Oft schon haben sich Independent-Künstler Songs aus dem R'n'B und HipHop herangezogen und daraus ganz eigene Stücke gemacht. Ein wenig Arroganz schwang dabei gerne unterschwellig mit. Ganz nach dem Motto: "Hey, so hat der Song zu klingen!"
Nun ist es Zeit für einen Gegenschlag in Richtung Rock. Dieser kommt ausgerechnet von der wohl markantesten Stimme seit Tracy Chapman. Lange war es still um Macy Gray. Ihre letzten Alben haben nur die wirklich wahren Fans erreicht und kaum für Aufsehen gesorgt. Kann sich das mit "Covered" ändern?
Album-Opener ist Eurythmics "Here Comes The Rain Again". Sehr getragen und intensiv bahnt sich Macy Grays Version seinen Weg durch die Gehörgänge und trifft dabei absolut ins Schwarze. Auch Annie Lennox dürfte bei diesem Song den Hut ziehen. Danach ist Radioheads "Creep" an der Reihe. Ein Synthie-Orgelspiel im Hintergrund macht daraus eine monumentale Sinfonie. Groß!
Natürlich darf auch eine Hommage an Bob Marley nicht fehlen und so wird ganz klischeemäßig "Smoke 2 Joints" interpretiert. Ein Song, bei dem Frau Gray zeigt, wo sie herkommt.
Im Anschluss schafft sie es dann My Chemical Romances Schmalz-Pseudo-Rock deftig aufzuräumen und ihr "Teenagers" in einen wirklich groovigen Song zu verwandeln und verleiht dann "Nothing Else Matters" eine ordentliche Portion Gospel, so dass es zweifellos auch in die Kirchen dieser Welt einziehen könnte. Praise The Lord!
Auch "Sail" von Awolnation, das Anfang Februar als Tagesvorstellung hier auf diesem Blog zu finden war, hat es auf "Covered" geschafft und wird von Macy Gray auf ganz eigene Art und Weise interpretiert.
Mit Mikrofon in der Hand ertönen die Zeilen "Pack up, I'm straight enough", die einst Karen O mit ihrer Band, den Yeah Yeah Yeahs und dem Titel "Maps" in die Welt trug. Macy gibt Tempo in den Song und macht daraus ein immer noch tanzbares Experiment irgendwo zwischen Karibik und Kindergarten.
Experimentell geht es auch weiter und so schmeißt die kleine Soulsängerin mal eben Songs von Kanye West und Nina Simone zusammen und macht daraus den Track "Love Lock Down/ Buck". Das kann auch nur sie, wo doch ihr ganzes neues Album schon ein reines Aufgebot an Widersprüchen ist, das am Ende jedoch funktioniert. So auch bei eben diesem Song.
Zum Schluss wird noch eben Colbie Caillats "Bubbly" zusammen mit dem Schauspieler Idris Elba aufgewertet und hörbar gemacht, bevor die Indiegötter Arcade Fire "erweckt" werden. "Wake Up" kann zwar nicht mit dem Original mithalten, aber wer würde das auch erwarten? Macy Grays Version ist etwas leichter, nicht so aufschürfend.
Fazit: Es handelt es sich bei "Covered" nicht um einen Fausthieb in Richtung der Originalkünstler, es ist vielmehr ein Versöhnungsangebot, das zeigen soll, dass jedes Genre seine ganz eigenen Stärken hat. Ich war nie ein großer Macy Gray Fan und bin generell dem R'n'B nicht zugetan, aber es lohnt sich definitiv diese Scheibe einmal genauer anzuhören, denn es ist am Ende ein Cover-Platte der besonderen Art.
Ein wenig irritierend ist, dass auf "Covered" nach jedem zweiten Song Sequenzen eingespielt werden, bei denen sich Macy Gray mit anderen R'n'B-Künstlern unterhält und irgendwie belanglos daher quatscht. Empfehlung, sofern man die CD als digitales Album kaufen möchte: Einfach rausschneiden! Irgendwie passen diese Einspieler absolut nicht zu dem sonst sehr schönen Album. Sie wirken deplatziert und lächerlich.
Als kleine Kostprobe hier nun "Maps":
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