezember des letzten Jahres fanden sich die Männer folgerichtig in einem Studio in Kopenhagen ein und begannen, ihre tonalen Entwürfe weiterzuentwickeln. Die EP "Ragazzi" ist schließlich das Produkt dreier Tage, innerhalb derer sich Kristensen und Vonsild ganz auf die Neugier verließen, herausfinden zu wollen, wohin ein einzelner Riff, eine unfertige Melodie oder ein kryptischer Wortfetzen sie führen könnte. Als Cancer präsentiert das Duo die Auswüchse dessen nun erstmals digital und auf Vinyl. "Age of Pinballs", das Eröffnungsstück der "Ragazzi"-EP, vereint warme Folkeinflüsse mit starren Electroparts und stellt damit gleich zu Anfang klar, dass Cancers Klangkosmos wohl eher diffus als sternenklar sein dürfte. Desweiteren treffen Vonsilds androgyne Falsettgesänge, für die der Sänger von jeher bekannt ist, auf die etwas kräftigere Stimme Kristensens, was zu einer Art Erdung führt. "FKA IP" zelebriert derweil eine akustische Ästhetik, die man sonst vielleicht Pink Floyd hätte zuschreiben wollen. Nicht minder hartnäckig, was das Aufbrechen gängiger Liedstrukturen betrifft, zeigen sich auch "Same Color As Digital Photography", das kühle "Hunting Large Cats From Helicopter" oder "Body On The Bones". "Hot Snake Dead Boy" - man muss hir noch kurz anmerken, dass alle Titel völlig unabhängig von den Texten der jeweiligen Songs zu sein scheinen - fungiert dann als kleine Nachtmusik und beendet "Ragazzi" mit einem sanften Kuss.
Wenn man erfährt, dass Cancer anstreben, aus ihrem einmaligen Rendez-Vous eine echte Romanze zu entwickeln, stimmt das euphorisch - bietet "Ragazzi" doch einen wunderbaren Gegenentwurf zu all dem uncharismatischen Radiopop.



Mittwoch, 24. September 2014

Gewinnspiel: Vittoria Fleet "Acht LP"

© by Evert Taihuttu
Zurückgehen. Zurückgehen zu dem Moment, indem man ein Album zum allerersten Mal abgespielt hat - Wie unglaublich wäre das? Erneut jene Empfindungen spüren zu dürfen, die einst den gesamten Körper durchfahren und ihn völlig vereinnahmt haben. Gänsehaut, ein Kribbeln in den Fingern, während man die Lautstärke aufdreht, ein Blitzen und Funken zwischen den Ohrmuscheln. Noch ist die Zeitmaschine ein reines Hirngespinst der Wissenschaft. Uns Menschen ist es bis dato nicht gelungen, Geschehenes abermals zu durchleben. Oder etwa doch? Es ist das in Berlin lebende Duo Vittoria Fleet, das die Gesetzte der Physik aktuell auf den Kopf stellt, und zwar mit ihrem Debüt "Acht LP". Viele Geheimnisse ranken sich um Allan Shotter und seine Kollegin Giada Zerbo. Auf Fotos zeigen sich die Musiker schemenhaft und verschwommen, Informationen über sie in Erfahrung bringen zu wollen, gleicht ein wenig der Suche nach dem Heiligen Gral, und doch sind sie wahnsinnig präsent. Nämlich in ihren Songs. Mit diesen gelingt Vittoria Fleet das Unvorstellbare. Sie führen uns zurück zu Lambs "Lamb" (1996) und Mandalays "Empathy" (1998), sprich in die Tiefen jenes Trip-Hops, der durch Drum'n'Bass-Einflüsse gekennzeichnet war.

