Mittwoch, 30. April 2014

Gewinnspiel: Real Estate "Atlas"

Real Estate
Das gehört mir!
Mach die Augen zu, dann siehst du, was dir gehört!

Besitz - ein vergängliches Wort und eine noch viel vergänglichere Tatsache. Was uns gehört und was nicht, ist schwer zu sagen. Der Mensch hat zwar schon früh damit begonnen, überall seine Stempel zu verteilen, die ihm ein gewisses Eigentumsrecht einräumen sollen, doch bleibt fragwürdig, ob ihn das gleichzeitig auch zum legitimen Gebieter über die von ihm erwählten Dinge macht. Mittlerweile sind Wasser, Pflanzen, Tiere, ja, tatsächlich sogar Menschen in der Hand einzelner Personen. Kann das sein?
Real Estate, eine Band aus Ridgewood, New Jersey, trägt das Wort Besitz im Namen. Nur ist ihr Vermögen von immaterieller Natur. Gedanken, Visionen und Ideen sind Teil ihrer Kreativität und die Grundlage ihrer Identität als Band. 2009 gründete sich die Formation und brachte im gleichen Jahr bereits ihr selbst betiteltes Debüt auf den Markt. Zwei Jahre später folgte dann mit "Days" der erste Release auf Domino Records. Von den Kritikern für würdig befunden, nahm Real Estates Siegeszug schnell an Fahrt auf und so gelangten die Kompositionen der Truppe schnell in die vielen Ecken dieser Erde.

"Atlas"
Sanfte, folkige Melodien, mal verträumt und mal klar wie ein wolkenfreier Himmel, kennzeichnen die Songs von Real Estate und sind auch auf ihrer dritten Platte "Atlas" richtungsweisend. 10 Stücke, die die Sonne im Herzen tragen und die Reise der Band durch die Wüste Arizonas, einen Proberaum in Greenpoint, einen Dachboden in ihrer Heimatstadt Ridgewood und Wilco's Studio in Chicago beschreiben, tummeln sich auf dem Album. Dabei haben Real Estate eine neue Deutlichkeit gefunden, die sie behutsam in ihr Songwriting einfließen lassen. Dies hat zur Folge, dass Tracks wie "Crime" oder "Past Lives" recht erhaben klingen. Leicht und doch bodenständig. Real Estate schaffen es auf "Atlas", einen Sound zu kreieren, der unbeeindruckt über dem alltäglichen Geschehen steht. Sich weder von der Vergangenheit, noch der Gegenwart oder Zukunft musikalischer Phänomene beherrschen lassen will. Wer sagt, dass Männer emotionale Krüppel seien, die nicht in der Lage sind, ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen, der wird mit "Primitive", "April's Song" oder "Navigator" eines Besseren belehrt. Das fünfköpfige Herrengespann weiß sehr wohl, wie man sein Innerstes nach außen kehrt.


Wie immer habt ihr auch an diesem Gewinnspiel-Mittwoch die Chance, die soeben vorgestellte Platte eventuell zu ergattern. Wir möchten in diesem Zusammenhang von euch wissen, was Besitz für euch bedeutet? Bis kommenden Freitag, den 02.05.2014 habt ihr Zeit, eine Antwort darauf zu finden und uns diese über eine der beiden folgenden Möglichkeiten mitzuteilen. Mit etwas Glück gehört das CD-Exemplar von Real Estates "Atlas", das uns Domino Records zur Verfügung gestellt hat, dann ja vielleicht bald schon einem von euch.

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 30.04.2014 mit eurer Antwort kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Real Estate" und eurer Antwort an kontakt.ehin@gmail.com. 

Die Teilnahme ist nur aus Deutschland möglich und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Weitere Infos zu Real Estate gibt es hier:
Offizielle Website | Facebookseite | Twitter-Account
 

Montag, 28. April 2014

Klassiker der Woche Nr. 94

Nina Simone
Am 21. April 2003 schien die Musikwelt für einen Moment aufzuhören, sich zu drehen. Einer ihrer strahlendsten Sterne hatte an diesem Tage sein Leuchten verloren. Der Tod von Nina Simone, die nach einem langen Krebsleiden eben diesem erlegen war, grub eine tiefe Furche in das auditive Kollektivbewusstsein. Eine Leere, die nur durch die vielen wunderbaren akustischen Nachlässe der 1933 als Eunice Kathleen Waymon geborenen Sängerin wieder gefüllt werden konnte. Seitdem singt uns die Hohepriesterin des Souls, wie ihre Verehrer sie nur allzu gern nannten, ihre Lieder aus dem Jenseits. Noch immer kräftig und unter die Haut gehend wie zu der Zeit, als sie erstmals die Feder ihrer Schöpferin verlassen hatten. Zahlreiche Künstler, darunter beispielsweise Feist, Eels, Muse, Janis Joplin oder auch Aretha Franklin, huldigten in den Jahren durch Coversongs der Grande Dame des Gospeljazz. Jener Frau, die es geschafft hatte, afrikanisches Liedgut mit modernen Einflüssen zu vereinen und es einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Nina Simone wird wohl ewig unvergesslich bleiben. Ihren Kompositionen wohnt ein Einfallsreichtum inne, der auf allen Ebenen zu verzaubern weiß. Der heutige Klassiker der Woche, das fast hypnotische Stück "Sinnerman" vom Album "Pastal Blues" (1965), beeindruckt durch seine gekonnte Fusion aus religiösen Lyrics, einem treibenden Beats und der markanten Stimme Nina Simones. Als wohl populärste Adaptation des traditionellen amerikanischen Negro Spirituals erlangte ihre Version Weltruhm.


