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Dienstag, 30. Dezember 2014

Hitlist 2014 (+ Gewinnspiel)

Das Beste kommt zum Schluss. Während seit Anfang November vielerorts musikalische Jahresendlisten aus dem Boden sprießen wie Unkraut in einem verwucherten Garten, haben wir uns ganz bewusst dazu entschieden, dem Namen eben dieser Listen gerecht zu werden und mit unserer Hitlist bis kurz vor knapp zu warten. 2014 hat derart viele auditive Höhepunkte zu verzeichnen, dass uns die Erstellung der unten anhängenden Auswahl tatsächlich ein wenig Kopfschmerzen bereitete - doch wir haben sie gefunden, unsere ganz persönlichen Lieblinge.


Song des Jahres: Sylvan Esso - Coffee

© by City Slang
Es ist die Mischung aus sanfter Songwriterkunst und einem treibenden Beat, die "Coffee" zu unserem Song des Jahres macht. Jedes Mal, wenn der von Sylvan Esso auf ihrem gleichnamigen Debütalbum erschienene Track erklingt, scheint die Welt für ein paar Sekunden stillzustehen. „Der Beat entstand irgendwann in einem kalten, dunklen Keller. Amelia war an dem Tag ein echter Miesepeter.“, verriet das Duo in einem Interview mit Kultmucke. Doch hört man "Coffee" seinen Geburtsort oder die schlechte Stimmung der Dame, die seine Lyrics singt, keinesfalls mehr an. Im Gegenteil. Das Stück trägt eine geheimnisvolle Wärme in sich. Amelia Meath und Nick Sanborn ist es gelungen, ihre akustischen Präferenzen auf charmante Weise miteinander kollidieren zu lassen. Machte Meath vor allem durch ihr Wirken innerhalb des Folktrios Mountain Man von sich reden, huldigte Sanborn einer wesentlich elektronischeren Klangästhetik, und zwar unter dem Pseudonym Made of Oak. "Coffee" profitiert sowohl von dem Einen als auch dem Anderen.




Album des Jahres: Hundreds - Aftermath


© by Konrad Schmidt
Im März dieses Jahres veröffentlichten die Geschwister Eva und Philipp Milner alias Hundreds ihr zweites Album. "Aftermath" ist eine dieser Platten, deren Nachhall bis in die Unenendlichkeit vorzudringen scheint. Mal mystisch, mal epochal und dann wieder reduziert und greifbar hält "Aftermath" ein breit gefächertes Angebot an Stimmungen und Gefühlen bereit. Während Songs wie "Ten Headed Beast", "Foam Born" oder "Stones" durch nahezu plätschernde Klaviermelodien begeistern, trumpfen "Beehive", das titelgebende "Aftermath" oder "Our Past" mit energischen Trommelpassagen und elektrifizierten Rhythmen auf. Pink-Pong konnte den beiden Musikliebhabern einige Geschichten und Gedanken hinter ihrem Zweitwerk entlocken und trug diese in einem sehr ausführlichen Interview zusammen. Darin erklären die Milners auch, dass "Aftermath" eine goldene Platte sei - und dem können wir nur zustimmen. Selten hat ein Album derart gestrahlt, wie es "Aftermath" tut. Und auch, wenn es vielleicht nicht die erfolgreichste LP 2014 war, dann doch definitiv eine der hörenswertesten.




Band des Jahres: Wild Beasts

© by Klaus Thymann
Wenn es eine Band versteht, sich durch zahlreiche Alleinstellungsmerkmale von ihren Kollegen abzugrenzen, dann ist es wohl die britische Kapelle Wild Beasts. Die vier aus Kendal stammenden Herren wirken zwar auf den ersten Blick wie die charmanten Jungs von neben an, was auch Kultmucke bei einem Gespräch mit Tom Flemming und Ben Little im Rahmen des Electronic Beats Festivals in Leipzig feststellen durfte, doch sobald das Quartett zu seinen Instrumenten und Mikrofonen greift, entfesselt sich eine nahezu unbändige Gewalt. Ob live auf der Bühne oder wie zuletzt auf ihrem Album "Present Tense"- die Wild Beasts beherrschen das Spiel mit Licht und Schatten, Strenge und Sanftmut, nahezu perfekt. So lässt es sich mit "Mecca" hervorragend in die tiefste Sehnsucht stürzen, wohingegen "Wanderlust" Herzschlag und Puls antreibt. Seit ihrem Debüt "Limbo, Pantho" (2008) überraschten die Wild Beasts immer wieder durch interessante Wendungen innerhalb ihres Schaffens. 2014 haben sie sich zu einer der extravagantesten Bands des Independentbereichs gemausert. Das verdient Respekt und eine Auszeichnung.




