"E1NEN HAB ICH NOCH..." ist ein virtuelles Sammelsurium für Musik. Der gleichnamige Blog bündelt und filtert Neuigkeiten aus den unendlichen Weiten der verschiedensten Genres. Dabei gilt stets die Devise: Den Song oder diese Platte sollte man noch gehört haben!
2006 veröffentlichte ein australisches Geschwisterpaar seine erste EP, die den Namen "Chocolates and Cigarettes" trug - eine verspielte Songwriter-Platte. In den darauf folgenden Jahren konnten sich Angus & Julia Stone erfolgreich im internationalen Musikgeschehen platzieren. Kritiker schätzten sie für ihre ausgefallenen Melodien und ihre teils eigenwilligen Gesangspassagen, Fans hingegen verliebten sich in den spröden Charme der in Sydney aufgewachsenen Stones. Ungebunden, frei und authentisch. Das Debütalbum "A Book Like This" und das 2010 erschienene "Down The Way" pflasterten im weiteren Verlauf den Erfolgsweg von Angus & Julia Stone und sorgten vielerorts für Charterfolge und ausverkaufte Konzerte. Doch was tut man, wenn man immer mit dem jüngeren Bruder oder der älteren Schwester assoziiert wird? Wenn man kaum noch als eigenständiger Musiker wahrgenommen wird? Richtig! Man veröffentlicht ein Soloalbum oder auch zwei. Sowohl Julia als auch Angus taten dies mehr als erfolgreich und konnten somit aller Welt beweisen, dass sie auch getrennt voneinander etwas zum allgemeinen Kulturgut beizutragen hatten. Julias "The Memory Machine" und "By The Horns" wurden dabei vom Publikum genauso wohlwollend aufgenommen wie Angus "Broken Brights" - dokumentierten die Platten doch auch die jeweiligen akustischen Präferenzen der Geschwister.
"Angus & Julia Stone"
Nachdem es keine weiteren Pläne für neue Aufnahmen als Duo gab, war es ausgerechnet der legendäre Produzent Rick Rubin, der sich einen Zahn daran ausbiss, Angus & Julia Stone wieder gemeinsam ins Studio zu bringen. Rubin verließ sich dabei vor allem auf die natürliche Kompatibilität der beiden Musiker und führte sie einfach derart oft zusammen, dass sie irgendwann nicht mehr anders konnten, als wiedervereint zu ihren Instrumenten zu greifen. Manche Verbundenheiten lassen sich nun mal nicht verleugnen. So kam es, dass Angus & Julia Stone 13 Songs ausarbeiteten, die dann in Rubins Shangri La Studios eingespielt wurden. Wie bereits bei ihren vergangenen Releases verließen sich die Stones dabei auf getrenntes Songwriting, kamen allerdings irgendwann an einen Punkt, an dem sie sich derart mit den Ideen ihres Gegenübers beschäftigten, wie sie es zuvor noch nie getan hatten. Demnach war "Angus & Julia Stone" als Titel der Platte eine sich geradezu aufdrängende Konsequenz. "A Heartbreack" eröffnet "Angus & Julia Stone" und fungiert im Zuge dessen auch gleich als tonaler Leitfaden. Wesentlich folkiger und auch deutlich mehr dem Country zugewandt, im Vergleich zu "A Book Like This" oder "Down The Way", präsentiert sich das neue Werk der Australier. Beim ersten Hören kann dies recht schnell zu einem Gefühl von Belanglosigkeit führen - wirken die vormaligen Kanten des Duos hier nun erstaunlich geschliffen. Jedoch ist "Angus & Julia Stone" keinesfalls als Hintergrundmusik für Cafés oder Kneipen gemacht. Man muss sich mit diesem Album auseinandersetzen. Plötzlich entfalten dann Tracks wie "My Word For It", "Heart Beats Slow", "Little Whiskey" oder das finale "Crash And Burn" eine ungeahnte Kraft, wohingegen sich ein "Death Defying Acts" oder "From The Stalls" als stille Balladen, voll bittersüßer Schärfe, entpuppen. Zum absoluten Highlight auf "Angus & Julia Stone" mausert sich, neben Hits wie "Grizzly Bear" und "Other Things", das zurückgenommene "Please You". Eine unter die Haut gehende Nummer, die durch eine unglaubliche Spannweite überrascht. Mit 13 Titeln und einer Spieldauer von fast 60 Minuten ist "Angus & Julia Stone", in Zeiten von Minimalismus und Schnelllebigkeit, ein recht umfangreiches Album. Allerdings können wir mit ruhigem Gewissen sagen, dass keine einzige Sekunde davon verschwendet ist.
Feste sind dazu da, gefeiert zu werden. Seit 2011 trifft sich, unter diesem Motto, auch einmal jährlich eine recht eigensinnige und lustig anzusehende Schar von Menschen in Berlin. Mit Hornbrillen, Moustache und Mate-Flaschen bewaffnet machen sich die sogenannten Hipster auf den Weg, um in der Spreemetropole einer groß angelegten Zusammenkunft beizuwohnen: dem Hipster Cup. Am vergangenen Wochenende war es wieder so weit. Erstmals öffneten sich im Zuge dessen die Tore der Schöneberger Malzfabrik für das Publikum.