Freitag, 25. April 2014

Album-Vorstellung: FM Belfast "Brighter Days"

FM Belfast
Bunt, aufgedreht und fröhlich. Als Knallbonbon der isländischen Musikszene haben sich FM Belfast seit ihrer Gründung im Jahr 2005 etablieren können. Aber auch weit über die Grenzen des Inselstaates hinaus schätzt man Árni Rúnar Hlöðversson, Lóa Hlín Hjálmtýsdóttir und ihr Gefolge für ihre unbändige Vitalität und Ausgelassenheit. Wer einmal ein Konzert der Band besucht hat, der wird dies nur schwer wieder vergessen können. Da kraucht das Publikum schon mal über den Boden, springt kräftig in die Luft, wird mit Konfetti beschossen oder singt lauthals im Chor, als gäbe es kein Morgen mehr. Die Auftritte von FM Belfast sind legendär. Kein Wunder also, dass sie mühelos große Hallen fern der eigenen Heimat zu füllen vermögen. Im Gepäck hat die Formation dabei stets ein Sammelsurium an erquicklichen Sounds, die sowohl aus den Genres Electro, Pop und Indierock stammen. Selbst Tanzmuffel können da meist nicht widerstehen und fangen schon nach wenigen Takten an, mit ihrem Popo zu wackeln und den Kopf munter auf und ab zu bewegen. Nachdem sie sich 2008 mit ihrem Debüt "How To Make Friends" erste Freunde gemacht haben, und drei Jahre später mit "Don't Want To Sleep" erklärten, dass sie noch lange nicht müde seien, wird es für FM Belfast nun Zeit für bessere Tage. Bessere Tage? Wie soll man das nach diesem Karrierestart denn verstehen? Nun, sehen wir es als augenzwinkernde Floskel, denn schön war die Zeit mit FM Belfast schon immer.

"Brighter Days"
"Brighter Days" heißt, wie zuvor angedeutet, das dritte Werk von FM Belfast. Und allen Regeln in Bezug auf Abwechslung zu trotz, bleibt die Truppe dabei ihrer Devise treu und bestückt die Platte selbstsicher mit einer weiteren Aneinanderreihung von Up-Tempo-Nummern. Allesamt buhlen diese um den Hüftschwung ihrer Zuhörer. Bei vielen anderen Acts wäre diese Hartnäckigkeit, am eigenen Stil festzuhalten, wohl schiefgegangen oder hätte zumindest zu einer gewissen Langeweile geführt, bei FM Belfst wird aus der Pflicht jedoch schnell eine Kür, die beweist, dass Musik von solch sprudelnder Energie keine Erschöpfung kennt. Ob das titelgebende Eröffnungsstück "Brigther Days", das kribbelnde "Ears" oder das schnippige "Non Believer" - die zehn Tracks auf der neuen Scheibe haben verstanden, wie Tanzmusik im Jahre 2014 klingen muss. Selbst, wenn man dann doch kurz schmunzeln muss, während der fast schlagerartige Beat von "The End" auf eine gewisse Nineties-Ästhetik trifft, irgendwie funktioniert diese seltsame Kombination dann am Ende doch wieder. Dürfen FM Belfast denn alles? Mhm, mit der geballten Kraft erfahrener Musiker - die Mitglieder sind, wie Múms Örvar Þóreyjarson Smárason, schließlich alle noch in andere erfolgreichen Projekte involviert - scheint man auf jeden Fall eine gewisse Narrenfreiheit genießen zu dürfen. Drehen wir nun also die Volume-Knöpfe unserer Anlagen bis zum Anschlag und feiern genüsslich Songs wie das schrille "DeLorean". Traurig sein kann man auch noch wann anders!


Mittwoch, 23. April 2014

Gewinnspiel: Fenster "The Pink Caves"

Fenster
Die Umgebung durch ein Fenster zu betrachten, hat etwas Magisches. Verschwommen, verzerrt und doch manches Mal erstaunlich klar präsentieren sich die Szenarien vor der Scheibe. Ein Fenster ist ein Filter, ein Schatten, ein Vorhang. Ewig kann man davorsitzen und beobachten, was sich auf der anderen Seite abspielt. So lassen sich neue Perspektiven entdecken oder alte Sichtweisen revidieren. Und doch hindert uns das Fenster andererseits auch daran, direkt einzugreifen oder zu agieren. Wir sind Gefangene hinter Glas, bis wir zu dem einen Hebel greifen, der uns jenes Guckloch öffnen lässt. Wenn der Wind uns schließlich entgegenweht und der Schall nicht mehr von der durchsichtigen Schutzmauer gefressen wird, dann stehen wir in Wechselwirkung mit der Welt. Nur macht uns das verletzbar. Ein gläserner Käfig oder ein transparenter Schutzwall - was auch immer ein Fenster darzustellen vermag, es gehört zu den greifbarsten Mysterien des Alltags. Im Winter 2010 gründen die New Yorkerin JJ Weihl und der Berliner Jonathan Jarzyna eine Band. Als sie an den Aufnahmen zu ersten Songs arbeiten und feilen, knallt eine Fensterscheibe gegen JJs Kopf. Als der Schmerz dieses Zusammenstoßes verarbeitet ist, bleibt ein Name zurück, der die Gruppe von da an begleiten soll: Fenster. Man holt sich weitere Musiker mit ins Boot und unterschreibt einen Plattenvertrag bei Morr Music. Mit "Bones" liefern Fenster 2012 ein hervorragendes Debüt ab. Zwei Jahre später kehren sie mit "Pink Caves" zu jener rätselhaften Klangwelt zurück, in der sie einst zusammengefunden haben.