Rewind - eine starke Emotion wächst im Bauch heran. Es öffnet sich die Tür zu einer neuen Welt. Nein, einer alten Welt. Einer Welt, die man vor fast zwanzig Jahren schon mit "Lusty" oder "This Life", den Eröffnungsstücken der eben erwähnten Platten, betreten hatte. Nur ist es Vittoria Fleets "Acht", das jetzt als Schlüssel fungiert. Plötzlich stellt sich ein vertrautes Gefühl ein. Das flirrende "Uncocealed" heißt uns willkommen in einem weiß leuchtenden Sound-Universum. "Acht LP" ist ein Ausnahmewerk. Binnen weniger Takte zerspringt das Hier und Jetzt und löst sich beinahe vollkommen auf. Der Hörer schwebt durch ein Kontinuum aus Raum und Zeit. Alles ist vergessen und gedacht zugleich. "Frida" zerrt an der Realität, "Could Be Something" entsendet züngelnde Wellen in die Unendlichkeit, das Interlude "Good Morning Gesundbrunnen" zelebriert die Klarheit des Moments und "Hunger" entwirft eine kreischende Zukunftsvision. Vittoria Fleet verstecken sich nicht hinter ihren Kompositionen. Im Gegenteil. Sie nutzen diese als abstraktes Ausdrucksmittel, als Weg zum Ziel. Jeder kleinste akustische Impuls ist deutlich wahrnehmbar und sticht das Unterbewusstsein wie eine feine Akupunkturnadel. Ob "In Winter", das statische "It Begins", sein knisternder Nachfolger "We'll Wait", "David" oder das finale "Savuca Redux" - "Acht LP" hält, was sein Cover verspricht: einen Ausflug zur Schnittkante zwischen Himmel und Erde.



Um abschließend eins von zwei CD-Exemplaren des Albums "Acht LP", die uns n5MD zur Verfügung gestellt hat, zu ergattern, könnt ihr wie folgt an der entsprechenden Verlosung teilnehmen.

Möglichkeit 1: Liket unsere Facebookseite und das dort befindliche Gewinnspielfoto. Jede weitere Auseinandersetzung mit dem Foto (Öffentliches Teilen oder Kommentieren) führt dazu, dass euer Name ein weiteres Mal in die entsprechende Lostrommel gelangt.

Möglichkeit 2: Schickt uns eine Mail mit dem Betreff "Vittoria Fleet" an kontakt.ehin@gmail.com. (Dies dürft ihr auch tun, wenn ihr bereits über Facebook mitgemacht habt.)

Teilnahmeschluss ist der kommende Sonntag, der 28.09.2014.
Die Ermittlung des Gewinners erfolgt per Zufall.
Wir verschicken die Preise nur innerhalb Deutschlands und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Viel Erfolg!

Weitere Infos zu Vittoria Fleet und dem Album "Acht LP" gibt es hier:
Facebookseite | Soundcloud-Account | Künstlerseite bei n5MD

Freitag, 19. September 2014

Album-Vorstellung: alt-J "This Is All Yours"

© by Laura Coulson
Der Titel des Debüts von alt-J, "An Awesome Wave", darf nachträglich wohl als eine der treffsichersten Prophezeiungen der letzten Jahre verstanden werden, folgte doch auf die Veröffentlichung eben dieser Platte eine wahre Flut an Auszeichnungen und Huldigungen für das Herrenquartett aus Leeds. Nicht zuletzt durfte in diesem Zuge sogar der angesehene Mercury Prize, welcher jährlich für das beste britische Album vergeben wird, mit nach Hause genommen werden. Doch wie geht es weiter nach einem solchen Erfolgswahn? alt-J entschieden sich, nicht lange zu fackeln und den Moment der Euphorie und Erregung zu nutzen, um an einem Nachfolger für "An Awesome Wave" zu arbeiten. Dass dabei ein unheimlicher Druck auf ihren Schultern lasten würde, war der Band von Anfang an bewusst - immerhin warteten bereits Tausende Hörer sehnlichst darauf, mehr von den experimentellen Klängen vernehmen zu dürfen, die alt-J in Songs wie "Tessellate" oder "Breezeblocks" zur Schau gestellt hatten. "This Is All Yours" heißt nun das Zweitwerk des vom Quartett zum Trio geschrumpften Ensembles. Ein Geschenk an die Fans?

