Montag, 31. März 2014

Klassiker der Woche Nr. 90

Émilie Simon
Wenn man sich häufig mit den Biografien unterschiedlicher Musiker beschäftigt, dann fällt einem irgendwann auf, dass ein Großteil von ihnen bereits in frühen Jahren mit einer Wirklichkeit konfrontiert war, die Musik als wesentlichen Bestandteil enthielt. Ähnliches gilt auch für die Französin Émilie Simon. Als Tochter einer Pianistin und eines Toningenieurs konnte die 1978 in Montpellier geborene Sängerin der Welt der Melodien gar nicht erst entkommen. Geradezu omnipräsent webte sich diese nämlich in sämtliche sensible Entwicklungsphasen ihres Lebens ein und so wurden eigene Kompositionen schnell zum natürlichen Ausdrucksmittel für das Mädchen. Im Alter von sieben Jahren besuchte Émilie erstmals das Konservatorium ihrer Heimatstadt, um eine klassische Gesangsausbildung zu erfahren. Im Eiltempo ging es voran und nach der Schule entschied sich Émilie, auch ihr Studium der Musik zu widmen. Mit einem fundierten Wissen im Hinterkopf begann sie schließlich, die Arbeiten an ihrem einem ersten Album aufzunehmen, das sie mit ihrem eigenen Namen betitelte. "Émilie Simon" (2003) ist ein feingeistiges Debüt, das grazil zwischen Genres wie Trip-Hop, Retro-Pop und Chanson herumtänzelt. Ein typisch französischer Charme verleiht der Platte zudem ein sanftmütiges Leuchten. Unseren heutigen Klassiker der Woche, der eben jenem Album entstammt, gibt es in zwei Fassungen. Zum einen im mütterlichen Mundwerk Émilie Simons und zum anderen in der Allerweltssprache Englisch. Natürlich entschieden wir uns, als frankophile Redaktion, "Désert" für den heutigen Beitrag in der Version Française zu wählen. Neben vielen weiteren wundervollen Stücken auf "Émilie Simon", war es vor allem dieser Song, der den Naturfilmer Luc Jacquet dazu veranlasste, das aufstrebende Nachwuchstalent um einen Soundtrack für sein "Die Reise der Pinguine" zu bitten, was gleichzeitig den internationalen Durchbruch für Mademoiselle Simon bedeutete.



Freitag, 28. März 2014

Album-Vorstellung: Dillon "The Unknown"

Dillon
Im Dezember 2009 setzt sich Dominique Dillon de Byington vor ihren PC, spielt Jens Lenkmans "Pocketful Of Money" ab und singt dazu ihre ganz eigenen Lyrics. Aufgenommen und hochgeladen wird dieses Video zu einem ersten Grundstein für die sich rasant entwickelnde Karriere der heute 25-Jährigen. 2014 zählt Dillon, wie sich die Sängerin der Einfachheit halber nennt, fast 100000 Facebook-Fans, ist regelmäßig zu Gast auf großen Festivals und muss sich absolut keine Sorgen mehr darüber machen, ob sie genug Tickets für ihre Konzerte verkauft. Dillons Debütalbum "The Silence Kills", das Songs wie das wundervolle "Tip Tapping" oder das aus besagtem ersten Youtube-Upload weiterentwickelte "Thirteen Thirty Five" enthält, manifestiert den Ruf der in Köln aufgewachsenen Sängerin als deutsches Äquivalent zur Schwedin Lykke Li. Dies liegt nicht zuletzt an der bittersüßen Stimme, die die beiden Künstlerinnen gemein haben. Darüber hinaus entzückt jedoch vor allem der gekonnte Mix aus Lo-Fi, Pianopop und sanft eingesetzten Technobeats, der die zwölf Stücke der Platte zu etwas Besonderem macht. "The Silence Kills" ist ein Erstlingswerk, wie es sich wohl viele Nachwuchstalente wünschen würden. 2014 ist es nun an der Zeit für einen Nachfolger. Er trägt den Titel "The Unknown" und hat leider jedwede Leichtigkeit zurückgelassen, die wie ein heller Schimmer auf der Oberfläche von "The Silence Kills" glänzte.

"The Unknown"
Auf ihren Profilen, in den sozialen Netzwerken, zeigt sich Dillon gern zerbrechlich, emotional und niedergeschlagen. Verwischte Schminke, Tränen, bekümmerte Mimik und Gestik sowie Worte voller Trübsal, all das bekommen die Pirates, wie sie ihre Fans und Follower nennt, kompromisslos entgegengeschlagen. Doch warum ist eine Frau, die wie Dillon in der Blüte ihres Lebens steht, derart melancholisch und leidbeladen? Nun, die Erkärung bleibt bei "The Unknown" aus, dafür wird der Hörer in eine langatmige Trostlosigkeit gezogen, die sich kaum aushalten lässt. Wieder sind es zwölf Tracks, die Dillon dem Interessierten offeriert, doch entpuppt sich deren Aneinanderreihung schnell als ein einziger großer Seufzer. Für sich genommen können Nummern wie "A Matter Of Time", "Don't Go"  oder "4ever" zwar durchaus überzeugen, auf Albumlänge geht dieses Konzept jedoch nicht auf. Zum einen weil der immer gleiche Aufbau der Songs, bei dem sich zu sperrigen Klavierakkorden irgendwann dröhnende Beats gesellen, spätestens nach dem dritten Titel anfängt zu nerven und zum anderen auch, weil der stotternde und völlig mutlose Gesang Dillons zunehmend zu einer Bürde wird, die man nicht tragen möchte. Für welche Momente hat die Musikerin dieses Album nur erdacht? Böse Zungen könnten hier von der passenden Untermalung für einen Suizid sprechen. Fraglich bleibt auch, was die Besucher all jener Liveshows sagen werden, bei denen Dillon ihr neues, eintönig graues Werk präsentieren wird. Es ist kaum vorstellbar, das dabei eine andere Stimmung als ein kollektiver Schwermut aufkommen könnte. Schade, dass nach so einem fabelhaften Debüt nun der völlige Absturz zu folgen droht, denn als Songwriterin, das beweist Dillon auch auf "The Unknown", besitzt sie eine unglaubliche Begabung. So beschreibt sie selbst "The Unknown" als eine Gedichtsammlung. Eine Gedichtsammlung, die aus unserer Sicht ein paar helle Momente gut vertragen hätte. Wenn es aber Dillons Ziel war, sich und ihre Umwelt in eine verderbliche Dunkelheit zu stürzen, aus der es kein Entkommen mehr gibt, dann muss man wohl stillschweigend den Hut ziehen. Alle, die jedoch noch einen letzten Funken Lebendigkeit besitzen, sollten um diese Scheibe einen großen Bogen machen.


