Freitag, 26. April 2013

Album-Vorstellung: Helldorado - Bones In The Closet

Helldorado
Wilde Wüstensounds und ein Schluck von gut gebranntem Whisky im Ohr, das versprechen uns Helldorado. Nun schwappt der Americano-Rock, der witzigerweise in diesem Fall aus Norwegen stammt, ein weiteres Mal auch in unsere Lande über und entfacht dabei ein kaum aufzuhaltendes, akustisches Buschfeuer. Auf brennendem Boden legt das Trio um Sänger Dag Vagle dazu ein sündiges Tänzchen hin und lädt jeden ein mitzumachen, der Lederjacke und Cowboy-Boots schon bereithält. Mit Klängen, wie man sie aus den guten alten Spaghettiwestern kennt, satteln Helldorado auf und reiten durch eine Steppe aus Psychobilly-Gewüchsen, dabei im Rücken stets eine derbe Rock-Brise. Es ist sicherlich nicht jedermanns Sache und doch eignet sich die Musik des Helldorado-Clans gut und gern zum ungehemmten Feiern.


Bones In The Closet
"Bones In The Closet" heißt das aktuelle Machwerk der Band. Auf diesem wird mal beinahe schmachtend ins Mikrofon gesäuselt ("Times Of Trials") und dann im nächsten Moment wieder alles getan, um doch nicht allzu glatt zu klingen ("Dead World"). Helldorado erwecken mit Tracks wie "John McMiller" oder dem rastlosen "Lost Highway Motel" kurzerhand die eingestaubten Knochen längst vergessener Country-Ikonen wieder und erzählen im gleichen Zug düstere Gesichten aus jenen Nächten, in denen die verschiedensten Spirituosen das Holz des Saloontresens mit Alkohol durchtränkten. "Johnny's Song" wird zum kraftvollen Highlight auf "Bones In The Closet" und die Alternative-Kapelle beweist damit kurz vor Ende des Albums, dass sie eigentlich weitaus mehr zu bieten hat, als man ihr vielleicht zugetraut hätte. Denn manchen der zuvor gehörten Stücke fehlt es leider an Originalität. So wirkt beispielsweise "Misery And Woe" trotz netter Hintergrundinstrumentierung zu theatralisch und auch "Please Come Back" nimmt zwar Fahrt auf, wird dadurch aber eher zur Ferienpark-Attraktion als zum ernsthaften Hit. Ein paar Songs weniger, diese dafür durchdachter und ausgereifter hätten der Platte gut getan. Denn Potenzial steckt sowohl in den musikalischen Ideen als auch in der rauchigen Stimme Vagles, die ordentlich Sand im Getriebe zu haben scheint und somit genau das verkörpert, was man auf einer Scheibe wie dieser erwartet. Nämlich einen zerschlissenen, kantigen Charakter. An die Genialität einer Band wie Calexico reichen Helldorado nicht heran. Bei eingesessenen Freunden des Tex-Mex dürfte "Bones In The Closet" dennoch für den einen oder anderen euphorischen Schulterzucker sorgen.



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