"E1NEN HAB ICH NOCH..." ist ein virtuelles Sammelsurium für Musik. Der gleichnamige Blog bündelt und filtert Neuigkeiten aus den unendlichen Weiten der verschiedensten Genres. Dabei gilt stets die Devise: Den Song oder diese Platte sollte man noch gehört haben!
Freitag, 26. Juli 2013
Album-Vorstellung: Color Dolor "Cuckoo In A Clock"
Color Dolor
Color Dolor sind ein bunter Haufen unterschiedlichster Paradiesvögel. Sängerin Stina Koistinen, sozusagen die Henne im Korb, und ihre drei Begleiter kommen aus Finnlands Hauptstadt Helsinki. Wer nun aber erwartet, dass sie sich somit auch der großen, allgegenwärtigen nordischen Schwermut anschließen würden, der liegt hier komplett falsch. Zusammen breiten die vier Musiker unerschrocken ihre Flügel aus und fliegen der großen strahlenden Sonne entgegen, die von glänzenden Klangfarben umgeben wird. Anmutig, eindrucksvoll, faszinierend. Mithilfe ihres Debüts erhält nun ein jeder die Chance, ihnen auf jener Reise zu folgen.
Cuckoo In A Clock
Eröffnet wird "Cuckoo In A Clock" von dem sanft dahingleitenden "The Angel". Bläserchöre und die wunderbar reiche Stimme von Koistinen, die mal an Björk und dann wieder an Sängerin Skin von Skunk Anansie erinnert, fusionieren zu einem satten, beeindruckenden Stück, das von der ersten Note an zu begeistern weiß und umgehend Lust auf mehr macht. Besser als am Anfang der Platte hätte "The Angel" nicht platziert werden können und so schiebt es behutsam einen schweren, mystischen Vorhang zurück und gibt den Blick auf das weitere Schauspiel frei. Und das hält einiges für den Hörer bereit. Arabisch angehauchte E-Gitarrenriffs lassen im nächsten Track den Boden erbeben. Mächtig und gewaltig ertönt "Ones In The Woods" und schon tanzt man exzessiv durch tausendundeine Nacht. Erst mit "What Is Left?" kommen die geschundenen Füße wieder für einen Moment zur Ruhe. Dafür geraten nun die Hüften zum charmanten Big-Band-Sound des Songs ins Kreisen. Tief schürft "Measures" in den Weiten der Melancholie, berührt die Seele und ergreift das Gemüt. Auch "Beasts" schließt sich dem zurückhaltend, desolaten Charakter seines Vorgängers an. Jedoch nicht, ohne ihn um eine infantile, aus der Ferne rufende Erinnerung zu bereichern. In "A House" findet anschließend jeder ein Zuhause, der sich nicht scheut, des Nachts auf knarrenden Dielen durch ein vom Mondlicht beschienenes Zimmer zu taumeln. Schlaftrunken und orientierungslos. "Silent" ist es dann schließlich, das dem Suchenden eine neue Richtung vorgibt. Sanft und beinahe akustisch bildet der Song die Brücke zum lauteren und verspielten "Heavy Lifting". "Heart In Ambush" hingegen versprüht fast ein magisches Flair. Legt sich wie eine feine, glänzende Staubschicht auf den Verstand und verwischt die Grenze zwischen Traum und Realität. Nicht nur der gesangliche Gastauftritt von Jonathan Hilli wird dabei zum Highlight, sondern auch die völlig unerwarte musikalische Wendung innerhalb des Stückes, hin zu einer sich mehr und mehr auftürmenden Hymne von gigantischem Ausmaß. Zum Ausklang schenken Color Dolor dem Zuhörer den unaufgeregten Walzer "The Letter", der wie ein drehender Kreisel, langsam an Schwung verliert und schließlich zum Stillstand kommt. In sich ruhend und glückselig. Die Vielfalt, die "Cuckoo In A Clock" zu bieten vermag, ist einfach nur unglaublich. Als hätte die Band die Energie und den Ideenreichtum eines ganzen Lebens auf einen einzigen Rohling gepresst. In diesem Fall möchten wir euch eine mehr als klare Kaufempfehlung aussprechen, denn dieses Album sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.
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