Freitag, 13. März 2015

Album-Vorstellung: Modest Mouse "Strangers To Ourselves"

© by Ben Moon
Was tun, wenn man eines Tages vor dem Spiegel steht und das Gefühl hat, die Person, die einen da ganz verdrossen anschaut, nicht mehr zu kennen? Entfremdung kann in vielen Bereichen des Lebens eine zentrale Rolle spielen und manchmal kommt es sogar vor, dass man den Bezug zu sich selbst verliert - sozusagen zu einem Fremden in seiner eigenen Haut wird. Ein Band, die im Laufe ihrer bereits über 20 Jahre andauernden Karriere zahlreiche Metamorphosen und Wandel durchlaufen hat, ist Modest Mouse. Wen sehen Isaac Brock und Jeremiah Green, zwei der drei Gründungsmitglieder, wohl, wenn sie das Sixtett begutachten, dass sie aktuell umgibt und einschließt? Als Außenstehender lässt sich eine gereifte Formation erkennen, die noch immer versucht, eine Lanze für den Indierock zu brechen und das, wo sie doch schon lange beim Majorlabel Sony Music unter Vertrag ist. Modest Mouse klingen nach damals, heute und morgen. Ihr Stil hat sich im Laufe der Zeit kaum und doch gleichzeitig enorm verändert, wie auch ihr neustes Werk "Strangers To Ourselves" dokumentiert.

Wendet sich alle Welt aktuell sphärischen und verträumten Electrokompositionen zu, bleiben Modest Mouse auch auf "Strangers To Ourselves" ihrer Linie treu und stellen Gitarre, Schlagzeug und andere klassische Bandinstrumente in den Vordergrund von Songs wie "Wicked Campaign", der Hitsingle "Lampshades On Fire" oder dem fast schon okkult anmutenden "Shit In Your Cut". Doch gibt es da eben auch all diese feinen akustischen Spielereien, die den 15 Tracks der Platte anhaften und sie zum Glänzen bringen. Da hat es schon fast etwas von David Byrne und seinen Talking Heads, wenn "Pups To Dust", "Ansel" oder das aufgeheizte "The Ground Walks, With Time In A Box" erklingen. Gleichzeitig mischen sich ein paar wenige melancholische Momente wie der titelgebenden Opener "Strangers To Ourselves" unter die sonst recht präsent vertretenden Up-Tempo-Songs. Ganz untypisch für ein Eröffnungsstück sorgt "Strangers To Ourselves" für Entschleunigung und Ruhe. Dem schließen sich "Coyote"und das epische "Of Course We Know" an, wohingegen "God Is An Indian And You're An Asshole" oder "Sugar Boats" für Wüstensand im Ohr sorgen.
"Strangers To Ourselves" ist brillant, und zwar in jedweder Hinsicht.



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