Mittwoch, 26. März 2014

Gewinnspiel: Girl With The Gun "Ages"

Girl With The Gun
Pasta, Rotwein, antike Gebäude, Katholizismus, Sonne, Amore und ein mehr als zwielichtiger Ex-Ministerpräsident. Wenn man an Italien denkt, dann werden oft, und innerhalb von nur wenigen Sekunden, die verschiedensten Stereotype im Gehirn abgerufen. Wenige von uns würden jedoch im Zuge ihrer ersten Assoziationen die vielseitige Independentszene nennen, die sich seit Jahren in dem stiefelartigen Land etablieren konnte. Schmalzgrößen wie Eros Ramazotti oder Zucchero verwässern die musikalische Außenwirkung Italiens, sodass man teilweise den Eindruck hat, es gäbe dort gar keine wirklich interessanten Künstler, an die auch ein klanglicher Mehrwert gebunden. Doch warum sollte es in Florenz, Rom oder Venedig keine Musiker geben, die sich am Zeitgeschehen orientieren und mit spannenden Kompositionen aufwarten können? Das Trio Girl Wit The Gun beispielsweise vereint in seinen Werken gern allerhand Einflüsse aus den unterschiedlichsten Genres. Von Indierock bis Shoegaze, von Dream Pop bis Electronica ist eigentlich alles dabei, was sich soundtechnisch verarbeiten lässt. Am 28. Februar dieses Jahres erschien mit "Ages" ihr zweites Album.

"Ages"
Der Blick zurück und das Sinnen über die eigene Vergangenheit, ob akustischer oder persönlicher Natur, haben "Ages" geschliffen und an seinen Kanten gefeilt. Nun präsentiert sich eine von Verbundenheit geprägte Ansammlung von zehn Songs, bei der sich laszive Nummern wie "Only Twice", dahin schwellgende Tracks wie "Fireflies" und von Reflexionen getragene Stücke wie "Kids" sanft die Hände reichen. Als würde "Ages" den Hörer umarmen wollen, schenkt er ihm Wärme und Energie. Die kühle tonale Ästhetik, die viele Gegenwartsmusiker gern eindrucksvoll inszenieren, lassen Girl With The Gun innerhalb ihrer aktuellen Platte außen vor. Auch "Hold On For Cues" oder das beinahe an The Jesus And Mary Chain erinnernde "Long Gone" dringen behutsam aus den Lautsprechern und berieseln friedlich das Gemüt. Einzig "Hover", ein Track, dessen Video jüngst bei unseren Kollegen von Kultmucke Premiere feierte, rebelliert ein wenig und schleift den Zuhörer auf eine vom Discolicht beschienene Tanzfläche. Doch auch dieser kurze Ausflug passt letztendlich wieder wunderbar in das Gesamtkonzept von "Ages". Jener Retroscheibe, die dann irgendwie doch wieder keine ist. Zu modern, zu neuartig wirken die Melodien, welche Matilde Davoli, Andrea Mangia und Adrea Rizzo da zusammengeschustert haben.



Wir verlosen ein CD-Exemplar von "Ages". Verratet uns bis spätestens kommenden Freitag, den 28.03.2014, welche Klischees zu Italien in eurem Kopf herumschwirren und erlangt somit die Chance, jene Scheibe zu gewinnen, die uns Interbang Records gesponsert hat. Teilnehmen könnt ihr wie folgt.

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 26.03.2014 mit eurer Antwort kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Girl With The Gun" und eurer Antwort an kontakt.ehin@gmail.com. 

Die Teilnahme ist nur aus Deutschland möglich und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Weitere Infos zu Girl With The Gun gibt es unter:
Facebookseite | Soundcloud | Youtube
 

Montag, 24. März 2014

Klassiker der Woche Nr. 89

Alanis Morissette
Manchmal muss es eben Pop sein. Theatralischer Herzschmerz, eingängige Melodien und ein Hauch von Plakativität. Das Bild des beliebtesten aller Genres hat sich über die Jahre stark gewandelt. In den 60ern waren es The Beatles, die den Pop als Musikrichtung groß machten. Das gelang ihnen, indem sie rockige Arrangements auflockerten und gleichzeitig an eine gewisse Massentauglichkeit knüpften. Abgeschliffene Kanten und sanfte Ränder kennzeichneten schließlich die Kompositionen des britischen Quartetts. Einen brillanten Ideenreichtum schloss das jedoch keineswegs aus. Über 30 Jahre später steht eine Frau nackt in den Straßen von Los Angeles und singt sich sprichwörtlich die Selle aus dem Leib. Das alles geschieht unter demselben Deckmantel, unter den auch die Songs der eben erwähnten Pilzköpfe einst geschlüpft waren. Das Schöne am Pop ist, dass er sich ganz unbekümmert überall da bedienen darf, wo es ihm eben gerade gefällt. Nichts ist unmöglich, wenn es gilt, Einflüsse und Impulse zu finden und zu verarbeiten. Kommen wir nun aber zurück zu der entblößten Sängerin. Alanis Morissette hat gerade mit "Jagged Little Pill" das wohl erfolgreichste Album ihrer Karriere veröffentlicht, zählt zu den gefragtesten Damen der Branche und ist doch immer noch auf der Suche nach sich selbst. So reist die gebürtige Kanadierin durch aller Herren Länder und gelangt schließlich nach Indien. Wir schreiben das Jahr 1997. Völlig überwältig von all den Eindrücken und Gedanken, die sie dort sammelt, kehrt sie schlussendlich in die Vereinigten Staaten, in denen sie zu dieser Zeit lebt, zurück und schreibt ein Stück über Zynismus, Verzweiflung, persönliche Triumphe und Hoffnung. Zu den wortgewaltigen Lyrics gesellen sich im Laufe der Zeit markante Synthesizer, berauschende Beats und dann eben auch ein Musikvideo, das für Aufruhr sorgt. Nacktheit und ein Popsong, kann das zusammen funktionieren? Definitiv! Zum Seelenstriptease hatte Alanis Morissette mit "Thank You" bereits angesetzt, warum dann also in der Konsequenz nicht auch noch jene Stoffhüllen loswerden, mit denen wir täglich etwas zu kaschieren versuchen, das doch ganz natürlich sein sollte. Unser heutiger Klassiker der Woche zeigt, dass Pop mehr sein kann, als nur die Essenz des Kollektivgeschmacks.

