© by Marikel Lahana |
Der Mond hat es Sophie Hunger angetan. Die Tatsache, dass er einst Teil der Erde war und somit gar nicht unbedingt jener fremde, auf unseren Planeten herabblickende Beobachter sein muss, für den ihn viele halten, faszinierte die Songwriterin und inspirierte sie zum Eröffnungsstück "Supermoon" des gleichnamigen Albums. Heulend und mit dem Hauch schamanenhafter Weisheit versetzt sie sich dabei in die Perspektive jenes Trabanten und entspinnt eine eigensinnige Geschichte zu dessen Gefühlsleben. Generell beweist Hunger auch auf "Supermoon", dass sie textlich zu den ganz Großen gehört - und das über sämtliche Sprachbarrieren hinweg. Wenn zum Beispiel "Die Ganze Welt" erklingt, das von jazzartigen, kratzenden Texturen getragen wird, die sich schließlich in einem fließenden, wohl ausgepolsterten Chorus ergießen, dann kann man nichts anderes mehr tun, als sich gebührend vor der Poetin Hunger zu verneigen. Ebenso interessant ist das mit verzerrten Vocals und in Schwyzerdütsch dargebotene "Heicho", dem trotz heiterer Beats ein morbides Thema zugrunde liegt. Doch auch klanglich muss sich "Supermoon" keineswegs verstecken. Tänzelnd bewegen sich die zwölf Songs zwischen den verschiedensten Genres hin und her. Kennen keine Grenzen, wirken frei und ungebunden. Während "Mad Miles" als eins der vielen Highlights begeistert, wirken Stücke wie "Love Is Not The Answer", "We Are The Living" oder "The Age Of Lavender" nahezu frech. Hungers Stücken wohnt ein Eigenleben inne. Sie sind charakterstark, bunt und geistreich. Dass sie darüber hinaus auch eine Hand für Neuinterpretationen hat, stellt die schweizerische Künstlerin mit ihrer Version von "La Chanson d'Helene" zur Schau, welches im Original von Romy Schneider und Michel Piccoli eingesungen wurde.
Man will dieser Dame einfach stundenlang zuhören und gebannt an ihren Worten hängen, wie zäher Kleber an den Fingerkuppen, wenn man bei dessen Verwendung zu optimistisch auf die entsprechende Tube gedrückt hat. Und so verkürzt "Supermoon" nicht nur die Wartezeit bis zur nächsten Konzertreise Sophie Hungers, sondern bildet gleichzeitig auch einen weiteren Meilenstein in ihrer Karriere.
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