Freitag, 3. Oktober 2014

Album-Vorstellung: Imogen Heap "Sparks"

Imogen Heap geht gern unkonventionelle Wege innerhalb ihrer Karriere. Man darf sie wohl ruhigen Gewissens als eine der letzten wirklichen Ausnahmekünstlerinnen der Branche bezeichnen. Die sympathische Engländerin versteht es, stets mit ihren Visionen und Ideen zu überraschen. Ihr Debüt "iMegaphone", dessen Titel als Anagramm aus ihrem Namen verstanden werden darf, präsentierte 1998 eine junge Imogen Heap, die voller Tatendrang zur Revolution des Pops aufrief. Nach einem Gastspiel an der Seite von Guy Sigsworth (Frou Frou) verabschiedete sich Miss Heap dann jedoch recht schnell von den gängigen Marketingstrukturen der Industrie, verpfändete ihr Haus und spielte mit dem daraus resultierenden Geld ihr Erfolgsalbum "Speak For Yourself" ein. Plötzlich folgte der internationale Durchbruch, der laut Aussagen der Sängerin eventuell der Tatsache geschuldet sein könnte, dass der Track "Hide and Seek", von eben dieser Platte, zwar in einer Folge der Erfolgsserie "The O.C." verwendet, jedoch nicht in den entsprechenden Credits gelistet wurde. "Die Leute mussten somit nach mir suchen", sagt Imogen Heap, "und sich mit meiner Arbeit wirklich auseinandersetzen." 2009 folgte dann das mit einem Grammy ausgezeichnete "Ellipse" und in den letzten vier Jahren vereinzelt Tracks, die allesamt nicht in ein einheitliches Muster zu passen scheinen wollten und nun doch ein Zuhause in dem vierten Studioalbum Imogen Heaps, "Sparks", finden.

Ein einziger Funke kann dazu führen, dass ein gesamter Wald niederbrennt. Ein einziger Funke kann aber auch Leben retten, indem er im richtigen Moment Wärme und Energie spendet. "Sparks" vereint wohl beide Charakteristika in sich. Hört man sich beispielsweise "Lifeline" an, zu dessen Beginn ein Streichholz entzündet wird, spürt man einerseits die ungeheure Kraft, mit der die Komposition Raum einnimmt, und andererseits lassen sich zahlreiche feine Details identifizieren, die das Stück auflockern und ihm Struktur verleihen. Es war auch genau dieser Track, für den Imogen Heap ihre Fans um Aufnahmen der unterschiedlichsten Geräusche bat, von denen sie dann schließlich einige in das Gerüst des Songs integrierte. Mit ihrem Faible für akustische Technologien jeglicher Art und dem unbedingten Willen, ihre Umgebung komplett aufsaugen und wieder und wieder in ihr Songwriting einfließen zu lassen, erschafft Imogen Heap Musik fernab eines gängigen Verständnisses. Zudem wandert "Sparks" munter an dem Gesamtwerk der 36-Jährigen entlang, streift mit "You Know Where To Find Me" die pianolastigen Wurzeln der Musikerin, erinnert mit "Me The Machine" an ihre Soundtrackarbeiten für Filme wie "Die Chroniken von Narnia", greift mit "Propeller Seeds" die Atmosphäre von "Ellipse" auf und stürzt mit "Run-Time" in die Experimentierfreude eines "Must Be Dreaming". Dazu gesellen sich dann noch asiatische Einflüsse ("Cycle Song", "Minds Without Fear", "Climb To Sakteng", "Xizi She Knows") und Sprechgesänge ("Neglected Space", "Telemiscommunications", "The Listening Chair"). Imogen Heap greift mit "Sparks" erneut in die tonale Trickkiste und erweitert den Begriff der akustischen Grenzenlosigkeit - eine sehr kurzweilige Platte, die wirklich Spaß beim Hören macht.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen