Freitag, 31. Januar 2014

Album-Vorstellung: Broken Bells "After The Disco"

Broken Bells
Broken Bells sind ein akustisches Mammutprojekt. Mit Brian Burton, besser bekannt als Danger Mouse und eine Hälfte des Erfolgsduos Gnarls Barkley, und dem Frontsänger von The Shins, James Mercer, treffen dabei zwei massive Größen der Branche zusammen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten. Dennoch verbindet Burton und Mercer die wohl wichtigste Tatsache, um langfristig erfolgreich sein zu können, nämlich ihre unbändige, niemals enden wollende Liebe für extravagante Ton- und Klangwelten. Kennengelernt haben sich die beiden viel beschäftigten Musiker hinter den Kulissen des dänischen Roskilde-Festivals. Wenige Jahre später saßen sie dann gemeinsam im Studio und arbeiteten an Songs für ein Fusionsalbum aus Indierock und Electronica. Das Resultat dessen, nämlich das selbst betitelte "Broken Bells" (2010), bewies einmal mehr, dass die vermeintlich unvereinbaren phonetischen Pole definitiv miteinander harmonisieren können, wenn die richtigen Menschen hinter den Reglern sitzen. "Broken Bells" sorgte für Lebgesänge aufseiten zahlreicher Kritiker und Tracks wie "The Ghost Inside" oder "Vaporize" wurden zu gefeierten Hits in den Clubs rund um den Globus. Von vielen als einmaliger Geniestreich abgetan, legt das Erfolgsgespann, trotz überquillender Terminkalender, nun erneut nach und präsentiert mit "After The Disco" sein Zweitwerk.

Eine Welle von Begeisterungsstürmen löste ein siebenminütiger Kurzfilm aus, der im Oktober letzten Jahres auf Youtube veröffentlicht wurde. "After The Disco | Part One: Angel an The Fool" bildete sogleich den episch inszenierten Auftakt zur neuen Platte der Broken Bells.


Erzählt wird die intergalaktische Liebesgeschichte zweier junger Menschen, die zwischen Wachen und Träumen zueinanderfinden. Sanfte Farben, reduzierte Melodien und gekonnt gewählte Einstellungen machten den von Jacob Gentry inszenierten Science-Fiction-Streifen zu einem echten Spektakel für die Sinne und befeuerten gleichzeitig die Vorfreude aller wartenden Hörer, die sehnsüchtig nach dem nächsten Coup der Broken Bells verlangten. Als dann einen Monat später die Fortsetzung "After The Disco | Part Two: Holding On For Life" erschien und einen weiteren Einblick in die Soundästhetik des zukünftigen "After The Disco" gewährte, überschlugen sich die Komplimente.


Ohne Happy End, dafür aber an der Spitze des Spannungssiedepunktes, endet der zweite Teil des filmischen Vorabschmankerls und lässt Raum für Spekulationen.

"After The Disco"
Nach der Disco ist vor der Disco. "After The Disco" knüpft nahtlos an seinen Vorgänger "Broken Bells" an, ohne dabei jedoch eine reine Wiederholung dessen zu sein. Während sich James Mercers Stimme in immer neue Galaxien vorkämpft und dabei an Volumen und Wiedererkennungswert gewinnt, webt die Produzentenkoryphäe Burton (u.a. auch verantwortlich für Werke von den Gorillaz, Beck, Sparklehorse oder Norah Jones) einen einzigartigen Klangteppich um das Geschehen. Retroeske Discobeats, psychedelische Soundtexturen und innovative Indietronic-Tupfer jagen durch Nummern wie den verheißungsvollen Opener "Perfect World, das flimmernde "Changing Lights" oder das fulminante "The Remains Of Rock & Roll". "Holding On For Life" glüht wie ein Komet, wenn er die Umlaufbahn eines Planeten durchdringt, "Lazy Wonderland" und "Medicine" schweben schwerelos durch das Rock-Universum und "The Angel And The Fool" wird zu einer funkelnden Ballade, deren Schall sich zwischen den Sternen verliert. "After The Disco" ist ein in sich geschlossener Kosmos, voller exzentrischer Harmonien. Wer einmal in den Raumanzug gestiegen ist, um mit dieser Platte abzuheben, der wird die Heimreise so schnell nicht mehr antreten wollen.

