Freitag, 18. Juli 2014

Album-Vorstellung: Alvvays "Alvvays"

Alvvays
Was ist es nur, das so viele Leute an der Vergangenheit reizt? Ist es ihre vermeintliche Überschaubarkeit oder das Gefühl von Kontrolle, das wir oft mit ihr verbinden? Immerhin lässt sich die Vergangenheit nachträglich nicht mehr umschreiben. Sie ist unumstößlich, gesetzt, gefestigt. Allzu oft dient sie als eine Art Blaupause für Gegenwart und Zukunft. Als Inspirationsquelle, als Geschichtenerzähler, als Mahnmal. Auch die kanadische Band Alvvays scheint fest im Gestern verwurzelt zu sein. Und zwar sowohl auf akustischer als auch auf visueller Ebene. Als wären sie einem College-Jahrbuch aus den Sechzigern entstiegen, strahlen Molly Rankin, Kerri Maclellan, Alec O'Hanley, Brian Murphy und Phil MacIsaac von den Pressefotos, die den Release ihres selbstbetitelten Debütalbums begleiten. Hornbrillen, Wollkragenpullies und Streifenshirts fungieren derweil als adäquate Accessoires zum authentischen Retrolook. Soundtechnisch bieten Alvvays einen Mix aus ungeschliffenem Rock, verwaschenem Lo-Fi und funkelndem Power Pop.


"Alvvays"
Die Blogosphäre zeigte sich recht begeistert, als mit "Adult Diversion" und "Archie, Marry Me" erste Songproben von Alvvays im World Wide Web auftauchten. Genau diese Tracks bilden nun den Auftakt des Erstlingswerks der Band. Tatsächlich kann man den beiden Stücken ein gewisses Kultpotenzial zusprechen, sind sie doch gleichsam eingängig wie speziell. Im weiteren Verlauf der Platte kratzt Molly Rankins Stimme herrlich ungeniert über die vielen kantigen Arrangements, die das Debüt der Kanadier zu bieten hat. Doch damit nicht genug. Entgegengesetzt zu der Hektik des einen oder anderen Songs, lassen sich auf "Alvvays" auch besonnenere Augenblicke finden. Zum Beispiel bei  "Ones Who Love You", dem inbrünstigen "Party Police" oder dem von Drum Machines getragenen "Dives". Etwas lauter geht es hingegen bei "Next Of Kin" oder "Atop A Cake" zu. Treibende Beats und sperrige Gitarrenriffs ermuntern zu wilden Tänzen, bis das finale "Red Planet" schließlich das Tempo drosselt und zum Kuscheln unter der Discokugel aufruft. Wer bei "Alvvays" auf musikalische Innovationen hofft, wird gegen eine starre Wall Of Sound laufen. Wer hingegen Lust hat, die Ära des verträumten Garage Rocks aufleben zu lassen, der sollte getrost auf Play drücken.



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