Sonntag, 10. März 2013

Album-Vorstellung: David Bowie "The Next Day"

David Bowie
Heute wollen wir über die neuste Veröffentlichung von David Robert Haywood Jones sprechen. Der Mann kann mittlerweile wohl mehr Alben vorweisen als der Großteil unserer Leserschaft an erlebten Lenzen. What should I tell you about Bowie? Ihn nicht zu kennen, wenn man sich auch nur annähernd mit Musik beschäftigt, ist schier unmöglich. Der heute 66-Jährige ist und war stets ein Garant für Aha-Effekte. Schlüpfte im Laufe seiner Karriere als lebendes Kunstwerk in derartig viele unterschiedliche Rollen, dass jeder Schauspieler vor Neid erblassen dürfte. Allem voran war und ist er jedoch die Versinnbildlichung von Innovation im Pop-Rock-Bereich. Kaum ein Sänger, der ernst genommen werden will, zählt ihn nicht zu seinen Inspirationsquellen. Es scheint gar unschicklich zu sein, Mr. Bowie in der eigenen Kreativ-Vita unerwähnt bleiben zu lassen. Und dafür gibt es tatsächlich unzählige Gründe. Der wohl angebrachteste Vergleich wäre hier wahrscheinlich die Frage danach, wie die Bibel ohne Jesus funktionieren würde. Als Prophet, Messias und am Ende einfacher Zimmermann, der sein Handwerk bestens versteht, geht David Bowie in die Musikgeschichte ein und wird für immer unsterblich bleiben.

The Next Day
Ganze zehn Jahre hielt Bowie musikalisch die Wogen flach, um gegen Anfang dieses Jahres einen wahren Tsunami an Neuigkeiten auszulösen. Zu seinem Geburtstag veröffentlichte er still und heimlich, ohne groß vorangegangene Promotion, den Song "Where Are We Now". Eine brillante und unheimlich tiefgehende Rockballade. Das Medienecho darauf war jedoch gewaltig. Die Radiostationen überfluteten ihre Hörer mit der Melancholie des Tracks und allerorts hörte man Lobgesänge auf den Song, der sich locker in die Kette von Glanzlichtern während Bowies fast 46-jähriger Karriere einreihen kann. Als dann schließlich auch noch die Meldung verkündet wurde, es folge auf jene Single ein komplettes Album, setzte sich eine Welle der Euphorie in Bewegung, die nun ihren Höhepunkt erreicht haben dürfte. "The Next Day", so der Name der neuen LP, feierte am Freitag seine Veröffentlichung.
David Bowie macht keine halben Sachen. Ganze 17 Stücke versammeln sich auf der neuen Platte. Da zeigt der Altmeister dem jungen Nachwuchs direkt einmal, das mehr eben auch mehr sein kann. Mehr Bowie heißt in diesem Fall, eine Anhäufung rockiger Klänge, die sich gern einmal in benachbarten Genres austoben. "Boss Of Me" schüttelt den Funk gehörig durch, "Plan" wagt ein Tänzchen mit "White Noise"-Elementen, "How Does The" wandert auf psychodelischen Faden und "Heat" verdüstert mit schrillen Ambient-Klängen das Gemüt. "The Next Day" überzeugt auf ganzer Linie. Aber hätte man auch nur ansatzweise etwas anderes erwartet? NEIN! David Bowie ist und bleibt ein Genie, ein ganz Großer, einer zu dem man auch weiterhin getrost aufblicken kann. Nun heißt es nur noch, das alte Plattencover von Heroes (1977) herauszukramen, dessen Titel dick durchzustreichen und ein weißes Quadrat mit der Aufschrift "The Next Day" auf das Gesicht des noch jungen, androgynen Bowies zu kleben. Schon hat man 36 Jahre Popkultur auf den neusten Stand gebracht und kann feiern als gäbe es kein Morgen mehr.

Zur Einstimmung auf dieses großartige Album gibt es Herrn Bowie stilsicher an der Seite von Tilda Swinton im Video zu "The Stars (Are Out Tonight)":



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