Donnerstag, 31. Juli 2014

Album-Vorstellung: Angus & Julia Stone "Angus & Julia Stone"

Angus & Julia Stone
2006 veröffentlichte ein australisches Geschwisterpaar seine erste EP, die den Namen "Chocolates and Cigarettes" trug - eine verspielte Songwriter-Platte. In den darauf folgenden Jahren konnten sich Angus & Julia Stone erfolgreich im internationalen Musikgeschehen platzieren. Kritiker schätzten sie für ihre ausgefallenen Melodien und ihre teils eigenwilligen Gesangspassagen, Fans hingegen verliebten sich in den spröden Charme der in Sydney aufgewachsenen Stones. Ungebunden, frei und authentisch. Das Debütalbum "A Book Like This" und das 2010 erschienene "Down The Way" pflasterten im weiteren Verlauf den Erfolgsweg von Angus & Julia Stone und sorgten vielerorts für Charterfolge und ausverkaufte Konzerte. Doch was tut man, wenn man immer mit dem jüngeren Bruder oder der älteren Schwester assoziiert wird? Wenn man kaum noch als eigenständiger Musiker wahrgenommen wird? Richtig! Man veröffentlicht ein Soloalbum oder auch zwei. Sowohl Julia als auch Angus taten dies mehr als erfolgreich und konnten somit aller Welt beweisen, dass sie auch getrennt voneinander etwas zum allgemeinen Kulturgut beizutragen hatten. Julias "The Memory Machine" und "By The Horns" wurden dabei vom Publikum genauso wohlwollend aufgenommen wie Angus "Broken Brights" - dokumentierten die Platten doch auch die jeweiligen akustischen Präferenzen der Geschwister.

"Angus & Julia Stone"
Nachdem es keine weiteren Pläne für neue Aufnahmen als Duo gab, war es ausgerechnet der legendäre Produzent Rick Rubin, der sich einen Zahn daran ausbiss, Angus & Julia Stone wieder gemeinsam ins Studio zu bringen. Rubin verließ sich dabei vor allem auf die natürliche Kompatibilität der beiden Musiker und führte sie einfach derart oft zusammen, dass sie irgendwann nicht mehr anders konnten, als wiedervereint zu ihren Instrumenten zu greifen. Manche Verbundenheiten lassen sich nun mal nicht verleugnen. So kam es, dass Angus & Julia Stone 13 Songs ausarbeiteten, die dann in Rubins Shangri La Studios eingespielt wurden. Wie bereits bei ihren vergangenen Releases verließen sich die Stones dabei auf getrenntes Songwriting, kamen allerdings irgendwann an einen Punkt, an dem sie sich derart mit den Ideen ihres Gegenübers beschäftigten, wie sie es zuvor noch nie getan hatten. Demnach war "Angus & Julia Stone" als Titel der Platte eine sich geradezu aufdrängende Konsequenz.
"A Heartbreack" eröffnet "Angus & Julia Stone" und fungiert im Zuge dessen auch gleich als tonaler Leitfaden. Wesentlich folkiger und auch deutlich mehr dem Country zugewandt, im Vergleich zu "A Book Like This" oder "Down The Way", präsentiert sich das neue Werk der Australier. Beim ersten Hören kann dies recht schnell zu einem Gefühl von Belanglosigkeit führen - wirken die vormaligen Kanten des Duos hier nun erstaunlich geschliffen. Jedoch ist "Angus & Julia Stone" keinesfalls als Hintergrundmusik für Cafés oder Kneipen gemacht. Man muss sich mit diesem Album auseinandersetzen. Plötzlich entfalten dann Tracks wie "My Word For It", "Heart Beats Slow", "Little Whiskey" oder das finale "Crash And Burn" eine ungeahnte Kraft, wohingegen sich ein "Death Defying Acts" oder "From The Stalls" als stille Balladen, voll bittersüßer Schärfe, entpuppen. Zum absoluten Highlight auf "Angus & Julia Stone" mausert sich, neben Hits wie "Grizzly Bear" und  "Other Things", das zurückgenommene "Please You". Eine unter die Haut gehende Nummer, die durch eine unglaubliche Spannweite überrascht.
Mit 13 Titeln und einer Spieldauer von fast 60 Minuten ist "Angus & Julia Stone", in Zeiten von Minimalismus und Schnelllebigkeit, ein recht umfangreiches Album. Allerdings können wir mit ruhigem Gewissen sagen, dass keine einzige Sekunde davon verschwendet ist.



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