"The Pink Caves"
Zwölf Songs umfassen "The Pink Caves". In den akustischen Höhlen widerhallen ihre Melodien dumpf und stockend. Umgeben von einer warmen Nässe und einer trägen Aura befallen sie den Müßiggang des Hörers. Klirrend und klimpernd nehmen sie zwar hier und da Schwung auf, verlangsamen dann doch schnell wieder ihr Tempo, hin zu einem hypnotischen Singsang. Was bereits der Opener "Better Days" zu veranschaulichen weiß, bestätigt sich auch im weiteren Verlauf der Platte. Wie wohltuend es sein kann, genüsslich durch den Dream Pop zu waten, erfährt man während Tracks wie das ausgereifte "Cat Emperor", "In The Walls" und "On Repeat" an einem vorbeiziehen oder "The Light" flüchtig den Horizont erleuchtet. Neben einigen dunkleren Momenten ("The Love", "Fireflies") überzeugen Fenster vor allem durch ihre verführerische Hingabe. "1982" und "Creatures", die beiden Endtracks auf "The Pink Caves", halten beispielsweise eine schummrige Verspieltheit bereit, die fern an Bands wie My Morning Jacket oder Solander erinnert - nur weniger tragisch, dafür von Optimismus umgarnt. Fensters "The Pink Caves" ist ein junges Album mit Höhen, Tiefen und viel Liebe zur Musik.


Guckt aus dem Fenster und verratet uns, was ihr seht. Jeder Blick führt zur Teilnahme an unserem Gewinnspiel, bei dem es dieses Mal "The Pink Caves" von Fenster zu ergattern gibt. Eure Aussichten könnt ihr uns bis spätestens kommenden Freitag, den 25.04.2014, über eine der beiden folgenden Möglichkeiten mitteilen.

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 23.04.2014 mit eurer Antwort kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Fenster" und eurer Antwort an kontakt.ehin@gmail.com. 

Die Teilnahme ist nur aus Deutschland möglich und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Weitere Infos zu Fenster gibt es hier:
Offizielle Website | Facebookseite | Bandcamp-Account

Montag, 21. April 2014

Klassiker der Woche Nr. 93

CSS
"Ich bin es leid, immer sexy zu sein", sagte Beyoncé Knowles einst in einem Interview. Dies ist nun viele Jahre her, doch das viele Poposchütteln und lasziv ins Mikro hauchen hat an der Tatsache nicht wirklich etwas ändern können, dass das R'n'B-Sternchen für viele Menschen weiterhin als Inbegriff der Sexyness fungiert. Komisch. Inspiriert von dem nicht ganz ernst zu nehmendem Statement der Popdiva übersetzte ein brasilianisches Kollektiv jene Aussage kurzerhand ins Portugiesische und nannte sich von diesem Moment an Cansei de Ser Sexy. CSS etablierte sich kurz darauf als knackige Abkürzung für die Band und machte sie auch über die Grenzen ihrer Heimatstadt São Paulo bekannt. Als bunter Haufen aus Bloggern, Hipstern und Trendsettern, die alle zu Gründungszeiten, mit Ausnahme des späteren Bassisten Adriano, keinerlei Instrumente beherrschen, greifen die Freunde beherzt zu Synthies und Drumbeats und mischen die Clubszene des südamerikanischen Kontinents gehörig auf. Sie stehen dabei für eine neue Generation an Musikern. Frisch, ungebunden und den Traditionen entwachsen. So finden Samba, Bossa Nova, Jazz- oder Reggaeelemente kaum Einzug in die kantigen Klangmuster des ehemaligen Sixtetts. Vielmehr sind es Rock, Funk und Electro, die die Sounds von CSS charakterisieren. Heute sind CSS nur noch zu viert, was ihren Erfolg jedoch keineswegs schmälert. Sängerin Lovefoxxx beispielsweise hat es auf den bejubelten Soundtrack zum Film "Drive" geschafft und auch mit seinen eigenen Kompositionen ist das Quartett, das mittlerweile nur noch aus Frauen besteht und  in Los Angelos ansässig ist, kaum noch wegzudenken aus der Independentszene. Doch klingen die Damen jetzt nicht mehr ganz so revolutionär wie zu ihren Anfängen, als sie mit "Let's Make Love And Listen To The Death From Above" den Asphalt der Straßen in Schwingungen versetzt haben. Wir feiern das selbstbetitelte 2005er Debüt "Cansei de Ser Sexy", indem wir jenen Hit zum Klassiker der Woche küren.



Freitag, 18. April 2014

Album-Vorstellung: Kelis "Food"

Kelis
Irgendwie war Kelis schon immer anders als die anderen R'n'B-Künstlerinnen. Sie wollte von jeher nicht in das Bild der Goldketten tragenden, farbigen Powerlady passen, das von Damen wie Rihanna, Ciara, Brandy oder Amerie gern ausgiebig zelebriert wird. Zu bodenständig und irgendwie auch zu kantig wirkte die 1979 in Harlem geborene Sängerin stets. Als Protestlerin machte sie 1999 ihrem Ärger Luft und schrie sich mit "Caught Out There", von ihrem Debüt "Kaleidoscope", die Seele aus dem Hals. In den darauffolgenden Jahren arbeitet Miss Rogers, wie Kelis mit bürgerlichem Namen heißt, mit sämtlichen Größen der Branche zusammen. Darunter The Neptunes, André 3000, ihr Exmann Nas, Cee-Lo Green, will.i.am oder David Guetta. Jeder will die Frau kennenlernen, die es schafft, die Arme soweit auszustrecken, dass sie sich genüsslich innerhalb der kompletten musikalischen Vielfalt bedienen kann, ohne dabei jedoch ihren ganz eigenen Stil zu verlieren. So tanzt sie durch Electro, Hip-Hop, Pop, Jazz oder Reggae und wirkt in jeder einzelnen Bewegung authentisch. Nun wagt sich Kelis erstmals gen Indierock, zusammen mit TV on the Radios Dave Sitek. "Food" lautet der Name des sechsten Studioalbums der Queen of Soul.