Schon am frühen Vormittag waren zahlreiche Händler damit beschäftigt, ihre Ständer mit allerlei kultigem Krimskrams aufzubauen, während auf den zwei Bühnen des Veranstaltungsortes fleißig geprobt wurde. Um zwölf Uhr öffneten sich dann schließlich die Tore der historischen Stätte und allerhand Schaulustige pilgerten auf das Gelände. Ob Hipster oder nicht - das Programm der Veranstaltung war genauso abwechslungsreich wie die Beschriftungen all der Jutebeutel, die man vielerorts sieht. Für Freunde musikalischer Nachwuchstalente hielt die Kultverdächtig Session einen breit gefächerten Bandcontest bereit, den die Dreampop-Formation Biinds für sich entscheiden konnte, und der unter anderem von der DIY-Künstlerin Phia und Stephan Jung, dem Frontmann von I'm Not A Band, begleitet wurde. Eben diese begeisterten anschließend auch mit eigenen Auftritten - Phia sorgte wie gewöhnlich für zahlreiche Gänsehautwellen, wohingegen I'm Not A Band einen neuen Song nach dem nächsten zum Besten gaben. Erstmals präsentierte Jung dabei auch den neuen Mann an seiner Seite, denn nachdem sonst stets eine weibliche Stimme zu den elektrifizierten Electroarrangments zu hören war, steht nun fortan Simon von The Perfect Pineapple hinter dem Mikrofon. Auf dem großen Feld vor der Fabrik ertönte indes der Startpfiff zum eigentlichen Hipster Cup - einer Reihe "sportlicher" Disziplinen, die allesamt mit einem Augenzwinkern zu begutachten waren: Mustache-Riding, iPhone-Weitwurf, Skinny-Jeans-Tauziehen, Jutebeutel-Sackhüpfen und so weiter und sofort. Untermalt wurde das bunte Treiben von den beatlastigen Klängen namenhafter DJ-Größen wie Format: B, Stefan Biniak, Thomas Lizzara, Turmspringer und anderen. Bis zum frühen Morgen wurde gefeiert. Wer dann und wann eine Pause brauchte, fand diese bei der beliebten Power-Point-Karaoke oder als Zaungast der Bierball-WM. Die Veranstalter des Hipster Cups und das Team von Kultmucke haben erneut ein wunderbar buntes Fest ausgerichtet, an das Glitzer und Konfetti auf den Pflastersteinen noch lange erinnern werden. Genießen wir nun ein paar Impressionen, die von der Fotografin Susanne Erler festgehalten wurden, bevor wir zum heutigen Gewinnspiel kommen.
Wir verlosen abschließend ein prall gefülltes Hipster-Paket, bestehend aus stilechtem Jutebeutel, der Compilation "Kultverdächtig I", einem Resultat der gleichnamigen Artikelreihe auf Kultmucke.de, der auch die Kultverdächtig Session zu verdanken ist, und einigen Aufklebern. Ihr wollt dieses Paket gewinnen? Dann verratet uns, was für euch einen echten Hipster ausmacht! Tun könnt ihr dies bis spätestens kommenden Sonntag, den 03.08.2014, über einen der bekannten Wege. Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebookseite liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 30.07.2014 mit eurer Antwort kommentieren. Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Hipster Cup" und eurer Antwort an kontakt.ehin@gmail.com. Die Teilnahme ist nur aus Deutschland möglich und der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Weitere Infos zum Hipster Cup gibt es hier: Offizielle Website | Facebookseite
Als sich Morten Winther Nielsen, Mathias Sørensen, Niels Kirk und Christian Rohde Lindinger 2007 als Band im Norden Dänemarks gründeten, wählten sie mit Treefight For Sunlight gleichsam einen Namen, der die Mentalität des Musikbusiness recht gut zusammenfasst. Immerhin geht es auch im Tonträgergeschäft darum, zwischen all den akustischen Nebenbuhlern bestehen zu können, sich nicht unterkriegen zu lassen und es darüber hinaus zu schaffen, von einer breiten Hörerschaft wahrgenommen zu werden. Es ist ein Kampf ums nackte Überleben, wie ihn auch die Bäume eines Waldes bestreiten müssen, bis sie schließlich groß genug sind, um ebenfalls das Sonnenlicht, über dem Blätterdach ihrer Konkurrenten, zu absorbieren. Mit einer verheißungsvollen Mischung aus Indiepop, Psychedelic und Electronica machten Treefight For Sunlight von sich reden, wurden mit Acts wie MGMT oder Fleet Foxes verglichen, und waren doch in der Lage, einen ganz eigenen Sound zu definieren. Dieser manifestierte sich auf dem Debüt "A Collection of Vibrations for Your Skull". Etwas kürzer, was seinen Titel betrifft, präsentiert sich nun das Zweitwerk "Pizza".