Freitag, 21. März 2014

Album-Vorstellung: Kevin Drew "Darlings"

Kevin Drew
Kevin Drew ist der unauffällige Mann aus der zweiten Reihe. Weder sieht er aus wie ein Rockstar, noch benimmt er sich so. Das heißt zwar nicht, dass der Kanadier in irgendeiner Weise öffentlichkeitsscheu oder gar introvertiert sei, nein, nur wirkt er eben mehr wie der nette Kerl von nebenan als wie einer der vielleicht interessantesten Gegenwartsmusiker, den die Independentszene zu offerieren hat. Nicht wirklich erwachsen und doch immer für ein abendliches Bier in der nächsten Kneipe zu haben. Umso größer werden die Augen, wenn man denselben milchgesichtigen Burschen plötzlich auf riesigen Stadienbühnen, inmitten seiner Großfamilie, der Broken Social Scene, entdeckt. Jenem Künstlerkollektiv, das Drew 1999 zusammen mit seinem Kollegen und Kumpel Brendan Canning gründete und zu dessen Mitgliedern unter anderem Feist, Metric's Emily Haines oder Amy Millan und Torquil Campbell von den Stars zählen. Des Weiteren ist der 37-Jährige erfolgreicher Videoregisseur und Teilhaber von Arts & Crafts, dem vielleicht wichtigsten kanadischen Musiklabel, das bereits 20 Juno Awards verzeichnen kann. Neben fünf Alben, die er mit Broken Social Scene veröffentlichte und zwei weiteren, die ihm und seiner Band KC Accidental zuzuschreiben sind, legte Kevin Drew 2007 mit "Spirit If..." zudem den Grundstein für seine Solokarriere. Damals noch mit dem Schriftzug "Brokcen Social Scene presents" versehen, verzichtet er nun, bei dem Nachfolgewerk "Darlings", auf sämtliche Stützräder und versucht freihändig in die Zukunft zu fahren.

"Darlings"
Kevin Drew - Darlings. Der pinke Schriftzug auf dem sonst schwarz gehaltenen Cover wirkt schlicht und doch auch ein ganz wenig rebellisch. Understatement 2014.

"Diese Platte ist ein Zelebrieren von Erinnerungen. Es geht um den Aufstieg und Fall von Liebe und Sex, in meinem eigenen Leben und der heutigen Gesellschaft. Dieses Thema begleitet mich seit Jahren. Ich näherte mich ihm rein über das Songwriting selbst und ließ alle Tricks und Explosionen hinter mir. Ich hoffe, ihr mögt es... und wenn nicht, dann gebt es jemandem, der es tut."

Mögen kann man "Darlings" definitiv. Schnell wird es zum Liebling der Stunde, indem das Album langsam und behutsam eine Tür öffnet, durch die es sich lohnt, hindurchzugehen. Ein sanfter Schimmer, ein Funken von Hoffnung und Unbeschwertheit locken den Hörer, während Songs wie "Body Butter" oder "Good Sex", ihre folkigen Grundkonstrukte in sanften Synthietexturen baden. Drews Stimme kratzt hier und da ein wenig, erinnert vielleicht sogar an U2s Bono, macht jedoch in Stücken wie "It's Cool" oder "My Good" einen nahezu gereinigten, unschuldigen Eindruck. Sphärisch wabern dabei elektrifizierte Soundfetzen durch die Luft. Vergleichbar einem feinen sommerlichen Regenschauer entlädt sich in Stücken wie "You Gotta Feel It" oder "You Got Caught" eine seichte Energie, wohingegen "Bullshit Ballad" ordentlich auf die Pauke haut. Der Mann aus der zweiten Reihe ist kurz ins Scheinwerferlicht getreten, um dann im nächsten Moment wieder in den Schatten zu verschwinden. Für eine Sekunde schien er greifbar, doch erreicht man das wahre Genie Kevin Drew wohl am Ende doch nur über seine Musik. "Darlings" ist somit ein weiteres Puzzleteil in der Rätselhaftigkeit jenes Herren aus Toronto.



