Montag, 3. Juni 2013

Klassiker der Woche Nr. 60

Neko Case
Vor genauer einer Woche bespielte die amerikanische Countrysängerin Neko Case den wunderbaren Heimathafen im Herzen Berlin Neuköllns. Ein Abend, der den Besuchern wohl noch lange im Gedächtnis bleiben dürfte. Mit absoluter Leidenschaft, Humor und einem von Gott gesegneten Talent eroberten Case und ihre Liveband das Publikum im Sturm. Überall klatschen Menschen im Takt und stampften mit den Beinen zu den rauen Alternativeklängen, die den Stücken der rothaarigen Rebellin innewohnen. Die Halle des ehemaligen Baalsaals kochte dabei in den zwei Stunden, die der Gig andauerte, förmlich über. Und das, wo es sich doch eigentlich um ein Sitzkonzert handelte, bei dem der Altersdurchschnitt gut und gern über 40 lag. Soviel zum Klischee der Gesetztheit mit zunehmendem Alter. Da kommt plötzlich ein eigenartiger Verdacht auf. Kann es sein, dass die ach so hippen jungen Indies eigentlich echte Scharchnasen sind, wenn es darum geht, voll und ganz in der Musik aufzugehen, die sie umgibt? Wie oft sieht man gelangweilte Gesichter auf den Konzerten zahlreicher gehypter Nachwuchsbands und Leute, die es kaum schaffen die eine Hand in Richtung der anderen zu bewegen, wenn ein Song sich dem Ende zuneigt? Oder ist es der urtümliche Charakter des Countrys, der Begeisterungsstürme auslösen kann, die sich Genres wie der Indie Pop, Electro und Rock nicht mal in ihren kühnsten Träumen vorzustellen wagen. Es bleibt ein Rätsel, dessen Ergebnis noch zu eruieren wäre. Was feststeht ist jedoch, dass Neko Case zu den ganz Großen gehört, wenn es darum geht, echte Vollblutmusiker zu finden. Und so erklären wir ihr unglaublich schönes "Maybe Sparrow" vom großartigen Album "Fox Confessor Brings The Flood" (2006) zu unserem heutigen Klassiker der Woche und binden daran den Wunsch, dass mehr junge Talente nachrücken, die ebenso in der Lage sind, den Hörer vom Fleck weg mitzureißen.


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