Sonntag, 16. September 2012

Album-Vorstellung: Sizarr "Psycho Boy Happy"

Drei Jungs aus Landau schlagen auf die Pauke! Es ist Zeit für innovative Musik aus deutschen Landen, die auch international mühelos bestehen kann. Sizarr veröffentlichen dieser Tage mit "Psycho Boy Happy" ein frühreifes Meisterwerk.
Gerade erst haben Fabian, Marc und Philipp ihr Abitur in die Tasche gesteckt, schon zieht es sie auf die Bretter, die für einen Musiker die Welt bedeuten. Ob als Support von den Broken Bells, Kele (Bloc Party) oder aktuell Get Well Soon, die drei Rheinländer sind gern gesehene Gäste auf den Konzertbühnen und das hat am Ende auch einen plausiblen Grund. Nämlich, dass sie charismatische und trotz ihres jungen Alters, sehr erwachsene Sounds produzieren, die momentan in Deutschland das Aufregendste sind, was der hiesige musizierende Nachwuchs so zu bieten hat. Auf etlichen Festivals (Melt, Berlin Festival, Dockville, Apple Tree Garden etc.) überzeugten Sizarr ihr Publikum mit einer Mischung aus Dubstep, Baroque Pop und Rock.

"Psycho Boy Happy", das ist eine Sammlung von 12 Songs, bei denen einer interessanter als der nächste klingt. Tief schürfen die Melodien der Tracks und gehen dabei direkt ins Mark. Dort erschüttern sie die Nerven und sorgen für eine Besinnungslosigkeit, ja beinahe einen Rausch, der auch nach dem Hören der Platte, noch eine gute Weile nachwirkt. Werfen wir einen genaueren Blick auf die einzelnen Stücke, um zu verstehen, was uns da unserer Sinne beraubt.
Der Album-Opener "Run Dry" lässt aufhorchen. Monumentale Synthies verlieren sich in einem Gestrüpp aus afrikanisch angehauchten Drum-Beats und machen klar, dass es auf eine musikalische Reise gehen wird, die bewegt. Schreibt jüngst eine große deutsche Musikzeitschrift, "Psycho Boy Happy" fehle es an "memorierbaren Songs", belehrt "Boarding Time" alle Zweifler eines Besseren. Verweilen wir einen Moment... und das am besten mit dem Song "Blade", der Ruhe schenkt, doch zudem mit seiner positiven Attitüde Endorphine freisetzt. "P.B.E.W." versprüht arabisches Flair, bevor "Tagedieb" zum Hüftenkreisen animiert. "Cat Mountaineer" malt melancholische Bilder eines Teenagerslebens, auf denen sich so manch einer wiedererkennen können wird. Größtenteils an der frischen Luft, in den Dünen von Ameland aufgenommen, wirkt der Song "Icy Martini" sehr  naturbelassen, recht einfach und genau dadurch wunderschön. Der Nachfolger "Mushin'" bildet das Bindeglied zu dem elektronischeren und angescratchten "Word Up". "Purple Fried" ist zweite Single und Veröffentlichungs-Begleiter von "Psycho Boy Happy" und erinnert fast ein wenig an frühe TripHop-Songs. "Mulo" wirbelt, gegen Ende der Scheibe, Staub auf und lässt uns im Dreck tanzen, bis "Pocket Walt" den Regen bringt, der uns reinwäscht und mit einem angenehm wohligen Gefühl zurücklässt.

Zwei Jahre Arbeit stecken in der Entstehung von "Psycho Boy Happy" und es hat sich gelohnt, diese Zeit auch zu investieren. So bunt wie die Jacke auf dem Plattencover sind auch die verschiedenen Songs des Albums gestaltet. Der vielschichtige und sehr durchdachte Einsatz unterschiedlichster Instrumente und Synthesizer erzeugt einen orchestralen Gesamteindruck. Umso erstaunlicher, wenn man die drei Jungs live dabei beobachten kann, wie sie ohne großes Beiwerk ihre "Sinfonien" heraufbeschwören. Mit einem Hang zum Perfektionismus performen sie auf der Bühne. Demnächst steht die offizielle Deutschlandtour an. Wer sich dem ganzen Spektakel einmal hingeben möchte, findet hier aktuelle Termine.
Vor allem die unglaublich voluminöse und markante Stimme des doch eher zierlich anmutenden Sängers Fabian bildet dabei ein echtes Highlight.

"Psycho Boy Happy" - aus Sicht von "Einen hab ich noch..." ein definitives Zeichen dafür, dass auch in Deutschland talentierte Künstler Musik fabrizieren, die fern von Panda-Maske und Bubble-Pop für Begeisterung sorgen kann. Und hier nun der Beweis des Ohrwurm-Potenzials, das Sizarr innewohnt: "Boarding Time".


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