Freitag, 9. August 2013

Album-Vorstellung: White Lies "Big TV"

White Lies
Post Punk? Rock? Indie? Oder gar New Wave? Egal, wo man die britische Band White Lies letztlich auch verorten will, feststeht, dass man es in den jeweiligen Grau- und Schwarztönen der einzelnen Genres tun sollte. Denn wirklich farbenfrohe Stücke haben Harry, Charles und Jack, drei Jungs aus dem Londoner Westen, noch nie produziert. Und genau darin liegt der Charme der 2007 gegründeten Band. Sie halten uns mit Songs wie "To Lose My Life" oder "Death" gern den zersplitterten Spiegel der Trostlosigkeit vor das innere Auge. Jedoch nicht, ohne dabei auf dessen reich verzierten Rahmen hinzuweisen, innerhalb dessen sich die einzelnen Bruchstücke dicht aneinander drängen. Denn einen Hang zum prunkvollen Stadionrock kann man dem Dreiergespann von jeher ebenso wenig absprechen, wie ihre Vorliebe für morbide Synthie-Reqiums, die erst in den wirklich großen Konzertstätten dieser Welt, ihre volle Wucht zu entfalten vermögen. So ist es auch nicht wirklich verwunderlich, dass ihr Auftritt in der archaischen Wembley Arena, im Dezember 2011, einen imposanten Höhepunkt in der Karriere von White Lies markiert. Doch ist es eben auch genau dieser Abend, welcher als eine Art Kehrtwende in der Zukunftsgestaltung der Band zu verstehen ist.

"Big TV"
White Lies hatten sich, nach dem Release ihrer zweiten Platte "Ritual" und der anschließenden Tour, dem kreativen Burnout auf Haaresbreite angenähert. Die stets beschleunigte Achterbahnfahrt in Richtung des besagten Konzertes forderte derweilen zunehmend ihren Tribut und das Gefährt, auf dem sich die Band zu dieser Zeit befand, drohte jede Sekunde in die verhängnisvolle Tiefe abzustürzen. Doch noch bevor dies final geschah, schafften es White Lies, die notwendige Bremse zu betätigen. Pause. 2012 wurde zu einem Jahr der Regeneration erklärt. Da hingen sie nun also, zwischen Himmel und Hölle des Musikerdaseins und genossen in aller Ruhe den Ausblick. Von dort oben war es ihnen schließlich auch möglich, die eigene Zukunft wieder genauer zu fokussieren und so gedieh allmählich das Verlangen, zu den eigenen klanglichen Wurzeln zurückkehren zu wollen. Also alles auf Anfang. Weg von dem ewigen Druck, sich immer wieder neu erfinden zu müssen, und wieder hin zu dem, worum es doch eigentlich gehen sollte, nämlich gutem Songwriting. "Big TV" beschreibt schlussendlich in 12 Tracks, die Rückkehr White Lies zum Ursprung ihres Schaffens. Zwar gelingt das in der finalen Konsequenz nicht bei jedem Song - der titelgebende Opener "Big TV" trägt zum Beispiel recht dick auf - doch entspinnt sich insgesamt ein wirklich interessantes Album, mit vielen Highlights wie der aktuellen Single "There Goes Our Love Again" oder dem fast schon optimistisch klingenden "First Time Taller". Mit "Change" und "Heaven Wait" beweisen White Lies, dass sie auch melancholisch schöne Balladen komponieren können. Stücke wie "Space I", "Space II" und "Tricky To Love" fangen hingegen geradezu psychodelisch verträumte Augenblicke ein. White Lies haben wieder Fahrt aufgenommen und rauschen dabei locker an Kollegen wie den Editors vorbei, die mit "Friends & Enemies" eine eher dürftige neue Platte produziert haben. Auch wenn wenn es noch nicht ganz zum Flug ins Weltall reicht, wovon das Cover mit seinem abgebildeten Astronauten kündet, geht es für White Lies definitiv in eine vielversprechende Zukunft. Wir sind gespannt, was da noch kommen mag.



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