Album-Vorstellung: Glass Animals "Zaba"
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Glass Animals |
Tja, da hat es vier Herren aus Oxford wohl gerade zu überrollt, was den Erfolg ihrer Songs betrifft. Im November des letzten Jahres stellten wir euch mit der EP "Glass Animals" den ersten Geniestreich der gleichnamigen Band aus UK vor. Schon damals versprach sich unsere Redaktion recht viel von dem Quartett, dessen Wurzeln tief in das Erbe des Trip-Hops hineinreichten. Aufgepeppt durch allerhand elektronische Sounds infiltrierten die Glass Animals kurz darauf das gesamte Popgeschehen und überzeugten nicht nur uns mit ihrer exotischen Einzigartigkeit. Ein paar Monate später erscheint nun mit "Zaba" der erste Longplayer der Truppe. Was einst mit den fiebrigen Wachträumen des Frontmanns Dave Baley begann, ist mittlerweile zum stimmigen Gesamtkonzept gereift. Als sich Baley während seines Medizinstudiums regelmäßig die Nächste um die Ohren schlagen musste, flüchtete er sich mehr und mehr in seine Kindheitserinnerungen und allem voran in die mystische Kulisse des Zabajaba-Dschungels, einer Fantasiewelt, die der Feder des Autors William Steig entstammt. Einmal dort angekommen konnte er sich der hitzigen Magie jenes Ortes nicht mehr entziehen. Mit einer ungeahnten Konsequenz verorteten Baley und seine drei Kollegen ihre tonale Ästhetik schließlich im Innersten dieses besagten Urwalds, wodurch sich auch die Herkunft des Albumtitels "Zaba" relativ leicht erklären lassen sollte.
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"Zaba" |
Man nehme eine dem britischen Intellektuellenkreis entstammende Formation wie Alt-J, stelle ihr Reiseführer wie Kanye West und Nina Simone zur Seite und schicke sie durch eine wuchernde Szenerie aus Trommelbeats und Synthieschwaden - das entstpricht in etwa einem Hördurchgang von "Zaba". Warf die "Glass Animals"-EP den Samen für jene Platte, nämlich das Stück "Black Mamba", aus, zeugen nun auch Tracks wie der Opener "Flips", das flirrende "Pools" oder der hypnotische Tanz namens "Walla Walla" von einer eindringlichen akustischen Hitze. Hektisch kribbelnd schwirrt der Großteil der elf Songs durch die stickige Luft, begleitet von nebelartigen Texturen, dunklen Tiefen und fluoreszierenden Highlights. Einzig das funkelnde "Gooey" und die drei aufeinanderfolgenden Titel "Intruxx", "Hazey" und "Toes" verschaffen ein wenig Abkühlung in all der Schwüle. Da kommt man sich kurz vor, als nehme man ein Bad in einem verwunschenen Tümpel, umrandet von böse grinsenden Gewächsen. Spätestens wenn dann aber "Wyrd" erklingt, wird es Zeit, diesem Erfrischung spendenden Refugium wieder zu entsteigen und so spürt man erneut, wie jeder einzelne Wassertropfen auf der Haut verpufft. "Cocoa Hooves" zeichnet indes die Sterne in den Himmel und all die Umgebungsgeräusche scheinen augenblicklich zu ersterben. Seien es die Laute zirpender Insekten oder die Rufe grölender Waldbewohner - es wird es Nacht im Zabajaba-Dschungel. Zu den Klängen von "Jdnt" beruhigt sich das Gemüt, noch bevor es im Schlaf erneut durch Illusionen und Trugbilder gejagt wird.
Die Glass Animals liefern mit "Zaba" ein hervorragend metaphorisches Werk ab, das Gesellschaftskritik durch die Blume ausübt. Aber nicht durch irgendeine Blume. Nein, durch eine fleischfressende Pflanze, die dank ihres seltsamen Erscheinungsbilds betörend und gefährlich zugleich wirkt.
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