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Freitag, 22. August 2014

Album-Vorstellung: The New Pornographers "Brill Bruisers"

© by Beggars Group
Kaum zu glauben, dass es eine Band wie The New Pornographers wieder und wieder schafft, sich zu treffen und ein Album aufzunehmen. Warum ist das erstaunlich? Nun, die einzelnen Mitglieder der New Pornographers sind allesamt viel beschäftigte Musiker, die erfolgreiche Solokarrieren verfolgen, beziehungsweise darüber hinaus in zahlreiche weitere Projekte verwickelt sind. Da wäre zum einen Frontmann, Sänger und Songwriter Allan Carl Newmann, der in den Neunzigern mit der Gruppe Zumpano erste Erfolge feierte und seitdem kaum noch aus der kanadischen Indieszene wegzudenken ist. Er ist der Dreh- und Angelpunkt der New Pornographers und sorgt regelmäßig dafür, dass sich seine Supergroup gemeinsam im Studio versammelt. Neben ihm sind es dann allem voran aber auch Daniel Bejar, das Gesicht hinter Destroyer, und die Königin des Alternative Country, Neko Case, die The New Pornographers zu einem der beliebtesten Power-Pop-Exporte gemacht haben. Zusammen mit ihren Kollegen Kathryn Calder, John Collins, Kurt Dahle, Todd Fancey und Blaine Thurier veröffentlichen sie heute ihr sechstes Werk, das den Namen "Brill Bruisers" trägt.

"Brill Bruisers" steckt, genau wie seine Vorgänger, voller Euphorie und Energie. Eine Platte, die Kummer und Sorgen binnen weniger Takte wegbläst, und stattdessen optimistisch zum Tanz in die Zukunft bittet. Das titelgebende Eröffnungsstück "Brill Bruisers" beispielsweise, mit seinen eingängigen Chorgesängen und rockigen Beats, schafft es, den Hörer in einen bunten Rausch aus Tönen und Farben zu versetzen, der dann auch während der weiteren zwölf Tracks nicht enden möchte. Die neue Scheibe der New Pornographers ist rastlos, schnell und kurzweilig. Selbst vermeintliche Balladen wie das liebliche "Spidyr" oder "Champions Of Red Wine" können sich der Betriebsamkeit von "Brill Bruisers" nicht entziehen und schließen sich, selbst wenn es ihre Anfänge nicht unbedingt vermuten ließen, schon kurze Zeit später dem wütenden Soundfeuerwerk an, das charakteristisch für dieses Album ist. The New Pornographers mögen älter geworden sein - dürften mittlerweile vielleicht sogar als Rentner der Branche bezeichnet werden - aber dass ihre jüngeren Mitstreitern sie einholen könnten, brauchen sie dennoch nicht befürchten. Und zwar Dank der einzigartigen Harmonie, die das Oktett von jeher auszeichnete.



Freitag, 18. Juli 2014

Album-Vorstellung: Alvvays "Alvvays"

Alvvays
Was ist es nur, das so viele Leute an der Vergangenheit reizt? Ist es ihre vermeintliche Überschaubarkeit oder das Gefühl von Kontrolle, das wir oft mit ihr verbinden? Immerhin lässt sich die Vergangenheit nachträglich nicht mehr umschreiben. Sie ist unumstößlich, gesetzt, gefestigt. Allzu oft dient sie als eine Art Blaupause für Gegenwart und Zukunft. Als Inspirationsquelle, als Geschichtenerzähler, als Mahnmal. Auch die kanadische Band Alvvays scheint fest im Gestern verwurzelt zu sein. Und zwar sowohl auf akustischer als auch auf visueller Ebene. Als wären sie einem College-Jahrbuch aus den Sechzigern entstiegen, strahlen Molly Rankin, Kerri Maclellan, Alec O'Hanley, Brian Murphy und Phil MacIsaac von den Pressefotos, die den Release ihres selbstbetitelten Debütalbums begleiten. Hornbrillen, Wollkragenpullies und Streifenshirts fungieren derweil als adäquate Accessoires zum authentischen Retrolook. Soundtechnisch bieten Alvvays einen Mix aus ungeschliffenem Rock, verwaschenem Lo-Fi und funkelndem Power Pop.