"Food"
Reichlich ist der Tisch gedeckt, und zwar an jedem einzelnen Produktionstag von "Food". Dave Sitek wohnt in Los Angelos nur ein paar Gehminuten von Kelis entfernt und was ist schöner, als sich neben dem Songwriting auch um das gemeinsame Leibeswohl zu kümmern? Während allerhand Gerichte und Songs, die wie welche klingen ("Friday Fish Fry", "Jerk Ribs", "Breakfast", "Cobbler", "Buiscuits 'N' Gravy"), zubereitet oder entwickelt werden - Kelis hat nach der Veröffentlichung ihrer letzten Platte einen Kochkurs belegt - steht die Tür des Hauses immer sperrangelweit offen. Dies hat zur Folge, dass Künstler jeglicher Couleur dort ein- und ausgehen. Für ein Stück Hünchen- oder Schweinefleisch, das mit Soßen aus der Hand von Kelis gewürzt ist, hinterlässt manch ein Gast darüber hinaus auch dankbar ein paar seiner Ideen. Am Ende webt sich somit der Geist einer lebensfrohen Gemeinschaft in die 13 Stücke der Scheibe ein. Die kreative Vielfalt kennt keine Grenzen, wodurch "Food" final nach einer bunten Geschmacksexplosion aus Funk und Alternative klingt. Auch die brasilianische Rockgirlkombo CSS unterstützt Kelis beispielsweise auf ihrem Weg in Richtung eines neuen akustischen Horizonts. In perfekter Harmonie reihen sich Perlen feinfühligen Genusses ("Bless The Telephone") an orientalische Träume aus Tausendundeiner Nacht ("Change"). "Rumble" hingegen erinnert lässig an längst vergangene Tage. Generell kommen einem viele Melodien bekannt vor, jedoch ohne den Anschein einer einfallslosen Kopie zu hinterlassen. Es sind oft simple Lines, wie das herrliche Klavierspiel bei "Biscuits 'N' Gravy", die die Nummern auf "Food" zu echten Ohrwürmern mutieren lassen. Zudem konservieren Kelis und Sitek behutsam die Schnittmenge ihrer gemeinsamen Soundpräferenzen, welche sich im Laufe ihrer Leben herausgebildet haben. Gewürzt mit Texten, die von zwischenmenschlichen Beziehungen und deren Auswirkungen. Wenn "Dreamer", als großartig verträumte Ballade, das Album beschließt, dann bleibt ein wohlig angenehmes Gefühl zurück. Einmal mehr wird klar, dass Kelis absolut in der Lage ist, eine Überraschung parat zu haben.


Mittwoch, 16. April 2014

Gewinnspiel: I Heart Sharks "Neuzeit" + "Summer"

I Heart Sharks
Ein Album spaltet die Nation. Am 28.03.2014 erschien mit "Anthems" das Zweitwerk der Berliner Band I Heart Sharks, das für recht gemischte Gefühle aufseiten der Hörerschaft sorgte. Zum einen gibt es da jene kreischenden Fans, die schon lange sehnlichst darauf gewartet haben, dass die Hailiebhaber mit neuen Tracks in das Scheinwerferlicht zurückkehren, in dem sie dank ihres großartigen Debüts "Summer" lange Zeit verweilen durften. Dieser Teil des Publikums von I Heart Sharks singt nun ganz euphorisch all die Indierock-Hymnen mit, die sich auf der neuen Platte versammelt haben. Auf der anderen Seite sind da aber auch kritische Stimmen, welche in "Anthems" einen wenig einfallsreichen Versuch sehen, den internationalen Markt zu erobern. Zu genau diesen Stimmen gehört auch "Einen hab ich noch...". Was haben wir in der Redaktion zu den Tracks der ersten Platte des Trios gefeiert? Keine einzige Clubnacht schien verloren, wenn der DJ Songs wie "Wolves", "Summer" oder "Neuzeit" mit im Gepäch hatte. Darüber hinaus schien es wirklich unheimlich sympathisch, dass ein paar derart erfolgreiche Newcomer, sich einem kleinen Label wie AdP Records verschrieben haben. Irgendwann lockte dann aber wohl der Ruhm und das führte Pierre Bee und seine Jungs in die Arme der Major League. Bei Universal unter Vertrag genommen erhielten sie plötzlich die Chance, Joe Cross als Produzenten zu gewinnen, der schon Hurts groß gemacht hatte. Nun bleibt eigentlich nur noch die Frage, wann I Heart Sharks sich die Haare zurückgelen und in ein paar Anzüge steigen? Soundtechnisch haben sie dem schmalzigen Synthie-Pop-Duo, bestehend aus Theo Hutchcraft und Adam Anderson, nämlich leider schon recht stark angenähert. "Anthems" ist eine Platte voller Möchtegern-Stadium-Gesänge. Schade!

Ziehen wir jetzt aber einen dicken Strich und kehren zurück zu den Anfängen von I Heart Sharks. Die Stücke "Summer", vom gleichnamigen Album, und "Neuzeit", welches den Durchbruch für die Truppe bedeutete, sind unsere heutigen Ohrenschmankerl. Beide Songs erschienen als streng limitierte CD-Singles, auf denen sich neben den Originaltracks auch immer ein paar Überraschungen tummeln. Welche das genau sind, erfahrt ihr im Folgenden. Zuvor lasst uns aber die Boxen aufdrehen!




"Und wir machen neue Geschichte", rief Pierre lauthals, und mit starkem Akzent, ins Mikrofon, während gleichzeitig das Wort Indietronica eine völlig neue Bedeutung erhielt. 

"Neuzeit" ist ein Paradebeispiel für die gelungene Fusion aus Electro und Rock. Indes sich die E-Gitarren im Hintergrund überschlagen, kreischen Synthesizer auf und lassen sich von gekonnten Drumbeats auffangen. Doch damit nicht genug. Auf der Single zu "Neuzeit" befinden sich außerdem drei Remixe, die den Wahnsinn zu unterstreichen wissen, der der Dynamik des Stückes innewohnt. Last but not least gibt es überdies eine kratzige Plemo Version sowie ein wunderbar sensibles Rework von Sängerin Ginger Redcliff zu "Neuzeit". Nicht zu vergessen sei ebenfalls die exklusive B-Seite namens "A Ruin". Mit sieben Titeln ist die "Neuzeit"-Single tatsächlich bis obenhin vollgestopft und zeigt, wie bunt I Heart Sharks einmal geklungen haben.


