Mittwoch, 18. Juni 2014

Gewinnspiel + Interview: Josh The Cat

Josh mit Freundin Phia
Wer kann mehr über einen Act erzählen, als der Act selbst? Erneut hat sich „Einen hab ich noch…“ mit ein paar Fragen auf den Weg gemacht, um euch dieses Mal ein Talent aus der Berliner DIY-Szene vorzustellen: Joshua Teicher alias Josh The Cat.

Beginnen wir mit der Frage danach, wer du bist? 

Ich bin ein Mann aus Australien, der aktuell in Berlin lebt. Ich mache Musik aus den unterschiedlichsten Genres und produziere die Werke anderer Künstler. Am ehesten kennt man mich wohl als Produzent von Phias bald erscheinendem Debütalbum. Außerdem spiele ich Gitarre bei ihren Auftritten.

Erzähl doch bitte kurz etwas dazu, was einen auf Phias Debüt erwarten wird. 

Grundsätzlich sehe ich die Liveperformance und das Aufnehmen von Stücken als etwas Grundverschiedenes. Die Kunst, ein Album zu machen, besteht darin, die Musik, den Künstler und die Ideen vor dem inneren Auge lebendig werden zu lassen. Es fehlt die Stimulation durch visuelle Komponenten und es gibt niemanden. Ich versuche also, die fantastische Energie von Phias Shows auf ein Aufnahmemedium zu übersetzen und auf das großartige Songwriting acht zu nehmen. 

Was hat dich dazu gebracht, Musik zu machen? 

Nun, das Klischee vom Jungen, der durch die Plattensammlung seiner Eltern gegangen und darin versunken ist, trifft bei mir tatsächlich zu. Mein Vater hatte ein sehr gutes Stereo-System, als ich ein Kind war, das sich zudem fast dreidimensional anfühlte. Meine präsenteste Sounderinnerung ist jedoch ein hohes Fiepen bei absoluter Stille, das ich schon hörte, noch lange bevor ich mich mit The Police, Supertramp, Bob Marley oder UB40 beschäftigte. Als ich sprechen lernte, versuchte ich dies meiner Mutter zu erklären und später erklärte uns ein Spezialist, dass ich einen angeborenen Tinnitus hätte. Entweder hat dieser meinen Eifer vorangetrieben oder ich mache Musik, um den Tinnitus zu übertönen. Zum Glück wurde er nicht schlimmer mit der Zeit. Vor ein paar Jahren hatte ich einen Hörtest und die Ergebnisse lagen über der Norm. Ich bin also anscheinend wie ein X-Men und habe eine Superfähigkeit. Flüstert also nicht, wenn ich im Nebenraum bin, denn ich kann das hören.

Zusammen mit deiner Freundin Phia bist du irgendwann von Australien nach Berlin gezogen. Warum habt ihr euch entschieden, nach Europa überzusiedeln?  

Ich wurde zunehmend ruhelos in Australien, also war die Frage eher, warum sollte ich es nicht tun?  Mich hielt kaum etwas da unten und so wollte ich den Horizont, der in Australien schon sehr weit ist, noch erweitern. Diese Entscheidung zu fällen, war leicht, dann aber wirklich loszukommen, dauerte weitere eineinhalb Jahre. 

Wie erlebst du die Berliner Musikszene?

Manchmal fühle ich mich, als würde ich in einer Blase leben. Ab und zu habe ich aber auch das Gefühl, tief mit den Menschen verbunden zu sein. Mein Deutsch ist nicht so gut, wodurch ich oft von vielem abgeschnitten bin. Also verbringe ich meist Ewigkeiten damit, zu Hause Phias Album oder meinen eigenen Sachen zu produzieren und so meine eigenen Klangwelten, meine eigene Welt zu erschaffen. Nur bringt mich das dann auch immer wieder an den Punkt, wo ich auf die Straße vor Leute gehe und die Dinge mit der Welt teile.

Es gab da dein Projekt Mez Medallion. Was kannst du dazu erzählen? 

Als ich in Berlin ankam, hatte ich bereits das Konzept eines Albums fertig, nur fehlte mir noch der passende Name für das entsprechende Projekt. Damals erschreckte mich der Gedanke, meinen eignen zu benutzen und mein Gesicht dafür zu verwenden. Also wollte ich etwas, das eine mystische Ausstrahlung besitzt, und ließ mich dabei von der eigensinnigen Seite der Berliner Kunst und Szene beeinflussen. Schon war Mez Medallion geboren.



Welche Geschichte steckt hinter dem Track „Move Towards The Light“? 