"Pizza"
Nachdem "Pizza" in Skandinavien bereits dankend von den zahlreichen Fans der Truppe entgegengenommen wurde, darf sich nun auch der Rest der Welt über die Veröffentlichung von Treefight For Sunlights neuem Album freuen. Dieses erscheint sowohl in digitaler Form, als auch als farbenfrohe und streng-limitierte Picture-Disc, auf Vinyl gepresst, und enthält insgesamt neun Tracks. Vorab hatten unsere Kollegen von Kultmucke bereits die Ehre, das herrlich unkonventionelle Video zum Song "Come Closer" uraufzuführen, welches sich als wunderbarer Vorgeschmack für "Pizza" erwies und die Vorfreude unserer Redaktion auf die Scheibe ins Unermessliche stiegen ließ. Als dann ein Paket aus Kopenhagen eintraf, war das tatsächlich, als hätte da gerade der Pizzabote an der Tür geläutet und die lang ersehnte Mahlzeit vorbeigebracht. Schnell rissen wir den viereckigen Karton auf und fanden darin eine bunt-belegte Scheibe. Ab ging es damit auf den Plattenspieler. Während uns das Wasser im Mund, nein, in den Ohren, nein, an den Fingern... ach egal - während wir also der Nadel dabei zuschauten, wie sie sich langsam in die Spurrillen des schwarzen Goldes vergrub, ertönten bereits die ersten Takte des Intros "Womb Zomb". Mysteriös, fern und verwaschen. Es galt, in eine fremdartige Welt abzutauchen. Und das taten wir nur allzu gern. Treefight For Sunlight besitzen nämlich das große Talent, das Hier und Jetzt komplett vergessen zu machen und den Hörer in ein akustisches Paralleluniversum zu schicken, in dem ganz eigene Regeln gelten. "Somewhere In The Future" beispielsweise verbindet interessante Spielereien, wie an Indianerchöre erinnernde Gesangspassagen, mit blitzenden Synthie-Texturen - und das noch wesentlich ausgereifter und filigraner als bei dem von uns schon hochgelobten "Zaba" der Glass Animals. Ihre ganz persönliche Hommage an Michael Jackson sehen Treefight For Sunlight in dem schwitzig verträumten "Thought Walker", wohingegen sich "Memory Meeting" einem skurrilen Mikrokosmos widmet, in dem kleine Wesen durch die Augen schlafender Menschen kriechen, um deren Träume zu gestalten. Fantasievoll. Im weiteren Verlauf gibt es massive Trommeln bei "A Laugh On The Epitah", auditive Seifenblasen bei "Walking", tanztaugliche Beats bei "Come Closer" und psychedelische Klangteppiche bei "Blueberry Paste". Immer wieder wechseln sich dabei auch die Stimmen der beiden Sänger Morten und Christian ab, wodurch "Pizza", auch auf gesanglicher Ebene, durch eine ungeheure Bandbreite begeistern kann. Das finale "Someone Else" schließt dann, recht gediegen und sanft, ein mehr als großartiges Album, das wir euch wirklich ans Herz legen wollen.
Es ist noch gar nicht lange her, da feierte die Musikgemeinschaft ein ausgelassenes Revival des Sixties-Souls. Vor allem die Zöglinge der Londoner BRIT School standen dabei im Fokus des öffentlichen Interesses. Ihre Alben verkauften sich, wie es wohl kaum jemand erwartet hatte, während gleichzeitig etliche Frauen bereits ihren Kleiderschrank nach Petticoats durchwühlten, ihre Haare zu riesigen Beehives zusammenstecken und den Liedstrich etwas dicker als gewöhnlich zogen. Die Männer hingegen übten erneut das Krawattenbinden, schmissen sich flotte Westen über, spannten die Hosenträger oder ließen Hüte auf ihre Köpfe wandern. Wenig später ebbte der Retro-Hype dann jedoch wieder ab, und zwar genauso schnell, wie er zuvor aufgekommen war. Amy Winehouse, die Ikone des Neosouls war den Folgen ihres exzessiven Drogenkonsums zum Opfer gefallen, Blondine Duffy derweil im allgemeinen Pop-Strudel versunken und auch viele andere, eben noch umjubelte, Acts mussten die hart erkämpften Topplatzierungen der Charts abermals räumen. 2014 schickt sich nun ausgerechnet eine deutsche Band an, eine Extrarunde mit Funk und Soul zu drehen - und das überaus erfolgreich.