Mittwoch, 29. Januar 2014

Gewinnspiel: Solander "Monochromatic Memories"

Solander
Monochrom bedeutet einfarbig. Einfarbigkeit kann, je nach zugrunde liegender Kolorierung, die unterschiedlichsten Gemütszustände im Betrachter heraufbeschwören. Heftiges Rot lässt ihn vielleicht aggressiv werden, ein sattes Grün weckt bei dem einen oder anderen eventuell Gefühle der Hoffnung, wohingegen ein dunkles Blau schnell für Verunsicherung und Kälte sorgt. Wenn man ein Bild zu Solanders "Monochromatic Memories" malen müsste, das wir euch am letzten Freitag vorstellten, dann wäre dies wohl durchzogen von Grau- und Pastelltönen. Ohne große Schattierungen. Pur und klar. Mit den zehn auf dem Album befindlichen Stücken können sich Solander ohne viel Aufhebens in die Großartigkeit von Werken wie My Morning Jacktes "Z" oder Sigur Rós "Ágætis Byrjun" einreihen. Fredrik Karlsson und Anja Linna ist mit der Platte ein introvertiertes Album gelungen, zu dem all diejenigen, die ihre eigenen Emotionen nicht scheuen, dennoch Zugang finden werden.



Wer sich traut, einmal ein Bad in tiefstem Trübsal zu nehmen und sich kurz danach von der akustischen Sonne küssen zu lassen, dem sei unser heutiges Gewinnspiel empfohlen. Wir verlosen, in Kooperation mit Rewika Promotion, ein CD-Exemplar von "Monochromatic Memories". Möchtet ihr dies gern euer eigen nennen? Dann erlaubt uns die Frage nach einem für euch sehr emotionalen Song. Jede Antwort führt automatisch dazu, dass ihr in den Pool aus potenziellen Gewinnern aufgenommen werdet, aus dem am kommenden Samstag, den 01.02.2014 ein Gewinner gezogen wird. Eine Teilnahme an der Verlosung ist über folgende Wege möglich.

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite  liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 29.01.2014 mit eurer Antwort kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Solander" und eurer Antwort an blogfrog87@googlemail.com.

Wir wünschen euch viel Spaß beim Mitmachen und Hören dieses Albums!

Weitere Infos zu Wyoming gibt es unter:
Offizielle Website | Facebookseite | Bandcamp

Montag, 27. Januar 2014

Klassiker der Woche Nr. 81

Joseph Mount // Metronomy
In Scharen pilgerten die Massen 2011 an Metronomys "The English Reviera", um sich dort im Angesicht strahlender Indietronicsounds zu sonnen. Nun warten alle sehnsüchtigst auf die "Love Letters", an denen Joseph Mount und sein Gefolge in den letzten Monaten ohne Unterbrechung geschrieben haben. 1999 sah die Welt hingegen noch anders ganz aus und der zukünftige Ruhm war nur das Hirngespinst eines 16-jährigen Mounts. Dieser war fasziniert von der Welt artifizieller Beats und Harmonien, die man zu Hause am Computer erschaffen konnte. So tüftelte und experimentierte er mit allem, was ihm bei seinen musikalischen Streifzügen in die Hände fiel. Resultat war 2006 schließlich ein erstes instrumentales Album mit dem Namen "Pip Paine (Pay The $5000 You Owe)", welches er bereits unter dem Pseudonym Metronomy veröffentlichte. Kurze Zeit später, und aufgrund der steigenden Popularität und den damit verbundenen Liveauftritten, holte sich Mount dann Unterstützung an seine Seite. Oscar Cash und Gabriel Stebbing, ehemalige Schulkameraden, stockten die One.Man-Show zu einem gut situierten Trio auf gemeinsam wurde fleißig an "Nights Out" gearbeitet, das 2008 seinen Release feierte. Auf genau jener Platte findet sich, neben zahlreichen eizigartigen und wirklich innovativen Tracks, auch unser heutiger Klassiker der Woche. "I told you how long we've got all the time in the world. I've got a thing for you, you've got a thing for me", ertönt es vocallastig und begleitet von einem hintergründigen Wummern am Anfang von "A Thing For Me". Sekunden später hat sich dann bereits ein ganzes Orchester skurriler Synthies und Drum Machines zu den einprägsamen Zeilen gesellt. Wie auf einer Achterbahnfahrt geht es quer durch die Höhen und Tiefen der Tonleiter. Mal beinahe nervig gehetzt und dann doch wieder so unendlich aufregend, dass man einfach nicht genug kriegen kann.