Mittwoch, 19. März 2014

Gewinnspiel: Nina Persson "Animal Heart"

Nina Persson
Vor fast auf den Tag genau einem Monat stellten wir euch "Animal Heart" von Nina Persson vor. Die Frau, die einst mit der schwedischen Gruppe The Cardigans Berühmtheit erlangte, versammelt auf ihrer ersten echten Solo-Platte, wenn man das Projekt A Camp nicht mit dazu zählen will, Popsongs, die mal als kleine Nachtmusik im adretten Abendkleid ("Burning Bridges For Fuel") und im nächsten Moment wiederum als rebellische Jahrmarktsmusik ("Food For The Beast") getarnt daherkommen. Noch immer, und das heißt bei einer Musikredaktion, die täglich mit Neuveröffentlichungen überschwemmt wird, tatsächlich etwas, erklingen das titelgebende "Animal Heart" und seine akustischen Geschwister aus unseren Lautsprechern und übertönen dabei die Tracks vieler anderer Künstler, die sich gerne Gehör verschaffen würden. Dies liegt sicherlich auch an den positiven Erinnerungen, die uns gedanklich wieder und wieder zu dem Auftritt der 39-Jährigen in den Hallen des Berliner Heimatshafen zurückführen. Es war der Abend des 23.02.2014, den Nina Persson nutze, um mit ihrem fragilen Charme das anwesende Publikum zu überzeugen. Dies gelang ihr auf elegante Art und Weise. Stets standen ihre Songs im Vordergrund. Auf unnötige Effekthascherei wurde verzichtet. Nachdem "This Is Heavy Metal" als zweite, gefühlvoll inszenierte, Zugabe verklungen war, stand fest, dass es manchmal nicht mehr und nicht weniger als eine starke Stimme und die Liebe zur Musik braucht, um wahren Prunk zu erschaffen. Dieser schwebte als feiner Nebel durch die Hallen des Neuköllner Volkstheaters.



Wir sehen uns verpflichtet, euch ein Stück jener Magie näherzubringen, die Nina Perssons Kompositionen innewohnt. In der Folge verlosen wir ein CD-Exemplar von "Animal Heart", das uns Uta Bretsch Communications zur Verfügung gestellt hat. Um in die Lostrommel zu gelangen, aus der wir schließlich einen Gewinner ziehen werden, sollt ihr uns dieses Mal bis spätestens kommenden Freitag, den 21.03.2013, eure schönste Konzerterinnerung verraten. Mitteilen könnt ihr euch wie folgt.

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 19.03.2014 mit eurer Antwort kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Nina Persson" und eurer Antwort an blogfrog87@googlemail.com. 

Die Teilnahme ist nur aus Deutschland möglich und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Weitere Infos zu Nina Persson gibt es hier:
Facebookseite

Montag, 17. März 2014

Klassiker der Woche Nr. 88

Regina Spektor
Russland ist wohl eins der am kontrovers diskutiertesten Länder dieser Erde. Seit Jahrzehnten macht die föderale Republik immer wieder Schlagzeilen aufgrund von Totalität, der Ausgrenzung zahlreicher Menschengruppen und extrem konservativen Einstellungen. Nur lässt einen der ganze propagandistische, oberflächliche Anschein dabei manches Mal vergessen, dass dieser nicht zwangsweise das Gedankengut der gesamten, dort lebenden, Bevölkerung widerspiegeln muss. Wer einmal zu Gast in dem ehemaligen sowjetischen Staat war, der merkt schnell, wie viel Herzlichkeit und Gastfreundschaft ebenda anzutreffen sind. Offene Blicke, lachende Gesichter und euphorische Gespräche warten an nahezu jeder Ecke auf den aufgeschlossenen Besucher. Zudem ist Russland seit Jahrhunderten auch Zentrum für mannigfaltige kreative Strömungen und zählt etliche interessante Künstler zu seinen Kindern. Am 18. Februar 1980 erblickte zum Beispiel Регина Ильинична Спектор, als Tochter einer Musiklehrerin und eines Fotografen, in Moskau das Licht der Welt. Aufgrund eines für sie spür- und erlebbaren Antisemitismus wanderte die jüdische Familie jedoch einige Zeit später aus und siedelte in die USA über. Genauer gesagt nach New York. In der multikulturellen Atmosphäre der Bronx wuchs Регина Спектор auf, legte die kyrillische Schreibweise ihres Namens ab und erkundete als Regina Spektor all die Angebote, die ihr die flirrende Metropole bot. Eine klassische Musikausbildung sowie der unstillbare Drang, sich ausprobieren zu wollen, führten dazu, dass Regina ein Album nach dem nächsten produzierte. Erst eigenständig, später mit Unterstützung bekannter Branchengrößen und des Majorlabels Sire Records, Teil der Warner Music Group. Mit ihrem vierten Longplayer, "Begin To Hope", gelang ihr schließlich endgültig der Durchbruch und man feierte die junge Pianistin und ihre revolutionären Kompositionen rund um den Globus. Neben Songs wie dem poppigen "On The Radio", der Hitsingle "Fidelity" oder dem lebendigen "Better" findet sich auf jener Platte auch die Ballade "Samson". Gefühlvoll nutzt Regina Spektor das gesamte Volumen ihrer markanten Stimme und unterlegt es mit einem simplen, aber dennoch unglaublich intensiven Klavierspiel.



Freitag, 14. März 2014

Album-Vorstellung: Hundreds "Aftermath"


Hundreds
Einem Traum ist es zu verdanken, dass das Duo Hundreds eben diesen Namen trägt. Auf einer großen Wiese spielen Eva und ihr Bruder Philipp ein Spiel, dessen Regeln ihnen zunächst unklar erscheinen. Nach und nach gesellen sich zahlreiche Personen zu dem Geschwisterpaar. Das Seltsame an den vermeintlichen Spielkameraden ist jedoch, dass sie den beiden Hamburgern wie aus dem Gesicht geschnitten sind. Mit der Zeit sehen sich Eva und Philipp umringt von Hunderten Duplikaten ihrer selbst. An jene nächtlichen Bilder erinnert sich Eva Milner, Sängerin und weibliche Hälfte der Hundreds, angesprochen auf die Entstehungsgeschichte des Namen jenes Duos, welches sie mit ihrem Bruder Philipp im Jahre 2008 gründete. Philipp, seines Zeichens Jazz-Pianist, suchte zur damaligen Zeit händeringend nach einer Stimme, die seine, in Heimarbeit erdachten, Kompositionen untermalen sollte. Um repräsentative Demos vorweisen zu können, bat er sein kleines Schwesterchen, die einzelnen Songs vorab einzusingen. Irgendwann gelangte der heute rauschebärtige Musiker schließlich zu der Erkenntnis, dass das Gute manchmal näherliegt, als man vielleicht zuvor gedacht hat. Aufgrund jener Feststellung und den Aussagen zahlreicher Freunde entschloss sich Philipp schlussendlich, Eva zu seiner besseren akustischen Hälfte zu machen. Immerhin kennt man sich ja auch von Kindesbeinen an. Und so begann der Siegeszug der Hundreds, die ansonsten gerne ein Geheimnis um ihre Personen machen. Schließlich ginge es ja auch um die Songs. Diese sind, wie schon das selbst Debüt "Hundreds" (2010) eindrucksvoll unter Beweis stellte, stets ein pulsierendes Konglomerat aus elektronischen Lo-Fi-Texturen und dem prononcierten Einsatz von organischen Klangspuren.