"Raw Love"
Rhonda ist ein Quintett aus Hamburg. Mit ihrer Single "Camera" eroberte sich die Band binnen kürzester Zeit einen festen Platz in den Playlists vieler Radiostationen. Die kratzige, vollmundige Stimme von Sängerin Milo Milone erwies sich dabei als ebenso erfolgsversprechend, wie Rhondas generelles Gespür für den Einsatz von Elementen aus Ska und Rock. Ihr Debütalbum "Raw Love" stellt "Camera" nun weitere Ohrwürmer zur Seite. Ob das frische "Teribble Lie", das vom Groove angeheizte "Sound Of Soda", das charmante "Bruno" oder das spritzige "Here We Go Again" - "Raw Love" schwimmt auf einer Welle aus Hitpotenzialen. Eigentlich können Rhonda gar nichts mehr falsch machen. Die Balladen "That's How I Roll" und "I Need No Help" sind authentisch und im angemessenen Maße theatralisch, wohingegen sich "Here Lies" und "My Thing" einer zuckersüßen Leichtigkeit verschrieben haben. Jeder einzelne Song auf "Raw Love" macht Spaß beim Zuhören. Wer hätte gedacht, dass das noch einmal funktionieren könnte? Wer hätte geahnt, dass der ausgelassene Soul ausgerechnet im Land der Diszipliniertheit und Ordnung sein fulminantes Comeback feiern würde? Wir nicht! Umso mehr genießen wir jetzt aber diese ungeahnte akustische Überraschung namens "Raw Love". Mit freundlicher Unterstützung von PIAS und Community Promotions dürfen wir nun abschließend noch ein CD-Exemplar von Rhondas "Raw Love" verlosen. Wer dieses gern gewinnen möchte, der schreibt uns bis spätestens kommenden Sonntag, den 27.07.2014, was ihm an der Musik der Hafenstadt-Truppe gut gefällt. Mitmachen könnt ihr über die beiden bereits bekannten Wege. Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebookseite liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 23.07.2014 mit eurer Antwort kommentieren. Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Rhonda" und eurer Antwort an kontakt.ehin@gmail.com. Die Teilnahme ist nur aus Deutschland möglich und der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Weitere Infos zu Rhonda gibt es hier: Offizielle Website | Facebookseite
Was ist es nur, das so viele Leute an der Vergangenheit reizt? Ist es ihre vermeintliche Überschaubarkeit oder das Gefühl von Kontrolle, das wir oft mit ihr verbinden? Immerhin lässt sich die Vergangenheit nachträglich nicht mehr umschreiben. Sie ist unumstößlich, gesetzt, gefestigt. Allzu oft dient sie als eine Art Blaupause für Gegenwart und Zukunft. Als Inspirationsquelle, als Geschichtenerzähler, als Mahnmal. Auch die kanadische Band Alvvays scheint fest im Gestern verwurzelt zu sein. Und zwar sowohl auf akustischer als auch auf visueller Ebene. Als wären sie einem College-Jahrbuch aus den Sechzigern entstiegen, strahlen Molly Rankin, Kerri Maclellan, Alec O'Hanley, Brian Murphy und Phil MacIsaac von den Pressefotos, die den Release ihres selbstbetitelten Debütalbums begleiten. Hornbrillen, Wollkragenpullies und Streifenshirts fungieren derweil als adäquate Accessoires zum authentischen Retrolook. Soundtechnisch bieten Alvvays einen Mix aus ungeschliffenem Rock, verwaschenem Lo-Fi und funkelndem Power Pop.
"Alvvays"
Die Blogosphäre zeigte sich recht begeistert, als mit "Adult Diversion" und "Archie, Marry Me" erste Songproben von Alvvays im World Wide Web auftauchten. Genau diese Tracks bilden nun den Auftakt des Erstlingswerks der Band. Tatsächlich kann man den beiden Stücken ein gewisses Kultpotenzial zusprechen, sind sie doch gleichsam eingängig wie speziell. Im weiteren Verlauf der Platte kratzt Molly Rankins Stimme herrlich ungeniert über die vielen kantigen Arrangements, die das Debüt der Kanadier zu bieten hat. Doch damit nicht genug. Entgegengesetzt zu der Hektik des einen oder anderen Songs, lassen sich auf "Alvvays" auch besonnenere Augenblicke finden. Zum Beispiel bei "Ones Who Love You", dem inbrünstigen "Party Police" oder dem von Drum Machines getragenen "Dives". Etwas lauter geht es hingegen bei "Next Of Kin" oder "Atop A Cake" zu. Treibende Beats und sperrige Gitarrenriffs ermuntern zu wilden Tänzen, bis das finale "Red Planet" schließlich das Tempo drosselt und zum Kuscheln unter der Discokugel aufruft. Wer bei "Alvvays" auf musikalische Innovationen hofft, wird gegen eine starre Wall Of Sound laufen. Wer hingegen Lust hat, die Ära des verträumten Garage Rocks aufleben zu lassen, der sollte getrost auf Play drücken.
Mit einem einzigen Song, dem fragilen "Pretty Face", schaffte es die Isländerin Sóley Stefánsdóttir, Tausende Menschen direkt ins Herz zu treffen und die Wichtigkeit ihres Heimatlandes für die Musikwelt erneut zu unterstreichen. Wie viel Liebeskummer wohl von den zarten Kompositionen Sóleys begleitet wurde? Gewiss ist, dass die Kritiker das Debütalbum der Sängerin, "We Sink" (2011), mit anerkennenden Worten nur so überhäuften und auch die Verkaufszahlen absolut zufriedenstellend waren. Heute, drei Jahre nach Veröffentlichung ihres Erstlingswerkes, meldet sich Sóley mit der EP "Krómantík" zurück, die anders als von vielen erwartet, keine Neuauflage von "We Sink" darstellt, sondern stattdessen einige Klavierminiaturen beherbergt. Die Solokünstlerin, die gleichzeitig auch Mitglied der Band Seabear ist, kehrt damit zu ihren musikalischen Wurzeln zurück. Viele der Stücke entstanden nämlich in ihren Grundstrukturen schon während Sóleys Studiums. Es brauchte wohl Zeit und auch den nötigen Freiraum, um das Experiment "Krómantík" zu wagen.