Anstatt sich von allerhand Schmeicheleien und Angeboten verführen zu lassen, versuchten alt-J die Bodenhaftung nicht zu verlieren und leisteten sich von ihren Einkünften einzig ein Apartment im Londoner Stadtteil Hackney, um dort an den dreizehn Songs zu tüfteln, die sich nun auf "This Is All Yours" versammeln. Alles beginnt dabei, wie auch schon auf "An Awesome Wave", mit einem recht umfangreichen Intro. Ebenso wie sein Äquivalent versteht es auch der erste Track auf "This Is All Yours", die Gewaltigkeit der ihm zugehörigen Platte einzufangen, zu filtrieren und in seiner Essenz peu à peu freizugeben - als würde man vorsichtig den Vorhang zu einer Bühne lüften, auf der Tiger durch brennende Reifen springen, exotische Tänzerinnen ihre Hüften kreisen lassen und es sich doch gleichzeitig auch jemand auf einer alten Couch gemütlich macht, um Gute-Nacht-Geschichten zu erzählen. "This Is All Yours" lebt von Kontrasten. Mal forsch und ungezügelt und dann wieder dezent und sensibel unterstreichen Stücke wie "Every Other Freckle" oder "Choice Kingdom" die akustische Vielfalt, für die alt-J vielerorts geschätzt werden. Da folgt dann auf ein leichtfüßiges "Warm Foothils", bei dem sich Conor Oberst, Lianne La Havas, Sivu und Marika Hackman als Gastsänger verantwortlich zeigen, auch schon mal ein sich zuspitzendes und von zahlreichen Beats in Szene gesetztes "The Gospel of John Hurt". Neben etlichen Metaphern und Verweisen ist es vor allem der japanische Naturpark Nara, der als Zentrum der Kreativität und Inspiration auf "This Is All Yours" dient ("Arrival In Nara", "Nara", "Leaving Nara"). Doch damit nicht genug - das vor Wochen als rotziger Appetithappen entsendete "Left Hand Free" und das mit einem Sample von Miley Cirus versehene "Hunger of the Pine" überraschen durch innovative Impulse. Wer hätte gedacht, dass alt-J es tatsächlich schaffen würden, an die Genialität ihres zu recht umjubelten Debüts derart gut anzuknüpfen. Wir sind begeistert!




Mittwoch, 17. September 2014

Gewinnspiel: The New Spring "Late Bloomer" (+ "The New Spring" + "Secret Armor")

© by Tore Hallas
Musik ist manchmal besser als jede Medizin. Egal, ob gegen den Ärger über eine verpasste Chance, nicht enden wollender Liebeskummer oder das Gefühl von völliger Wertlosigkeit - sobald die richtige Melodie erklingt, sind meist viele Sorgen wie im Handumdrehen vergessen. Lauscht man beispielsweise den Songs von Bastian Kallesøe, der unter dem Künstlernamen The New Spring vor drei Jahren ein gleichnamiges Debütalbum herausbrachte, dann fällt es schon wirklich schwer, die Zornesfalte auf der Stirn oder die Wundwinkel nach unten gerichtet zu halten. Zu sanft und wohltuend ist das, was einen auf den Platten des blonden Songwriters erwartet. Doch was ganz genau macht die Kompositionen von The New Spring zu echten tonalen Wunderpillen? Musiker, die sich der Schlichtheit von Folk und Acoustic bedienen, gibt es schließlich wie Sand am Meer. Vermutlich sticht Bastian Kallesøe deshalb aus der oft grauen Masse hervor, weil er seine Tracks mit Farbe malt. Mit leichten Pastelltönen, die jedoch hier und da durch gedecktere Farben in Kontrast gesetzt werden. Nachdem "Secret Armor" im letzten Jahr untermauerte, dass es sich bei The New Spring keineswegs um eine musikalische Eintagsfliege handele, darf man sich nun bereits über das Drittwerk des Dänen freuen.


