Samstag, 9. November 2013

Album-Vorstellung: Grizzly Bear "Shields: Expanded"

Grizzly Bear
Vor über einem Jahr stellten wir euch mit Grizzly Bear's "Shields" ein Album vor, das die konsequente Weiterentwicklung einer Band hin zur völligen Klangexstase dokumentierte. Nie zuvor haben Ed Droste, Christopher Bear, Chris Taylor und Daniel Rossen geschlossener hinter einer ihrer Platten stehen können, als es bei dieser der Fall war. Monate lang wurde an den zehn darauf befindlichen Songs gepfeilt und geschliffen, bis schließlich jede einzelne Note an den Platz gerückt war, an dem sie aus Sicht der vier New Yorker am besten zur Geltung kommen konnte. Die Zufriedenheit über das entstandene Werk teilten auch zahlreiche Kritiker, die von den renommiertesten Fachblättern entsandt worden waren, um auf Bärenjagd zu gehen. Doch ließ sich das große Ungetüm nicht erlegen. Nein, nur aus der Ferne konnte man es beobachten, wie es majestätisch durch das Dickicht der Wälder zog. "Shields" wurde zum gefeierten und in zahlreichen Jahresrückblicken erwähnten Meisterwerk. Jetzt geht es für das vierte Studioalbum von Grizzly Bear in die Verlängerung.


"Shields: Expanded" / "Shields: B-Sides"
"Shields: Expanded" erweitert die ursprüngliche Tracklist von "Shields" um weitere acht Stücke, die auch einzeln als "Shields: B-Sides" erhältlich sind. Anscheinend wurde einmal auf die sonst sehr beliebte Marketingstrategie verzichtet, den Hörer dazu zu zwingen, sich ein Album, das er bereits besitzt, erneut kaufen zu müssen, wenn er in den Genuss weiterer akustischer Perlen gelangen will. Dass es sich aber in jedem Fall lohnt, ein Ohr auf "Shields: Expanded" zu werfen, steht dabei ganz außer Frage. Eröffnet wird die B-Seite von "Smothering Green", einem unveröffentlichten Song, der charmant lächelnd, erneut jenes Feuer entflammt, das sonst nach dem Endtrack "Sun In Your Eyes" zu erlöschen drohte. Nachdem man sich nun also auf ein zusätzliches Tänzchen mit den Indierockern eingelassen hat, gelangt man auch schon zu "Taken Down (Marfa Demo)". Selbige Rohversion aus einer frühen Phase der Entstehung von "Shields" klingt jedoch gar nicht so unfertig, wie man es der Bezeichnung nach vermuten könnte. Im Gegenteil, ihr Probenraumflair streichelt die Seele. Noch nie war man dem Schöpfergeist von Grizzly Bear näher. Da wirkt der Nachfolger "Listen and Wait" schon fast unnatürlich glatt. Doch bäumt sich hier der musikalische Meister Petz derartig imposant zu seiner vollen Größe auf, dass es den Betrachter umgehend zu Boden wirft. Bedrohlich und ehrwürdig wirkt das meterhohe Tier. Da traut man sich kaum, den Kopf zu heben, sondern sucht stattdessen lieber erneut Schutz in der zuvor besuchten Höhle. Die nach ihrem Entstehungsort benannten Marfa Demos von "Everyone I Know" und "Will Calls" sorgen dort für reinste Wohlfühlatmosphäre. Wie unendlich schade wäre es gewesen, wenn diese Stücke für immer in einer Schublade verschwunden wären. Nachdem man nun also fünf unbekannte Nummern aus der Feder von Grizzly Bear präsentiert bekommen hat, widmen sich die verbleibenden drei Tracks Remixen von Nicolas Jaar, den Liars und Lindstrom. Plötzlich klingt "Sleeping Ute" nicht mehr rau und aufschürfend, sondern erinnert eher an eine Eletropop-Ballade à la When Saints Go Machine. Auch "A Simple Answer (Liars Remix)" und "Gun-Shy (Lindstrom Remix)" haben kaum noch etwas mit ihren Blaupausen gemein. Völlig freihändig lernen sie erst zu laufen, dann zu springen und schließlich davonzufliegen.

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