"Krómantík"
Würde Tim Burton gerade an einem weiteren seiner düster-skurrilen Filme arbeiten, wäre er mit "Krómantík" als passendem Soundtrack extrem gut beraten, denn nicht nur von seiner äußeren Erscheinung her erinnert die Platte stark an die Ästhetik eines "Nightmare Before Christmas" oder "Corpse Bride". Nur wäre es dann dieses Mal eben nicht Burtons Lieblingskomponist Danny Elfman, der sich für Stücke wie den gedämpften Opener "Stiklur" oder das darauf folgende "Fantasía" verantwortlich zeigen würde, sondern seine wesentlich jüngere Kollegin Sóley. Wahres Fingerspitzengefühl beweist jene innerhalb der acht kurzen Tracks, deren Referenzen von der Morbidität eines Requiems ("Falski píanótíminn") über den schalkhaften Geist altmodischer Jahrmarktsmusik ("Kaósmúsík") bis hin zu verwunschenen Träumereien reichen, die wiederum das titelgebende Stück "Krómantík" charakterisieren. Bei diesem gesellen sich - wie auch bei "Eftirteiti" - zu dem Klang des Tasteninstruments noch ein paar rätselhafte Gesänge. "Stofuvals" malt derweil kreidebleiche Fratzen in die Luft und das finale "Swing" liefert einen betörenden Abspann. Lange hatte Sóley überlegt, die einzelnen Miniaturen in komplexere Songs zu integrieren, entschied sich dann jedoch dafür, die Autonomie jener Stücke mit dem Release einer EP zu feiern - eine Einsicht, die dem Hörer fünfzehn herrlich verwunschene Minuten beschert. Genauso liebevoll wie Sóleys Klavierminiaturen ist auch die physische Version von "Krómantík" gestaltet worden. Da heute Gewinnspiel-Mittwoch auf "Einen hab ich noch..." ist, geben wir eine der wundervoll detailverliebten und streng limitierten 10"-Versionen, die neben der entsprechenden Schallplatte auch noch ein achtseitiges Booklet, mit Illustrationen und allen Noten zu den Stücken enthält, in unsere Verlosung. Wer jene EP gern bald sein Eigen nennen würde, der sollte uns bis spätestens kommenden Sonntag, den 20.07.2014, verraten haben, welche Gefühle er mit der Musik von Sóley verbindet. Mitmachen könnt ihr über die beiden bereits bekannten Wege. Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebookseite liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 16.07.2014 mit eurer Antwort kommentieren. Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Sóley" und eurer Antwort an kontakt.ehin@gmail.com. Die Teilnahme ist nur aus Deutschland möglich und der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Weitere Infos zu Sóley gibt es hier: Offizielle Website | Facebookseite
Jedes Musikgenre hat seine Großmeister. Was Massive Attack und Portishead für den Trip-Hop sind, ist Moby beispielsweise für den Ambient-Sektor. Der Electro liegt hingegen fest in den Händen von Acts wie Daft Punk oder The Prodigy, und während Björk und Radiohead als Ikonen des Alternative gefeiert werden, gelten Blur und Oasis als Pioniere des Britpop. Doch, was ist mit dem guten alten Songwritertum? Wer sind dessen Helden? Einer, der sich zumindest anschickt, zukünftig im selben Atemzug mit Namen wie Tom Waits, Bob Dylan oder Leonard Cohen genannt zu werden, ist der im britischen Cornwall geborene Finian Paul Greenall. Zusammen mit Drummer Tim Thornton und Bassist Guy Whittacker bildet er das Trio Fink. Ursprünglich als Soloprojekt erdacht räumte Greenall seinen beiden Kollegen im Laufe der Jahre mehr und mehr Mitbestimmungsrechte ein und integrierte sie auch zunehmend in die akustische Konstruktion seiner Studienalben. Davon gab es bisher immer fünf. Mit "Hard Believer" kommt nun ein sechstes hinzu.
"Hard Believer"
Nachdem der Amerikaner Beck im März sein von Licht durchflutetes Folkalbum "Morning Phase" präsentierte, stellt Finks "Hard Believer" nun eine Art dunklen Gegenentwurf dazu dar. Wesentlich akustischer und hölzerner geht es auf jener Platte zu, die binnen 17 Tagen in den legendären Sound Factory Studios in Hollywood eingespielt wurde. Greenall, Thorton und Whittacker steckten all ihren Ehrgeiz und all ihre Energie in das mit zehn Titeln bestückte Werk. Zudem versuchten sie, ein Album zu erschaffen, das von der Flüchtigkeit des Moments und der Harmonie des Kollektivs lebt. Viele der Instrumental- und Gesangspassagen wurden in der Folge zeitgleich und nicht getrennt voneinander aufgenommen, was sonst oft gang und gäbe bei vielen Produktionen ist. Akzentuierte Gitarrenriffs mit einem Hauch von Wildem Westen ("Hard Believer", "Green And The Blue") sind schließlich auf "Hard Believer" genauso zu finden, wie von Electronica-Einflüssen durchtränkte Klangteppiche ("White Flag", "Two Days"). Auch der Blues darf auf dem neusten Album Finks nicht fehlen und veranlasst unter anderem "Pilgrim" oder "Keep Falling", im Mondlicht zu tänzeln. Für echte Lagerfeuerromantik sorgen wiederum "Shakespeare" und "Truth Begins", indes sich zu "Looking Too Closely" der aufkommende feuchte Nebel ein wenig klärt. "Hard Believer" ist dynamisch, scharfsinnig und desolat zugleich - sprich eine wundervolle Gefühlsmischung.
