Yeah Yeah Yeahs |
Die Musikbranche ist voll von Eintagsfliegen. Im ersten Moment schaut man ihnen und ihrem Flug noch interessiert nach, um dann letzten Endes einmal mehr festzustellen, das daran nicht wirklich etwas besonderes zu entdecken war. Es scheint wahrlich schwierig zu sein, die klangliche Lufthoheit zu behalten, wenn es von allen Seiten her brummt, summt und sich Scharen von gierigen Heuschrecken über die Hörerschaft hermachen, als gäbe es kein Morgen mehr. Und doch sind da immer wieder auch jene musikalischen Insekten, die sich im allgemeinen Getümmel durch ihre Einzigartigkeit behaupten können. So zum Beispiel die Yeah Yeah Yeahs. Die Band um Sängerin Karen O., die sich im Jahre 2000 in New York gründete, zählt zu den festen Größen im Independentbereich. Sie revolutionierten einst mit ihrem Debüt "Fever To Tell" den Punk, ließen beim Nachfolger "Show Your Bones" den Indierock erschüttern und konnten selbst im Elektrogewand von "It's Blitz" noch eine gute Figur machen. Auf ihrem neusten Werk "Mosquito" verbindet das Trio die über die Jahre gesammelten Einflüsse gekonnt miteinander und erweitert sie um einige interessante Nuancen.
Mosquito |
Nähern wir uns dem neuen Werk Track by Track. „Sacrilege“
eröffnet die neue Platte und hält direkt das, was es dem Namen nach verspricht.
Gospelartige Chorgesänge mischen sich in das teils sanfte, teils rotzige
Stimmgewirr von Karen O und verhelfen dem Song zu einem furiosen Finale.
Weiter geht es mit der NYC-Hommage „Subway“. Im Takt einer vorbeirauschenden Untergrundbahn
entspinnt sich modernes Wiegenlied, welches die Magie der Weltmetropole für den
Hörer spürbar macht und gleichsam die Verbundenheit des Trios mit jener Stadt verdeutlicht.
Wildes Getrommel, das Schlagzeuger Brian Chase mithilfe einer Plastikflasche erzeugte,
bildet das Grundgerüst für das titelgebende Stück „Mosquito“. Gierig frisst sich dieses durch den Verstand und
wirkt beim ersten Hören, ähnlich seinem animalischen Vorbild, fast ein wenig lästig.
Aber eben genau das sollte Musik auch können. Verschiedene Gefühle in den
Menschen hervorrufen, ohne Rücksicht auf Verluste. Ein sehr wilder, ausgefallener Track. „Under The Earth“ schließt gekonnt an seinen Vorgänger an. Wirkt in
einigen Passagen vielleicht etwas dreckiger, aber auch gesetzter. Dass erfahrene
Musiker wie TV On The Radios Dave Sitek oder auch Nick Launay (Arcade Fire,
Kate Bush) „Mosquito“ als Produzenten beeinflusst haben, beweisen gekonnte
Kompositionen wie jene von „Slave“. Ein Stück, das alles Potenzial zum großen Hit
besitzt. In „These Paths“ vertonen die
Yeah Yeah Yeahs einen aufziehenden Sandsturm in der Wüste, bevor es mit „Area 52“ auch soundtechnisch geradezu
übernatürlich wird. Verzerrte Alien-Vocals und eine ordentliche Prise an Gitarren-Wumms charakterisieren den Song. Für
„Buried Alive“ holte sich die Band Unterstützung von Rapper Kool Keith
aka Dr. Octagon, der zuvor bereits innerhalb des Projekts N.A.S.A. die Fusion von
Indierock und Hip Hop vorangetrieben hatte. Genauso wie Karen O selbst. „Buried
Alive“ ist wohl der Track auf dem neuen Album, der am wenigsten mit dem
bisherigen Backkatalog der Yeah Yeah Yeahs zu tun hat und der somit in eine
völlig neue klangliche Richtung deutet. Und auch das mit Synthies beladene,
fast schon verträumte „Always“ zeigt die kontinuierliche Weiterentwicklung
einer sehr experimentierfreudigen Band. „Despair“ saugt jenen dahin schwelgenden
Sound in sich auf und ergänzt ihn durch einen Hauch von Wehmut, der im letzten
Stück „Wedding Song“ zu fast schon sentimentaler Trauer anwächst. Es beendet
ein Album, das von der ersten bis zur letzten Note in der Lage ist, seinen
Hörer zu fesseln und dessen akustische Neugierde ausreichend zu befriedigen.
Eine Frage bleibt jedoch. Was hat es um Himmels Willen bloß mit diesem enorm grässlichen Cover auf sich?
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