Eine Blume, die in dem Moment erblüht, in dem ein Großteil ihrer Artgenossen bereits verwelkt ist, hat oft einen ganz besonderen Reiz. Zum einen, weil sie genau dann mit der Entfaltung ihres Blütenkleides zu überraschen vermag, wo schon keiner mehr damit gerechnet hatte, und zum anderen, weil sie damit den Kreislauf des Lebens, inmitten der Vergänglichkeit, markiert. Es gibt eben keine Verfallsdaten für Glück oder Schönheit. Im übertragenen Sinne trifft man auch unter uns Menschen auf diejenigen, die erst dann zu strahlen beginnen, wenn ihnen dies schon vielfach von ihrer Umwelt abgesprochen wurde. Als sogenannte Spätzünder warteten sie aber vielleicht einfach nur auf den richtigen Moment, um sich zu öffnen. "Late Bloomer", so lautet auch der Titel des dritten Albums von The New Spring.
Je mehr man über die Entstehung einzelner Alben liest und hört, umso mehr muss man sich fragen, ob das Geheimrezept einer guten Platte eventuell in der Spontanität ihrer Entstehung liegen könnte. Natürlich gibt es LPs, die technisch perfekt produziert und zudem derart ausgefeilt wurden, dass es aus klanglicher Perspektive wirklich schwerfällt, da noch ein Haar in der Suppe zu finden, doch oft fehlt es gerade diesen an etwas wie einer Seele. Bastian Kallesøe nahm die zehn Tracks für "Late Blommer" innerhalb von nur zwei Tagen auf. Dementsprechend finden sich natürlich viele ungeschliffene Kanten in Nummern wie dem Opener "The Hours of the Day" oder "Crown of Winter". Nur sind es gerade diese, die eine gewisse Frische und Ehrlichkeit zu transportieren in der Lage sind. Auf sehr subtile Art und Weise fließt "Late Bloomer" in der Folge dahin, passiert ein strahlendes "Your Birthday (Stilleben #1)", ein entzückendes "Bees" oder ein von Behaglichkeit getragenes "Song for Ana Mendieta" und hinterlässt einen Hauch von Wärme, jetzt, wo der Herbst beginnt.



Um abschließend nicht nur ein Vinyl-Exemplar von The New Springs neuem Album "Late Bloomer", sondern darüber hinaus die komplette Diskografie des Dänen auf Platte zu ergattern, könnt ihr wie folgt an der entsprechenden Verlosung teilnehmen.

Möglichkeit 1: Liket unsere Facebookseite und das dort befindliche Gewinnspielfoto. Jede weitere Auseinandersetzung mit dem Foto (Öffentliches Teilen oder Kommentieren) führt dazu, dass euer Name ein weiteres Mal in die entsprechende Lostrommel gelangt.

Möglichkeit 2: Schickt uns eine Mail mit dem Betreff "The New Spring" an kontakt.ehin@gmail.com. (Dies dürft ihr auch tun, wenn ihr bereits über Facebook mitgemacht habt.)

Teilnahmeschluss ist der kommende Sonntag, der 21.09.2014.
Die Ermittlung des Gewinners erfolgt per Zufall.
Wir verschicken die Preise nur innerhalb Deutschlands und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Viel Erfolg!

Zu verdanken haben wir das großartige Gewinnpaket übrigens unseren Freunden bei Tambourhinoceros Records.

Weitere Infos zu The New Spring und dem Album "Late Bloomer" gibt es hier:
The New Spring bei Tambourhinoceros | Facebookseite
 

Freitag, 12. September 2014

Album-Vorstellung: The Asteroids Galaxy Tour "Bring Us Together"

© by Susanne Erler
Mit ihren zwei großartigen Alben "Fruit" (2009) und "Out Of Frequency" (2012) im Gepäck zogen Mette Lindberg, Lars Iversen und ihre Kollegen von The Asteroids Galaxy Tour in den letzten Jahren rundum die Welt. Frenetisch wurden die Dänen dabei von Publikum und Kritik zugleich gefeiert, was vor allem an der unsagbaren Live-Präsenz der siebenköpfigen Gruppe liegen dürfte. Schaffen es The Asteroids Galaxy Tour bereits auf ihren Platten regelmäßig, eine unfassbare Energie zu transportieren, ist dies beinahe nichts gegen die Wucht, mit der man auf einer ihrer Shows konfrontiert wird. Sobald ihnen die Scheinwerfer ins Gesicht strahlen, laufen The Asteroids Galaxy Tour zu Hochtouren auf. Umso spannender ist es, wenn man dann erfährt, dass es hinter den Kulissen vor nicht allzu langer Zeit noch ein wenig brodelte. Mette und Lars waren einander etwas überdrüssig geworden, verbrachten sie doch fast 24 Stunden am Tag zusammen. Doch anstatt nun an dieser Schwierigkeit, die wohl viele Bands kennen, zu zerbrechen, wuchsen The Asteroids Galaxy Tour daran, was uns schlussendlich zu der Veröffentlichung von "Bring Us Together" führt.