Die CD-Single stirbt. In Zeiten, in denen kaum noch Geld mit physischen Musikprodukten gemacht werden kann und sich selbst Downloads, aufgrund des akustischen Überangebots und starker digitaler Piraterie, nur allzu schleppend verkaufen, hat ein Medium wie die CD-Single keine Chance mehr. Und das, wo sie doch den Großteil von uns durch Kindheit und Pubertät begleitet hat. Wir wollen heute den Abgesang des runden Silberlings feiern und haben uns dazu erneut das Kulmbacher Label AdP Records an unsere Seite geholt. Werfen wir nun also ein Ohr auf insgesamt drei Releases, die es am Ende dieses Artikels, in einem sehr umfangreichen Gewinnspiel, zu ergattern geben wird. Showhypnosen erfreuen sich mehr und mehr an Beliebtheit. Wer allerdings gern auf die Nebenwirkungen dieses gefährlichen Trends verzichten würde, ohne dabei jedoch Abstriche machen zu müssen, was die Faszination einer solchen Intervention betrifft, der ist mit Wrongkongs Single "My Dearest Enemy" gut beraten. Ursprünglich entstammt das Stück dem 2012er Album "So Electric", mit dem sich die fränkisch-kanadische Formation auch hierzulande einen Namen machen konnte. Auf der entsprechenden 5-Track-Single zu "My Dearest Enemy" findet der Hörer neben der Originalversion des Songs auch zwei Remixe, die die Discotauglichkeit von Cyrena Dunbar und ihren Kollegen unter Beweis stellen. Doch als wäre das nicht genug, fungieren die beiden B-Seiten "Frontier" und "Speed Of Light" als zusätzlicher akustischer Leckerbissen. Etwas unaufgeräumter als bei Wrongkongs "My Dearest Enemy" geht es bei Dadajugend Polyforms "You Just Got Recorded" zu. Mit einem Mash-Up aus Indierock, Synthiepop und Electropunk rollt das Herrentrio über die akustische Schotterpiste. Auch bei der B-Seite "Wasted Maturation", die es ebenfalls auf die passende 6-Track-Single geschafft hat, ist der eine oder andere Kratzer auf dem Trommelfell vorprogrammiert. Nichts für Weicheier also. Freunde von Bands wie Bonaparte hingegen dürften sich freuen, und zwar auch über die vier Remixe, die "You Just Got Recorded" auf die Tanzfläche entführen. Da werden im übertragenen Sinne die Skatervans gerne mal gegen glitzernde Chucks ausgetauscht. Last but not least hätten wir mit Drownsodas "Last Summer Breath" statt einer Single dann doch noch eine echte EP im Angebot. Der Eröffnungstrack "Teenage Thinking" lässt kurz an The Notwist denken, "Souveniers" verschreibt sich Noise und Electro, "Love For Real" hätte es gern als sanftes Interlude auf das Debütalbum von I Heart Sharks geschafft, "Method To Stay Alive" huldigt einer sperrigen Eighties-Klangästhetik und das titelgebende "Last Summer Breath" schickt den Hörer auf eine Zeitreise, dessen letzter Halt der von den eben erwähnten Dadajugend Polyform produzierte Remix des gleichnamigen Stückes ist.
CD-Singles - werdet ihr sie vermissen? Beantwortet uns diese Frage bis spätestens kommenden Sonntag, den 13.07.2014, und gewinnt mit etwas Glück eins von drei Single-Paketen, die alle der eben vorgestellten CDs enthalten. Mitmachen könnt ihr über die beiden bereits bekannten Wege. Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 09.07.2014 mit eurer Antwort kommentieren. Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Single-Paket" und eurer Antwort an kontakt.ehin@gmail.com. Die Teilnahme ist nur aus Deutschland möglich und der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Weitere Infos zu AdP Records und den erwähnten Künstlern gibt es hier: Offizielle Website von AdP | Offizielle Website von Wrongkong | Dadajugend Polyform bei Facebook | Drownsoda bei Facebook
Musik ist ein Rätsel. Ein Geheimnis, dem schon zahlreiche Generationen von Menschen verfallen sind, nur um schlussendlich an der Tatsache zu scheitern, dass dieses Mysterium wohl nie vollständig ergründet werden kann. Ein paar Jungs aus dem englischen Brighton scheinen dies hingegen verstanden zu haben. Seryn Burden, Tim Douglas, Jeb Hardwick, Trewin Howard und Ed Sanderson gründeten vor Jahren die Band Phoria und folgen seitdem unbeirrt ihren Instinkten und Gefühlen, wenn es darum geht, Songs zu schreiben. Als Ergebnis präsentierte das Quintett 2010 seine Debüt-EP "Yourself Still" und im letzten Jahr eine weitere Sammlung von fünf einzigartigen, ja beinahe schon majestätischen, Soundgebilden, die sich unter dem Namen „Bloodworks“ vereinten. 2014 ist es Zeit für eine weitere Veröffentlichung. Die EP „Display“ erscheint heute auf dem Berliner Label Humming Records.
