Es gibt Singles und Alben. Die Single, selten auch Short Play genannt, dient dabei meist der Promotion der gesamten, hinter ihr stehenden Platte. So wird gezielt ein Titel davon entnommen und separat veröffentlicht. Manch einer stellt ihm dann noch unveröffentlichte Tracks (B-Sides), Live-Versionen oder Remixe zur Seite, um das Produkt attraktiver für den Käufer zu gestalten. Das Album hingegen, welches auch als LP (kurz für Long Player) bezeichnet wird, versammelt eine ganze Reihe von Tracks auf sich und ist als Gesamtwerk zu sehen. Dabei bewegt sich die Anzahl der darauf befindlichen Songs meist zwischen 10 und 20 Stück.
Nun gibt es aber noch etwas zwischen diesen beiden Extremen und zwar die EP (kurz für Extended Player). Im Gegensatz zur Single kann die EP eigenständig sein, ohne dass ihr später ein Album folgt, das dieselben Stücke enthält. Zudem befinden sich auf ihr oft um die fünf Tracks, die wie ein kleines Album geschlossen und auf einander abgestimmt sind.
In der heutigen Vorstellung widmet sich "Einen hab ich noch..." einer eben solchen Veröffentlichung, und zwar der EP "With Emperor Antarctica" der australischen Folk-Band Boy & Bear.
Wild, rau und fast ein wenig animalisch kommen die Klänge der 2009 gegründeten Formation, rund um den Sänger Dave Hosking, daher. Hosking hatte Boy & Bear ursprünglich als Solo-Projekt angedacht, nahm jedoch gern vier weitere "Musikvernarrte" in seine Obhut und wurde gemeinsam mit ihnen zu besagter Band.
Im Gegensatz zu anderen Mitgliedern der großen Independent-Folk-Familie haben Boy & Bear gänzlich auf Weichmacher für ihre Musik verzichtet. Wer sanfte Klänge à la Bon Iver erwartet, wird mit "With Emperor Antarctica" ordentlich wachgerüttelt und davon geschwämmt. Am ehsten kann man die neuen Songs des Quintetts aus Sydney mit Titeln von Kula Shaker oder ähnlichen vergleichen.
Ein Kaiser-Pinguin führt den Bären und Jungen Richtung Norden, wo es karg und einsam ist. Auf dem Cover der EP prangert ein großes Schiff, verziert mit einer Fuchs-Galionsfigur. Es bahnt sich seinen Weg durch eine unruhige See. Hinter ihm türmt sich ein Stadt aus Leuchttürmen auf. Ein mystischer Eindruck, der auch auf die einzelnen Tracks der Scheibe abgefärbt hat.
Der Opener "Blood To Gold" startet kraftvoll und energisch. "The time has come my friend to run", heißt es Anfang der zweiten Strophe und jede einzelne Note des Stücks lässt einen genau dies spühren. Es bleibt keine Zeit zum Verweilen, der Aufbruch naht. Das Schiff legt zu seiner Reise ab.
Der Seegang wird ruhiger mit dem zweiten Stück "Rabbit Song". Wie so oft nutzt die Band dabei tierische Symboliken, um ihre Botschaften zu illustrieren. Etwas sehr Urtümliches steckt in Text und Melodie, was nicht zuletzt auch durch die, an Indianer erinnernden, Background-Gesänge unterstützt wird.
"Mexican Mavis" bildet einen wärmenden Zwischenstopp zur Mitte der Reise entlang der fünf EP-Tracks. Als wäre man auf einer Sandbank gestrandet und Kakteen wüchsen um einen herum.
Sturm und Regen ziehen dann jedoch auf und schwemmen die vor Durst entstandenen Luftspiegelungen davon. Getragen, weise und dennoch intensiv endet "With Emperor Antarctica" mit den Songs "The Storm" und "The Rain". Aufgewühlt bleibt der Hörer zurück und steht in Mitten seines Zieles, einer großen Eiswüste, durchzogen von hallenden Echos. An seiner Seite ein Bär, ein Junge und ein Pinguin.
Nach ihrem Debüt-Album "Moon Fire" liefern Boy & Bear mit "With Emperor Antarctica" eine grandiose EP ab. Manchmal liegt eben wirklich in der Kürze die Würze und die rund fünfzehn Minuten Hörzeit vergehen dabei wie im Flug, obwohl man doch mit dem Schiff unterwegs war...
Hier nun ein kleiner Eindruck: Rabbit Song.
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