Die Nachhut an Gras, die sich nach ein- oder mehrmaligem Mähen seinen Weg ans Licht erkämpft, bezeichnet man im Englischen als Aftermath. Gleichsam betitelt der Begriff das Zweitwerk der Hundreds, das bereits im Dezember des letzten Jahres durch einen fulminanten Trailer angekündigt wurde.


"Aftermath"
Genauso mystisch und ausdrucksstark wie sich das kurze Prelude präsentiert, kommt auch der Rest der Platte daher. Der Opener "Aftermath" spannt dabei auf nahezu perfekte Art und Weise den Bogen zum Debüt der Hundreds. Ein schlichte Melodie eröffnet das Stück und erinnert ganz nebenbei an Songs wie "Solace" oder "Fighter". Wenige Sekunden später offenbart das Duo dann eine ungeahnte, neu erlangte Kraft. Geleitet von Evas markanter und eindringlicher Stimme plustert sich "Aftermath" zur epischen, goldenen Hymne auf. Dröhnende Bläserchöre, weitschweifige Synthieharmonien und raumeinnehmende Bässe erklingen im Hintergrund. Dabei ist ein simple Grundmelodie, die Philipp erst zu einfach erschien, um darauf wirklich einen ganzen Track zu erbauen, das Erfolgsrezept des Liedes. "Circus" surft auf der Welle, die sein Vorgänger angestoßen hat und mündet in einer sanften Woge, wohingegen "Ten Headed Beast" glitzert, wie das Licht auf dem Ozean, wenn es ganz windstill ist. Inhaltlich greift "Seperate The Sea" das marine Thema zumindest dem Titel nach auf. Euphorisch spritzt die Nummer akustische Wassertropfen durch die Luft. Etwas melancholischer verliert sich "Foam Born" im Widerhall trüber Erinnerungen und "Interplanetary" beschwört eine tiefe Dunkelheit herauf. Gerade bei diesem Stück wird einmal mehr deutlich, wie sehr es die Hundreds verstehen, sich die Mittel der Distanz, sprich Nähe und Ferne, Lautstärke und Akzentuierung zu eigen zu machen. Das verleiht ihren Kompositionen einen ganz einmaligen Nachdruck. Bei "Rabbits On The Roof", dem wohl elektronischsten Song auf "Aftermath", nähern sich Eva und Philipp beinahe der Klangästhetik von Kosheens Album "Resist" an. Echoes jagen Schatten, die von "Down My Spine", einem kurzen Zwischenspiel, zu "Beehive" weitergeleitet werden, welches wiederum an die anfängliche Dynamik von "Aftermath" anknüpft und in die Unendlichkeit vorzudringen versucht. "Please Rewind" darf man als kleine Aufforderung verstehen, dass es sich definitiv lohnen würde, den Repeat-Modus der heimischen Anlage einzustellen, doch nicht, bevor das wunderbare Finale "Stones" erblüht und wieder verwelkt ist, ganz wie es der Kreislauf des Lebens vorgesehen hat.


Mittwoch, 12. März 2014

Gewinnspiel: NO CEREMONY/// "NO CEREMONY///"

NO CEREMONY///
In den letzten Jahren ist es allem Anschein nach zu einer Art Sport für viele Künstler verkommen, ihre Pseudonyme, Band- oder Songnamen derart zu stilisieren und mit etlichen Zeichen, Groß- und Kleinschreibungen zu versehen, dass man wirklich Schwierigkeiten bekommt, wenn man diese per Online-Suchmaschine finden möchte. Harmlose Beispiele für das beschriebene Phänomen wären dabei noch die typografischen Entsprechungen von The xx oder LUAI. Schaut man sich hingegen einige Trackbezeichnungen von Grimes ("∆rasik∆", "≈ω≈ω≈ω≈ω≈ω≈ω≈ω≈ω≈", ) oder Dillon ("_________________") an, dann stellt sich ernsthaft die Frage, wie diese jene Stücke bei Konzerten eigentlich verbal ankündigen. Auch das britische Trio NO CEREMONY/// lässt es sich nicht nehmen und tobt sich in Sachen Federführung gern ein wenig aus. Doch damit nicht genug. Auch musikalisch gehören James, Kelly und Victoria zu Grenzgängern. So wählen sie als Fundament für ihre Songs eine Stilistik, die schnell ins Lächerliche abzurutschen droht, es jedoch nicht tut, weil es das Dreiergespann versteht, sie sich auf naive Weise zu eigen zu machen.

