Montag, 28. Oktober 2013

Klassiker der Woche Nr. 75

The xx
2009 kommen ein paar Teenager aus dem Londoner Stadtteil Putney daher und meinen, dass ihr Debütalbum "xx" gut genug sei, um es mit den Werken gestandener und erfolgsverwöhnter Indiegrößen aufnehmen zu können. Schwarz gekleidet und mit zahlreichen Kettchen behangen, wirken Romy Madley Croft, Oliver Sim und Jamie Smith jedoch keineswegs wie angehende Rockstars. Sie verkörpern vielmehr das Bild jener depressiven Jugend, die nach dem öden Schulalltag, ihre Zeit am liebsten auf den Straßen der Großstädte verbringt. Treibend und ohne dabei auch nur die geringste Anstrengung in eine Perspektivsuche für die eigene Zukunft zu investieren. Doch wie kann man sich täuschen. The xx, so der Name des Trios, haben ein extrem effektives As im Ärmel, nämlich ihr Talent. In einer Zeit, in der überall die Regler hochgefahren werden und die Effekthascherei zum täglichen Brot innerhalb der Branche gerät, nutzen die drei Heranwachsenden ihre sichtliche Gelassenheit, um auch auf klanglicher Ebene die unnötige Hektik zu unterwandern. Einzig und allein mit E-Gitarren, Drummachine und zwei unheimlich charismatischen Stimmen bewaffnet, setzen The xx zum Siegeszug an. Langsam wird das neue Schnell, Reduziert das neue Üppig. Und das alles nur, weil The xx den Nerv einer Generation von Konsumenten getroffen haben, welche dringend nach einer Pause von all der Hast und Getriebenheit um sich herum verlangt. Entschleunigung. Plötzlich laufen in den überfüllten Clubs Europas jene Tracks, die man zuvor noch mit dem Stempel "untanzbar" versehen hätte. Ein neuer Begriff von Ästhetik schleicht sich in das musikalische Verständnis vieler Menschen ein und gibt neuen, festen Halt in der ständig dem Abgrund nahen Realität. Dies gilt auch für "Islands", unseren heutigen Klassiker der Woche. Mit seiner zurückgenommenen Grazie wird der Track zu einem Lovesong, wie ihn die Welt zuvor noch nicht erlebt hat.



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