Sonntag, 17. März 2013

Album-Vorstellung: Team Ghost "Rituals"

Team Ghost
Nicolas Fromageau ist kein unbeschriebenes Blatt in Sachen elektronischer Shoegaze-Musik. Noch bevor er seine Band Team Ghost im Jahre 2007 ins Leben rief, war er fester Bestandteil und Mitbegründer von M83. Allerdings fühlte sich Fromageau trotz des zunehmenden Erfolges der aufstrebenden Newcomer-Band, nie vollkommen wohl in seiner Rolle. So packte er 2004 seine sieben Sachen und zog von Frankreichs schöner Riviera, deren Esprit und Unbeschwertheit den Songs von M83 auch immer ein Stück anhafteten, in den Großstadtdschungel von Paris und beendete seine Karriere an der Seite von Anthony Gonzales. Einmal in der vermeintlichen Stadt der Liebe angekommen, ließ sich Fromageau Zeit. Zeit zum Sinnen über das eigene Schaffen, Zeit sich gänzlich ungewohnten Einflüssen hinzugeben und vor allem Zeit, um die eigene Kreativität in ihren Grenzen neu auszuloten. Resultat dieser Periode des Neuarrangierens war dann schlussendlich der Aufbau besagter Geistergemeinschaft: Team Ghost. Mit Einfllüssen von Joy Division bis hin zu den Cocteau Twins, ist das Gespann in wesentlich düsteren Sphären verortet als M83. "Rituals" heißt nach "We All Shine" (2011), das zweite Studioalbum der Gemeinschaft aus dem Dunst der französischen Weltmetropole.

Rituals
Es schlägt zwölf Tracks und die Geister erwachen. Umhüllt von dunklen Synthie-Nebelschwaden, leitet "Rituals" die Postapokalypse des modernen Klangs ein. Schon der Opener "Away" macht deutlich, dass es sich hier nicht unbedingt um ein Licht beschienenes und vor Optimismus strotzendes Album handelt. Echoartiger Gesang, verloren in der Unendlichkeit des Seins, bevor sich "Curtains" zur archaischen Noise-Rock-Hymne auftürmt. Team Ghost spielen auf "Rituals" mit Wut, Melancholie und Ungewissheit. Es entstehen dabei rätselhafte Stücke ("Team Ghost"), die wie Sirenen aus dem Jenseits, den Hörer in ihren Bann ziehen. Und doch gibt es auch hellere Momente ("Montreuil", "Fireworks") auf der Platte. Auch wenn diese spärlich gesät, am Ende eher dafür sorgen, dass die finsteren Nummern ("Pleasure That Hurts", "Broken Devices") nur umso stärker in ihrer trüben Wirkung werden. "Rituals" ist ein akustisches Vanitas-Motiv, das die Schattenseite der Seele zu berühren weiß und uns zudem die Schönheit der Tragik verdeutlicht. Nach Bloodgroups "Tracing Echoes", eine weitere Scheibe, die 2013 aus dem Schatten heraus nach ein wenig mehr Ernsthaftigkeit verlangt, wenn es darum geht, jeden Tag zu leben als sei es der letzte.



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