"E1NEN HAB ICH NOCH..." ist ein virtuelles Sammelsurium für Musik. Der gleichnamige Blog bündelt und filtert Neuigkeiten aus den unendlichen Weiten der verschiedensten Genres. Dabei gilt stets die Devise: Den Song oder diese Platte sollte man noch gehört haben!
Donnerstag, 22. August 2013
Album-Vorstellung: Braids "Flourish // Perish"
Braids
Im Falle von Braids lässt der Name der Band nicht unbedingt Rückschlüsse darauf ziehen, was für eine Art von Musik das Trio aus Montreal eigentlich kreiert. Denn als Braids bezeichnet man langläufig jene markanten Rastazöpfe, die vorwiegend Reggae- und Dancehall-Künstler auf ihren Köpfen tragen. Nur sind weder jamaikanische Trommeln noch Hammond-Orgeln oder andere, für die genannten Genres typische, Instrumente in den Songs der 2006 gegründeten Formation zu finden. Im Gegenteil. Es sind eher ruhige, recht akzentuierte und vorwiegend synthetische Arrangements, die den Sound von Braids ausmachen.Waren auf dem Debüt "Native Speaker" (2011) noch frische, lebendige Kompositionen zu hören, haben Braids sich für ihr neues Album von der klanglichen Farbfreude abgekehrt, verbannten, mit einer einzigen Ausnahme, jegliche Gitarren aus ihrem Repertoire und gaben sich kompromisslos der starken Anziehungskraft elektronischer Klangkonstrukte hin. Das Ergebnis dessen manifestiert sich nun auf "Flourish // Persih", dem Zweitwerk der Neo-Psychedeliker.
"Flourish // Perish"
"Flourish // Perish" klingt nach einer aufblühenden Liebeserklärung, einem glänzenden Vollmond am Mitternachtshimmel, einer nicht enden wollenden Reise, einem Strudel aufgewirbelter Staubteilchen, einem Schwall dicker Regentropfen, einem sanft beleuchteten Dachboden, einer blanken Buchseite, einem verwaschenen Gemälde. Die Kraft, mit der Songs wie "Victoria" oder "Together" mentale Bilder erschaffen, ist absolut überwältigend. Gleichzeitig schlängeln sich die zarten Gesänge von
Raphaelle Standell-Preston leichtfüßig durch einen Wald aus archaischen, strukturellen Beats. Das Runde trifft auf das Eckige. Und woher kennen wir dieses Motiv? Genau, von dem schlichten Albumcover der Platte, auf dem eine mysteriöse schwarze Kugel, von der Horizontlinie durchschnitten, über einem grauen Meer schwebt. Echoes schallen durch die Szenerie, wiegen den Verstand im Takt ihrer wellenartigen Auswüchse. Ob "Ebben" oder "In Kind", die Tracks auf "Flourish // Perish" vereinen interessanteste Elemente aus Ambient, Trip Hop und Electronica in sich und geben diese geballt an den Hörer weiter. So erhöht sich der Herzschlag, während "Fruend" im Hintergrund auf- und absprudelt, "Girl" sanft erzittert und "Amends" zum lodernden Inferno heranwächst. Die Höhepunkte des akustischen Genusses auf dem 10 Track starken Album bilden jedoch eindeutig die Stücke "December" und "Hossak". Ersteres betörend wie ein romantisches Märchen, wohingegen "Hossak" hinter seiner unschuldigen Fassade ein verheerendes Geheimnis zu verstecken scheint.
"Flourish // Perish" ist allem voran ein vergänglicher, flüchtiger Glücksmoment, der in keiner gut sortierten Sammlung fehlen sollte.
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