Sonntag, 21. April 2013

Album-Vorstellung: Junip "Junip"

Junip
Seit 1998 existiert die schwedische Band Junip. Kaum vorstellbar, denn erst 2010, sprich 12 Jahre später, veröffentliche das Trio sein Debut "Fields". Warum es zu dieser Verzögerung kam, lässt sich wohl am ehesten mit dem bahnbrechenden Solo-Erfolg von Sänger und Gitarrist José Gonzáles begründen. Während er zusammen mit Elias Araya und Tobias Winterkorn als Junip an gemeinsamen Songs tüftelte, erlangten seine im Alleingang produzierten Alben "Veneer" (2003) und "In Our Nature" (2007) Weltruhm. Über eine Million Tonträger konnte der Sohn zweier Argentinier verkaufen. Eine beachtliche Menge in Zeiten wie diesen, wo illegale Downloads schon lange keine kriminelle Randerscheinung mehr sind. Doch José Gonzáles wäre nicht der zurückhaltende Vollblutmusiker, als der er geschätzt wird, wenn er nicht trotzdem stetig an seinem Bandprojekt weitergearbeitet hätte. Und das uneitel, unüberheblich und mit der gleichen Passion, die auch seine reduzierte Gitarrenmusik so erfolgreich machte. Ergänzt durch den kreativen Geist seiner beiden Kumpanen, zeichnete sich Junips "Fields" durch einen satten, folkigen Sound aus. Nun legen die drei Herren bereits nach drei Jahren ihr Folgewerk nach und betiteln dieses stolz mit dem eigenen Bandnamen. "Junip" ist mehr als ein Album. Es ist zudem ein klares Statement in Richtung Zusammengehörigkeit.


Junip
Es hört sich ein wenig danach an, als hätten die Aufnahmen für das zweite Album beim finalen Mastering etwas leiden müssen. Da wummert der Bass, kratzen die Höhen und Tiefen und doch wollten Junip genau das erreichen. Schon der Opener "Line Of Fire" wartet mit verwaschenen, gar überzeichneten Klängen auf. "Wir mögen Distortion und nicht jeder mag das", entgegnet José Gonzáles auf die Frage, weshalb die Hörer mit diesen akustischen Verzerrungen konfrontiert werden. Eigentlich kennt man das ja auch schon vom Vorgänger "Fields". Einmal mit der Tatsache angefreundet, dass auch "Junip" nicht wie aus dem Ei gepellt klingen wird, kann das Genießen beginnen. Und das fällt bei Tracks wie dem lässig dahingleitenden "Suddenly" oder dem sanften "After All Is Said And Done", das zart die Sinne streichelt, nicht wirklich schwer. Dass es aber auch wesentlich härter und stürmischer geht, beweist beispielsweise "Villian". Die recht kurze Nummer, die sich in der Mitte des Albums ansiedelt, besticht durch ihre Fulminanz, ihre deftigen Bassriffs und das synthielastige Fade-Out. Bei "Your Life Your Call" verlangt es den Zuhörer kurzfristig nach dem mentalen Aufbruch, wohingegen "Walking Lightly" den Wunsch nach einer übersinnlichen, erleuchtenden Grenzerfahrung heraufbeschwört. "Baton" rührt die Lostrommel der Tonfarben und "So Clear" wird zur Reise durch verschlungene Melodien. "Junip" ist eine Glanzleistung in Sachen kompositorischen Geschicks und läuft selbst dem begnadeten "Fields" schnellstens den Rang ab. Wer dieses noch immer durch die heimische Anlage jagt, sollte nun Platz für ein Album machen, das das unglaubliche Können großartiger Musiker zum hörbaren Erlebnis macht.


 

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