Freitag, 20. Februar 2015

Album-Vorstellung: Susanne Sundfør "Ten Love Songs"

©  by Sofia Fredricks Sprung
Auch Redaktionen wie die unsere können sich von einer gewissen Subjektivität nicht gänzlich freisprechen. Da kann es schon mal vorkommen, dass Alben von Künstlern angekündigt werden, auf die wir uns wesentlich mehr freuen, als auf andere. Zuletzt war dies der Fall, als gegen Ende 2014 eine Pressemitteilung mit dem Betreff "Susanne Sundfør veröffentlicht 'Ten Love Songs'" in unser Mailpostfach flatterte. Was haben uns die bisherigen Platten der Norwegerin, allem voran "The Brothel" (2010) und "The Silicone Veil" (2012), sowie ihre Kooperation mit Röyksopp, M83, Susanna oder Kleerup begeistert? In den letzten Jahren ist Susanne Sundfør zu einer wahren Ikone der nordischen Musikszene aufgestiegen - und das völlig zurecht. Kein Wunder also, dass unsere Erwartungen wie eine Rakete auf Erkundungstour in die Höhe schossen, als wir schließlich "Ten Love Songs" in den Händen halten durften.

Innovationsgeist trifft auf unbändiges Talent - "Ten Love Songs" bietet all das, was man sich von einem großartigen Album erhofft. Auch wenn der Zugang zu den zehn darauf befindlichen Liebesliedern anfangs etwas versperrt zu sein scheint, schätzt man mit jedem neuen Hördurchlauf zunehmend eben diese Eigenschaft an der Platte. Susanne Sundfør fordert ihr Publikum und überrascht es immer dann, wenn es sich in Sicherheit glaubt. Badet das Eröffnungsstück "Darlings" beispielsweise noch ausgiebig im Pathos - begleitet von schweren Synthiemelodien, die an ein Schifferklavier erinnern - hat sich bereits das Folgestück "Accelerate", ganz seinem Titel entsprechend, der unabdingbaren Beschleunigung verschrieben. So geht es mit reißenden Beats und in rasendem Tempo in Richtung der Achtziger, denen auch die Soundästhetik der Vorabsingle "Fade Away" entstammt und die generell sehr federführend auf "Ten Love Songs" zu sein scheinen. Zeit für einen weiteren Bruch. Dieser kommt in Form von "Silencer", einer Nummer wie aus einem Märchen, so romantisch und verspielt stellt sie sich dar. Ganz im Stil ihres Synthie-Melodrams "A Night At Salle Pleyel" beginnt hingegen "Kamikaze", das sich dann aber umgehend auf die Tanzfläche stürzt, im Stroboskoplicht ein paar Runden dreht und schließlich in einem cemalboartigem Nachspiel mündet. Die größte Entwicklung durchläuft allerdings das zehnminütige "Memorial". Von der Ballade hin zur Eighties-Hymne, durchzogen von einem orchestralen Part, der hier und da auch von Philip Glass hätte sein können. Im weiteren Verlauf gibt es dann mit "Delirious" noch ein zündelndes Klangfeuerwerk und "Slowly" entpuppt sich als das absolute Glanzstück auf "Ten Love Songs". Nachdem Susanne Sunfør mit diesen Songs erneut in die neonfarbene Disco-Ära gewandert ist, kehrt "Trust Me" zum Begin der Platte zurück - wirkt schwer und sentimental - und wäre ein perfektes Finale gewesen, wenn da nicht noch das psychedelische "Insects" wäre. Mit diesem auditiven Fiebertraum endet eine Platte, die schon jetzt zu den Hoffnungsträgern dieses Jahres gezählt werden darf.



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