Sie waren anders. Zwischen den ganzen Indiekünstlern, die Anfang des neuen Jahrtausends Erfolge verzeichnen konnten, fielen die Scissor Sisters durch ihre Extravaganz auf. Mit einer Mischung aus GlamRock, Funk und Dance eroberte das Gespann aus New York, Tanzflächen rund um den Globus. Schrille Grooves rahmten die Tracks auf dem selbstbetitelten Debut, bei dem es thematisch fast ausschließlich um die schönste Nebensache der Welt ging. Jake Shears, Babydaddy, Miss Ana Matronic, Del Marquis und Paddy Boom brachen in ihren Songs und bei Live-Auftritten, ein Tabu nach dem anderen. Aus der Schwulenszene der niemals schlafen wollenden Stadt entsprungen, provozierte die Truppe bereits mit ihrem Bandnamen. Denn in Amerika steht die Bezeichnung "Scissor Sisters" für eine sexuelle Praktik zwischen zwei Frauen. Für die prüden Amerikaner war das eine Nummer zu viel und so feierte die Band ihre ersten wirklich großen Erfolge im wesentlich aufgeschlosseneren Europa. Erst mit dem zweiten Album "Ta-Dah" und der Zusammenarbeit mit Sir Elton John konnten sich auch die Menschen in Übersee, dem Pop-Phänomen nicht mehr verwehren. "I Don't Feel like Dancin'" wurde zur Hymne und die schillernden Paradiesvögel flogen höher und höher, bis sie plötzlich vom Pophimmel stürzten und seitdem ein Leben in der Versenkung fristen. Die letzten beiden Alben "Night Work" und "Magic Hour" blieben weitestgehend unbeachtet. Die Indiegemeinschaft hatte sich als Fanbase schon nach dem Erfolg von "Ta-Dah" verabschiedet und der Mainstream kümmerte sich schnell um neue, vermeintlich andersartige Künstler wie Lady Gaga und Co. Der heutige Klassiker der Woche kehrt zurück zu einem Song, der auf dem wirklich grandiosen Erstlingswerk der Band zu finden ist. Eine Nummer, die zwischen Ballade und Up-Tempo hin und her flirrt: Mary.
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