Erste Sketches für einen Großteil der zehn Songs hatte Soundtüftler Lars noch während ihrer Konzertreisen entworfen. Nachdem er und Mette mit etwas Abstand dann zum gemeinsamen Neustart ansetzten, sprudelten die Ideen nur so aus dem Songwriter-Duo heraus. Ganz beiläufig verabschiedeten sich die beiden Musiker, während ihrer Arbeit an Tracks wie "Navigator" oder "Hurricane", zudem von der Idee fiktionaler Geschichten und Charaktere, die den Stil ihrer früheren Stücke stark beeinflusst hatten, und nahmen bewusst mehr Bezug auf das eigene Leben. Somit ist "Bring Us Together" auch das bisher persönlichste Album von The Asteroids Galaxy Tour. Darüber hinaus sorgen fast schon spacige Passagen, wie man sie zum Beispiel bei "Choke It" um die Ohren geschleudert bekommt, für spannende Akzente in dem sonst recht groovigen Gesamtbild von "Bring Us Together". Hingegen fast schon dem Reggae zugewandt, präsentiert sich die aktuelle Single "My Club". "'My Club' sollte der größte Hit sein dürfen", verrät Mette Lindberg in einem Interview mit Kultmucke und tatsächlich kämpft sich der Song, der stilistisch an Acts wie Santigold erinnert, schnell an die Favoritenspitze und überrascht mit einer hinreißenden Bridge.
Unsere Clubplatte für den Herbst heißt definitiv "Bring Us Together"!



Mittwoch, 10. September 2014

Gewinnspiel: Blonde Redhead "Barragán"

© by Marlene Marino
Seit Mitte der Neunziger haben Blonde Redhead stetig daran gearbeitet, ihren ganz individuellen Sound in das Fundament der Ewigkeit zu gießen. Dass ihnen dies bereits mehr als gut gelungen ist, zeigt ihre bisherige Diskografie, die sich, mal mit klaren und dann wieder mit sehr konfusen Linien, deutlich vom Einheitsbrei vieler ihrer Kollegen abzugrenzen weiß. Ob das raue "La Mia Vita Violenta", das wegweisende "Misery Is A Butterfly" oder das mit zahlreichen Klangexperimenten versehene "23" - Blonde Redhead lassen sich stilistisch kaum einordnen. Dementsprechend war auch zu erwarten, dass Sängerin Kazu Makino und die Zwillingsbrüder Amedeo und Simone Pace für ihr neuntes Studioalbum erneut in die melodische Trickkiste greifen würden. "Barragán", das seinen Titel schlicht aufgrund der wohlklingenden Kombination der acht Buchstaben erhalten hat, darf schon jetzt als absolutes Glanzstück in der Karriere des Trios gefeiert werden.

Als würde man aus dem Inneren eines schattigen Hauses hinaus ins Freie treten und von der plötzlichen Helligkeit des Sonnenlichts geblendet werden, so eröffnet das Instrumentalstück "Barragán" das gleichnamige Album. Während die Vögel im Hintergrund zwitschern, befällt den Hörer ein intensives Gefühl der Glückseligkeit. Ist dies das Paradies? Nun, es kommt dem auf jeden Fall sehr nah. Die zehn Stücke auf "Barragán" tragen eine faszinierende Kraft in sich - mystisch und doch real zugleich. Songs wie "Lady M" oder das knisternde "Mind To Be Had" versuchen mit jedem neuen Takt abzuheben, werden jedoch wieder und wieder von einem starken Sog erfasst, der sie an die Endlichkeit ihrer selbst kettet. Und genau das ist es, was "Barragán" als Gesamtwerk ausmacht. Es ist eine Platte mit Bodenhaftung, die dennoch etwas Transzendentes an sich hat. Wirkt das wunderbare "The One I Love" beispielsweise erst fragil und zerbrechlich, entwickelt es im Refrain eine starre Dramatik, die jede vergossene Träne gefrieren lässt, noch bevor sie den Erdboden berührt. Nicht zuletzt dank der charismatischen Stimmen von Makino und Pace sowie dem Einsatz verschiedenster analoger Synthesizer entsteht eine einzigartige Klangkulisse, in der selbst tanzbare Songs wie "Dripping" oder "Penultimo" ihren Platz finden.



