"Entschuldigen Sie bitte, Bonaparte öffnen dieser Tage erneut ihre Türen und laden zur Vorstellung ihres neuen Albums ein. Das könnte lauter werden."
Als "Visual Trash Punk" bezeichnet der Schweizer Tobias Jundt das, was er und seine Compañeros seit ungefähr sechs Jahren fabrizieren. Und das trifft den Nagel ziemlich genau auf den Kopf. Wer die Jungs auf eine Bühne entlässt, öffnet damit sprichwörtlich die Zellen einer geschlossenen Anstalt. Plötzlich hüpfen Menschen mit riesigen Tierköpfen über die Bühne, feminine Bildschirmköpfe tanzen in Reih und Glied und hier und da rennt auch eine Dame in Anzug und mit Gasmaske über die Bretter, die die Welt bedeuten. Dazu der doch recht gewöhnungsbedürftige Quitsch-Quatsch-Sound der mittlerweile in Berlin ansässigen Band. Ganz nach der Devise "Hauptsache, alle haben Spaß", funktioniert diese Mischung jedoch perfekt. Es ist schier unmöglich, bei Songs wie "Computer In Love", "Anti Anti" oder "Too Much" nicht in Extase zu verfallen. Am Freitag erschien nun das dritte Studioalbum von Bonaparte mit dem Titel "Sorry, We're Open".
Was kommt mit dieser Scheibe auf einen zugerollt? Nun ja, eine Menge. Kratzende Synthies eröffnen das neuste Werk, welches aus insgesamt 15 Tracks besteht, bei denen einer verrückter als der nächste ist. Wer Ritalin nimmt, sollte dies provisorisch absetzen, bevor er diese Platte konsumiert. Der Schabernack nimmt darauf nämlich kein Ende. Auch wenn die einzelnen Songs sich in ihrer Grundidee nicht wirklich unterscheiden, nämlich aufzumischen, wo Stille herrscht, können Bonaparte durch ihren Experimentierwillen überzeugen. Der Punk ist "Sorry, We're Open" nicht abzusprechen. Jedoch zeigt er sich in verschiedenen Facetten. Klingt "A Little Braindead" fast wie eine, aus der Mottenkiste geholte Clash-Nummer, überzeugen Tracks wie "Quarantine" oder "Mañana Forever" durch einen avantgardistischen Charakter, irgendwo zwischen Rockgitarren-Sounds und Spielzeugklängen. Auch Deichkind geben sich die Ehre und verpassen "Alles Schon Gesehen" einen für sie so typischen Anstrich. Ein wenig stereotypes Französisch-Geschmachte ist gewünscht? "C'est À Moi Que Tu Parles" schafft da Abhilfe. Zudem werden dann noch der New Yorker Williamsburg Bridge, dem Hamburger Honorarkonsulat der Kirgisischen Republik und einem Punkt auf der Datumsgrenze, insgesamt drei Koordinaten-Tracks gewidmet. Ganz ehrlich... diese Jungs haben nicht alle Tassen im Schrank und man braucht wirklich eine kleine Verschnaufpause, nachdem der letzte Song "Bonahula" gelaufen ist. Wer Glück hat, findet dabei seine gelockerten Schrauben wieder, alle anderen begeben sich am besten direkt in die nächste Gruppentherapie. "Sorry, We're Open" ist verrückt anders und dadurch wirklich interessant.
Kleiner Einblick gefällig? Hissen wir den Anker... THIS SHIP IS IN QUARANTINE!!!!! WHUAAAA!!!
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