"NO CEREMONY///"
Programmierte Synthies, künstliche Keyboardakkorde und verzerrte Stimmen sind die Grundzutaten für das selbst betitelte Debütalbum "NO CEREMONY///" von NO CEREMONY///. Zuletzt muss es wohl Moby gewesen sein, der sich für Nummern wie "Porcelain" oder "Go" jener Texturen bediente und sie seitdem reliktartig mit sich herumschleift. Kaum einer hätte wohl gedacht, dass das auch außerhalb seiner Werke oder den 90ern, dem diese Soundästhetiken entstammen, noch einmal funktionieren würde. Acts wie Poliça belehrten uns dann aber jüngst eines Besseren. Seit kurzer Zeit sind die Nineties angesagter denn je und vor allem das viel beschriebene Hipstertum hat sich ihrer dabei mit Haut, Haar und Carhartt-Strickmütze verschrieben. Es muss in der Folge also einen Markt für die neun Tracks geben, die sich auf dem Erstlingswerk von NO CEREMONY/// versammeln. Mal an eine akustische Grenzenlosigkeit appellierend ("HURTLOVE") und dann wieder tiefdunkel knarzend ("HEARTBREAKER") sprechen diese darüber hinaus, aber auch ein wesentlich umfangreicheres Publikum an. Die Mischung aus tonaler Absurdität und sanfter Wohltat, die zum Beispiel "HOLDONME" oder auch das fast esoterische "DELIVERUS" kennzeichnet, fängt schnell die Aufmerksamkeit des Hörers, sodass dieser verleitet ist, jene Songs ergründen zu wollen. Dabei helfen Kopfhörer, mit denen man sich von der restlichen Welt völlig abzukapseln vermag. Schon kann man all die Feinheiten und Nuancen wahrnehmen, die "NO CEREMONY///" zu einer interessanten Platte machen. Wenn dann "WARSONGS" oder "HEAVYHOUR" noch ihren leicht hippiesken Flair versprühen, ist der Impuls, mit jenen Melodien im Hintergrund, die Welt umarmen zu wollen, spürbarer denn je. Verzeihen wir NO CEREMONY/// nun also ihre Leidenschaft, für monströse, dicht aneinander gedrängte Buchstaben klatschen stattdessen im Takt zu Hymnen wie "PARTOFME".



Für das heutige Gewinnspiel fordern wir eure Kreativität. Nutzt die euch zur Verfügung stehenden Tasten auf eurem Laptop, Rechner oder Handy und hinterlasst uns einen Kommentar, der sich durch seine besondere Schreibweise auszeichnet. Unter allen Einsendungen, die bis spätestens kommenden Freitag, den 14.03.2014, bei uns eingegangen sind, verlosen wir ein CD-Exemplar von "NO CEREMONY///", das uns PIAS gesponsert hat. Mitmachen könnt ihr über die beiden folgenden Wege.


Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 12.03.2014 mit eurer Antwort kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "NO CEREMONY///" und eurer Antwort an blogfrog87@googlemail.com. 

Die Teilnahme ist nur aus Deutschland möglich und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Weitere Infos zu NO CEREMONY/// gibt es unter:
Offizielle Website | Facebookseite | Soundcloud

Montag, 10. März 2014

Klassiker der Woche Nr. 87

Agnes Obel
88 Tasten, davon 52 weiße und 35 schwarze, reihen sich dicht an dicht aneinander. Einmal angeschlagen können sie ein akustisches Spektrum bedienen, das von den markerschütterndsten Tiefen bis zu den schrillsten Höhen reicht. Das Klavier ist eins der beliebtesten Instrumente, die die Musikwelt zu bieten hat. Sein Erfolgsrezept ist dabei simpel und faszinierend zugleich. Satte Akkorde, leichte Melodien und imposante Harmonien, all das lässt sich mit ein paar kleinen Hämmerchen und Saiten erzeugen und kombinieren. Darüber hinaus ist es oft die perfekte Begleitung für Gesänge jeglicher Art. Eine, die nur allzu gern hinter Flügel und Co. Platz nimmt, ist die Dänin Agnes Obel. Mit einfühlsamen Kompositionen, die meist auf dem schlichten Zusammenspiel von Piano und Stimme basieren, erlangte die 1980 in Kopenhagen geborene Songwriterin internationale Bekanntheit. In Deutschland half darüber hinaus auch die geschickte Platzierung einer ihrer Song in der Werbung eines großen Telefonanbieters. 2010 erschien mit "Philharmonics" schließlich das Solodebüt von Agnes Obel. Für dieses hagelte es neben etlichen Auszeichnungen auch wohlwollende Kritiken von allen Seiten. Vor allem die nahezu märchenhafte Ausstrahlung ihrer Stücke wurde dabei zum Markenzeichen der in Berlin lebenden Musikerin deklariert. "Riverside", unser heutiger Klassiker der Woche, untermauert diese Aussage. Das Stück entsendet wohltuende Schwingungen, die die Seele besänftigen. Derweil türmen sich Luftschlösser auf, in denen der Verstand durch lichtbeschienene Säle schreiten und im Walzerschritt auf dem Parkett ein Tänzchen wagen darf.



Freitag, 7. März 2014

Album-Vorstellung: Fránçois & the Atlas Mountains "Piano Ombre"

Frànçois & the Atlas Mountains
Was ist das nur mit diesem Frankreich? Immer wieder beeindruckt es die Menschen. Verführt sie mit seiner romantischen Ader und seinem einzigartigen Charme. Einen Anteil an jener magnetischen Anziehungskarft darf sicherlich auch die französische Musik auf ihre Kappe beziehungsweise Baskenmütze nehmen. So sind es nicht zuletzt die typischen süßen und unwiderstehlichen Melodien, welche Gefühle der Freude und des Glücks in vielen frankophilen Bewunderern wecken. Fránçois Marry und seine Band The Atlas Mountains zählen zu einer Gruppe junger, popafiner Singer Songwriter, die den Ruf ihrer Heimat nur allzu gern über deren Grenzen hinaustragen. Mit "E Volo Love" starteten sie 2012 als Band durch und machten sich in ganz Europa einen Namen. Vor allem die Kombination aus klassischen Chansons, Britpop und afrikanischen Rhythmen verlieh Fránçois & the Atlas Mountains dabei einen hohen Wiedererkennungswert. Nun, zwei Jahre später, gibt es mit "Piano Ombre", eine wesentlich gesetztere und fokussiertere Zugabe zu "E Volo Love". Thematisch hat sich das neue Album von Fránçois & the Atlas Mountains dem Umgang mit Schwierigkeiten und Hindernissen sowie deren Bewältigung verschrieben.