"Display"
Wo „Bloodworks“ mit dem finalen Stück „Posture“ der Apokalypse entgegenritt, greift „Display“ den Schwung seines Vorgängers auf und hebt ihn auf eine neue akustische Ebene. „Emanante“, der Opener der EP, entzündet die Platte mit der Behutsamkeit eines Streichholzes. Sanft züngeln seine Flammen, bis die Umgebung jedoch Feuer fängt. Plötzlich findet sich der Hörer in einem hitzigen Inferno wieder, bei dem monumentale Songstrukturen einstürzen wie Kartenhäuser. In der Verwüstung des Augenblicks wird „Undone“ geboren - ein zartes, anmutiges Stück. Dream Pop, Shoegaze und Postrock zeigen sich dabei von ihrer reinsten Seite. Ein wenig an Thom Yorkes „Black Swan“ erinnert hingegen „Atomic“, der Folgetrack. Phoria beweisen erneut ihr Gespür für interessante Melodien und unerwartete auditive Wendungen. Selten hat man Originalität derart spüren können. Während die Gänsehautwellen nicht abebben wollen, läutet „Efforttobreathe“ das gedämpfte Finale der "Display"-EP ein - sozusagen als Ruhe nach dem Sturm.
Unsere Redaktion ist hin und weg von der Finesse und gleichzeitigen Wucht, die Phoria auf ihrer zweiten EP ausbreiten. Selten hat uns ein Werk auf Anhieb derart gut gefallen und so prognostizieren wir der Band gern eine aussichtsreiche Zukunft.
Da es noch relativ wenig Informationen zu Phoria gibt, ließen wir uns zudem die Gelegenheit nicht entgehen, den Herren selbst ein paar Fragen zu stellen. Genauso undurchsichtig wie die Musik der Gruppe fielen allerdings auch die Antworten aus, die uns Bassist Tim Douglas zurücksandte. Vielleicht gilt es, zwischen den Zeilen zu lesen. Wer steckt hinter Phoria? Alle anderen! Wie kam es zur Gründung von Phoria? Wir lernten uns in Brighton kennen, wo wir auch jetzt noch leben, aber unsere Beziehungen reichen Jahre zurück. Trewin, Ed und Jeb gingen in die gleiche Vorschule. Sie lernten ihre ersten Instrumente gemeinsam, spielten vermutlich gemeinsam mit Spielzeugautos und tuschelten zusammen über Mädchen. Ihre Verbindung ist der Kern der Band. Sie haben ein tiefes Verständnis füreinander, weil sie sich gegenseitig in der Ausprägung ihres Geschmackes beeinflusst haben. Ich traf Ed und Jeb an der Uni, wo wir dank einer gemeinsamen Liebe für verrückte Gitarren und laute Rockmusik, zu der du deinen Kopf demolieren kannst, zusammenfanden. Wir blieben in Kontakt, und nachdem ich ein paar Jahre lang Blues-Cover im Südwesten zum Besten gegeben hatte, kam ich zurück nach Brighton, um dort Bass in einer Progressive-Pop-Band zu spielen. Es ist seltsam, wie Dinge passieren und wie zufällige Umstände deine Entwicklung beeinflussen können. Warum habt ihr euch für Phoria als Bandnamen entschieden? Ich weiß nicht mehr, ob wir zuerst das Logo designten oder einen Namen fanden und dann den Stil anpassten. Auf jeden Fall sah Phoria geschrieben gut aus. Zudem beschwört Phoria ein Gefühl herauf. Irgendwie funktionierte der Name einfach. Bandnamen sind das Schwierigste. Dass es überhaupt irgendeine Gruppe schafft, einen zu wählen, das ist für sich genommen schon ein Wunder! Verfolgt ihr eine bestimmte Philosophie? Ehrlichkeit. Eleganz. Spaß. Generell ist das aber eher eine Annäherung hin zu sich selbst und allem, was zur Musik gehört, als eine bestimmte Philosophie. Trewin schrieb mal ein paar Punkte für Seryn auf, wie man dem Musikmachen nahekommen könnte. Ich heftete diese an eine Wand und machte ein Foto mit meinem Handy, damit auch ich sie künftig haben würde. Die Punkte sind simpel, aber sie funktionieren. Der Junge hat ein Talent dafür, komplexe Ideen auf ihre Essenz herunterzubrechen. Minimale Komplexität. Mit wenig erreichst du viel. Wie hört sich das an? Großartig, oder? Wie würdest du selbst den Sound eurer neuen EP „Display“ beschreiben? Da gibt es Bässe, Drums, Gitarren und Synthesizer. Und Gesang. Kennt ihr das Gefühl, wenn man an einem heißen Tag in einen eiskalten Pool geht und an der Stelle, wo die Wasseroberfläche deinen Körper umschließt, eine Taubheit entsteht? Nur was will er uns damit sagen? Inwiefern ist „Display” anders als eure letzte EP „Bloodworks“? Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr glaube ich, dass sie ein wenig schmutziger ist. Wir selbst werden zunehmend verbrauchter, jetzt wo der Alltag als Musiker langsam seine Opfer fordert und ich denke, das spiegelt sich hier wieder. Es geht mehr um die Schönheit einer Stadt bei Nacht als um die Schönheit eines brennenden Sternes in irgendeiner vernachlässigten Ecke des Universums, worum es sich aber etwas mehr bei „Bloodworks“ drehte. Wir sind gewachsen. Welche Geschichte steckt hinter dem Stück „Emanante“? Das kann ich nicht sagen. Wirklich nicht. Ich höre im Moment Eartha Kitt und wollte gerade pausieren, um „Emanante“ anzumachen und zu versuchen, wirklich einzutauchen, damit ich erzählen kann, worum es meiner Meinung nach geht und woher der Track entstammt, aber ich kann das nicht. Ich bin da wohl der Falsche. Außerdem ist es egal, was dahinter steckt. Stellt euch vor, ihr würdet denken, es ginge um Liebe und Glück und dann würde ich sagen, der Song erzähle vom Verlieren beim Golfen. Was bringt es? Trefft mich an einem anderen Tag und ich kann mich eventuell darauf einlassen, aber ihr hattet leider Pech.
Eine Band besteht aus mehreren Einzelteilen, mehreren Musikern. Sie alle tragen eigene Klangvorstellungen und -visionen in sich, die bei einer gleichberechtigten Kapelle stets Berücksichtigung finden und auf kollegiale Art und Weise miteinander verbunden werden. Doch kommt es schon einmal vor, dass selbst bei dem eingeschworensten Kollektiv, einzelne Mitglieder hin und wieder ihre persönlichen Grenzen ausloten möchten. Beziehungsweise kompromisslos dem eigenen Geschmack folgen wollen. Bei der britischen Synthpop-Sensation Hot Chip sind solch akustischen Alleingänge absolut vereinbar mit der herrschenden Personalpolitik. Nachdem sich Al Goyle und Felix Martin 2012 mit ihrem Projekt New Build kurzzeitig separiert hatten, wagte nun auch Sänger Alexis Taylor erneut den Sprung ins kalte Wasser und veröffentlichte mit "Await Barbarians" sein zweites Soloalbum. Alexis kennt die Musikbranche wie seine Westentasche. Als Plattenverkäufer begann er vor Jahren seine Karriere in einem Londoner Musikshop und baute sich schnell ein weitreichendes Netzwerk auf. Irgendwann brachte er dann allen Mut zusammen und verteilte eigene Demos an befreundete Ladenbesitzer. Das führte zur ersten Veröffentlichung von Hot Chip, der "Mexico EP". Heute zählt das Quintett zu den gefeiertsten Exportschlagern des englischen Königreichs. Mit einer Mischung aus Up-Tempo-Nummern und bittersüßen Balladen behaupten sich Hot Chip konsequent auf dem immer größer werdenden Markt.
"Await Barbarians"
Träume sind die Grundlage für das Songwriting von "Await Barbarians" gewesen, berichtet Alexis Taylor in einem exklusiven Interview bei Kultmucke. Und tatsächlich bieten die zwölf Stücke der Platte eine herrlich zerstreute Kulisse, welche von sanften Soundwogen und melancholischen Gesängen durchzogen ist. Gedankenversunken besinnt sich Alexis Taylor dabei auf die Aussagekraft ruhiger Melodien, begeisterten doch auch bei Hot Chip meist die liebevoll aufpolierten Balladen. Eingeleitet von "Lazy Bones", das irgendwie an den Endsoundtrack eines Nintendo-Spiels aus den Neunzigern erinnert, durchläuft "Await Barbarians" in der Folge sämtliche akustische Graustufen. Mal hell weiß leuchtend, wie bei den beiden Versionen von "Without A Crutch", und dann wieder dunkel und der Nacht huldigend ("Dolly And Porter", "Elvis Has Left The Building"). Kleine dezente Synthiespielereien sorgen derweil für Abwechslung ("Closer To The Elderly", "New Hours", "Where Would I Be?"), wohingegen sich "Piano Ducks" und "Am I Not A Soldier?" komplett dem Lo-Fi verschrieben haben. "Await Barbarians" schafft es trotz seines gediegenen Tempos, Fahrt aufzunehmen. Eine rundum gelungene Platte!
Welche Soloprojekte von Musikern, die sonst erfolgreichen Bands angehören, gefallen euch besonders gut? Verratet uns dies bis spätestens kommenden Sonntag, den 06.07.2014, und gewinnt mit etwas Glück ein CD-Exemplar von Alexis Taylors "Await Barbarians", das uns Domino Deutschland zur Verfügung gestellt hat. Mitmachen könnt ihr über die beiden bereits bekannten Wege.