"Summer" steht dem Überhit "Neuzeit" in nichts nach - immerhin wählten I Heart Sharks den Namen des Tracks gleichsam auch zum Albumtitel. Vielleicht, weil "Summer" in der Lage ist, eine Frische und ein jugendliches Aufbegehren zu kommunizieren, das in Zeiten allgemeinen Missmutes schonmal dafür sorgt, dass man unbedarft abheben darf. Schwerelos und frei. Etwas chaotischer und diffuser, ja beinahe aufgdrehter, geht es dann innerhalb der vier Remixe zu, die der Originalversion von "Summer" auf der CD-Single beigestellt wurden. Der Track "Aerobics" fängt final die Schnelligkeit seiner Vorgänger ab und sorgt für einen funkelnden Ausklang der Scheibe.



Möchtet auch ihr gerne die Uhr um zwei, drei Jahre zurückdrehen und erneut dem Debüt von I Heart Sharks huldigen? Wir bieten euch die Chance dazu und verlosen insgesamt drei Singlepakete, jeweils bestehend aus einer CD von "Summer" und einer von "Neuzeit". Zur Verfügung gestellt hat uns AdP Records die streng limitierten Scheiben. Um in die Lostrommel zu gelangen, aus der am Ende die Gewinner gezogen werden, sollt ihr uns dieses Mal verraten, von welchem Nachfolgealbum einer Band ihr wirklich enttäuscht wart? Mitteilen könnt ihr euch bis kommenden Freitag, den 18.04.2014, über eine der beiden folgenden Möglichkeiten.

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 16.04.2014 mit eurer Antwort kommentieren.


Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "I Heart Sharks" und eurer Antwort an kontakt.ehin@gmail.com. 

Die Teilnahme ist nur aus Deutschland möglich und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Weitere Infos zu I Heart Sharks gibt es unter:
Offizielle Website | Facebookseite | Tumblr

Montag, 14. April 2014

Klassiker der Woche Nr. 92

Sally Seltman alias New Buffalo
Während die Australierin Sally Seltman sich voll und ganz dem Songwriting ihres zweiten Solo-Albums "Somewhere, Anywhere" (2007) widmet, hört sie in ihrer Freizeit häufig, ja nahezu in Dauerschleife, Feists Meisterwerk "Let It Die" (2004). Mehr und mehr infizieren die gekonnt arrangierten Melodien der Kanadierin ihre Kollegin, bis diese schließlich zu einer klaren Erkenntnis gelangt. "Sally's Song", ein Produkt zahlreicher Tage und Nächte des Komponierens, sollte eigentlich "Feist's Song" heißen. Zu deutlich hat sich der Geist Leslie Feists in jede einzelne Faser des Stückes verstrickt. Wenige Zeit später überschlagen sich die Ereignisse. Feist tourt quer über den Kontinent der Kängurus und Koalas und sucht nach einem passenden Support für ihre Shows. Sally Seltman, die unter den Namen New Buffalo aktiv ist, wird engagiert und begleitet ihr großes Idol auf deren Konzertreise. Nun damit nicht genug. In ihrer Tasche hat sie stets den Entwurf von "Sally's Song", um diesen, in einem schwachen Moment der Überwindung, an Feist weiterzureichen. Und das tut sie schließlich auch. Feist ist begeistert, pfeilt hier und da noch ein wenig an dem Stück, um es dann schließlich als "1234" auf "The Reminder" (2007) zu veröffentlichen. Mit Hilfe einer gekonnt eingefädelten Platzierung in einer internationalen Werbekampagne erlangt der Track schließlich Weltruhm. Pech, könnte man nun sagen. Da steht Sally Seltman und hat den Durchbruch einer anderen überlassen. Der Erfolg von "1234" zahlt sich jedoch in doppelter Hinsicht auch für seine Schöpferin aus. Zum einen ist es fraglich, ob "Sally's Song" jemals ein Hit geworden wäre, zum anderen heimst Sally Seltman in der Folge etliche Nominierungen und Preise als Songwriterin ein. Dass sich ihre eigenen Arbeiten allerdings keineswegs hinter denen von Leslie Feist verstecken müssen, das wird einem deutlich, wenn man sich den Stücken der blonden Schönheit widmet. "Cheer Me Up Thank You", unser heutiger Klassiker der Woche, ist dabei nur einer von vielen wundervollen Tracks, die die heute 38-Jährige im Laufe ihrer Karriere geschrieben und eingespielt hat.



Freitag, 11. April 2014

Album-Vorstellung: Farewell Dear Ghost "We Colour The Night"

Farewell Dear Ghost
Als kleine Kinder hatten wohl viele von uns Angst vor übernatürlichen Wesen, Geistern oder Monstern. Oft haben wir unsere Eltern darum gebeten, im Schrank oder unter dem Bett nachzusehen, ob sich da auch wirklich kein gruseliger Passagier versteckt hat. Selbst der eingeforderte offene Türspalt, durch den etwas Licht in das eigene Zimmer dringen konnte, half meist nicht, die letzten Bedenken auszuräumen, dass die Schattengebilde an den Wänden eventuell doch noch zu gefräßigen Kreaturen mutieren könnten. Wenn wir älter werden, sind wir oft der Meinung, dass Spuk und Gespenster zu den Ammenmärchen gehören und dass wir immun gegenüber Furcht und Panik seien. Immerhin sind wir ja erwachsen. Dabei haben wir indes meist unsere ganz eigenen Dämonen erschaffen, die die Gedanken gern in trübe Ecken drängen und uns den Hals zuschnüren. Alltagssorgen, Lügen oder ein immer undurchsichtigeres Weltgeschehen - überall lauern Bedrohungen. Was nun? Wir können all dies verschweigen, den Kopf in den Sand stecken oder uns einfach abwenden, doch wird die Dunkelheit irgendwann überhandnehmen, wenn wir uns ihr nicht entgegenstellen. Philipp Szalay versucht mit seinem Projekt Farewell Dear Ghost, einen Soundtrack für Hoffnungsträger und Mutige abzuliefern, die sich mit klopfendem Herzen aus dem grauen Schleier befreien wollen, der sie umgibt.

