Freitag, 6. April 2012

Album-Vorstellung: Hooverphonic "With Orchestra"

Die belgische Musikszene zählt sicher nicht zu den größten weltweit, allerdings beschleicht einen das Gefühl, dass seit Gotye's "Somebody That I Used To Know" das Bewusstsein dafür geweckt wurde, dass auch in unserem Nachbarland eine Szene existiert, die gute Musik produziert. Dabei haben die belgischen TripHopper Hooverphonic schon Jahre zuvor ihr Talent bewiesen. Nach 16 Jahren Bandgeschichte, drei Leadsängerinnen und insgesamt sieben Studioalben meldet sich das Gespann mit einer Hommage an sich selbst zurück.

"With Orchestra" ist eine Art "Best Of"-Platte und dann auch wieder ganz und gar nicht. Denn alle Stücke, die sich auf der CD versammeln, werden in einen Mantel aus Großzügigkeit gehüllt. Opulenter, klassischer und vor allem nicht elektronisch.Was auf der Live-LP "Sit Down And Listen To Hooverphonic" aus dem Jahr 2003 bereits in Anfängen probiert wurde, ist auf dem neuen Album perfektioniert worden.

Der Beginn ihrer Karriere "A New Stereophonic Sound Spectacular" (gleichsam übrigens Wahlspruch einer ganzen Musikgeneration) wird auf dem neuen Album durch "2Wicky" nacherzählt und wirkt dabei atmosphärischer als die Version aus dem Jahr 1996. "Eden" und "Renaissance Affair" repräsentieren "Blue Wonder Power Milk" und klingen nicht mehr so verspielt wie ihre Herkunftssongs. Sie sind gediegener und runder. Hooverphonics wohl bekanntester Song "Mad About You" wird mit einer Passage aus Schwanensee von Tschaikowsky veredelt. Zusammen mit "Jackie Cane" und "Vinegar & Salt" spiegelt sich an dieser Stelle "The Magnificent Tree" wider. Das Konzeptalbum "Hooverphonic Presents Jackie Cane", das Aufsteig und Fall der fiktiven Künstlerin Jakie Cane portraitiert, wird durch den Song "Sometimes" wiedererweckt, der seinem Original dabei ziemlich nah kommt. Der Doppel-Cd "(No) More Sweet Music" ist auf "With Orchestra" kein Song gewidmet, dafür schleicht sich das auf ihrem ersten BestOf befindliche "The Last Thing I Need Is You" mit auf die neue Veröffentlichung. "Expedition Impossible" erinnert dann an die letzte gemeinsame Arbeit mit der ehemaligen Sängerin Geike Arnaert auf "The President Of The LSD Golf Club" und wirkt dabei wie ein Winken aus der Zukunft in die Vergangenheit, dem sich Nachfolgerin Noémie Wolfs als absolut würdig erweist. Mit insgesamt sechs Titeln ist "The Night Before" am stärksten vertreten. Die Titel sind dabei wenig verändert worden, was daran liegen könnte, dass das Album gerade einmal 1 1/2 Jahre alt ist und noch nicht wirklich einen neuen Anstrich nötig hat. Weiterhin befinden sich die neue Single "Happiness" und ein Cover von Massive Attacks "Unfinished Sympathy" auf "With Orchestra".

Fazit: "With Orchestra" ist ein Muss für jeden Hooverphonic-Liebhaber. Es erweckt die alten Klassiker und ermöglicht dem Hörer seine Gefühle und Erinnerungen, die er an diese gebunden hat, neu aufleben zu lassen. Auch die letzten Zweifler an Noémi Wolfs als Nachfolgerin von Geike Arnaert, die insgesamt fünf der sieben Veröffentlichungen ihre Stimme lieh, dürften hier überzeugt werden, dass auch sie eine Stimme besitzt, die Hooverphonics Melodien perfekt unterstreicht. Als Kostprobe für das eben Gelesene gibt es an dieser Stelle Hooverphonics Version von "Unfinished Sympathy":


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