Freitag, 14. Februar 2014

Album-Vorstellung : Nina Persson "Animal Heart"

Nina Persson
Mit 18 trat sie erstmals als Sängerin und Frontfrau der schwedischen Band The Cardigans in Erscheinung. Das war 1992. Mehr als die Hälfte ihres Lebens hat Nina Persson seitdem in der Musikbranche verbracht. Fest verwebt in die Geschichte der akustischen Strickjacken wurde die 39-Jährige zum markanten Aushängeschild einer musikalischen Ausnahmeerscheinung. The Cardigans veröffentlichten im Laufe der Jahre eine beeindruckende Diskografie, die sich auf die unterschiedlichsten klanglichen Säulen stützt. Von der retrovernarrten Ästhetik eines Albums wie "Emmerdale" (1994) über die psychedelische Electronicaverliebtheit von "Gran Tourismo" (1998) bis hin zur gesetzten Rockattitüde von "Super Extra Gravity" (2005), The Cardigans waren den aktuellen Trends immer um eine Nasenlänge voraus. Doch damit nicht genug. Neben ihrer Liebe zur Stammgruppe arbeitete Nina Persson auch immer fleißig an ihrer karrieretechnischen Unabhängigkeit. So erschienen unter dem Namen A Camp, mit dem gleichnamigen "A Camp" (2001) und "Colonia" (2009), zwei erste Alben ohne The Cardigans, dafür aber in Kooperation mit Ehemann Nathan Larsson und Songwriter Niclas Frisk. Zudem absolvierte die Frau mit der bittersüßen Reibeisenstimme zahlreiche Gastauftritte bei Projekten wie "Monsieur Gainsbourg Revisted", einer Hommage an die französische Chansonikone Serge Gainsbourg, "Dark Night Of The Soul", einem von Danger Mouse und Sparklehouse kuratierten Kollaborationswerk, und auf Alben von N.A.S.A., den Manic Street Preachers oder jüngst James Iha (Smashing Pumpkins). Heute erscheint mit "Animal Heart" ihr erstes offizielles Soloalbum.

"Animal Heart"
Kühl und statisch blickt uns eine dunkelhaarige Nina Persson von dem Cover ihrer neuen Scheibe "Animal Heart" entgegen. Wenig erinnert dabei an das breite Grinsen jener jungen Blondine, die einst die Zeilen "Love me, love me, say that you love me" im Song "Lovefool", dem kommerziell wohl erfolgreichsten Stück der Cardigans, vor sich hin trällerte. Das Älterwerden hat nicht nur Ninas Stimme zunehmend rauer und satter werden lassen, auch die Zielsetzungen und Wertvorstellungen der Schwedin haben sich im Wandel der Zeit verändert. "Animal Heart" behandelt, in der Konsequenz dessen, Themen wie Entfremdung, Reflexion, zwischenmenschliche Beziehungen und den Willen, in die Zukunft voranzuschreiten, ohne sich dabei wieder und wieder umblicken zu müssen. Wie ein Blitzschlag, der von einer Sekunde auf die nächste ein loderndes Feuer entzündet, eröffnet der titelgebende Track "Animal Heart" die Platte. Eindrucksvoll entfaltet sich eine Nummer, die zwischen adulter Tragik und synthielastiger Sensibilität einen leichtfüßigen Tanz aufführt. Einen besseren Einstieg hätte Nina Persson für ihr Solowerk nicht finden können. Im Folgenden legt die Mutter eines Sohnes dann eindrucksvoll dar, dass sie auch ohne die vier Männer, die ihr sonst bei The Cardigans stets zur Seite standen, akustisch brillieren kann. Ob "Burning Bridges For Fuel", "Dreaming Of Houses", "Jungle" oder "Catch Me Cryin'", den 12 Tracks auf "Animal Heart" wohnt eine unheimliche Präsenz inne. Verortet in Stilen wie Retro Pop, beschwingtem Alternative Country oder geschmeidigem Rock glänzen Tracks wie das lange nachhallende "Food For The Beast" als fulminante Kometen am Songrwriterhimmel. Nachdem auch das letzte Stück, das gediegene "This Is Heavy Metal" verklungen ist, bleibt festzuhalten, dass "Animal Heart" die Emanzipation einer Frau dokumentiert, deren Überlebenschancen in der Branche viele kritische Gemüter Anfang der Neunziger als eher niedrig eingeschätzt haben.


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