"We Colour The Night"
"We Colour The Night" ist nicht nur als Albumtitel des Debüts von Farewell Dear Ghost zu verstehen, sondern darüber hinaus auch als ein klares Statement in Richtung ehrlichen Optimismus. Dass dieser auch immer an das Eingeständnis der eigenen Verletzlichkeit gebunden ist, erörtern die Lyrics der Platte, die musikalisch zwischen Indierock, Noise und Synthie-Pop verortet ist. "Demons I" und "Demons II" rahmen dabei das üppige Werk des Österreichers. Geheimnisvoll, nahezu transparent und gewichtslos. Ansonsten halten Stücke wie "Fire", das expressive "Cool Blood" oder "Fears" eine gewisse Wucht bereit, mit der sie den Hörer zu überrollen und mitzureißen versuchen. Das gelingt zwar nicht immer, doch muss man den Songs des Albums insgesamt eine Wirkung zusprechen, die es in dieser Form nur noch selten im aktuellen Klangkosmos zu finden gibt. Ein leichter Nachgeschmack des Postrocks, à la Sophia oder Tiger Lou, wirft uns aus der Gegenwart fast zehn Jahre in die Vergangenheit zurück. In eine Zeit, in der es noch erlaubt war, an der einen oder anderen Stelle etwas dicker aufzutragen und dafür den Purismus einmal Purismus sein zu lassen. Volle, satte Kompositionen, eine feinbesaitete Männerstimme und zahlreich eingesetzte Gitarrenriffs machen "We Colour The Night" zu einem Gegengewicht des oft übertriebenen Stadiumrocks und darüber hinaus zu einer Scheibe, bei der selbst Geister das Tanzen anfangen dürften.


Mittwoch, 9. April 2014

Gewinnspiel: Lucius "Wildewoman"

Lucius
If you can make it there, you can make it anywhere.

New York zählt zu den schillerndsten Metropolen auf dem Globus. Man sagt der Stadt nach, dass sie niemals schlafe und an dieser Tatsache scheint tatsächlich auch etwas dran zu sein. Im pulsierenden Lichtermeer herrscht ein derartiger Tumult, dass das schonmal zu einer kompletten Reizüberflutung führen kann. Diese Tatsache wirkt sich natürlich auch auf die dort ansässige kulturelle Szene aus. In der Schnelllebigkeit des Augenblicks geboren müssen sich deren Mitglieder deutlich von ihren Konkurrenten abzuheben wissen, um auch nur den Hauch einer Chance zu haben, von der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Was machten also zwei Studienkolleginnen, die bereits ein paar gemeinsame Songs in der Schublade haben? Sie hauten gehörig auf die Pauke und besannen sich auf ein musikalisches Stilgemisch, dessen Herkunft man nicht unbedingt in NYC vermutet hätte. Countryeske Arrangements wurden da mit Punk-Rock-Akzenten und ordentlich Glamour aufgepeppt. Dazu ein Sixties-Zwillingslook und zahlreiche grelle Farbwirbel, fertig ist war Duo, das schnell über die Grenzen seiner Heimat Brooklyn bekannt wurde und es zudem mal eben in das Tour-Programm der Indiegötter von Arcade Fire geschafft hat. Lucius ist der kreative Output der Femmes Fatales Jess Wolfe und Holly Laessig.

"Wildewoman"
"Wildewoman" ist der Titel des Debütalbums der beiden Powerfrauen. Innerhalb von zwölf herrlich unkonventionellen Stücken führen Wolfe und Laessig eine akustische Kür vor, die schnell für staunende Ohs und Ahs sorgt. Es ist schon ein Phänomen, wie sich die Weiblichkeit mehr und mehr im Popbusiness hervorzutun weiß. Stärke, Anmut, Selbstsicherheit. Musikerinnen im Jahre 2014 kennen keine Ängste mehr und sind sich ihrer Reize durchaus bewusst. Was die Männer können, können wir allemal, sagen sich die emanzipierten und kecken Damen. Wenn man dann als Herr der Schöpfung Stücke wie das bahnbrechende "Turn It Around" oder "Nothing Ordinary" von Lucius entgegengesetzt bekommt, fühlt man sich fast ein wenig eingeschüchtert. Die Präsenz des femininen Duos in seinen Tracks ist fesselnd. Eine solche Aussagekraft hat man zuletzt vielleicht bei Werken der Frontfrau der Yeah Yeah Yeahs, der begabten Karen O, erlebt. Lucius können darüber hinaus aber auch durch eine sanfte Zurückgenommenheit und sensible Sangeskunst beeindrucken, wie beispielsweise "Two Of Us On The Run", das prickelnde "Monsters" oder das bluesige "Go Home" zeigen. Besonders ihr Gespür für Percussions und gekonnt platzierte Beats macht Lucius, auch in Tagen des tonalen Überangebots, zu einem wahren Ohrenschmaus. Es kann schon passieren, dass man sich nach dem Bonustrack "Genevieve", welcher "Wildewoman" ausklingen lässt, inmitten eines Konfettiregens tanzend, jubelnd und jauchzend wiederfindet. Wenn du es in New York geschafft hast, dann kannst du es überall schaffen. Frank Sinatras Worte treffen auf Lucius absolut zu.


