Freitag, 31. Mai 2013

Album-Vorstellung: Efterklang "The Piramida Concert"


Es ist oft eine ganz eigentümliche Magie, die von einem klassischen Orchester ausgeht. An der Formschönheit von Kontrabass, Violine, Flügel oder einem der zahlreichen anderen so fein ausgearbeiteten Instrumente kann man sich nur schwer sattsehen, beziehungsweise sich deren Zauber entziehen. Das Zusammenspiel der einzelnen Elemente fasziniert dabei durch seine Besonderheit und Einzigartigkeit. Dazu kommen meist elegant gekleidete Musiker, die den Esprits vergangener Zeiten wiedererwecken und sich mit vollster Hingabe ihren akustischen Gerätschaften widmen. Vom vollen Klang eines mehrköpfigen Ensembles mal ganz abgesehen, bleibt die Gewalt einer solchen Vereinigung häufig lange unvergessen. Ähnlich ging es vielleicht auch manchem Besucher, der an einem von zwei Abenden im Oktober des letzten Jahres, in die Konzerthalle der Kopenhagener Royal Academy Of Music schritt, um dem neusten Streich der dänischen Post-Rock-Band Efterklang beizuwohnen. Denn das Trio stand nicht allein auf der Bühne, sondern teilte sich diese gleich mit 33 Musizierenden, dem deutschen Dirigenten André de Ridder, sowie den extra für die Show eingeladenen Special Guests Peter Broderick, Katinka Fogh Vindelev und Budgie (Siouxsie & The Banshees, The Creatures). Unter dem Titel "The Piramida Concert" wurde in diesem Rahmen das 2012 erschienene "Piramida" von Efterklang aus seiner Synthiekulisse gelöst und in ein multidimensionales Live-Arrangement transformiert, welches zuvor in Kooperation mit dem Komponisten Missy Mazzoli entwickelt worden war. Der Mitschnitt zu besagtem Spektakel erscheint am nächsten Freitag, den 07.06.2013, als digitaler Download und in einer wunderschönen schwarz-weißen Vinyl-Version.

Efterklang
Dass es sich bei "Piramida" um ein einzigartiges Album von subtiler Schönheit handelt, wurde im letzten Jahr vielerorts diskutiert. Die Presse schien wie elektrisiert von dem bereits vierten Studioalbum Efterklangs und attestierte Casper Clausen, Mads Brauer und Rasmus Stolberg ein schöpferisches Talent, das weit über dem Durchschnitt liegt. Noch bevor ihnen jene positive Resonanz der Kritiker jedoch überhaupt zuteilwerden konnte, arbeitete das Herrengespann bereits unbekümmert an der Planung der Piramida Concerts, die vorsah 15 Konzerte rund um den Globus und unter Einbeziehung verschiedener Sinfonieorchester spielen zu wollen.

The Piramida Concert
Werfen wir nun einen Blick beziehungsweise ein Ohr auf die Live-Inszenierung ihres "Piramida". Die Anzahl der einzelnen Stücke weicht bei "The Piramida Concert" mit zehn Titeln nicht von der des Originals ab. Allerdings wurde "Dreams Today" durch die B-Seite "So" ersetzt und an das kühle "The Living Layer" hängte sich ein extra für die Tour produziertes und aus der Feder des Komponisten Karsten Fundal stammendes Rudiment mit Namen "Vælv", welches erst wie ein eisiger Gebirgsrinnsal vor sich hinplätschert, bevor es kurzfristig zum akustischen Sturzbach avanciert, der gegen Ende wiederum in sanften Wellen ausklingt. Definitiv eins der Highlights auf der Platte und zudem auch ein Wendepunkt in deren Verlauf. Unterschieden sich die perfekt nachempfundenen und mit hoher Professionalität gespielten "Hollow Mountain", "Apples", "Sedna" und "Told To Be Fine" noch kaum von ihren digitalen Zwillingen, schlägt "The Piramida Concert" nun eine neue Richtung ein. Der Anschlusstrack "The Ghost" zerkratzt sein Ebenbild und raut dessen Oberfläche gehörig mit quietschenden Geigen und majestätischen Bläserchören auf. Endlich stürzt die Erinnerung an "Piramida" ein und es eröffnet sich erstmalig die Möglichkeit, mit deren Bruchstücken ein neues, andersartiges Bauwerk zu errichten, das von der einnehmenden Stimme Clausens umspielt wird. Wenn auch etwas zaghafter, setzt sich dieser neu gefasste, kreative Mut in "Black Summer" fort, welches im Gegensatz zur Ursprungsversion etwas ausgeschmückter und opulenter daherkommt. Auch "Between The Walls" wird zu einer Fusion aus Alt und Neu und überrascht durch großartige Elemente wie aufblitzende Streicher-Highlights und einen durchgängigen operesken Gesang, der als idealer Nährboden für die wunderschönen Lyrics des Tracks dient. "So" läuft außer Konkurrenz. Donnernd und gewaltig bahnt es sich seinen Weg bis "Monument" das Konzert beendet.
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass es sich aus vielen Gründen bei "The Piramida Concert" um eine wunderbare Platte handelt, die im Vergleich zu vielen anderen Konzertmitschnitten vor allem durch ihren kristallklaren Sound überzeugen kann. Zudem fabrizieren darauf begnadete Musiker begnadete Musik. Nur bleibt ein Wehmutstropfen zurück. Denn wenn schon ein komplettes Orchester zur Verfügung steht, dann sollte man diesen Vorteil auch in vollem Umfang ausreizen. Da hilft es nicht, nur zu betonen, es hätten starke Veränderungen stattgefunden, wie es Efterklang gern in Interviews taten, der Hörer sollte diese auch wesentlich intensiver wahrnehmen können. Trotzdem sollte kein Liebhaber des Extravaganten darauf verzichten, sich "The Piramida Concert" ins Plattenregal zu stellen.

 

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