Um abschließend ein CD-Exemplar von Blonde Redheads neuem Album "Barragán" zu ergattern, könnt ihr wie folgt an der entsprechenden Verlosung teilnehmen.

Möglichkeit 1: Liket unsere Facebookseite und das dort befindliche Gewinnspielfoto. Jede weitere Auseinandersetzung mit dem Foto (Öffentliches Teilen oder Kommentieren) führt dazu, dass euer Name ein weiteres Mal in die entsprechende Lostrommel gelangt.

Möglichkeit 2: Schickt uns eine Mail mit dem Betreff "Blonde Redhead" an kontakt.ehin@gmail.com. (Dies dürft ihr auch tun, wenn ihr bereits über Facebook mitgemacht habt.)

Teilnahmeschluss ist der kommende Sonntag, der 14.09.2014.
Die Ermittlung des Gewinners erfolgt per Zufall.
Wir verschicken die Preise nur innerhalb Deutschlands und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Viel Erfolg!

Weitere Infos zu Blonde Redhead und dem Album "Barragán" gibt es hier:
Offizielle Website | Facebookseite | Soundcloud-Profil

Freitag, 5. September 2014

Album-Vorstellung: Karen O "Crush Songs"

© by Barney Clay
Ein Crush auf jemanden zu haben bedeutet, das unbedingte Verlangen zu verspüren, der entsprechenden Person sehr schnell, sehr nahe kommen zu wollen. Es ist eine Art Bedürfnisexplosion, die das Gehirn kurzzeitig in Ekstase versetzt, und die eine unbedingte Befriedigung des sich rasant ausbreitenden Dranges zur obersten Priorität erklärt.
Karen O, Frontfrau der Yeah Yeah Yeahs, war 27 Jahre alt, als sie sich einer furchtbaren Wahrheit gegenübersah."Ich war mir nicht sicher, ob ich mich jemals wieder verlieben würde", berichtet die mehrfach preisgekrönte Sängerin heute rückblickend. Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken und in tiefstem Selbstmitleid zu versinken, griff die Optimistin zu ihrer Gitarre und entwickelte zahlreiche kleine Songskizzen, die nun auf "Crush Songs" erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert werden. Nach vier erfolgreichen Platten mit ihren Yeah Yeah Yeahs, der Arbeit an den Soundtracks zu den beidem Spike Jonze Filmen "Wo die wilden Kerle wohnen" und "Her" sowie zahlreichen Kollaborationen mit dem Who Is Who der Independentszene, stellt "Crush Songs" das erste wirkliche Soloalbum der Amerikanerin dar.

Wer hat eigentlich festgelegt, dass ein Song eine durchschnittliche Spieldauer von circa drei bis vier Minuten haben sollte? Karen O kann es wohl nicht gewesen sein. Die vierzehn, beziehungsweise fünfzehn, Stücke auf "Crush Songs" - am Ende versteckt sich noch ein Hidden Track - sind auf ihre Essenz reduziert und meist nicht länger als wenige Sekunden. Auch soundtechnisch verließ sich Karen O für Titel wie "Comes The Night", "Ooo" oder "Rapt" auf eine tonale Schlichtheit, ohne großen Schnickschnack. "Crush Songs" ist eine Platte, die wirkt, als hätte es bei ihrer Produktion nur eine einzige Regel gegeben, nämlich dann auf Record zu drücken, wenn Karen O bereit war. Das führt dazu, dass ein Stück namens "Body King" mit einem übersteuerten, kratzigen Mittelteil daherkommt, "Visits" rotzig aus den Lautsprechern brüllt und ein latentes Hintergundrauschen das Album durchzieht wie ein roter Faden. Die Tochter eines Polen und einer Koreanerin scheint in der Unperfektheit und Flüchtigkeit des Lo-Fi ihre Erfüllung gefunden zu haben - war es doch auch diese, die ihrem "The Moon Song" bereits eine Oscar-Nominierung einbrachte. Im Resultat zeigt sich "Crush Song" stark im Songwriting, charmant in der Umsetzung und feinfühlig in seiner Ästhetik.