 

Frauen an die Macht! Damit ihr das schrille "Wildewoman" eventuell bald in das heimische CD-Regal einsortieren könnt, sollt ihr uns dieses Mal verraten, welche weibliche Musikerin euch durch ihre Ausstrahlung besonders begeistert hat. Teilt euch bis spätestens kommenden Freitag, den 11.04.2014, über eine der beiden folgenden Möglichkeiten mit und gewinnt mit etwas Glück das Album, welches uns die Promotion-Werft netterweise zur Verfügung gestellt hat.

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 09.04.2014 mit eurer Antwort kommentieren.


Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Lucius" und eurer Antwort an kontakt.ehin@gmail.com. 

Die Teilnahme ist nur aus Deutschland möglich und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Weitere Infos zu Lucius gibt es unter:
Offizielle Website | Facebookseite | Tumblr

Montag, 7. April 2014

Klassiker der Woche Nr. 91

Was ist eine Supergroup? Eine Supergroup ist ein Zusammenschluss namenhafter Musiker zu einer Band, die gemeinsam mindestens ein Album veröffentlicht, oder besser noch einen eigenen Backkatalog anlegt und diesen langsam mit Releases füllt. Überträgt man das Bild der Supergroup in die Comicwelt, so wären die Avengers, also eine Allianz aus unterschiedlichen Helden wie Hulk, Iron Man, Captain America und Thor, ein passendes Äquivalent für den Begriff. Supergroups bündeln die Kreativität und das Können ihrer einzelnen Mitglieder und erschaffen dadurch eine akustische Gewalt, die kaum aufzuhalten ist. Zu den ersten bekannten Exemplaren der Büdnisse tonaler Riesen zählen unter anderem Crosby, Stills and Nash (and Young) oder Cream. Im Progressive Rock fungieren A Perfect Circle, eine Fusion aus Mitgliedern von Tool, den Smashing Pumpkins, der Nine Inch Nails, den Queens Of The Stone Age und vielen anderen Musikern wie Marylin Manson, als bekannter Vertreter dieses Phänomens. Schaut man auf Independentbereich, dann denkt man hingegen schnell an Kevin Drew's Brocken Social Scene, der unter anderem Feist und Teile der Stars, Metric, The Sea And Cake oder The Weakerthans angehören. Neben jener Formation aus Toronto hat Kanada aber noch eine weitere Supergroup zu bieten, und zwar The New Pornographers aus Vancouver. Mit einer gekonnten Mischung aus Indierock, Alternative Country und Power-Pop weiß das Oktett zu begeistern und hat gleichzeitig mit Neko Case, eine der wohl markantesten Frauenstimmen der aktuellen Szene in seinem Kader vorzuweisen. Und damit kommen wir auch schon zum Problem der Supergroup, der Koordination. Allzu oft kam es in der Vergangenheit vor, dass die New Pornographers, noch bis zu den letzten Sekunden vor den Aufnahmen zu ihren Alben, nicht wussten, ob Madame Case es zu eben diesen schaffen würde. Umso schöner ist es dann, wenn man im wahrsten Sinne des Wortes hört, dass die rote Zora es in der Regel aber immer irgendwie vollbracht hat, noch hinter das Mikro zu springen. So schenkte sie uns, gemeinsam mit ihren Kollegen, wunderschöne Nummern wie den heutigen Klassiker der Woche, nämlich "Challengers" von der gleichnamigen Platte der New Pornographers aus dem Jahre 2007.


Freitag, 4. April 2014

Album-Vorstellung: Thievery Corporation "Saudade"

Thievery Corporation
Nachtclubs. Sie fungieren als in sich geschlossene Zwischenwelten. Sind Platzhalter, die Alltag und Schlaf miteinander verbinden. Regelmäßig verkaufen jene Etablissements ihren Besuchern schillernde Illusionen. Gedämpfte Lichter, sanfte Melodien und die Sinne vernebelnde Getränke - von all dem werden die Menschen angezogen wie die Motten vom Licht. Eric Hilton und Rob Garza lernen sich 1995 in der Washingtoner Eighteenth Street Lounge, über einen gemeinsamen Freund, kennen. Schnell verstricken sich die beiden in Stunden füllende Gespräche. Was sie eint, ist die Liebe zu brasilianischen Klängen und elektrifizierten Arrangements. Wenig später treffen sie sich, um zusammen ein wenig mit Sounds herumzuexperimentieren. Dies ist die Geburtsstunde von Thievery Corporation. In den folgenden Jahren werden Hilton und Garza zu gefeierten Größen der Downtempo-Bewegung. Ob Ambient, Chillout, Trip-Hop oder Dub, es gibt kaum ein Genre aus jener akustischen Nische, in denen man Thievery Corporation nicht begegnet. Ruhm öffnet bekanntlich Türen und so arbeiten Hilton und Garza im Laufe ihrer Karriere mit zahlreichen gefragten Künstlern zusammen. Émiliana Torrini, David Byrne, Bebel Gilberto, The Flaming Lips und viele andere Stars reichen sich die Klinke der Studiotür von Thievery Corporation in die Hand. Sechs Alben und fast zwanzig Jahre nach ihrer ersten Begegnung hat das Duo den Charakter einer kompletten akustischen Sparte mitgeformt. Zeit, sich auf seine Wurzeln zu besinnen.