Freitag, 24. Januar 2014

Album-Vorstellung: Solander "Monochromatic Memories"

Solander
Gut gehütete Geheimnisse gibt es auch innerhalb der Musikbranche zu lüften. Heute treibt uns der unstillbare Forschergeist an und wir greifen beherzt zu Werkzeug und Arbeitsmontur, um mit vollster Kraft in den Tiefen der akustischen Vielfalt zu schürfen. Es gilt eine Menge Schutt beiseitezuschaffen, bis wir schließlich in einen Raum gelangen, der durchzogen ist von funkelnden Harmonien und bittersüßen Melodien. Das aus Malmö stammende Duo Solander beehrt uns dieser Tage mit seinem dritten Album. Fredrik Karlsson und Anja Linna verstehen es von jeher recht gut, irgendwo zwischen Folkpop, Indierock und klassischer Songwriterkunst herumzutänzeln. Wie fremdartige, mysteriöse Wesen wirken sie dabei. Anjas Cello-Arrangements verschmelzen in absolutem Einklang mit den durchdringenden Gesängen Fredriks. Diese eindruckende Fusion wird darüber hinaus von allerhand interessanten und wohlklingenden Instrumenten begleitet. Trommeln, Blasinstrumente, Gitarren, Banjos. Mit der Präzision eines Chirurgs fügen Solander ihre Werke zusammen und bringen damit ein jedes Hörerherz dazu, lauter zu schlagen. Nach "Since We Are Pigeons" (2009) und "Passing Mt. Satu" (2011) soll nun "Monochromatic Memories" einen Zufluchtsort für all jene bieten, die den überfluteten Popmarkt satthaben und sich stattdessen nach einer einsamen Klanginsel sehnen.

"Monochromatic Memories"
Ein schwerer Verlust, ein heftiger Schicksalsschlag ließ Solander von der Idee abkommen, ihr neustes Album gänzlich der Bedeutung von Natur zu verschreiben. Für den Musikliebhaber bringt das einen unheimlichen Gewinn mit sich. Selten trifft man auf eine Platte, die Schmerz und Bedauern so greifbar macht, ohne im selben Zuge jedoch einen aufgesetzten oder gar künstlichen Beigeschmack zu hinterlassen. Jede einzelne Note auf "Monochromatic Memories" ist perfekt platziert. In Songs wie dem Opener "The Woods Are Gone", dem titelgebenden "Monochromatic Memories" oder dem anrührenden "Preludium" schwingt ein derartige Vergänglichkeit mit, dass es einem die Kehle zuschnürt. Doch beherzigen Solander auch eine Gesetzmäßigkeit, die von vielen Musikern sonst gerne vernachlässigt wird. Denn nur wo Licht ist, kann es auch Schatten geben. Erst durch Fröhlichkeit wird Bedrückung spürbar und aushaltbar. Wenn dann also beschwingte Songs wie "Monday Afternoon" und "Social Scene" verklungen sind, nachdem sie wie Felsen in der Brandung die Stimmung erhellt haben, wirkt der darauf folgende Umbruch intensiver und tatsächlich auch interessanter. Es ist kein einheitlicher Sud, in dem es zu schwimmen gilt, nein, es ist eine von den Gezeiten gepeitschte See. Mal ruhig, mal stürmisch, mal sonnenbeschienen, mal rau und hart. Zu guter Letzt sitzt man dann im "Lighthouse", wirft einen Blick zurück und stellt fest, dass sich jegliche Strapazen gelohnt haben. Zufrieden und erlöst fallen die Augen zu und eine unbändige Last fällt einem von den Schultern.



