"E1NEN HAB ICH NOCH..." ist ein virtuelles Sammelsurium für Musik. Der gleichnamige Blog bündelt und filtert Neuigkeiten aus den unendlichen Weiten der verschiedensten Genres. Dabei gilt stets die Devise: Den Song oder diese Platte sollte man noch gehört haben!
Freitag, 31. Januar 2014
Album-Vorstellung: Broken Bells "After The Disco"
Broken Bells
Broken Bells sind ein akustisches Mammutprojekt. Mit Brian Burton, besser bekannt als Danger Mouse und eine Hälfte des Erfolgsduos Gnarls Barkley, und dem Frontsänger von The Shins, James Mercer, treffen dabei zwei massive Größen der Branche zusammen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten. Dennoch verbindet Burton und Mercer die wohl wichtigste Tatsache, um langfristig erfolgreich sein zu können, nämlich ihre unbändige, niemals enden wollende Liebe für extravagante Ton- und Klangwelten. Kennengelernt haben sich die beiden viel beschäftigten Musiker hinter den Kulissen des dänischen Roskilde-Festivals. Wenige Jahre später saßen sie dann gemeinsam im Studio und arbeiteten an Songs für ein Fusionsalbum aus Indierock und Electronica. Das Resultat dessen, nämlich das selbst betitelte "Broken Bells" (2010), bewies einmal mehr, dass die vermeintlich unvereinbaren phonetischen Pole definitiv miteinander harmonisieren können, wenn die richtigen Menschen hinter den Reglern sitzen. "Broken Bells" sorgte für Lebgesänge aufseiten zahlreicher Kritiker und Tracks wie "The Ghost Inside" oder "Vaporize" wurden zu gefeierten Hits in den Clubs rund um den Globus. Von vielen als einmaliger Geniestreich abgetan, legt das Erfolgsgespann, trotz überquillender Terminkalender, nun erneut nach und präsentiert mit "After The Disco" sein Zweitwerk.
Eine Welle von Begeisterungsstürmen löste ein siebenminütiger Kurzfilm aus, der im Oktober letzten Jahres auf Youtube veröffentlicht wurde. "After The Disco | Part One: Angel an The Fool" bildete sogleich den episch inszenierten Auftakt zur neuen Platte der Broken Bells.
Erzählt wird die intergalaktische Liebesgeschichte zweier junger Menschen, die zwischen Wachen und Träumen zueinanderfinden. Sanfte Farben, reduzierte Melodien und gekonnt gewählte Einstellungen machten den von Jacob Gentry inszenierten Science-Fiction-Streifen zu einem echten Spektakel für die Sinne und befeuerten gleichzeitig die Vorfreude aller wartenden Hörer, die sehnsüchtig nach dem nächsten Coup der Broken Bells verlangten. Als dann einen Monat später die Fortsetzung "After The Disco | Part Two: Holding On For Life" erschien und einen weiteren Einblick in die Soundästhetik des zukünftigen "After The Disco" gewährte, überschlugen sich die Komplimente.
Ohne Happy End, dafür aber an der Spitze des
Spannungssiedepunktes, endet der zweite Teil des filmischen
Vorabschmankerls und lässt Raum für Spekulationen.
"After The Disco"
Nach der Disco ist vor der Disco. "After The Disco" knüpft nahtlos an seinen Vorgänger "Broken Bells" an, ohne dabei jedoch eine reine Wiederholung dessen zu sein. Während sich James Mercers Stimme in immer neue Galaxien vorkämpft und dabei an Volumen und Wiedererkennungswert gewinnt, webt die Produzentenkoryphäe Burton (u.a. auch verantwortlich für Werke von den Gorillaz, Beck, Sparklehorse oder Norah Jones) einen einzigartigen Klangteppich um das Geschehen. Retroeske Discobeats, psychedelische Soundtexturen und innovative Indietronic-Tupfer jagen durch Nummern wie den verheißungsvollen Opener "Perfect World, das flimmernde "Changing Lights" oder das fulminante "The Remains Of Rock & Roll". "Holding On For Life" glüht wie ein Komet, wenn er die Umlaufbahn eines Planeten durchdringt, "Lazy Wonderland" und "Medicine" schweben schwerelos durch das Rock-Universum und "The Angel And The Fool" wird zu einer funkelnden Ballade, deren Schall sich zwischen den Sternen verliert. "After The Disco" ist ein in sich geschlossener Kosmos, voller exzentrischer Harmonien. Wer einmal in den Raumanzug gestiegen ist, um mit dieser Platte abzuheben, der wird die Heimreise so schnell nicht mehr antreten wollen.
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