"Alvvays"
Die Blogosphäre zeigte sich recht begeistert, als mit "Adult Diversion" und "Archie, Marry Me" erste Songproben von Alvvays im World Wide Web auftauchten. Genau diese Tracks bilden nun den Auftakt des Erstlingswerks der Band. Tatsächlich kann man den beiden Stücken ein gewisses Kultpotenzial zusprechen, sind sie doch gleichsam eingängig wie speziell. Im weiteren Verlauf der Platte kratzt Molly Rankins Stimme herrlich ungeniert über die vielen kantigen Arrangements, die das Debüt der Kanadier zu bieten hat. Doch damit nicht genug. Entgegengesetzt zu der Hektik des einen oder anderen Songs, lassen sich auf "Alvvays" auch besonnenere Augenblicke finden. Zum Beispiel bei  "Ones Who Love You", dem inbrünstigen "Party Police" oder dem von Drum Machines getragenen "Dives". Etwas lauter geht es hingegen bei "Next Of Kin" oder "Atop A Cake" zu. Treibende Beats und sperrige Gitarrenriffs ermuntern zu wilden Tänzen, bis das finale "Red Planet" schließlich das Tempo drosselt und zum Kuscheln unter der Discokugel aufruft. Wer bei "Alvvays" auf musikalische Innovationen hofft, wird gegen eine starre Wall Of Sound laufen. Wer hingegen Lust hat, die Ära des verträumten Garage Rocks aufleben zu lassen, der sollte getrost auf Play drücken.



Montag, 7. April 2014

Klassiker der Woche Nr. 91

Was ist eine Supergroup? Eine Supergroup ist ein Zusammenschluss namenhafter Musiker zu einer Band, die gemeinsam mindestens ein Album veröffentlicht, oder besser noch einen eigenen Backkatalog anlegt und diesen langsam mit Releases füllt. Überträgt man das Bild der Supergroup in die Comicwelt, so wären die Avengers, also eine Allianz aus unterschiedlichen Helden wie Hulk, Iron Man, Captain America und Thor, ein passendes Äquivalent für den Begriff. Supergroups bündeln die Kreativität und das Können ihrer einzelnen Mitglieder und erschaffen dadurch eine akustische Gewalt, die kaum aufzuhalten ist. Zu den ersten bekannten Exemplaren der Büdnisse tonaler Riesen zählen unter anderem Crosby, Stills and Nash (and Young) oder Cream. Im Progressive Rock fungieren A Perfect Circle, eine Fusion aus Mitgliedern von Tool, den Smashing Pumpkins, der Nine Inch Nails, den Queens Of The Stone Age und vielen anderen Musikern wie Marylin Manson, als bekannter Vertreter dieses Phänomens. Schaut man auf Independentbereich, dann denkt man hingegen schnell an Kevin Drew's Brocken Social Scene, der unter anderem Feist und Teile der Stars, Metric, The Sea And Cake oder The Weakerthans angehören. Neben jener Formation aus Toronto hat Kanada aber noch eine weitere Supergroup zu bieten, und zwar The New Pornographers aus Vancouver. Mit einer gekonnten Mischung aus Indierock, Alternative Country und Power-Pop weiß das Oktett zu begeistern und hat gleichzeitig mit Neko Case, eine der wohl markantesten Frauenstimmen der aktuellen Szene in seinem Kader vorzuweisen. Und damit kommen wir auch schon zum Problem der Supergroup, der Koordination. Allzu oft kam es in der Vergangenheit vor, dass die New Pornographers, noch bis zu den letzten Sekunden vor den Aufnahmen zu ihren Alben, nicht wussten, ob Madame Case es zu eben diesen schaffen würde. Umso schöner ist es dann, wenn man im wahrsten Sinne des Wortes hört, dass die rote Zora es in der Regel aber immer irgendwie vollbracht hat, noch hinter das Mikro zu springen. So schenkte sie uns, gemeinsam mit ihren Kollegen, wunderschöne Nummern wie den heutigen Klassiker der Woche, nämlich "Challengers" von der gleichnamigen Platte der New Pornographers aus dem Jahre 2007.