Mittwoch, 3. September 2014

Gewinnspiel: Interpol "El Pintor"

© by PIAS Cooperative
Fast jedem, der sich musikalisch im Independentbereich zuhause fühlt, dürfte die amerikanische Band Interpol etwas sagen. Mit ihrem Debütalbum "Turn On The Bright Lights" (2002) und dem Nachfolger "Antics" (2004) prägte die Truppe aus New York City den Sound einer ganzen Generation und sorgte zudem dafür, dass der Indierock seinen Siegeszug rundum den Globus feiern durfte. Im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen scheuten Interpol dabei nie die Auseinandersetzung mit Pathos und Theatralik, was ihrem Sound eine gewisse Tiefe verlieh, die man anderswo oft vermisste. Besonders Einflüsse aus Post-Punk und New Wave sorgten, zwischen harten Gitarrenriffs und schallernden Schlagzeugpassagen, stets für die gewisse Authentizität. Nachdem 2010 vielerorts gemutmaßt wurde, ob die selbstbetitelte vierte Platte der Band gleichsam auch deren Ende bedeuten könnte, dürfen Fans von Interpol nun aufatmen: "El Pintor" heißt der Lichtblick am Horizont.


Irgendwie ist es schon erstaunlich, wie wenig sich der Stil von Interpol über die Jahre verändert hat. Wenn Titel wie "All The Rage Back Home" oder "Everything Is Wrong" von "El Pintor" erklingen, fühlt man sich sofort in der Zeit zurückgeworfen. Zurück bis zu dem Moment, als man das erste Mal Paul Banks markante Stimme in seinem ehemaligen Lieblingsclub vernahm, derweil ein leichtes Kribbeln im Körper aufstieg. Auch das Cover von "El Pintor" erinnert von seiner Ästhetik stark an Interpols Erstlingswerk "Turn On The Bright Lights". Sind Kessler, Foragino und Banks nun also Verweigerer von Fortschritt und Entwicklung? Nein, Stücke wie "Same Town, New Story" oder das finale "Twice As Hard" stellen eindringlich zur Schau, dass Interpol sich zwar in einem nicht allzu breiten Klangspektrum bewegen, dafür aber jede einzelne Nuance dessen erforschen und durchdringen wollen. "El Pintor" malt - es malt eine Zukunft, die von der Vergangenheit geprägt ist und die den Schatz der Erfahrung nutzt, um darauf aufzubauen.



Um abschließend ein CD-Exemplar von Interpols neuem Album, sprich "El Pintor", zu ergattern, könnt ihr wie folgt an der entsprechenden Verlosung teilnehmen.

Möglichkeit 1: Liket unsere Facebookseite und das dort befindliche Gewinnspielfoto. Jede weitere Auseinandersetzung mit dem Foto (Öffentliches Teilen oder Kommentieren) führt dazu, dass euer Name ein weiteres Mal in die entsprechende Lostrommel gelangt.

Möglichkeit 2: Schickt uns eine Mail mit dem Betreff "Interpol" an kontakt.ehin@gmail.com. (Dies dürft ihr auch tun, wenn ihr bereits über Facebook mitgemacht habt.)

Teilnahmeschluss ist der kommende Sonntag, der 07.09.2014.
Die Ermittlung des Gewinners erfolgt per Zufall.
Wir verschicken die Preise nur innerhalb Deutschlands und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Viel Erfolg!

Weitere Infos zu Interpol und dem Album "El Pintor" gibt es hier:
Offizielle Website | Facebookseite