Sonntag, 22. April 2012

Klassiker der Woche Nr. 13

Gute Musik spiegelt immer auch ein Teil der aktuell herrschenden Gesellschaftslage wieder. Sie filtert bestenfalls Gedanken und gibt Anstöße in die verschiedensten Richtungen. Sozusagen als Metakognition für Akustikaffine. So ist es nicht verwunderlich, dass sich in Zeiten, in denen das Geschlecht einer Person sich nicht mehr rein auf die primären Geschlechtsorgane bezieht, auch die Musik mit der Frage der Geschlechtsidentität  befasst. Between the sexes - das Spiel mit dem Geschlecht.
Die beiden amerikanischen Schwestern Sierra und Bianca Casady wuchsen den Großteil ihrer Kindheit getrennt voneinander auf. Erst zu Studienzeiten plante Bianca eine Weltreise, die auch einen Stopp in Paris vorsah, um ihre mittlerweile dort lebende Schwester Sierra zu besuchen, die am Pariser Konservatorium Gesang studierte. Dieser Besuch war die Geburtsstunde für CocoRosie, führte die beiden Schwestern wieder zusammen und machte sie ab diesem Moment unzertrennlich.
Ihr erstes Album "La Maison De Mon Rêve" zeigte die schier unendliche Kreativität der beiden Newcomer und sie avancierten zusammen mit Bands wie Psapp zu den Begründern der Toy-Music, bei der nicht nur herkömmliche Instrumente, sondern auch allerhand Spielzeuge zum Vertonen benutzt werden. So Kindlich die Songs von Cocorosie anmuten, umso tiefer ist die Botschaft, die dahinter steckt.
Schnell waren Künstler wie der zwischen den Geschlechtern wandelnde Antony Hegarty auf den Plan gerufen und wollten den beiden neuen Elektrosternen eine Milchstraße bauen, auf der sie Ruhen können. Und das taten Bianca und Sierra auch. Sie reihten sich ein in das Geflecht aus Queer Pop. Fortan trugen sie öfter Bärte und ließen ihr Publikum gerne spekulieren, welchen sexuellen Präferenzen sie folgten.
Die Spitze des Eisbergs zeigt dabei der Song "Rainbowarriors". Ein Gemisch aus dem für die Band so typischen Operngesang, wiehernden Elektropferdchen und allerhand anderer PlimPlam-Accessoires. Auch das Video ist an stilisiertem Kitsch kaum zu überbieten und zeigt, dass egal ob hetero-, homo-, bi- oder asexuell jeder Mensch einfach das sein sollte, worauf er Lust hat.

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