Sonntag, 9. Februar 2014

Album-Vorstellung: Bombay Bicycle Club "So Long, See You Tomorrow"

Bombay Bicycle Club
Bombay Bicycle Club gehören zu Londons erfolgreichsten Indierock-Exportschlagern. In den letzten Jahren kämpfte sich das Quartett aus dem dunklen Underground bis in das gleißende Licht der Musikbranche, ohne dabei jedoch die geringste Verbiegung vollziehen zu müssen. Stets folgten Jack Steadman, Jamie MacColl, Suren de Saram und Ed Nash uneingeschränkt ihren akustischen Vorlieben und dem festen Willen, die tonale Experimentierfreudigkeit bis an die Grenzen des eigenen Horizonts und weit darüber hinausführen zu wollen. Entstanden sind so drei Alben, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum einen das rockige "I Had The blues But I Shook Them Loose" (2009), das mit "Always Like This" gleichsam den Durchbruch der Band bedeutete, dann wiederum auch die reduzierte Folk-Platte "Flaws" (2010) und das sanft elektrifizierte "A Different Kind Of Fix" (2011). Umgeben von einer strahlenden Aura unbändiger Originalität stiegen Bombay Bicycle Club rasch in die oberste Liga der Independentszene auf und sind seitdem geschätzt unter Kollegen, Kritikern und Hörern. Mit ihrem vierten Werk, dem Neuling "So Long, See You Tomorrow", lassen uns Bombay Bicycle Club nun einmal mehr durch ihr auditives Kaleidoskop blicken, in dem uns völlig ungeahnte Facetten erwarten, die mit einer beachtlichen Selbstverständlichkeit enthüllt werden.

"So Long, See You Tomorrow"
Von London, über die Türkei, bis nach Tokyo zog es Jack Steadman, Sänger und Kopf der Band, während des Entstehungsprozesses von "So Long, See You Tomorrow". Dabei hafteten sich die verschiedensten Eindrücke an die Songskizzen für das neue Album, sodass dieses nun wie eine bunte Reise um die Welt klingt. Die Kompassnadel dabei immer gen Osten gerichtet. Schon der Opener "Overdone" beleuchtet so gleichsam Orient und Okzident. Bombay Bicycle Club klingen vollmundiger und diffuser als je zuvor. Die Fusion aus hartem Rock und fernöstlichem Einschlag zieht umgehend die Aufmerksamkeit des Hörers auf sich und begeistert durch ihren ganz eigenwilligen Charakter. Zudem startet in jenem Moment ein Loop, der die Platte von der ersten bis zur letzten Sekunde begleiten wird und somit das schillernde Melodiekontinuum einrahmt. Getrieben vom Beat geht es entlang der Tracks "It's Allright Now", "Carry Me" und dem fast schon an die Electronica-Virtuosität von Passion Pit erinnernden "Home By Now". All jenen Stücken leiht dabei eine altbekannte Wegbegleiterin ihre Stimme, ob im Background oder an der Seite des androgynen Gesangs Steadmans. Lucy Rose ist nämlich auch bei "So Long, See You Tomorrow" wieder mit an Bord und segelt mit ihren Jungs durch alle sieben Klangozeane. Etwas stiller und getragener wird es schließlich bei "Whenever, Wherever". Auf halber Strecke darf hier eine kleine Rast eingelegt werden, bevor "Luna" den Puls erneut antreibt. Wenn auch nur für einen Augenblick, denn mit "Eyes Off You" beweisen Bombay Bicycle Club, dass sie vor allem ein großes Talent für die Komposition gefühlsbetonter Balladen besitzen. Ihrem Namen alle Ehre macht die innovative Kapelle, wenn sie geschickt ein Bollywood-Sample in den Song "Feel" einweben. Man sieht förmlich die Bauchtänzerin vor dem inneren Auge, im Takt der Musik, ihre Hüften schwingen, während ein dichter Nebel aufzieht und das ausladende "Come To" einleitet. "So Long, See You Tomorrow" beendet zu guter Letzt behutsam eine Platte, die das hält, was ihr großartiges Cover verspricht. Nämlich einen Trip durch die Vielfalt des kollektiven, farbenfrohen Harmonievermächtnisses. Kaum zu glauben, dass die Mitglieder Bombay Bicycle Clubs alle erst Anfang zwanzig sind, so ausgepfeilt, so reif ihr Sound doch scheint.



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