Bram Vamparys / The Bony King Of Nowhere |
EHIN:
Wann und weshalb hast du dich entschieden, Musik zu machen?
Bram Vanparys:
Nun, ich habe das nie wirklich entschieden. Die Musik selbst entschied das für mich. Es passierte einfach.
EHIN:
Gab es denn irgendwelche Einflüsse seitens deiner Familie?
Bram Vanparys:
Nein, nein. Niemand in meiner Familie hat je Musik gemacht.
EHIN:
Wie war es für dich, als du zum ersten Mal einen deiner Songs im Radio gehört hast?
Bram Vanparys:
Es ist schwierig zu erklären, ohne dabei das Gefühl zu vermitteln, dass ich arrogant sei. Weil es mich ehrlich gesagt gar nicht interessiert. Das mag eingebildet klingen. Ähnlich verhält es sich, wenn ich mein Gesicht auf einem Magazin-Cover sehe. Mir ist das alles wirklich egal. Ohne den Eindruck eines Hippies erwecken zo wollen, denn der bin ich nicht, für mich ist das einzig Wichtige, mit den Hörern oder Konzertbesuchern zusammen sein, ihnen meine Songs vorsingen und sie damit berühren zu können.
EHIN:
Welcher Moment in deiner Musikerkarriere wird für dich unvergesslich bleiben?
Bram Vanparys:
Da gibt es einige. Viele Konzerte, die ich nie vergessen werde und die unheimlich intensiv waren. Die Aufnahme meines letzten Albums zählt wahrscheinlich auch zu den schönsten Momenten bisher. Ich hab es in einer einzigen Nacht eingespielt. Eine Nacht, in der ich spürte, dass etwas Außergewöhnliches passiert. Wenn du einen Song aufnimmst, brauchst du einen gewissen Abstand zwischen dir und dem Stück. Bist du dem Track zu dicht, dann wird es schwierig, nicht ewig darüber nachzudenken und ihn gehen zu lassen. Ich habe genug Erfahrung gesammelt, um sagen zu können, dass mir dieser ganze Prozess oft sehr schwer fällt. Zuerst ging mir das mit dem neuen Album "The Bony King Of Nowhere" ähnlich. Darüber war ich frustriert. Einer der negativen Aspekte, die die Musik manchmal mit sich bringt. An irgendeinem Punkt dachte ich mir, dass ich darauf keine Lust mehr habe und einfach nur meine Lieder singen und sie unbeschwert aufzeichnen wollte. Es sollte nicht so anstrengend sein. Und dann war da diese wunderbare Nacht. Die Sonne ging unter, ich schaute ihr nach und trank ein Glas Wein. Dann begann es, zu regnen. Ich ging ins Haus, nahm meine Gitarre und fing mit dem Recording an. Das Wichtigste daran war jedoch, dass ich das so sehr genoss. Wahrscheinlich war ich mir selbst zuvor nie so nah.
EHIN:
Was für Musik hörst du selbst gern? Gibt es Künstler, die du sehr magst?
Bram Vanparys:
Die gibt es! Natürlich! (lacht) Für mich ist es von Bedeutung, dass Musik ehrlich ist. Dann ist es mir auch egal, um welches Genre es sich dabei handelt. Solange der Künstler mit dem Herzen dabei ist, gefällt mir vieles. Ich mag Kraftwerk, Joy Division. Es muss einfach eine Verbindung zu den Melodien entstehen können.
EHIN:
Was ist mit moderner Popmusik?
Bram Vanparys:
Damit tue ich mich etwas schwerer. Ich glaube, die 90er waren die letzte Phase, in der wirklich noch etwas passiert ist. Danach kam nicht mehr viel. Jeder orientiert sich nur noch an den Sachen der letzten Dekaden, ich schließe mich da ein. Es gibt definitiv moderne Musik, die ich mag. Beach House, Fleet Foxes oder auch Adele und Amy Winehouse. Aber es ist eben nichts Neues, nur etwas Recyceltes aus den 60ern, 70ern, 80ern.
Hören wir einmal rein, in jene Musik mit dem Hauch von vergangenen Zeiten.
EHIN:
Du bist aus Belgien. Was gefällt dir an dem Land?