"Piano Ombre"
Die Zeiten des Sturm und Drangs scheinen vorüber. Hatte "E Volo Love" noch diesen Hauch von Hyperaktivität und Rastlosigkeit an sich, besticht "Piano Ombre" durch seine innere Ruhe. Majestätisch und anmutig eröffnet der Opener "Bois" die Platte. Schwere Trommelbeats, satte Bläserchöre und ein nahezu hypnotisierender Gesang machen das Stück zu einem Sinnbild für Geheimniskrämerei. Vieles scheint verborgen.Verborgen in der Dunkelheit und Schattenwelt. Doch wenn man sich ein wenig damit befasst, welche Schicksalsschläge Fánçois Marry in jüngster Vergangenheit zu verarbeiten hatte, kann man ihm diesen kurzen Moment der Finsternis verzeihen, ja, lernt ihn vielleicht sogar wertzuschätzen. Das Ende einer langen Beziehung und das Bekämpfen einer schweren Krankheit waren der Entstehung von "Piano Ombre" vorangegangen, beziehungsweise haben diese begleitet. Dass er aber auch ganz anders kann, beweist Marry mit seinen Atlas Mountains beim Folgetrack "La Vérité". Gut gelaunt, jedoch in seiner Tiefe unergründlich, wird das Stück zum euphorischen Höhepunkt des Albums. Neben einigen seichteren und leichtfüßigeren Songs (z.B. "The Way To The Forest", "Summer Of The Heart", "Fancy Foresight") wissen vor allem die Balladen auf "Piano Ombre" zu überzeugen. "La Fille Aux Cheveux De Sole" verwebt sich in Melancholie und Seelenschmerz und das titelgebende "Piano Ombre" erinnert schon stark an die Großartigkeit eines "L'Amour Et La Violence" von Sébastien Tellier. Beruhige dich, Schatten - das ist die sinngemäße Übersetzung des Albumtitels "Piano Ombre" und tatsächlich ist es Fránçois & the Atlas Mountains mit den zehn neuen Songs gelungen, den Frieden, der einer tiefschwarzen Nacht innewohnen kann, auf dem akustischen Kanal erlebbar zu machen. Immer verbunden mit einer großen Anzahl leuchtender Glühwürmchen, die hoffnungsvoll durch die Luft schwirren.



Mittwoch, 5. März 2014

Gewinnspiel: Snakadaktal "Sleep In The Water"

Snakadaktal
Wasser. Motiv für Unendlichkeit, Elixier des Lebens. Es ranken sich mehr Mythen und Sagen um das kühle Nass, als all unsere Bibliotheken wohl je fassen können. Unergründlich, unbeherrschbar, unerklärlich. Wenn Wellen sich im Sturm brechen, der Wind seine Zeichnungen auf der Oberfläche der Ozeane hinterlässt oder das Licht durch die unendlichen Tiefen der Meere zu dringen versucht, dann wird dem einen oder anderen vielleicht bewusst, wie nichtssagend und unbedeutend unsere Existenz doch im Vergleich zu der Gewalt des Wassers sein dürfte. Es war lange vor uns auf dieser Erde und wird es auch Ewigkeiten nach uns noch sein, egal wie sehr wir auch versuchen, es zu beherrschen. Am Ende sind wir Abhängige, deren Pulsschlag unmittelbar an jene Flüssigkeit gebunden ist. Die australische Band Snakadaktal widmet ihr Debüt nun dem feuchtesten aller Elemente und versucht dabei, sich ihm sowohl auf textlicher als auch melodischer Ebene zu nähern. "Sleep In The Water" ist eine Liebeserklärung an verschwommene Sounds und kühle Gesänge. Frisch und klar wie ein junger Regentropfen.


"Sleep In The Water"
In ihrer Heimat konnten Sean Heathcliff, Phoebe Cockburn, Joseph Clough, Jarrah Mccarty-Smith und Barna Nemeth alias Snakadaktal schon zahlreiche Menschen von ihrem Talent überzeugen. Mit sensiblen Kompositionen, die das Beste aus Dream Pop und Lo-Fi miteinander vereinen, bahnte sich das Quintett seinen Weg durch die überflutete Medienlandschaft und wurde gleichzeitig zum Rettungsanker für viele gestrandete Seelen. Mal auf den Punkt und akzentuiert à la The xx, dann wieder ausladend und ausgeschmückt, durchlaufen die Songs auf "Sleep In The Water", dem Erstlingswerk von Snakadaktal, einen homogenen Zyklus zwischen Luftholen und Abtauchen. Wer einmal Musik gehört hat, während er seinen Kopf zum Haare waschen unter die Wasseroberfläche der Badewanne steckte, der weiß wie verzerrt und dumpf die ausgesendeten Schwingungen letztlich das Ohr erreichen. Jene auditive Ästhetik fangen Snakadaktal nun in Stücken wie "Fall Underneath", dem fröstelnden "Deep" oder dem dahintreibenden "Feel The Ocean Hold Me Under" ein und machen sie zu ihrem persönlichen Markenzeichen. Dadurch können sie sich im hart umkämpften Newcomer-Dschungel gegen all die anderen emporsprießenden Indie-Pop-Nachwüchse behaupten. Genüsslich streben Snakadaktal so der Sonne entgegen, begleitet von "The Sun I", "The Sun II" und "The Sun III, einem euphorischen Dreiklang.



Nach all den Vorzügen, die wir euch gerade in Bezug auf Snakadaktals "Sleep In The Water" genannt haben, dürfte manch einer nun gespannt sein, wie sich das gesamte Werk am Stück denn anhört. In diesem Zusammenhang verlosen wir ein CD-Exemplar der Scheibe, für die ihr uns nur eine kurze Antwort auf folgende Frage verraten solltet. Inspiriert von der Eigenartigkeit des Bandnamen Snakadaktal würde uns dieses Mal interessieren, welche anderen Künstler euch namenstechnisch entzückt, überrascht oder erstaunt haben. Mitteilen könnt ihr euch bis spätestens kommenden Freitag, den 07.03.2014, über eine der beiden bekannten Möglichkeiten.

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 05.03.2014 mit eurer Antwort kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Snakadaktal" und eurer Antwort an blogfrog87@googlemail.com.  