Ich war gerade von einem Trip zurück nach Melbourne gekehrt. Tokio war der letzte Halt auf meiner Reise gewesen und ich hatte mich in die Stadt verliebt, wie ich es bereits geahnt hatte. Zuvor habe ich lange in einer emotionalen Dunkelheit gelebt und Tokio erweckte etwas Helles in mir oder verschaffte mir zumindest einen Eindruck dessen, was es bedeuten würde, einen Alltag ohne eine solche Bürde zu führen. Ich saß also auf dem Rand meines Bettes mit der Gitarre und der Song kam zu mir. Es dauerte nur zehn Minuten und ich nahm ein Demo auf. Später zog ich dieses wieder hervor und es wurde zum zentralen Stück meines Albums. 

"Move Towards The Light"
Die Ästhetik der Platte scheint - nicht nur äußerlich - stark von den späten Achtzigern und frühen Neunzigern geprägt zu sein. Was magst du an diesen Jahrzehnten? 

Nun, auch wenn ich sie im Moment nicht wirklich viel höre, mag ich die Musik der Achtziger und auch der Neunziger. Ich war wohl etwas zu jung, um sie damals wirklich vollkommen erfahren zu können, aber irgendetwas an der spröden melancholischen Sehnsucht der Produktionen, der Stimmen, der Synthesizer, der Gitarren des New Wave und wie diese in die Neunziger überschwappten, zog mich in den Bann. 

Vor Kurzem hast du dich als Josh The Cat neu erfunden. Wieso?

Ich lernte viel während der Produktion von Phias Album und als ich mit anderen Künstlern zusammenarbeitete. Meine eigene Musik zu machen war teils ermüdend und sogar schmerzhaft. Welten zu erschaffen ist das eine, nur glaube ich, dass ich anfing, Wände zu bauen und Leute auszuschließen. Es machte keinen Spaß mehr. Irgendwann fand ich heraus, dass wenn ich meinen Anspruch etwas herunterfuhr, dies meiner Musik gut tat. Wenn ich an den Stücken anderer arbeitete, fühlte ich mich völlig erfüllt und irgendwie auch derart präsent, wie es das letzte Mal der Fall gewesen war, als ich als Kind mit Kreiden gezeichnet hatte. Und dann fragte ich mich, warum das Musikmachen nicht genau so sein kann. Ich nahm eine kreative Pause und kam mehr und mehr zu der Einsicht, dass ich die Einfachheit mag. Die kam dann also auch noch mit auf die Liste. Minimale Erwartungen, Einfachheit und der Prozess soll Freude bereiten. Am Ende stellte ich fest, dass ich ich sein wollte.  

Womit wird uns Josh The Cat denn zukünftig überraschen?

Aktuell arbeite ich an einer Reihe von Demos und hoffe, bald eine EP fertig zu haben. In den nächsten Monaten dürfte auch eine Single erscheinen.

 

Josh The Cat, was gefällt dir an Katzen? 

Mir gefällt, dass Katzen keine Babysitter brauchen. Hunde mag ich zwar auch, aber sie sind bedürftig. Die zwei Katzen, die ich in meinem Leben hatte, waren ein bisschen wie Hunde, von denen Hundemenschen erzählen. Wie Kameraden.

Gibt es noch etwas, das du unseren Lesern gerne mitteilen würdest? 

Ich hoffe, ihr sucht stets nach Künstlern, die euch gefallen, und bleibt an dem dran, was sie machen. Sich aktiv mit ihnen zu beschäftigen ist das Beste, was man für Musiker tun kann. Genauso, wie ihre Platten zu kaufen. Irgendwie muss die Miete ja bezahlt werden. Eine der Schwierigkeiten am Musikerdasein ist, seine Musik an dem Mann zu bringen, aber eure Geschichten dazu können helfen.

Welchen Künstler habt ihr zuletzt durch den Kauf einer CD, Vinyl oder eines Downloads unterstützt? Verratet es uns bis spätestens kommenden Sonntag, den 22.06.2014, und gewinnt mit etwas Glück eine von zwei Kassetten (ja, richtig gelesen!!) des Mez Medallion Albums „Move Towards The Light“. MP3-Downloads gibt noch obendrauf - für alle, die kein Kassettendeck mehr in der Anlage haben. 
Eure Antworten können über die beiden folgenden Wege an uns gelangen.

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 18.06.2014 mit eurer Antwort kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Mez Medallion" und eurer Antwort an kontakt.ehin@gmail.com. 

Die Teilnahme ist nur aus Deutschland möglich und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Weitere Infos zu Josh The Cat und Mez Medallion gibt es hier:
Facebookseite von Josh The Cat | Facebookseite von Mez Medallion | Bandcamp-Seite von Mez Medallion | Soundcloud | Josh + Phia bei Kultmucke

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