Solokünstler(in) des Jahres: Agnes Obel

© by PIAS
Wieder einmal hat sie es geschafft. Als Untergrundkämpferin für ausgefallene Kompositionen konnte die in Berlin ansässige Songwriterin Agnes Obel auch 2014 eine nicht geringe Hörerschaft von ihren Qualitäten überzeugen. Nachdem die Veröffentlichung ihres Zweitwerks "Aventine" bereits 2013 den Ruf Obels als eine der talentiertesten Gegenwartsmusikerinnen erneut zu untermauern wusste, erschien vor wenigen Monaten mit der Deluxe Edition dieses Albums ein weiterer Geniestreich aus der Feder der gebürtigen Dänin. Doch damit nicht genug. Passend zur Veröffentlichung der Platte entschied sich Agnes Obel, im Spätherbst eine kleine Konzertreise anzutreten. Ihr Auftritt im Berliner Admiralspalast avancierte dabei zu einem audiovisuellen Erlebnis der besonderen Art. Vor einer schillernden Wand thronend präsentierte Obel Songs wie das dahingleitende "Dorian" oder "Fuel to Fire", indes die Menschen im Publikum sich kaum zu bewegen, geschweige denn zu atmen, trauten. Diese Eleganz, diese Begabung möchten wir mit dem Titel "Solokünstlerin des Jahres" ehren.




Geheimtipp des Jahres: Phoria

© by Christine Burkart
Wie macht man 2014 als Newcomer noch auf sich aufmerksam? Wenn man sich das Quintett Phoria aus Brighton anschaut und -hört, scheint allem voran eine exzentrische Soundvision den Schlüssel zum Erfolg darzustellen. Insgesamt drei EPs haben Seryn Burden, Tim Douglas, Jeb Hardwick, Trewin Howard und Ed Sanderson bisher veröffentlicht - und mit jeder lässt sich die Entwicklung Phorias von einer klassischen Band hin zu einem imposanten Electronica-Ensemble ein Stück besser nachzeichnen. Während die Präsenz akustischer Instrumente im Schaffen Phorias zunehmend in den Hintergrund rückte, erhielten im selben Moment weitschweifende Synthietexturen Einzug in Songs wie "Emanate", "Undone" oder "Atomic". All die genannten Titel sind auf der EP "Display" zu finden, die seit Juli auch in Deutschland über das Label Humming Records vertrieben wird und die uns zu der Entscheidung brachte, Phoria zu unserem Geheimtipp 2014 zu erklären.





Gewinnspiel

Zu unserer Hitlist halten wir auch in diesem Jahr ein prall gefülltes Paket bereit, das aus folgenden Dingen besteht:
- Sylvan Essos "Sylvan Esso" (CD)
- Hundreds "Aftermath" (CD)
- Gratisdownload der Hundreds-EP "Under The Icicles"
- Wild Beasts "Present Tense" (CD) in der Special Edition 
- Postkartenset zu Wild Beasts "Present Tense"
- Vinyl-Single "The Devil's Crayon" von den Wild Beasts
- Agnes Obels "Aventine" (CD) in der Deluxe Edition
- Beutel von Agnes Obel
- Phorias EP "Display"(Vinyl) 
- zahlreiche Aufkleber

Wir danken in diesem Zusammenhang City Slang, Sinnbus, Domino Deutschland, PIAS Germany und Humming Records für die Bereitstellung der Preise.
 
Um eine Chance auf unser Hitlist-Paket zu haben, könnt ihr wie folgt an der entsprechenden Verlosung teilnehmen.

Möglichkeit 1: Liket unsere Facebookseite und das dort befindliche Gewinnspielfoto. Jede weitere Auseinandersetzung mit dem Foto (Öffentliches Teilen oder Kommentieren) führt dazu, dass euer Name ein weiteres Mal in die entsprechende Lostrommel gelangt.

Möglichkeit 2: Schickt uns eine Mail mit dem Betreff "Hitlist 2014" an kontakt.ehin@gmail.com. (Dies dürft ihr auch tun, wenn ihr bereits über Facebook mitgemacht habt.)

Teilnahmeschluss ist Freitag, der 09.01.2015.
Die Ermittlung des Gewinners erfolgt per Zufall.
Wir verschicken die Preise nur innerhalb Deutschlands und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Viel Erfolg!