Bram Vanparys:
Ehrlich gesagt denke ich, dass es eins der besten Länder ist, in denen man leben kann. Wir sind beispielgebend, wenn es um das Gesundheitssystem geht. Ich bin darauf wirklich stolz. Auch wenn du sehr arm bist, kannst du in jedes Krankenhaus oder zu jedem Arzt gehen. Mir gefällt dieser Gedanke. Das Gemeinwohl steht sehr im Vordergrund.
EHIN:
Heute Abend wirst du noch live auf der Bühne performen. Was bedeutet dir das?
Bram Vanparys:
Ich mag es! Ich mag es sehr! Ich bin nicht derjenige, der sich leicht neue Freunde macht. Aber wenn ich auf der Bühne stehe, gefällt mir das. Es fühlt sich dort sehr angenehm an. Manchmal, wenn mich Probleme plagen oder ich in einer schlechten Stimmung bin und ich dann performen kann, vergesse ich all das und genieße den Moment.
EHIN:
Lass uns noch einmal zurückkehren zu deiner neuen Platte. Neben all den Tracks, die du in jener einzigartigen Nacht eingespielt hast, entschiedest du dich dafür, auch eine ältere Aufnahme von "Across The River" mit auf "The Bony King Of Nowhere" zu nehmen. Als einzige Ausnahme sozusagen. Wie kam es dazu?
Bram Vanparys:
Ich habe den Song als ersten für die Platte zuhause aufgezeichnet. Dort habe ich kein Studio, sondern nur so ein beschissenes Mikrofon. Als ich fertig war, bin ich jedoch erstmals mit einer Aufnahme wirklich zufrieden gewesen. Deshalb entschied ich mich, das ganze Album selbst zu produzieren. Das ist freier, natürlicher. Irgendwann, nach einiger Zeit fand ich jedenfalls diese Demo-Version des Songs wieder, und als ich sie mir anhörte, hat sie mir immer noch gefallen. Also ließ ich den Track so und nahm ihn kein weiteres Mal auf. Er wurde übrigens auch im Film "Les Geants" verwendet.
EHIN:
Du verzichtest auf dem neuen Album gänzlich auf große Instrumentierungen. Da sind ein Mann und seine Gitarre. Sehr rau, sehr natürlich. Wie kam es zu der Entscheidung, die neue Platte so schlicht zu gestalten?
Bram Vanparys:
Nach den ganzen Ereignissen, die mit "Across The River" verbunden sind, fand ich es eine schöne Idee, auf der neuen Platte nur drei Gitarren und meine Stimme zu haben.
„The Bony King Of Nowhere“ haftet eine starke Melancholie an. Worum geht es in den Stücken?
Bram Vanparys:
Vielleicht ist es mein bisher persönlichstes Album. Es geht um die Beziehungen, die ich zu verschiedenen Menschen habe. Manchmal treffe ich jemanden und das inspiriert mich, einen Song über diese Begegnung zu schreiben. Es geht auf der Platte um Menschen. Nicht mehr, nicht weniger.
EHIN:
Was hat sich seit deinem ersten Album „Alas My Love“ in deiner Sicht auf Musik verändert?
Bram Vanparys:
Wenn du Bob Dylan entdeckt hast, ändert sich plötzlich alles. So ging es mir. Am Ende zählt es, einen guten Song zu haben. Auf "Alas My Love" habe ich noch viel herumexperimentiert. Ich ergänzte meine Grundideen vorschnell mit sämtlichen Instrumenten, die sie aufregender machen könnten. Als ich dann ein Konzert geben musste, war das fast unmöglich. Es sind keine wirklichen Songs auf "Alas My Love". Eher Entwürfe oder Stimmungen. Mit dem Kennenlernen von Dylans Musik, keimte in mir die Obession auf, wirklich gute Songs schreiben zu wollen. Das bedeutet eine starke Melodie, aussagekräftige Lyrics und ein packender Rhythmus.
EHIN:
Vielen Dank für dieses tolle und sehr authentische Gespräch!
Nachdem wir uns verabschiedet haben, folgt der Soundcheck für das Konzert am Abend. Auf diesem überzeugt The Bony King Of Nowhere mit seinen schlichten und doch so tief gehenden Stücken. Für die Zugabe zieht der Musiker alle Stecker, stellt sich mit seinem Support-Kollegen ins Publikum und schafft einen der intimsten Augenblicke des bisherigen Konzertjahres. Hut ab für so viel Wahrhaftigkeit!
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