"E1NEN HAB ICH NOCH..." ist ein virtuelles Sammelsurium für Musik. Der gleichnamige Blog bündelt und filtert Neuigkeiten aus den unendlichen Weiten der verschiedensten Genres. Dabei gilt stets die Devise: Den Song oder diese Platte sollte man noch gehört haben!
Freitag, 14. März 2014
Album-Vorstellung: Hundreds "Aftermath"
Hundreds
Einem Traum ist es zu verdanken, dass das Duo Hundreds
eben diesen Namen trägt. Auf einer großen Wiese spielen Eva und ihr Bruder Philipp
ein Spiel, dessen Regeln ihnen zunächst unklar erscheinen. Nach und nach gesellen sich
zahlreiche Personen zu dem Geschwisterpaar. Das Seltsame an den
vermeintlichen Spielkameraden ist jedoch, dass sie den beiden Hamburgern wie
aus dem Gesicht geschnitten sind. Mit der Zeit sehen sich Eva und Philipp
umringt von Hunderten Duplikaten ihrer selbst. An jene nächtlichen Bilder erinnert sich Eva Milner,
Sängerin und weibliche Hälfte der Hundreds, angesprochen auf die Entstehungsgeschichte des Namen jenes Duos, welches sie mit ihrem Bruder Philipp im Jahre 2008
gründete. Philipp, seines Zeichens Jazz-Pianist, suchte zur damaligen Zeit
händeringend nach einer Stimme, die seine, in Heimarbeit erdachten, Kompositionen untermalen sollte. Um
repräsentative Demos vorweisen zu können, bat er sein kleines Schwesterchen, die einzelnen Songs
vorab einzusingen. Irgendwann gelangte der heute rauschebärtige Musiker schließlich
zu der Erkenntnis, dass das Gute manchmal näherliegt, als man vielleicht zuvor gedacht hat. Aufgrund jener Feststellung und den Aussagen zahlreicher Freunde entschloss sich Philipp schlussendlich,
Eva zu seiner besseren akustischen Hälfte zu machen. Immerhin kennt man sich
ja auch von Kindesbeinen an. Und so begann der Siegeszug der Hundreds, die ansonsten
gerne ein Geheimnis um ihre Personen machen. Schließlich ginge es ja auch um die
Songs. Diese sind, wie schon das selbst Debüt "Hundreds"
(2010) eindrucksvoll unter Beweis stellte, stets ein pulsierendes Konglomerat
aus elektronischen Lo-Fi-Texturen und dem prononcierten Einsatz von organischen
Klangspuren.
Die Nachhut an Gras, die sich nach ein- oder mehrmaligem Mähen seinen Weg ans Licht erkämpft, bezeichnet man im Englischen als Aftermath. Gleichsam betitelt der Begriff das Zweitwerk der Hundreds, das bereits im Dezember des letzten Jahres durch einen fulminanten Trailer angekündigt wurde.
"Aftermath"
Genauso mystisch und ausdrucksstark wie sich das kurze Prelude präsentiert, kommt auch der Rest der Platte daher. Der Opener "Aftermath" spannt dabei auf nahezu perfekte Art und Weise den Bogen zum Debüt der Hundreds. Ein schlichte Melodie eröffnet das Stück und erinnert ganz nebenbei an Songs wie "Solace" oder "Fighter". Wenige Sekunden später offenbart das Duo dann eine ungeahnte, neu erlangte Kraft. Geleitet von Evas markanter und eindringlicher Stimme plustert sich "Aftermath" zur epischen, goldenen Hymne auf. Dröhnende Bläserchöre, weitschweifige Synthieharmonien und raumeinnehmende Bässe erklingen im Hintergrund. Dabei ist ein simple Grundmelodie, die Philipp erst zu einfach erschien, um darauf wirklich einen ganzen Track zu erbauen, das Erfolgsrezept des Liedes. "Circus" surft auf der Welle, die sein Vorgänger angestoßen hat und mündet in einer sanften Woge, wohingegen "Ten Headed Beast" glitzert, wie das Licht auf dem Ozean, wenn es ganz windstill ist. Inhaltlich greift "Seperate The Sea" das marine Thema zumindest dem Titel nach auf. Euphorisch spritzt die Nummer akustische Wassertropfen durch die Luft. Etwas melancholischer verliert sich "Foam Born" im Widerhall trüber Erinnerungen und "Interplanetary" beschwört eine tiefe Dunkelheit herauf. Gerade bei diesem Stück wird einmal mehr deutlich, wie sehr es die Hundreds verstehen, sich die Mittel der Distanz, sprich Nähe und Ferne, Lautstärke und Akzentuierung zu eigen zu machen. Das verleiht ihren Kompositionen einen ganz einmaligen Nachdruck. Bei "Rabbits On The Roof", dem wohl elektronischsten Song auf "Aftermath", nähern sich Eva und Philipp beinahe der Klangästhetik von Kosheens Album "Resist" an. Echoes jagen Schatten, die von "Down My Spine", einem kurzen Zwischenspiel, zu "Beehive" weitergeleitet werden, welches wiederum an die anfängliche Dynamik von "Aftermath" anknüpft und in die Unendlichkeit vorzudringen versucht. "Please Rewind" darf man als kleine Aufforderung verstehen, dass es sich definitiv lohnen würde, den Repeat-Modus der heimischen Anlage einzustellen, doch nicht, bevor das wunderbare Finale "Stones" erblüht und wieder verwelkt ist, ganz wie es der Kreislauf des Lebens vorgesehen hat.
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