Freitag, 14. März 2014

Album-Vorstellung: Hundreds "Aftermath"


Hundreds
Einem Traum ist es zu verdanken, dass das Duo Hundreds eben diesen Namen trägt. Auf einer großen Wiese spielen Eva und ihr Bruder Philipp ein Spiel, dessen Regeln ihnen zunächst unklar erscheinen. Nach und nach gesellen sich zahlreiche Personen zu dem Geschwisterpaar. Das Seltsame an den vermeintlichen Spielkameraden ist jedoch, dass sie den beiden Hamburgern wie aus dem Gesicht geschnitten sind. Mit der Zeit sehen sich Eva und Philipp umringt von Hunderten Duplikaten ihrer selbst. An jene nächtlichen Bilder erinnert sich Eva Milner, Sängerin und weibliche Hälfte der Hundreds, angesprochen auf die Entstehungsgeschichte des Namen jenes Duos, welches sie mit ihrem Bruder Philipp im Jahre 2008 gründete. Philipp, seines Zeichens Jazz-Pianist, suchte zur damaligen Zeit händeringend nach einer Stimme, die seine, in Heimarbeit erdachten, Kompositionen untermalen sollte. Um repräsentative Demos vorweisen zu können, bat er sein kleines Schwesterchen, die einzelnen Songs vorab einzusingen. Irgendwann gelangte der heute rauschebärtige Musiker schließlich zu der Erkenntnis, dass das Gute manchmal näherliegt, als man vielleicht zuvor gedacht hat. Aufgrund jener Feststellung und den Aussagen zahlreicher Freunde entschloss sich Philipp schlussendlich, Eva zu seiner besseren akustischen Hälfte zu machen. Immerhin kennt man sich ja auch von Kindesbeinen an. Und so begann der Siegeszug der Hundreds, die ansonsten gerne ein Geheimnis um ihre Personen machen. Schließlich ginge es ja auch um die Songs. Diese sind, wie schon das selbst Debüt "Hundreds" (2010) eindrucksvoll unter Beweis stellte, stets ein pulsierendes Konglomerat aus elektronischen Lo-Fi-Texturen und dem prononcierten Einsatz von organischen Klangspuren.

Die Nachhut an Gras, die sich nach ein- oder mehrmaligem Mähen seinen Weg ans Licht erkämpft, bezeichnet man im Englischen als Aftermath. Gleichsam betitelt der Begriff das Zweitwerk der Hundreds, das bereits im Dezember des letzten Jahres durch einen fulminanten Trailer angekündigt wurde.


"Aftermath"
Genauso mystisch und ausdrucksstark wie sich das kurze Prelude präsentiert, kommt auch der Rest der Platte daher. Der Opener "Aftermath" spannt dabei auf nahezu perfekte Art und Weise den Bogen zum Debüt der Hundreds. Ein schlichte Melodie eröffnet das Stück und erinnert ganz nebenbei an Songs wie "Solace" oder "Fighter". Wenige Sekunden später offenbart das Duo dann eine ungeahnte, neu erlangte Kraft. Geleitet von Evas markanter und eindringlicher Stimme plustert sich "Aftermath" zur epischen, goldenen Hymne auf. Dröhnende Bläserchöre, weitschweifige Synthieharmonien und raumeinnehmende Bässe erklingen im Hintergrund. Dabei ist ein simple Grundmelodie, die Philipp erst zu einfach erschien, um darauf wirklich einen ganzen Track zu erbauen, das Erfolgsrezept des Liedes. "Circus" surft auf der Welle, die sein Vorgänger angestoßen hat und mündet in einer sanften Woge, wohingegen "Ten Headed Beast" glitzert, wie das Licht auf dem Ozean, wenn es ganz windstill ist. Inhaltlich greift "Seperate The Sea" das marine Thema zumindest dem Titel nach auf. Euphorisch spritzt die Nummer akustische Wassertropfen durch die Luft. Etwas melancholischer verliert sich "Foam Born" im Widerhall trüber Erinnerungen und "Interplanetary" beschwört eine tiefe Dunkelheit herauf. Gerade bei diesem Stück wird einmal mehr deutlich, wie sehr es die Hundreds verstehen, sich die Mittel der Distanz, sprich Nähe und Ferne, Lautstärke und Akzentuierung zu eigen zu machen. Das verleiht ihren Kompositionen einen ganz einmaligen Nachdruck. Bei "Rabbits On The Roof", dem wohl elektronischsten Song auf "Aftermath", nähern sich Eva und Philipp beinahe der Klangästhetik von Kosheens Album "Resist" an. Echoes jagen Schatten, die von "Down My Spine", einem kurzen Zwischenspiel, zu "Beehive" weitergeleitet werden, welches wiederum an die anfängliche Dynamik von "Aftermath" anknüpft und in die Unendlichkeit vorzudringen versucht. "Please Rewind" darf man als kleine Aufforderung verstehen, dass es sich definitiv lohnen würde, den Repeat-Modus der heimischen Anlage einzustellen, doch nicht, bevor das wunderbare Finale "Stones" erblüht und wieder verwelkt ist, ganz wie es der Kreislauf des Lebens vorgesehen hat.