"Saudade"
Mit dem portugiesischen Wort Saudade, also dem Sehnen oder Verlangen nach einem Ort, einer Sache oder einer Person, betiteln Thievery Corporation ihre neuste Platte. Wonach es Hilton und Garza bei der Entwicklung der dreizehn Songs, die nun in ihrer Gesamtheit "Saudade" formen, verzehrt hat, wird bereits mit den ersten Takten des Eröffnungsstückes "Décollage" klar. Die Natürlichkeit des Bossa Nova, einer Mischung aus Samba und Cool Jazz, einzufangen, danach verlangte es die zwei Herren in der Blüte ihres Lebens. Immerhin war es genau jene Stilrichtung, die sie einst zusammengeführt hatte. In der Folge fahren Thievery Corporation die für sie typischen elektronischen Elemente auf ein Minimum zurück und setzten sie dezent als Begleitung der sonst recht klassisch gehaltenen Stücke ein. Schnell sieht man sich mit einem Glas Wein in der Hand an der Copacabana sitzen, während Tracks wie "Firelight" oder "Nos Dois" im Hintergrund den Sonnenuntergang ankündigen. "Saudade" ist voll von Leidenschaft, Aufregung und nackter Kostbarkeit. Gastsängerinnen wie Langzeitkollaborateurin LouLou Ghelichkhani, Nouvelle Vagues Karina Zaviani, die Newcomerin Elin Melgarejo, das argentinische Talent Natalia Clavier oder die ehemalige Bitter:Sweet-Frontfrau Shana Halligan tun derweil ihr Übriges, um den Hörer in ihren Bann zu ziehen. Und dass ihnen das mit Leichtigkeit gelingt, wird spätestens dann klar, wenn "Claridad" zum verführerischen Tanz ansetzt, "Bateau Rouge" zu einer verheißungsvollen Fahrt auf den Wellen des Rhythmus einlädt oder "Quem Me Leva" das Temperament des südamerikanischen Kontinents entfesselt. Etwas verträumter hingegen geht es bei "No More Disguise" oder "Depth Of My Soul" zu. Fernweh ist bei "Saudade" mehr als vorprogrammiert.



Mittwoch, 2. April 2014

Gewinnspiel: Orcas "Yearling"

Orcas
Wie atemberaubend muss es wohl sein, einem Orca in seiner natürlichen Umgebung zu begegnen? Ihn durch sein blaues Universum schweben zu sehen, schwerelos und frei. Betrachtet man Zeichnungen oder Fotos der massigen Tiere an, kann man sich kaum vorstellen, dass sie dazu in der Lage sind, mit einer Geschwindigkeit von bis zu 60 km/h durch das Wasser zu rasen. Ihre Anmut birgt darüber hinaus aber auch viele weitere Geheimnisse. In sozialen Verbänden, die wie eigene Kulturen organisiert sind, erobern die Meeressäuger die Ozeane und wandern regelmäßig um die Erde. Eine gewisse Rätselhaftigkeit vermag man auch dem Duo Orcas nicht abzusprechen, dessen Name auf die besagten schwarz-weißen Riesen zurückgeht. Benoît Pioulard und Rafael Anton Irisarri veröffentlichen seit nunmehr zwei Jahren ihre Songs unter selbigem Pseudonym, welches dabei den Stil der beiden, in vielerlei Hinsicht, recht treffend zusammenfasst. Musikalische Walgesänge, verträumte Melodien und eine Weite, die nahezu unendlich wirkt. In den Kompositionen der Orcas scheint sich derart viel Energie und Grenzenlosigkeit gebündelt zu haben, dass diese kaum zu beherrschen sind. Genauso wenig, wie es wohl je einem Menschen gelingen wird, die von den Indianern verehrten Schwertwale wirklich zu zähmen.


"Yearling"
Nachdem ihr selbstbetiteltes Debüt 2012 zahlreiche positive Kritiken einheimsen konnte, erscheint mit "Yearling" nun der Nachfolger beim Berliner Label Morr Music. An der Entstehung der Platte waren neben Piolard und Irisarri auch Efterklangs Martyn Heyne, an Gitarre und Piano, und Telekinesis Michael Lerner, am Schlagzeug, beteiligt. Zusammen wurden die sanften, meist improvisierten akustischen Skizzen des Erstlingswerkes "Orcas" durch eine beherztere Federführung dahingehend ausgebaut, dass "Yearling" insgesamt geschlossener und konzeptioneller als sein Vorgänger klingt. Innerhalb von nur acht Stücken - man spart zugunsten von Qualität deutlich an Quantität - reisen die Orcas in ein entferntes Soundszenario. "Petrichor", sprich der Geruch von Regen auf trockener Erde, eröffnet als Instrumental das Album. Bei der Betitelung ihrer Tracks zeigen sich die Orcas von einer sehr poetischen Seite und treffen doch immer punktgenau den Charakter ihrer Arrangements. Denn auch ein Song wie "Infinite Stillness", der zwar von härteren Strukturen getragen wird, fängt sich in einer friedlichen Seelenruhe, die den Hörer nahezu überschwemmt. Gleich der aufgehenden Sonne erstrahlt "Half Light" am Klanghorizont, wohingegen "Selah", eine Art wiederkehrendes Tonzeichen in Psalmen der hebräischen Bibel, zum akzentuierten Zwischenspiel avanciert, das galant den Bogen zu "Capillaries" spannt. Einer Mischung aus Wärme und Kälte, ungebunden und doch fest verankert. "An Absolute" erinnert aufgrund seiner phonetischen Fülle an die frühen Werke der Franzosen von AIR, "Filament" erstreckt sich als kosmischer Nebel bis zum kühlen Rand des Universums und "Tell" verrät zu guter Letzt nicht mehr und nicht weniger, als eben gerade notwendig. "Yearling" ist ein unaufgeregtes Album voller Tiefe und Verletzlichkeit.


Wer nun abschließend gern ausgiebig mit den Orcas in ihren Harmonien baden möchte, der sollte sich die folgende Verlosung nicht entgehen lassen. Bis spätestens kommenden Freitag, den 04.04.2014, sammeln wir Antworten auf die Frage, welches euer Lieblingsmeerestier ist. Unter allen Einsendungen werden wir dann im Anschluss einen Gewinner ermitteln, der sich über ein CD-Exemplar von "Yearling" freuen darf. Mitgemacht werden kann über die folgenden Wege.

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 02.04.2014 mit eurer Antwort kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Orcas" und eurer Antwort an kontakt.ehin@gmail.com. 

Die Teilnahme ist nur aus Deutschland möglich und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Weitere Infos zu Orcas gibt es unter:
Offizielle Website | Facebookseite | Soundcloud