Weitere Infos zu Snakadaktal gibt es unter:
Offizielle Website | Facebookseite

Montag, 3. März 2014

Klassiker der Woche Nr. 86

Die Popfalle hat zugeschlagen und eine der Bands verschluckt, die doch so weit vom Mainstream entfernt schien, wie nur irgend möglich. Was ist geschehen? Als die New Yorker Vampire Weekend im Mai 2013 ihr drittes Album "Modern Vampires Of The City" auf den Markt brachten, setzten sie damit gleichzeitig ein klares Statement in Richtung der tonalen Einfallslosigkeit. Abgenutzte Gitarrenriffs, banale Lyrics und abgedroschene Melodien. Wohl kaum einer hätte erwartet, dass das Quartett, das zuvor zwei wirklich prägnante Platten namens "Vampire Weekend" und "Contra" veröffentlicht hatte, einmal derart stumpfsinnig daherkommen würde. Auch die dem aktuellen Trend entsprechende Einbindung zahlreicher elektronischer Elemente konnte daran nichts mehr ändern. Im Gegenteil, man könnte fast meinen, dass diese Schuld an der ganzen Misere gewesen sei. Als dann der Grammy für das beste Alternative-Album folgte, schien der Erfolg zwar auf dem Siedepunkt, nur hatten da bereits viele ehemalige Fans, der Truppe den Rücken zugekehrt. Immerhin tun Brandblasen ganz schön weh und "Modern Vampires Of The City" gleicht in der Tat einer heißen Herdplatte. Nun denn, die Zeit lässt sich nicht umkehren und vermutlich haben auch viele Menschen eine völlig andere Meinung zu der Entwicklung von Vampire Weekend. Wir widmen uns derweil jedoch wehmütig dem heutigen Klassiker der Woche, der einst den Aufstieg einer talentierten Newcomer-Band markierte. "A-Punk" war, und ist auch heute noch, Zeugnis für den Mut einiger junger Herren, den klassischen Indierock mit Afrobeat, Punk und Reggae aufzupolieren. Schade, dass sie sich diesen Revoluzzergeist nicht bewahren konnten, sondern stattdessen lieber den Weichspülgang für ihre musikalische Zukunft wählten.


Samstag, 1. März 2014

Album-Vorstellung: Beck "Morning Phase"

Beck
Man könnte diesen Artikel mit einer langen Diskussion darüber beginnen, inwiefern die religiöse Einstellung eines Musikers auch für die Beurteilung seines Werkes wichtig sein könnte. Beck Hansen, der unter seinem griffigen Vornamen Beck komponiert und veröffentlicht, ist seit vielen Jahren überzeugter Scientologe. So kritisch die Ansichten der dahinter stehenden sektenhaften Gemeinschaft auch sein mögen, umso klarer ist im gleichen Zuge eine ganz andere Erkenntnis. Nämlich die, dass Beck zu den wohl kreativsten und vor allem auch innovativsten Künstlern unserer Zeit gehört. Bereits in den 1990er Jahren machte der heute 43-Jährige dadurch auf sich aufmerksam, dass er mit Vorliebe starre Genregrenzen wie Treibsand ineinander verlaufen ließ. Er kombinierte Stile und Elemente, die zuvor noch als unvereinbar galten. Nur tat er dies mit einer solchen Unbekümmertheit und Furchtlosigkeit, dass das Ergebnis stets völlig schlüssig und kohärent klang. Beck wurde schnell zum gefeierten Alternative-Talent, brachte etliche von der Kritik hochgelobte Platten heraus und arbeitete im Laufe seiner Karriere mit dem Who Is Who der Branche zusammen. Mit "Morning Phase", seinem zwölften Studioalbum, läutet er nun eine sehr bedachte und nahezu spirituelle Ära in seinem Schaffen ein.

"Morning Phase"
Wenn die Nacht ihren dunkelen Vorhang lüftet und somit gleichzeitig Platz für die ersten gleißenden Sonnenstrahlen des Tages schafft, dann verwandelt sich die Erde in einen lebensbejahenden Ort. "Cycle" und "Morning", die beiden ersten Stücke auf "Morning Phase", bilden in ihrer Symbiose die perfekte akustische Untermalung für jenes Spektakel. Auch in der Folge bleiben Stücke wie "Heart Is A Drum", "Say Goodbye" oder "Blue Moon" jener Klangästhetik treu. Sphärische Folkarrangements reihen sich gekonnt aneinander und blenden das Gemüt. So steht das Cover des Albums in direktem Bezug zu seinem Auftakt. Wir erleben einen Beck, der sich als Wanderer immerzu mit der Rotation des Lichtes bewegt und so seine Konturen im hüllenlosen Weiß verliert. Selten hat eine Platte eine derart klare Linie, einen so greifbaren Charakter besessen, der ohne großes Zutun die Stimmung des Hörers zu erhellen vermag. Etwas schwerer und nachdrücklicher präsentiert sich dann "Unforgiven", welches unvermeidbar zu dem verheißungsvollen Wendepunkt "Wave" führt. Einem kühlen Regen, einem grauen Wolkenschimmer. Schließlich beginnt dann, nach jenem kurzen Wetterumschwung, die zweite Hälfte von "Morning Phase" mit "Don't Let It Go" ein wenig reduzierter und karger, ja, fast gereinigt. Der anfängliche undurchdringliche Nebel ist einer neuen Klarheit gewichen, sodass "Blackbird Chain" mühelos das melodiöse Hoheitsgebiet erobern kann. Doch nur für einen kurzen Augenblick, denn "Phase" ruft in Erinnerung, was in Vergessenheit zu geraten drohte. Zusammen mit "Turn Away" schließt es den Kreislauf, den "Cycle" und "Morning" einst begannen. Als Zugabe schiebt Beck noch die eher klassischen Songwriter-Tracks "Country Down" und "Waking Light" nach. Wäre nicht der fade Beigeschmack von Ron Hubbards viel diskutierter Vereinigung, könnte man "Morning Phase" beinahe etwas Göttliches attestieren.