Album-Vorstellung: Solander "Monochromatic Memories"
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Solander |
Gut gehütete Geheimnisse gibt es auch innerhalb der Musikbranche zu lüften. Heute treibt uns der unstillbare Forschergeist an und wir greifen beherzt zu Werkzeug und Arbeitsmontur, um mit vollster Kraft in den Tiefen der akustischen Vielfalt zu schürfen. Es gilt eine Menge Schutt beiseitezuschaffen, bis wir schließlich in einen Raum gelangen, der durchzogen ist von funkelnden Harmonien und bittersüßen Melodien. Das aus Malmö stammende Duo Solander beehrt uns dieser Tage mit seinem dritten Album. Fredrik Karlsson und Anja Linna verstehen es von jeher recht gut, irgendwo zwischen Folkpop, Indierock und klassischer Songwriterkunst herumzutänzeln. Wie fremdartige, mysteriöse Wesen wirken sie dabei. Anjas Cello-Arrangements verschmelzen in absolutem Einklang mit den durchdringenden Gesängen Fredriks. Diese eindruckende Fusion wird darüber hinaus von allerhand interessanten und wohlklingenden Instrumenten begleitet. Trommeln, Blasinstrumente, Gitarren, Banjos. Mit der Präzision eines Chirurgs fügen Solander ihre Werke zusammen und bringen damit ein jedes Hörerherz dazu, lauter zu schlagen. Nach "Since We Are Pigeons" (2009) und "Passing Mt. Satu" (2011) soll nun "Monochromatic Memories" einen Zufluchtsort für all jene bieten, die den überfluteten Popmarkt satthaben und sich stattdessen nach einer einsamen Klanginsel sehnen.
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"Monochromatic Memories" |
Ein schwerer Verlust, ein heftiger Schicksalsschlag ließ Solander von der Idee abkommen, ihr neustes Album gänzlich der Bedeutung von Natur zu verschreiben. Für den Musikliebhaber bringt das einen unheimlichen Gewinn mit sich. Selten trifft man auf eine Platte, die Schmerz und Bedauern so greifbar macht, ohne im selben Zuge jedoch einen aufgesetzten oder gar künstlichen Beigeschmack zu hinterlassen. Jede einzelne Note auf "Monochromatic Memories" ist perfekt platziert. In Songs wie dem Opener "The Woods Are Gone", dem titelgebenden "Monochromatic Memories" oder dem anrührenden "Preludium" schwingt ein derartige Vergänglichkeit mit, dass es einem die Kehle zuschnürt. Doch beherzigen Solander auch eine Gesetzmäßigkeit, die von vielen Musikern sonst gerne vernachlässigt wird. Denn nur wo Licht ist, kann es auch Schatten geben. Erst durch Fröhlichkeit wird Bedrückung spürbar und aushaltbar. Wenn dann also beschwingte Songs wie "Monday Afternoon" und "Social Scene" verklungen sind, nachdem sie wie Felsen in der Brandung die Stimmung erhellt haben, wirkt der darauf folgende Umbruch intensiver und tatsächlich auch interessanter. Es ist kein einheitlicher Sud, in dem es zu schwimmen gilt, nein, es ist eine von den Gezeiten gepeitschte See. Mal ruhig, mal stürmisch, mal sonnenbeschienen, mal rau und hart. Zu guter Letzt sitzt man dann im "Lighthouse", wirft einen Blick zurück und stellt fest, dass sich jegliche Strapazen gelohnt haben. Zufrieden und erlöst fallen die Augen zu und eine unbändige Last fällt einem von den Schultern.
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