Mittwoch, 22. Januar 2014

Gewinnspiel: Wyoming "Fountain"

Wyoming
Schon oft haben wir darüber berichtet, dass das Label AdP Records aus Kulmbach, einen mehr als guten Riecher für Nachwuchstalente aus der Heimat besitzt. Nun heißt es erneut "Auf die Plätze, fertig, los!", und zwar dieses Mal für das Herrentrio Wyoming. Wyoming, liegt das nicht in den USA? Ja, Namenspate für die Band aus Lorch am Rhein könnte tatsächlich der bevölkerungsärmste, viereckige Bundesstaat im Herzen der Vereinigten Staaten gestanden haben, ist dieser doch von jeher Sinnbild für ausladende Naturgebiete und Unbefangenheit. So mögen es auch die musikalischen Wyoming, ihre Songs in mächtige Synthielandschaften zu betten, sie ohne Begrenzungen in alle Richtungen wandern zu lassen und dabei die kurvigsten Fahrten durch den Indiepop zu wagen. Ungeahnte Freuden erwarten da ein jedes Ohr, sobald sich das Debüt der drei Herren "Fountain" auf den Plattenteller verirrt hat und die Nadel beginnt, durch die Spurrillen des Vinyls zu gleiten. Ungeahnte Freuden? Unknown Pleasures? Wir sparen heute nicht mit Anspielungen, erinnert das Cover von Wyomings "Fountain" doch irgendwie auch entfernt an das Debüt von Joy Division. Allerdings eher an eine sanftere und buntere Version. Stürzen wir uns nun genüsslich in viele weitere Assoziationsspiele und widmen uns den Songs auf dem Erstlingswerk der Rheinländer.

"Fountain"
"Man/Machine", ein rauschendes, Melancholie verliebtes Bildnis akustischer Feinheit, begrüßt den Hörer auf "Fountain". Behutsam zieht das Stück an den vielen Strippen und Seilen, die jenen Vorhang in Bewegung setzen, der zuvor den Blick auf das kommende Schauspiel versperrt hat. Und dieses wird gewaltig. Mit einer Mischung aus Postrock, Noise und Synthie Pop fährt das Album eine extrem gewichtige Schwere auf, die es aber dennoch schafft, leichtfüßig vom Boden abzuheben. Dieser vermeintliche Widerspruch ist vor allem in der Konfrontation der ansässigen tonalen Texturen mit der sanften Stimme des Sängers David Stieffenhofer begründet. Stieffenhofer verleiht Tracks wie "Afterword" oder "Weary Boat" ein dumpfes, schwaches Leuchten auf tiefschwarzem Grund, wohingegen "Rapid. Eye. Movement. Sleep." und "Parasites" in genau diesem versinken. Begleitet wird Sieffenhofer an Gitarre, Synthesizer und Schlagzeug von Sascha und Manuel Lukas. Mit vollster Hingabe entwickelt das Trio ganz selbstverständlich surrealistische Melodien wie bei "Cave & Bear" oder lässt mit "Goodbye, My Dear" den Boden eines jeden Clubs erbeben. AdP Records haben sich nicht getäuscht. Wyoming dürften eine steile Karriere vor sich haben.




Wo wir nun schon von "Fountain" und dessen Vinylausgabe geschwärmt haben, möchten wir euch natürlich auch die Chance auf ein passendes Exemplar der 12" bieten. Dafür sollt ihr uns dieses Mal mitteilen, welches denn euer Lieblingsalbumcover ist. Bis einschließlich kommenden Freitag, den 24.01.2014, könnt ihr euer CD- oder Plattenregal noch durchstöbern, um uns dann eure Antworten über einen der beiden folgenden Wege zu verraten.

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite  liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 22.01.2014 mit eurer Antwort kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Wyoming" und eurer Antwort an blogfrog87@googlemail.com.

Viel Erfolg!

Weitere Infos zu Wyoming gibt es unter:
Offizielle Website | Facebookseite

Dienstag, 21. Januar 2014

Happy Birthday

"Einen hab ich noch..." wird heute zwei Jahre alt. 500 Artikel und weit über 25000 Klicks liegen dabei nach 24 Monaten hinter uns. Das ist ein Grund zu feiern und optimistisch in die Zukunft zu blicken. Wir bedanken uns bei allen Lesern und Interessierten für eure Unterstützung, eure Neugier und eure Rückmeldungen bezüglich unseres Blogs. Auch weiterhin werden wir unser Bestes geben, um euch mit den hörenswerten akustischen Neuigkeiten zu versorgen, die wir auftreiben können. Ein großes Danke geht aber auch in Richtung unserer Kooperationspartner Kultmucke und Pink Pong, die uns im letzten Jahr eine breitere Plattform boten und gemeinsam mit uns lesenswerte Konzepte entwickelten. Ebenfalls nicht unerwähnt sollen all die fleißigen Bienchen in den Label- und Promotionbüros bleiben, welche uns stets mit gesungenen, gerappten oder instrumentalen Vorschlägen und Neuerscheinungen versorgten, aus denen wir die besten Perlen für unser wöchentliches Programm herauspicken konnten. Und zu guter, wichtiger Letzt gehen weitere Danksagungen zu den Personen, die unser Leben oft umso lebenswerter machen. Liebe Musiker, ihr macht den Alltag zum Tagtraum! DANKE!
Nun wären wir nicht "Einen hab ich noch...", wenn wir nicht noch eine kleine Überraschung parat hätten. Die New Yorker Künstlerin Reba Hasko spielte extra für unseren Ehrentag einen wunderbaren Geburtstagstrack ein, den ihr ab heute auf unserem neuen Soundcloud-Account finden könnt. HAPPY BIRTDAY!


Montag, 20. Januar 2014

Klassiker der Woche Nr. 80

Warpaint
Es ist ein altbekanntes Phänomen. Sobald man sich mit der neusten Veröffentlichung einer Band oder eines Künstlers auseinandersetzt, greift man oft beiläufig auch zu den vorangegangenen Alben jener Acts. Das beschriebene Szenarium spielte sich auch jüngst in unserer Redaktion ab, als das neue Warpaint-Album in unseren Briefkasten flatterte. Noch bevor es die Platte schaffen konnte, unsere Gehörgänge zu erobern, pflasterten wir den zu bewältigenden Weg erneut mit den Klängen von "The Fool", dem Erstlingswerk der Damen aus Los Angelos. Vor allem "Shadows" hat uns dabei einmal mehr in seinen Bann gezogen, sodass wir es seit mehreren Wochen vor uns hinsummen. Und das in einem unerbittlichen Ausmaß. Der Track hat sich exakt in der Mitte des melancholisch entschleunigten Albums niedergelassen. Auf halber Wegstrecke verschlingt "Shadows" den Hörer und hüllt ihn in einen Kokon aus dichten Lo-Fi-Texturen. Verloren und gefunden. So wunderschön der Text von "Shadows" auch sein mag, umso brillanter ist das Spiel mit unterschiedlichen Tempi und Lautstärken, welches der Song offeriert und das ihn zu einem Paradebeispiel für intelligentes Songwriting macht. Mit der Dynamik eines, sich durch die Fluten kämpfenden, Schiffes, wälzt sich die Nummer durch die Unendlichkeit. Mehr kann ein wahrer Klassiker der Woche definitiv nicht bieten und wir sind gespannt, wann uns dieses Meisterwerk wieder loslassen wird. Vermutlich nie.


