Sonntag, 17. Juni 2012

Album-Vorstellung: Metric "Synthetica"

Sie machen bereits seit 14 Jahren erfolgreich Musik. Die kanadische Band Metric hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1998 kontinuierlich weiterentwickelt und dabei der Welt ein grandioses Album nach dem anderen hinterlassen. Ob das leicht beschwingte Erstlingswerk "Grow Up And Blow Away", das darauffolgende, lauthals nach Revolution verlangende "Old World Underground", der Durchbruchserfolg "Live It Out" oder die letzte Scheibe "Fantasies", all diese Platten zeugen von schier unendlichem Spaß an der Musik und dem Willen immer und immer wieder die eignen klanglichen Grenzen neu auszuloten.
Auch den Ausflug auf einen der sagenumwobenen Vampir-Sampler überstand die Band ohne größere Kollateralschäden und verlor dadurch kaum alte Fans. Im Gegensatz zu vielen anderen gelang es Metric adäquat mit dem neu gewonnenen Erfolg umzugehen. Sie stürmten nicht in die riesigsten Arenen dieser Welt, um dann festzustellen, dass die meisten Teenies doch lieber die Twilight-Filme bei sich zuhause im abgedunkelten Zimmer schauen, als sich wahrhaftig ins Tageslicht hinauszuwagen, um die ein oder andere Soundtrack-Band live zu erleben. 

"Synthetica" ist das dieser Tage erscheinende, fünfte Studioalbum. Und was außen drauf steht, bekommt der Hörer bei Metric auch. Schwerwiegende Synthesizer erzeugen eine eindringliche, anders anmutende Welt, in der man sich gern verliert und die dazu veranlasst den vorbeiziehenden Tag schnell zu vergessen.
Haben viele Indie-Bands rasend von klassischer Rockmusik zu elektronischen Klängen gewechselt, als diese modern wurden, so ließen sich Metric Zeit den künstlichen Klängen Einzug auf ihre Alben zu erlauben. Zwar waren Spielereien in diese Richtung immer auch stilistische Randerscheinungen auf den Vorgänger-Scheiben, doch erst "Synthetica" stützt sich massiv auf ein Grundgerüst aus Synthie-Beats, ohne das es sonst nicht funktionieren würde. Die ersten Tracks "Artificial Nocturne", "Youth Without Youth", "Speed The Collapse" und "Breathing Underwater" docken dort an, wo "Fantasies" aufhörte. Dabei lassen die Sounds das Herz schneller schlagen und man gerät sofort in Tanzlaune.
Mit "Dreams So Real" beschreiten die vier Kanadier dann neue Pfade und werden so elektronisch, wie man es von Metric noch nicht kannte. Ein Schnarren hier, ein Zirpen dort und die alles verbindende, unglaublich einzigartige Stimme von Sängerin Emily Haines sorgen auch in den folgenden Songs für einen innovativen Anstrich. "Lost Kitten" klingt wie ein süßes Kinderliedchen auf Drogen. "The Void" katapultiert das Gehör ins Weltall, bevor "Synthetica" den Hörer zurück auf den Boden der Tatsachen holt und erstaunlicher Weise enorm an die punkigen Songs vom Album "Old World Underground" erinnert.
"Clone", "The Wanderlust" (mit Altmeister Lou Reed im Duett) und "Nothing But Time" bilden dann ein furioses, futuristisch anmutendes Ende für das aus elf Tracks bestehende Album.
Man muss an dieser Stelle wirklich den Hut ziehen. Metric haben erneut bewiesen, dass es ihnen definitiv nicht an Kreativität und Einfallsreichtum mangelt. "Synthetica" ist ein zukunftsweisendes, gut durchdachtes Konzeptalbum, wie es sicherlich auch gern andere Bands in ihren Backkatalog aufnehmen würden, die selbst jedoch viel zu rasant neue Musik produzierten, welche dann wie eine Motte im elektronischen Insektenvernichter verglühte.

Für ein umfassendes "Einhörerlebnis" kommt hier nun ein Stream zum kompletten Album, welchen Metric selbst auf ihrer Soundcloud-Seite zur Verfügung gestellt haben:


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen