Freitag, 17. Mai 2013

Album-Vorstellung: When Saints Go Machine "Infinity Pool"

When Saints Go Machine
When Saints Go Machine zählen spätestens seit ihrem 2011er Durchbruchalbum "Konkylie" zu Dänemarks erfolgreichsten musikalischen Exportschlagern. Das Quartett aus Kopenhagen eroberte mit einer Fusion aus Electropop und Indie nicht nur die Clubs Europas, sondern vor allem auch die Herzen zahlreicher begeisterter Musikfanatiker. Markenzeichen der Band ist von jeher die außergewöhnliche, androgyne Stimme von Sänger Nikolaj Manuel Vonsil, die gut und gerne mal an Antony Hegarty erinnert. Nun sind When Saints Go Machine zurück und haben ein Album mitgebracht, dass trotz seines nicht ganz so ansprechenden Aussehens, wahre Schätze beinhaltet. So scheint es ja generell zum Trend im Jahr 2013 geworden zu sein, dass Künstler uns mit dem optischen Anteil ihrer Werke gern gegen eine Wand laufen lassen, dafür aber auf dem auditiven Kanal umso mehr zu überzeugen wissen. Man denke nur an das geradezu hässliche Cover von "Mosquito", der aktuellen Scheibe der Yeah Yeah Yeahs, oder das epileptische Anfälle provozierende "Shaking The Habitual" von The Knife. Nun reiht sich in dieses Kabinett der Absurditäten ein weiteres, mit scheinbar einfachsten grafischen Mitteln erstelltes und farblich recht gewöhnungsbedürftiges "Kunstwerk" ein.

Infinity Pool
Tauchen wir nun ein in den "Infinity Pool" und schwimmen, getragen von einer fast magnetischen Anziehung, in Richtung Klanghorizont, wo bereits eine große, glühende Sonne den Übergang vom Tag zur Nacht ankündigt. Die zwölf Tracks auf der neuen Platte von When Saints Go Machine wurden in jenem Dunst des Zwielichts geboren, das sich wie ein fast unsichtbarer, silberner Faden entlang des Himmelsaums zieht. Mal leuchtend hell, dann wieder mystisch vernebelt. "Infinity Pool" hält einige Überraschungen bereit. So zum Beispiel den Opener "Love & Respect", welcher durch die Rappassage von Grammy-Preisträger Killer Mike, eine völlig neue Seite innerhalb des Schaffens der Dänen eröffnet. Die Mischung aus der bittersüßen Hintergrundmelodie, den zarten Vocals Vonsils, einer donnerden Bassline und dem aggressiven Sprechgesang erschafft eine abwechslungsreiche Szenerie, die schlagartig für ein erstes Hochgefühl sorgt. Schon besteht kein Zweifel mehr, dass sich hinter der gewöhnungsbedürftigen Fassade, ein großartiges Gesamtwerk versteckt haben dürfte. "Infinity Killer" und "Iodine" zerfließen in, an den Rave der 90er angelehnten Arrangements, bevor mit "Yard Heads" eine sentimentale, schwermütige Dub-Front aufzieht und sich kompromisslos über den ahnungslosen Hörer ergießt. Dieser trocknet erst dann wieder vollkommen, wenn er zum wilderen "System Of Unlimited Love" den Körper in Bewegung versetzt. Ein Track, dem jegliches Potenzial zum großen Hit innewohnt. "Mental Shopping Spree" schließt nahtlos mit sattem Sound an, "Degenaration" hingegen konzentriert sich auf einen einzigen, wummernden Grundton und wirkt dabei recht bedrohlich. When Saints Go Machine präsentieren mit ihrem "Infinity Pool" einen wahrlich reich gedeckten Tisch an akustischen Köstlichkeiten, die alle mit unterschiedlichen Geschmäckern aufwarten. Vom vollmundigen "Mannequin" zur Vorspeise, hin zu einem würzigen Hauptgang à la "Order", einer Nummer, die sich erst langsam zur epischen Ballade aufschwingt. Noch bevor schließlich das Dessert mit Namen "Slave To The Take In Your Heaven" serviert wurde, stellt man unweigerlich fest, dass man gar nicht genug von dieser Band bekommen kann. Und deswegen empfehlen wir in diesem speziellen Fall, dem Ruf der Wollust zu folgen und völlig maßlos in ihr und dem Wunderwerk "Infinty Pool" aufzugehen.



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