Freitag, 17. Januar 2014

Album-Vorstellung: Warpaint "Warpaint

Warpaint
Wir reisen zurück in das Jahr 2004 und die Stadt der Engel. Während ein lauer Wind die Palmenblätter auf dem Hollywood Boulevard dazu bewegt, sanft auf- und abzuwippen, greifen ein paar einheimische Frauen beherzt zur Farbe und schmieren sich eine auffällige Kriegsbemalung ins Gesicht. Warpaint nennt sich die Formation aus den vier angriffslustigen Musikerinnen, von denen hier die Rede ist und die genau in diesem Moment ein akustisches Bündnis eingehen. Doch wem wollen Emily, Theresa, Jenny Lee und Stella den Kampf ansagen? Nun, vielleicht dem Bild, das die Menschen im Laufe der Jahre von Los Angeles oder den Vereinigten Staaten als solchen gewonnen haben. Das immer strahlende und von der dort ansässigen Unterhaltungsindustrie propagierte Image scheint es kaum zuzulassen, dass eine aufstrebende Girlband so gar nicht in das Klischee der jungfräulichen Popsternchen passen will. Warpaint sind dennoch anders. Authentisch, entzaubert und wahrhaftig. Mit ihrer spröden, und gleichzeitig enorm anziehenden, Ausstrahlung avancieren die Damen binnen kürzester Zeit zur großen Nachwuchshoffnung im Alternativebereich. Die Debüt-EP "Exquisite Corps" und das 2010 erschienene Album "The Fool" untermauern ihren Ruf als Post-Rocker der Extraklasse. Wer Warpaint einmal live erlebt hat, versteht schnell, dass es hier ums Wesentliche geht. Nämlich starke Melodien, interessant gestrickte Basslines, knallige Rhythmen und hypnotische Gesänge. Und das alles ohne großen Schnickschnack. Pur, wie die reine Essenz von Kreativität und Talent.

"Warpaint"
In den letzten 24 Monaten arbeiten Warpaint mit unbändiger Energie an der Fortführung ihres steilen Karrierestarts, der nun in der Veröffentlichung des selbst betitelten "Warpaint" mündet. Zahlreiche prominente Wegbegleiter scharrten sich dabei um die Amerikanerinnen. Sei es Mark Ellis alias Flood (u.a. verantwortlich für Arbeiten von PJ Harvey oder New Order), der Radiohead-Produzent Nigel Godrich oder das Regietalent Chris Cunningham, welches mit der Bassistin Jenny Lee verheiratet ist und schon Videos für Björk, Madonna und Portishead gedreht hat. Letztgenannter begleite das Quartett dann auch noch ausgiebig mit seiner Kamera und dokumentierte somit auf eindrucksvolle Weise die Entstehung von "Warpaint". Zudem schenkte er den Damen ein unglaublich intensives Albumcover, welches nun die Platte ziert.
"Warpaint" wird durch ein schnittiges "Intro" eröffnet und lädt somit, ohne große Umschweife, direkt in den Kreis der vier Ladys ein. Als stünde der Hörer in ihrer Mitte und könne sie genüsslich dabei beobachten, wie sie ihre Instrumente für das folgende "Keep It Healthy" vorbereiten. "Love Is To Die", das schon als Vorabsingle entzückte, ist im weiteren Verlauf genauso einprägsam wie das famose "Biggy" oder der emotional aufwühlende Track "Teese". Das Spiel mit Entschleunigung, Schlichtheit und auditiver Genügsamkeit macht "Warpaint" zu einem grandiosen Zweitwerk, von dem manch andere Band nur so träumen dürfte. Fans der kalifornischen Truppe werden sich über die Expansion des Charmes von "The Fool" auf "Warpaint" freuen und doch leichzeitig auch Songs wie das aufbegehrende "Disco//Very" oder das düster flammende "CC" abnicken. Cool und mit viel Understatement, versteht sich. Nachdem mit "Son" der letzte Funken des 12 Stück starken Albums verglüht ist, drückt man fast unwillkürlich erneut auf den Play-Button, beziehungsweise lässt die Plattennadel wieder zum Rand der Vinyl wandern, um einmal mehr durch die Klangwelten von Warpaint wandern zu können.



Mittwoch, 15. Januar 2014

Vorstellung + Gewinnspiel: Kultverdächtig I (Compilation)

Zusammen mit dem Berliner Onlinemagazin Kultmucke haben wir in den letzten Monaten an einem ganz außergewöhnlichen Projekt gearbeitet, welches am 20.12.2013 das Licht der Welt erblickte und nun langsam aber sicher versucht, Laufen zu lernen. Nein, wir müssen uns korrigieren, es rennt bereits freihändig in Richtung Zukunft.


