Sarah Assbring alias El Perro Del Mar |
Wortfetzen, leise Melodien und ein weit entferntes Leuchten, das alles trägt der kühle, raue Wind aus dem Norden in diesen Tagen zu uns. Sarah Assbring feiert ihre Rückkehr als El Perro Del Mar mit dem bereits vierten Studioalbum "Pale Fire".
Über sechs Jahre sind seit ihrem internationalen Durchbruch mit dem selbstbetitelten Debut vergangen. "El Perro Del Mar" sorgte 2006 dafür, dass der sogenannte ChamberPop in die Kämmerchen der Musiknarren, Einzug erhielt. Bittersüße, fast schmerzlich schön konstruierte Songs wie "God Knows (You Gotta Give To Get)" oder "Dog" läuteten eine neue Ernsthaftigkeit in der Independent-Musik ein. Und daran änderte sich auf den Folgeveröffentlichungen "From The Valley To The Stars" (2008) und "Love Is Not Pop" (2009) nichts. Assbring versteht es, die Psychologie des Menschen mit ihrem Songwriting zu ergründen und durch zerbrechliche Instrumentierungen und Gesangsparts eindrucksvoll in Szene zu setzen. Wie bei vielen Musikern aus den skandinavischen Ländern, schwingt dabei eine unheimliche Weisheit mit, die fasziniert und eine gewisse Ehrfurcht heraufbeschwört. Mit "Pale Fire" setzt uns die schwedische Ausnahmekünstlerin nun erneut den Seelenspiegel vor und zwingt so zur Auseinandersetzung mit dem Phänomen, Mensch zu sein.
Pale Fire |
Orchestral beginnt die neue Platte samt dem namensgebenden Stück "Pale Fire". Unter "Pale Fire" versteht Assbring den Moment, wenn nach langer Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit im Leben, ein Licht am Horizont erstrahlt, das von einer glücklichen Zukunft kündet. Und genau das transportiert der Track auch. Er strahlt eine Wärme aus, die sich langsam über den Zuhörenden ergießt und ihn am Ende mit einem Lächeln im Gesicht zurücklässt, bereit für alles was da kommen möge. Und das ist in diesem Fall erst einmal der Folgetrack und gleichsam die aktuelle Single "Hold Off The Dawn". Stimmlich erinnert Assbring dabei extrem an Kollegin und Freundin Lykke Li, jedoch mit weniger Mädchencharme und mehr Reife einer erwachsenen Frau. "Home Is To Feel Like That", "I Carry The Fire", "Love Confusion" und "Walk On By" zeigen dann eine neue Seite im Schaffen von El Perro Del Mar. Synthielastiger denn je präsentiert sich Assbring dabei. Sie spielt hier und da mit Up-Tempo-Beats und löst so ein Versprechen ein, dass sie mit den Vorabtracks zum Album "Innocence Is Scence" und "What Do You Expect" gegeben hat. Auch wenn es die zwei Stücke nicht auf das Album geschafft haben, so lebt ihr Geist nun weiter. "Love In Vain" erinnert dann anschließend kurz an Tracks wie das gefeierte "Avalon" von Roxy Music, bevor "To The Beat Of A Dying World" einmal mehr einen Paukenschlag in Richtung Destruktion und Vergänglichkeit setzt. Die beiden finalen Tracks "I Was A Boy" und "Dark Night" kehren nach dem Ausflug in eine neue musikalische Welt, zurück in den Schoss der alt bekannten Sounds und verabschieden sich mit einem Gefühl von Aufgeklärtheit.
"Pale Fire" ist eine grandiose Platte, die zwischen Forstschritt und Besinnung auf die eigene klangliche Herkunft, einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
In der kommenden Woche gibt sich El Perro Del Mar die Ehre und beglückt uns mit zwei Deutschland-Konzerten, am 15.11. (Hamburg // Übel & Gefährlich) und 16.11. (Berlin // HBC). Auch wir von "Einen hab ich noch..." werden dabei sein und ausführlich berichten.
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