Freitag, 10. April 2015

Album-Vorstellung: Calexico "Edge Of The Sun"

© by Ingo Pertramer
Calexico verbinden. Verbinden verschiedene Genres, Menschen und sogar Nationen. Fast zwanzig Jahre gibt es die einst von Joey Burns und John Convertino gegründete Band nun schon und auch 2015 begeistert sie noch immer durch ihrer einzigartige Mischung aus Folk, Country, Rock und Mariachi-Klängen. Als eine Art akustische Völkerverständigung sind Calexico in die Annalen der Musikgeschichte eingegangen und haben demnach auch immer einen Ruf zu verteidigen, wenn sie sich an die Arbeit zu einer weiteren Platte machen. Für ihr neustes Werk, das den Namen „Edge Of The Sun“ trägt, setzten sie dabei auf die Mithilfe zahlreicher Gastinstrumentalisten und –sänger. Nie zuvor hat ein Album von Calexico mehr Kollaborationen beinhaltet. Böse Zungen könnten jetzt behaupten, dass zu viele Köche den Brei verderben würden, doch fungieren die akustischen Wegbegleiter hier nicht als machtgierige Küchenchefs, sondern vielmehr als die richtigen Gewürze, die ein schlichtes auditives Gericht in einen schmackhaften Hörgenuss verwandeln können. Convertino und Burns stehen derweil hinter dem Herd und dirigieren in althergebrachter Manier das Geschehen.

Mexiko City diente Calexico als Ausgangspunkt für „Edge Of The Sun“. Die bunten Farben, das sonnige Klima, der allgegenwärtige Hauch von Kunst und Geschichte sind in Stücken wie „Cumbia de Donde“, „Beneath The City Of Dreams“ oder dem Instrumentaltrack „Coyoacan“ genauso zu spüren, wie der Sinn der Zentralamerikaner für Tradition und Lebensfreude. Wieder einmal gelingt es Calexico all jene Facetten einzufangen, sie zu filtrieren und mithilfe von Rhythmen und Melodien für den Hörer erlebbar zu machen. Doch pilgert die Band auch unbeirrt in andere tonale Richtungen, fernab der trockenen, hitzigen Wüste. Mit Stücken wie „Falling From The Sky“, dem Ben Bridwell (Band Of Horses) seine Stimme leiht, offerieren Calexico beispielsweise einen recht poppigen Entwurf ihres markanten Mischmasch-Stils, wohingegen „World Undone“ oder das von Sam Beam (Iron & Wine) eingesungene „Bullets & Rocks“ einen wesentlich düstereren Pfad beschreiten. „Tapping On The Line“ wandert derweil mit Neko Case gen Alternative und das Finalstück „Follow The River” erinnert fast schon ein wenig an Titel wie die des Franzosen Yann Tiersen, dessen leichtfüßige Attitüde hier allerdings mit einer schweren Country-Melancholie konfrontiert wird. Als einer der vielen Höhepunkte auf „Edge Of The Sun“ darf jedoch auch das mit einem Auftritt von Carla Morrison veredelte „Moon Never Rises“ keineswegs unerwähnt bleiben. Südseefeeling trifft auf eingängige Melodien und einen Funken Verträumtheit. Die Mischung macht es eben – wie auch diese neue Platte von Calexico beweist.



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