2013 stellte Kultmucke, im Rahmen der Rubrik "Kultverdächtig", insgesamt neunzehn Musikern und Bands die Frage "Was bedeutet Musik für euch?" und erhielt darauf die unterschiedlichsten, teils auch recht skurrilen, Antworten. Allesamt in ihrer Aussage jedoch immer plausibel. Es kommt eben nur auf den Blickwinkel an.

"Kultverdächtig" startete im Februar 2013 als Kolumne auf Kultmucke.de. Das etwas andere Künstlerportrait machte es sich dabei zur Aufgabe, im undurchsichtigen Branchenozean, nach noch unentdeckten akustischen Perlen zu tauchen. Und es wurden bei diesem Unterfangen einige gefunden, die in ausführlichen Beiträgen einer breiten Leserschaft vorgestellt wurden.

Irgendwann war es dann an der Zeit, den nächsten Schritt zu wagen. Nachdem alle gefeaturten Künstler bereits exzellente Coverversionen für die Kultverdächtig-Playlist auf Soundcloud beigesteuert hatten, erklärten sich schließlich einige unter ihnen dazu bereit, auch das neuste Projekt von Kultmucke zu unterstützen. Gemeint ist die erste offizielle Kultverdächtig-Compilation „Kultverdächtig I“.
16 Acts beweisen innerhalb von 17 einzigartigen Tracks ihr Können. Mit stolzgeschwellter Brust können wir so, in Kooperation mit Kultmucke, musikalische Highlights wie Yalta Clubs „Fireman’s Comin‘“, Memoriez „Vibes Last Train“ oder „Repetition“ von den Schweden This Is Head, Raritäten von Phia, Farao oder Peter Piek und teilweise auch extra für das Projekt eingespielte Stücke, wie zum Beispiel LUAIs „One Step (Acoustic)“ oder das markerschütternde „Enroute“ von Rufus Dipper, präsentieren. Als ganz besonderes Highlight rahmt die New Yorkerin Reba Hasko die Playlist mit zwei wunderbaren Versionen ihres Stückes "Oh Ye Of Little Faith" ein.
Die Titelauswahl auf „Kultverdächtig I“ ist so bunt wie die kreativen Köpfe, die hinter ihnen stecken.  Hörproben zur Compilation gibt es hier:



Darüber hinaus bietet die Artikelreihe "Kultervdächtig I - The Stories Behind The Tracks" einen detaillierten Einblick auf die Entstehungsgeschichte der Compilation und gibt zahlreiche Anekdoten und Informationen zu den einzelnen Tracks preis. Die entsprechenden Beiträge sind nur einen Klick entfernt:
Teil 1
Teil 2
Teil 3

Erhältlich ist die "Kultverdächtig" bei folgenden Download- und Streamingportalen
iTunes | Amazon | Musicload | Spotify

Zudem gibt es eine handgemachte und streng limitierte CD-Version von "Kultverdächtig I", die ebenfalls ein wunderschönes Poster enthält. Bei Interesse schickt einfach eine Mail an kompilation@kultmucke.de.

Eine Projekt wie "Kultverdächtig I" lebt letzten Endes aber natürlich vor allem durch seine Hörer. Was sagen denn beispielsweise willkürlich auf den Straßen von Berlin ausgewählte Passanten zu den Tracks der Scheibe? Das folgende Video verrät es uns.

 
Last but not least möchten wir nun zwei Lesern unseres Blogs die Chance bieten, jeweils eine der streng limitierten physischen Versionen des Albums zu gewinnen. Alles, was ihr dafür tun müsst, ist uns mitzuteilen, was Musik denn für euch bedeutet. Lasst euren Gedanken bis einschließlich kommenden Freitag, den 17.01.2014, und über einer der beiden folgenden Wege, freien Lauf.

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite  liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 15.01.2014 mit eurer Antwort kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Kultverdächtig I" und eurer Antwort an blogfrog87@googlemail.com.

Wir drücken die Daumen und wünschen euch viel Freude mit "Kultverdächtig I"!

Weitere Infos zu allen Künstlern und dem Projekt gibt es unter:
Offizielle Website | Facebookseite